THE BLACK - Der Tod aus der Tiefe. Paul E. Cooley
Tauchplan ausgefüllt und den Schwimmern Bescheid gesagt.«
»Gut«, erwiderte JP. »Was das angeht, müssen wir besser achtgeben. Calhoun hätte uns den Arsch aufgerissen, wenn wir so mit ihm umgesprungen wären.«
»Ach, egal.« Catfish zog seinen Anzug hoch und den Reißverschluss zu. »Hast du alle Sachen verstaut?«
»Ja, wir sind bereit«, bestätigte JP.
Catfish lächelte und stieg ins Boot, das sich kaum bewegte, während er sein Gewicht in die Mitte verlagerte. »Auf geht’s.«
»Weißt du, wo Zicke ist?«
»Klar doch«, antwortete Catfish und zog einen grellgelben, rechteckigen Kasten von seinem Gürtel. Als er einen Knopf daran betätigte, fing es an zu piepen. »Dreihundertfünfzig Yards entfernt, Süd bis Südost.« Das las er von der Anzeige daran ab. Dann schaute er zu JP und lächelte wieder. »Weit genug, um noch ein bisschen Fische zu jagen, was?«
»Aber hallo«, stimmte JP zu.
Er startete den Motor und sie legten vom Tauchdeck ab.
***
Die Brücke befand sich in einem makellosen Zustand. Vraebel nippte schwarzen Kaffee aus einer Aluminiumtasse, an der das eingeprägte Logo von PPE prangte. Er stöhnte genüsslich, als das starke Getränk seinen Rachen hinunterlief. Durch die sauberen Fenster beobachtete er, wie das Zodiac hinaus auf das Meer fuhr. JP Harvey jagte den Motor zu weit hoch, während Standlee am Bug stand wie in einem bescheuerten Actionfilm.
Gut möglich, dass der Techniker von Bord fiel; das würde dem selbstgefälligen Fatzke zweifelsfrei nur recht geschehen.
Gott, wie Vraebel die beiden hasste … Sie waren erst etwas länger als eine Woche hier und hatten es bereits geschafft, den Alltag seiner Crew komplett durcheinanderzubringen. Unangekündigte Abstecher auf den Ozean, keine Tauchformulare oder Ankündigungen, dass sie diese verfluchten Drohnen versenkten.
Teufel auch, sie machten nur Meldung, wenn sie mal etwas vom Personal brauchten – seiner Mannschaft, weder jene von Calhoun noch PPE. Jawohl, es war Vraebels Mannschaft; er hatte jeden Arbeiter auf dieser Insel eigens ausgesucht, außer Calhouns Ausschuss natürlich.
Vize Simpson hatte Vraebel befohlen, alles zu tun, um Calhouns Truppe zu helfen. Ohne sie hätte man die Plattform genauso gut in der Wüste aufstellen können, um Öl zu fördern – oder zumindest dachte dies der stellvertretende Einsatzleiter. Der Aufseher hingegen wusste ganz genau, dass das Unsinn war. Er war zwar kein Geologe, arbeitete aber nun schon seit über zwanzig Jahren auf Ölfeldern und den Weltmeeren. Seine Crew hätte er jederzeit auf eine beliebige andere Bohrinsel abrücken lassen.
Calhoun jedoch besaß die Spielzeuge, die moderne Bohrtechnologie – Standlees neue Roboter. Außerdem sollte diese Geologin Sigler ein wahres Wunderkind sein, aber egal, denn es handelte sich trotzdem ausnahmslos um einen Haufen undisziplinierter, bevorteilter Arschlöcher. Er für seinen Teil war der Ansicht, Calhouns Team könne sich kollektiv ins Knie ficken.
Er hatte Simpson mehrere private E-Mails geschickt und darum gebeten, Standlee gemeinsam mit Harvey der Plattform zu verweisen. Die Antwort des Vizes war knapp ausgefallen und ein Versuch gewesen, Vraebel in seine Schranken zu weisen. Ätzender Schlipsträger. Wenn der Führungsstab eines der wesentlichen Konsortien zur Rohstoffförderung keinerlei Erfahrung mit dem Leben auf einer Bohrinsel hatte, sollte Gott der Welt beistehen.
Das bedeutete, er musste Calhoun gefällig sein oder ihm zumindest aus dem Weg gehen, dies jedoch nur so lange, bis der alte Ingenieur wiederum ihm in die Quere kam. Für Vraebel spielte es überhaupt keine Rolle, ob Calhoun alle reich machen würde oder nicht; dies war seine Plattform, und hier ließ er sich von niemandem etwas befehlen.
Er hatte den Bau des Turms persönlich beaufsichtigt und jeden Tag mit seiner Crew verbracht, während das Monster Stück für Stück zusammengesetzt worden war – Tonnen über Tonnen von Stahl, Druckbehältern, meilenlangen Rohren, Generatoren, Kabeln und Hydraulikvorrichtungen. Er hatte jedes Detail, jeden Winkel und jede Nische dieser gewaltigen Maschinerie überprüft.
Nun trank er noch einen Schluck Kaffee. Vraebel hasste Fördertürme. Sie wurden mitten im Nirgendwo hochgezogen, und zwar ohne jegliche Garantie auf Ausbeute. Darüber hinaus unterzog man sie üblicherweise keiner Tests, und die Ingenieure feilten ständig weiter an der Konstruktion herum – mit anderen Worten: Sie stifteten Chaos mit Ansage.
Leaguer aber gehörte ihm, und diese Anlage würde funktionieren! Schichtführer Steve Gomez und sein Team sollten ihre Aufgabe erfüllen. Dazu war es aber erforderlich, dass schwarzes Gold unter dem Gestein verborgen lag und Calhouns Leute die eine richtige Stelle zum Bohren fanden; dann konnte alles klappen.
Das Zodiac war mittlerweile ein schwarzer Fleck am Horizont geworden. Hätte er die Fahrt nicht mitverfolgt, wäre es ihm gar nicht aufgefallen. Standlee und Harvey schwammen jetzt bestimmt schon mit den Fischen, statt ihrer Pflicht nachzugehen – typisch. Wenn Calhoun ankam, würde sich Vraebel als Erstes lange mit ihm unterhalten müssen.
Auch der Rest der Mannschaft hasste diese beiden Kerle. Sie wusste, dass sie eine Riesensumme Geld erhielten, aber bisher rein gar nichts dafür geleistet hatten. Sie hatten keinerlei Dienste annehmen müssen, weder zur Wartung oder Müllbeseitigung noch zum Putzen – kurz gesagt: Sie taten nur das, wozu sie Lust hatten, und das war den übrigen Crewmitgliedern eben nicht entgangen.
Vraebel lächelte innerlich. Natürlich hatte er dafür gesorgt, dass seine Männer Wind davon bekamen. Niemand würde diese Typen bei einer Pokerrunde mitspielen lassen. Ginge es nach dem Aufseher, müssten sie, soweit es in seiner Macht stand, ein Hundeleben auf der Plattform führen – außer sie stießen wirklich auf Öl. Dann würde man diese Penner als Helden feiern … jedenfalls bei PPE.
Aber das war auch egal. Leaguer war eine Förderplattform und keine Raffinerie. Die Angestellten des Konzerns wurden nicht am Gewinn beteiligt, wenn man von ihren betrieblich steuerbegünstigten Rentenplänen, Aktienbezugsrechten und Boni absah. Unter Ausnahme Letzterer sowie der Tatsache, dass es ihrem Ruf guttat, konnte es der Crew reichlich egal sein, ob die Typen auf Gold stießen – und aus diesem Grund würde sie hart für Vraebel arbeiten. Denn diejenigen, die ihn beeindruckten, konnten überall in der Industrie Jobs ergattern. Und wenn sie versagten? Dann würde er dafür sorgen, dass sie sich sogar schwer dabei tun würden, eine Stelle als Latrinenputzer zu finden.
PPE wollte dem Aufseher ebenfalls eine unerhört hohe Finanzspritze geben, falls die Insel ihren Zweck erfüllte und Öl fand, also nahm er sich vor, einfach freundlich mitzuspielen. Bis zu einem gewissen Punkt sollten Calhoun und seine Leute bekommen, was sie brauchten.
Vraebel blickte hinaus an den wolkenverhangenen Himmel. Weiße Bäusche wie aus Baumwolle verbargen nun die Sonne. In der Wettervorhersage war keine Rede von Regen gewesen, doch der Sturm zog vom Festland her in seine Richtung. Möglicherweise würde es noch ein paar Tage dauern, doch das Tief könnte sich über die Insel wälzen. Er nahm sich vor, den Radar im Auge zu behalten. Die Meteorologen von PPE würden ihn zwar wissen lassen, wenn sich das Unwetter anbahnte, doch das hieß noch lange nicht, dass die Landratten es entdecken würden, bevor es schon über ihnen hing.
Schritte auf den Stufen; jemand kam zur Brücke hinauf. Vraebel nahm noch einen kräftigen Schluck Kaffee und schloss die Augen. Die Gangart der Person klang zögerlich. Er lächelte wieder in sich hinein. Kurz, nachdem sie den oberen Absatz erreicht hatte, ging die Tür zur Brücke auf.
»Hallo, Steve«, grüßte ihn Vraebel, ohne sich auch nur umzudrehen.
»Martin«, entgegnete Gomez. »Haben Sie kurz Zeit für mich?«
Vraebel drehte sich nun mit seinem Sessel zu ihm und nippte abermals an seiner Tasse.
Der Bohrmeister stand mit seiner schmutzig schwarzen Baseballmütze in den Händen im Eingang. Sein dicker Jeans-Overall war überall mit dunklen Flecken gespickt. Steve fuhr sich mit einer Hand durch sein dichtes, schwarzes Haar, während er geduldig abwartete.
»Was