THE BLACK - Der Tod aus der Tiefe. Paul E. Cooley

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anschließend einen Spanner, um die Wicklungen zu straffen. Als das AUV dem Heck des Bootes bis auf wenige Fuß nahegekommen war, setzte er sich auf die Bordwand und schaute in das Wasser. »Soviel zur freien Zeit.«

      JP tat gelassen. »Na ja, wir können ja nachforschen, was mit Zicke schiefläuft.«

      »Vielleicht«, wog Catfish ab. »Lass uns erst einmal zurück zur Plattform fahren; kann ja sein, dass wir später mehr Glück haben.«

      ***

      Nachdem sie das Beiboot wieder am Landesteg vertäut hatten, hängten sie die Hebeleinen ein und zogen das AUV aus dem Wasser. Der motorisierte Lift hatte keinerlei Schwierigkeiten mit den eintausendvierhundert Pfund Stahl und Elektronik.

      Bevor JP die Sonde fertig zur Wartung hochgehievt hatte, lief Catfish die Treppe hinauf und in ihre Koje, um seinen Laptop und verschiedene Kabel zu holen. Alle AUVs verfügten zwar über drahtlose Schnittstellen, um auch ohne direkten Anschluss mit ihnen kommunizieren zu können, doch darauf wollte er es bei Nummer 5 nicht ankommen lassen.

      Nachdem er sich durch die engen Gänge gezwängt und die Stufen erneut genommen hatte, war er erschöpft und außer Atem. JP grinste ihn an.

      »Was?«, fragte Catfish gereizt, während er den Computer mit der Steuerung verkabelte.

      »Würdest du mal mit dem Rauchen aufhören«, meinte JP, »wärst du nach einem kurzen Dauerlauf vielleicht nicht so fix und fertig.«

      Catfish tat die Worte mit einer unwirschen Handbewegung ab, stellte den Laptop auf den Maschinenschaltkasten auf der Ebene und öffnete ihn anschließend. Der Bildschirm zeigte einen grünen Text auf schwarzem Hintergrund. Er tippte die Befehle ein, um eine Verbindung mit dem Bordcomputer des AUVs herzustellen.

      JP stellte sich hinter ihn und blickte über seine Schulter, während Catfish das Diagnoseprogramm durchlaufen ließ.

       »Schon irgendeine Ahnung?«, fragte er.

      Der langhaarige Techniker sog mit zusammengebissenen Zähnen die Luft ein. »Versagen der Ballastkontrolle.« Er schüttelte den Kopf. »Wir müssen sie öffnen und den Schaltkreis austauschen. Herrgott nochmal.«

      »Tja«, entgegnete JP. »Damit hat sich das Fischen wohl endgültig erledigt.«

      »Ganz richtig«, gab Catfish zurück. »Zicke muss schließlich morgen fit sein.« Er wandte sich dem ehemaligen Marinesoldaten zu. »Calhoun will das Führungsrohr und den Bohrlochkopf vollständig abgesichert haben. Falls wir das nicht schaffen …« Er leckte sich die Lippen. »… tritt er mir in den Arsch.«

      »Du könntest doch immer noch das ROV hinunterschicken; es würde das Führungsrohr weitgehend abdecken.«

      Catfish widersprach: »Nein, das ROV ist nicht auf solchen Tiefendruck ausgelegt.« Er knirschte mit den Zähnen. »Dreißigtausend Fuß sind ein bisschen zu viel für ihre Entwurfsparameter. Eins von ihnen schafft es womöglich bis ganz nach unten, aber ich lege keine Hand dafür ins Feuer, dass es nicht implodieren könnte.«

      »Und dann verlieren wir weitere zwei Millionen Dollar?«

      Catfish kratzte sich am Kinn. »Genau. PPE ist schon wegen der Ausstattungskosten aus allen Wolken gefallen, nicht zu vergessen unser Stundenlohn; ich kann es mir einfach nicht leisten, nur eine einzige der Drohnen zu verlieren.«

      JP ging hinüber zu einer Reihe von Werkzeugkästen. Als er und Catfish hergekommen waren, hatten sie direkt nach den AUVs alle Behälter voller Einzelteile und Hilfsmittel für die Elektronik ausgeladen. Er hatte gehofft, dass er sie nicht brauchen würde, doch auch dies war lediglich ein Wunschtraum gewesen.

      Er nahm eine kabellose Bohrmaschine heraus, steckte einen Einsatz auf und hielt sie hoch. »Schreiten wir zur Operation«, sagte er.

       Catfish stöhnte, schickte sich aber an, ihm zu helfen.

      ***

      Das Versorgungsschiff kam früh an. Die Besatzung der Plattform hatte immer noch Pause und noch nichts gegessen.

      Als sie auf der unteren Ebene zusammenkam, hatte man den Bordkran schon hochgefahren. Vraebel kündigte per Lautsprecher an, das gesamte Personal sollte sich unverzüglich zum Essen einfinden. Statt sich ihnen jedoch anzuschließen, machte er sich auf den Weg zum Ausstieg des Schiffs.

      Calhoun und seine Geologin gingen gerade von Bord und betraten die Plattform.

       Er ließ den Blick über die leere Umgebung schweifen, ehe er Vraebel seine breite Rechte anbot. Der Aufseher der Bohrinsel schüttelte sie, lächelte jedoch nicht.

      »Willkommen zurück auf Leaguer«, grüßte er ihn.

      Calhoun schaute sich erneut um. »Wo ist die Crew? Wir müssen das ganze Zeug abladen.«

      Vraebel schüttelte den Kopf. »Sie sind über eine Stunde zu früh dran. Die Crew hat noch nicht gegessen; sobald sie ihre Abendmahlzeit zu sich …«

      »Abendmahlzeit?«, fuhr Calhoun dazwischen. »Das Versorgungsschiff muss schnellstmöglich wieder umkehren. Der Kapitän hat sich den Allerwertesten aufgerissen, um so früh hier zu sein.«

      Der Aufseher widerstand dem starken Drang, diesem Schnösel nahezulegen, doch einfach zur Hölle zu fahren, aber Simpson würde ihm die Eier abreißen, falls er so extrem mit dem Gehirn hinter ihren Bohrarbeiten umsprang. »Nachdem sie gegessen haben, sind sie sofort hier unten zur Stelle, versprochen. Wir entladen dann den Kahn.«

      Calhoun seufzte. »Na gut, meinetwegen. Tut mir leid, Martin. Das war ein sehr langer Tag heute, und der Sturm hat uns gehörig zugesetzt.«

      Sigler stand währenddessen hinter ihrem Vorgesetzten. Dann trat die kleine, dünne Frau schließlich nach vorn und lächelte Vraebel an. Auch sie bot ihm die Hand an, und er nahm sie. »Ms. Sigler«, sagte er.

      Dass die Frau so kräftig zupackte, rang ihm schließlich doch ein Lächeln ab. Er hatte sie schon zweimal getroffen, doch wie stark sie war, verblüffte ihn immer wieder, wenn er ihre Hand schüttelte.

      »Martin«, erwiderte sie, »und nennen Sie mich bitte Shawna.«

      »Ach ja, richtig«, erinnerte er sich. »Shawna.« Er zeigte zur Treppe hinüber. »Falls Sie auch hungrig sind, lade ich Sie herzlich ein, sich zum Essen mit anzustellen.«

      Calhoun suchte den Blick der Geologin. »Shawna? Geh ruhig nach oben, das wird eine lange Nacht; außerdem müssen Martin und ich noch ein paar Fragen diskutieren.«

      Sie zog die Augenbrauen hoch und nickte, ehe sie sich eine schwarze Haarsträhne aus den Augen strich. »Schätze, ich bin dann mal weg. Wo sind Catfish und JP?«

      Vraebel entgegnete verdrossen: »Auf der unteren Ebene; sie führen gerade irgendwelche Wartungsarbeiten an einem der Roboter durch.«

      Shawna schmunzelte. »Ich sage ihnen kurz Hallo, bevor ich mir etwas zu essen schnappe.« Sie ging auf die Treppe zu.

      »Sag ihnen, sie sollen sich auch etwas zwischen die Kiemen schieben!«, rief Calhoun ihr hinterher.

      Sigler drehte sich nicht mehr um, hob aber eine Hand, um zu bestätigen, dass sie ihn verstanden hatte.

      »Martin?«, sagte er dann. »Haben Sie Zeit für einen kurzen Spaziergang?«

      Vraebel biss sich auf die Lippen, nickte aber. Er zeigte zum hinteren Teil des Ladedecks. Während sie schweigend auf die Generatoren zugingen, übertönte das Brummen den Wellengang und die raunende Crew. Als sie schließlich den hintersten Winkel erreichten, schlug er einen langsameren Schritt an und wandte sich Calhoun zu.

      »Also, Thomas, worüber müssen Sie mit mir reden? Es hat doch bestimmt mit …«

      »Zuallererst«, unterbrach ihn Calhoun, »möchte ich mich in aller Form für Standlee und Harvey entschuldigen.«

      Vraebel blinzelte. »Entschuldigen?«

      Der Ältere nickte. »Ja, ich sorge ab jetzt dafür, dass sie sich benehmen. Niemand wünscht sich


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