Dr. Daniel Staffel 3 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 3 – Arztroman - Marie Francoise


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Durchfall oder Verstopfung vielleicht?«

      Marita schüttelte den Kopf. »Nein, Herr Doktor, nichts dergleichen.«

      »Dann kann es nicht am Essen liegen«, folgerte Dr. Daniel. »Was waren das für Schmerzen?«

      Sie versuchte sich zu erinnern, was sie zu Manon Carisi gesagt hatte. »Dieser Schmerz… na ja, das war, als würde jemand alles da drin zusammendrücken und um die eigene Achse drehen.«

      Dr. Daniel mußte lächeln. »Das ist allerdings eine sehr genaue Beschreibung.« Er stand auf. »Gehen wir mal nach nebenan, dann schaue ich mir das an.«

      Hinter dem dezent gemusterten Wandschirm machte sich Marita frei, dann setzte sie sich auf den gynäkoligischen Stuhl.

      »Herr Doktor, glauben Sie… glauben Sie, die Schmerzen kommen wieder, wenn Sie mich jetzt untersuchen?« fragte sie ein wenig ängstlich.

      »Tja, Frau Fendt, das ist natürlich schon möglich«, räumte Dr. Daniel ein. »Je nachdem, um welche Art von Beschwerden es sich tatsächlich handelt. Aber ich verspreche Ihnen, daß ich ganz vorsichtig sein werde.«

      Dr. Daniel rückte mit seinem fahrbaren Stuhl näher und nahm eine erste gründliche Untersuchung vor, bei der er aber keinen krankhaften Befund erheben konnte.

      »Ich werde jetzt noch Gebärmutter und Eierstöcke abtasten«, erklärte er, während er sich erhob. »Letzteres ist leider ein bißchen unangenehm, aber wir kommen wohl nicht darum herum.«

      Als Dr. Daniel den linken Eierstock abtastete, zuckte Marita denn auch zusammen.

      »Hat das weh getan?« fragte Dr. Daniel sofort.

      »Ja, sehr sogar«, gestand Marita. »Es ist so ähnlich wie der Schmerz, den ich gestern hatte – nur nicht ganz so schlimm.«

      Dr. Daniel nickte. »Dann legen Sie sich jetzt bitte mal auf die Untersuchungsliege. Ich muß mir das auf Ultraschall anschauen. Es ist zwar vielleicht nur eine Entzündung, aber ich will doch lieber auf Nummer Sicher gehen.«

      Erschrocken sah Marita ihn an. »Glauben Sie, daß das… etwas Gefährliches sein kann?«

      »Es wäre viel zu früh, um dar-über irgendwelche Prognosen zu stellen«, entgegnete Dr. Daniel, »zumal ich nicht einmal etwas ertasten konnte.«

      Die Worte beruhigten Marita nicht vollends. Schließlich hörte man doch so vieles über Krebserkrankungen, und in vielen Fällen war es schon zu spät, wenn man eine solch bösartige Geschwulst entdeckte.

      Inzwischen hatte Dr. Daniel das Gerät eingeschaltet und verteilte nun das spezielle Gel auf Maritas Bauch, dann ließ er den Schallkopf darübergleiten, während er auf dem Bildschirm beobachtete, was im Körper der jungen Frau los war.

      »Da haben wir ja schon den Übeltäter«, meinte Dr. Daniel. »Es handelt sich um eine gestielte Zyste, die…«

      Marita erschrak zutiefst. »Ist das… Krebs?«

      »Nein, Frau Fendt, keine Angst. Zysten sind nichts anderes als mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume, die überall im Körper entstehen können. Meistens verursachen sie auch keinerlei Beschwerden, aber in Ihrem Fall hat sich die Zyste um den eigenen Stiel gedreht. Deshalb hatten Sie plötzlich so starke Schmerzen.«

      »Und… was kann man da machen?« fragte Marita zögernd.

      »Tja, Frau Fendt, das ist der bittere Tropfen an der ganzen Geschichte«, entgegnete Dr. Daniel. »Ich muß die Zypste operativ entfernen.«

      »Ist das… gefährlich?«

      Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Nicht gefährlicher als jeder andere Eingriff. Natürlich birgt eine Operation immer gewisse Risiken, aber im Grunde ist es kaum anders als eine Blinddarmoperation.«

      Da atmete Marita erleichtert auf. »Dann bin ich ja beruhigt.« Sie sah Dr. Daniel an. »Werden Sie mich operieren, Herr Doktor?«

      Er nickte. »Selbstverständlich, Frau Fendt. Jetzt, da Steinhausen eine eigene Klinik hat, habe ich ja endlich die Möglichkeit dazu.« Dann stand er auf. »Sie können sich wieder ankleiden. Ich werde in der Zwischenzeit nachsehen, wann wir den Eingriff vornehmen können.«

      Während Marita hinter dem Wandschirm verschwand, blätterte Dr. Daniel in seinem Terminkalender.

      »Wir könnten die Operation Donnerstag früh vornehmen«, erklärte er, als seine Patientin ihm gegenüber wieder Platz genommen hatte. »Das würde bedeuten, daß Sie sich am Mittwoch im Laufe des Vormittags in der Klinik einfinden müßten.«

      Marita nickte. »Das geht.« Sie zögerte. »Und… nach der Operation… wie lange muß ich da noch im Krankenhaus bleiben?«

      »Ich würde sagen, bis Montag oder Dienstag – je nachdem, wie rasch Sie sich von dem Eingriff erholen werden. Wie gesagt, es ist keine große Sache, aber Sie bekommen natürlich eine Vollnarkose, und die verkraften manche Patienten besser, andere nicht ganz so gut. Länger als eine Woche müssen Sie allerdings sicher nicht in der Klinik bleiben.«

      »Da bin ich froh.« Sie errötete ein wenig. »Das ist nicht persönlich gemeint, Herr Doktor.«

      Dr. Daniel lächelte. »Ich verstehe das sehr gut, Frau Fendt. Wer legt sich schon gern ins Krankenhaus, nicht wahr?«

      »Da haben Sie recht.« Sie stand auf, um Dr. Daniel zum Abschied die Hand zu geben, und plötzlich meldete sich wieder eine leise Angst. »Herr Doktor, diese Zyste… bösartig kann die doch nicht sein, oder?«

      »Nein, Frau Fendt, ganz sicher nicht«, beruhigte er sie.

      Marita zeigte ein erleichtertes Lächeln. »Gott sei Dank.« Noch einmal gab sie Dr. Daniel die Hand. »Auf Wiedersehen… bis Mittwoch.«

      *

      Unmittelbar nach der Sprechstunde machte sich Dr. Daniel auf den Weg zu Manon Carisi. Er freute sich auf die gemeinsamen Stunden mit ihr. In letzter Zeit hatten sie nur selten Gelegenheit gehabt, sich zu sehen.

      »Na, du lebst ja tatsächlich noch«, begrüßte Manon ihn grinsend. »Deine Schwester hat also Gnade vor Recht ergehen lassen.«

      Dr. Daniel lächelte. »Ich habe mir eine Verbündete gesucht. Gerdi Schuster, die Haushälterin des Pfarrers, hat Irene rein zufällig für heute zum Abendessen eingeladen.«

      »So, so, rein zufällig also.« Manon drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Du bist ja ein ganz durchtriebener Bursche. Und wer verköstigt dann heute deinen Sohn?«

      »Stefan hat Dienst.« Er seufzte. »Manchmal tut er mir richtig leid. Wolfgang hält ihn furchtbar streng.«

      Prüfend sah Manon ihn an. »War deine Assistenzzeit denn leichter?«

      »Nein, das absolut nicht. Professor Thiersch hat mir schon eine Menge abverlangt.« Er lächelte. »Aber ich denke nicht, daß wir jetzt über meine Assistenzzeit sprechen wollen.«

      »Da hast du recht. Eigentlich möchte ich heute nichts über Ärzte, Krankheiten oder Patienten hören«, erklärte Manon, wurde diesem Vorsatz aber selbst gleich wieder untreu. »Das heißt, was ist denn bei Frau Fendt eigentlich herausgekommen?«

      Dr. Daniel grinste. »Ich fürchte, Ärzte können es einfach nicht lassen, sich über Patienten zu unterhalten.« Dann wurde er ernst. »Es war gut, daß du sie zu mir geschickt hast. Sie hat eine Zyste im Eierstock, und zwar eine gestielte Zyste, die sich um ihren eigenen Stiel gedreht hat. Daher kamen die plötzlichen Schmerzen. Ich werde Frau Fendt am Donnerstag operieren.«

      Manon atmete auf. »Ich bin froh, daß es doch etwas verhältnismäßig harmloses ist, obwohl eine Operation ja immer gewisse Risiken in sich birgt.«

      Dr. Daniel nickte. »Das stimmt zwar, aber in diesem Fall müssen wir uns wohl keine allzu großen Sorgen machen. Ich habe schon mehrfach Zysten entfernt, und es lief bisher immer problemlos ab.«

      Manon lächelte. »Du bist eben ein erstklassiger Gynäkologe und darüber hinaus auch noch ein geschickter Chirurg.«


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