Der Occultismus des Altertums. Karl Kiesewetter

Der Occultismus des Altertums - Karl Kiesewetter


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und Erkenntniß.

      4. Sin, Herr der Kronen, zum höchsten Glanz erkoren.

      5. Bin, der Krieger und Herr der befruchtenden Kanäle.

      6. Samas, Richter des Himmels und der Erde.

      7. Maruduk, gerechter Fürst der Götter, Herr der Geburt.

      8. Adar-Samdar, der Mächtige, Krieger unter den kriegerischen Göttern, Vernichter des Bösen.

      9. Nergal, der Edelmüthige, König der Schlachten.

      10. Nebo, Träger des höchsten Scepters.

      11. Belit, Gattin des Bel und Mutter der höchsten Götter.

      12. Istar, die Älteste des Himmels und der Erde, die das Antlitz der Krieger mit Glanz erfüllt.“

      Anderswo[3] heißen die zwölf Monate des Jahres mit ihren Göttern:

      1. Nisannu, Anu und Bel.

      2. Airu, Ea, Gebieter der Menschheit.

      3. Sivanu, Sin, Erstgeborener des Bel.

      4. Duzu, Adar, der Krieger.

      5. Abu, Allat, Herrin des Zauberstabes (Nin-gis-zida).

      6. Ululu, Istar, Herrin der Schlachten.

      7. Tasritu, Samas, der Herr der Welt.

      8. Arak-samma, Maruduk, der große Fürst der Götter.

      9. Kisilvu, Nergal, der große Krieger.

      10. Tebitu, Pap-sukul, Diener des Anu und der Anat.

      11. Sabatu, Bin, Feldherr des Himmels und der Erde.

      12. Addaru, die sieben großen Götter der Planeten.

      13. Makru-sa-addari, (Schaltmonat) Assur, Vater der Götter.

      Mit Leichtigkeit erkennt man in diesen Monaten diejenigen des Kalenders der Juden, welche ihr Jahr mit dem siebenten Monat der Chaldäer beginnen ließen. Der erste jüdische Monat Tischri entspricht dem Tasritu, der Marchesvan dem Arak-samma, der Kaslev dem Kisilvu, der Thebet dem Tebitu, der Schebat dem Sabatu, der Adar dem Addaru, der Nisan dem Nisannu, der Ijar dem Airu, der Sivan dem Sivanu, der Tammuz dem Duzu, der Ab dem Abu, der Elul dem Ululu und der jüdische Schaltmonat Veadar endlich dem chaldäischen Makru-sa-addari.

      Damit endlich, daß man die Planeten vergöttlichte und sie zu den Herren der Zeichen des Tierkreises wie der Monate machte, waren die Grundlagen der Astrologie geschaffen.

      Eine große Anzahl von Sternbildern und einzelnen Fixsternen wurden als Götter niederen Ranges und Genien (musedu) angesehen und nach ihrem Rang und ihrer Bedeutung genau klassifiziert. Man suchte sich ihrer Kräfte durch Anfertigung ihnen geweihter Talismane zu versichern, aus denen dann die astrologischen Bilder entstanden, von denen ich in meinen „Geheimwissenschaften“ ausführlich handelte.

      Diese Astralgeister standen zwischen den Göttern und Menschen und griffen segenbringend oder unheilstiftend in das Schicksal der letzteren ein. Die vier wichtigsten schützenden Genien waren: der bekannte Flügelstier mit dem Menschenhaupt, der sedu oder Kirubu, akk. Alad; der Löwe mit dem Menschenhaupt, lamassu oder nirgallu, akkad. lamass; der menschlich gestaltete ustur und endlich der geierköpfige nattig, welcher Hesekiel bei seiner Beschreibung der vier symbolischen, den Thron Jehovas tragenden Wesen vorschwebte.

      Über diesen Genien standen noch zwei besondere Engelgruppen, die Igigi, die Geister des Himmels, und die Amuna-irsiti (akkad. amuma-ge), die Geister der Erde, welche den phönizischen Kabiren entsprechen.

      Nach Angabe eines Täfelchens aus der Bibliothek von Niniveh gab es außer der obersten Trias sieben höchste Götter, fünfzig große Götter des Himmels und der Erde, dreihundert Geister des Himmels und sechshundert Geister der Erde.

      

      Es ist natürlich, daß die Annahme eines solchen Götter- und Dämonenschwarmes die Aufnahme des akkadischen Beschwörungs- und Zauberritus in die chaldäische Priesterwissenschaft begünstigen mußte, obschon die alten Akkader keine eigentlichen Götter, sondern nur gute und böse Naturgeister kannten, welche die Chaldäer später in Götter, Genien und Dämonen umbildeten.

      Lenormant nimmt an, daß diese Jahrhunderte währende Umbildung und der Ausbau der alten Religion innerhalb der chaldäischen Priesterschulen zur Zeit Sargons I. um das Jahr 2000 v. Chr. abgeschlossen wurde.

      Die obersten Naturgeister der Akkader sind die allad (assyr. sedu), Genien, und lamma (assyr. lamassu), Kolosse, welche jedoch in sehr unklarer Weise bald als gute und bald als böse Geister aufgefaßt werden. Besser sind wir über die eigentlichen Dämonen, utuk, welches Wort aber auch zuweilen einen guten Geist oder die menschliche Seele bedeutet, unterrichtet. Die wichtigsten unter ihnen sind die alal (assyr. allu), Zerstörer, die gigim (assyr. e-kimmu), welcher Name nicht entziffert ist, die tellal (assyr. gallu), Krieger, und endlich die maskim (assyr. rabisu), Nachsteller.

      Diese letzten bilden die wichtigste scharf abgegrenzte Klasse und sind aufs genaueste das Widerspiel der sieben Planetengottheiten, kosmische Dämonen, welche überall störend und vernichtend in das Naturleben eingreifen; „sieben böse Geister, sieben Flammengespenster, sieben Dämonen der feurigen Sphären“.

      Diese sieben Maskim, welche sich als Planetendämonen durch alle Mythologien ziehen[4] und noch als Vorbilder der sieben „Kurfürsten“ der Teufel des Faustschen Höllenzwangs deutlich erkennbar sind, sind die Söhne des Ana, des Gottes und Königs der finstern Welt der Akkader; sie stören die Ordnung des Planetenlaufs, erregen Sonnen- und Mondfinsternisse; sie führen gleich den griechischen Titanen und den Naphelim oder Nephilim des Buches Henoch kurz nach der Schöpfung erbitterte Kämpfe gegen Gott. Sie thronen gleich den Teufeln im Innern der Erde und verursachen Unheil und Umsturz im Himmel und auf Erden. Eine akkadische Inschrift schildert ihr Treiben folgendermaßen mit lebhaften Farben:

      „Die Sieben, sie werden im Gebirge des Westens geboren;

       Die Sieben, sie werden groß im Gebirge des Ostens;

       Sie thronen in den Tiefen der Erde;

       Sie lassen ihre Stimme erschallen auf der Höhe der Erde;

       Sie lagern im unermeßlichen Raum im Himmel und auf Erden.

       Einen guten Namen im Himmel und auf Erden besitzen sie nicht;

       Sie, die Sieben, erheben sich im Gebirge des Westens;

       Sie, die Sieben, legen sich im Gebirge des Ostens zur Ruh. –

       – – Sieben sind es, sieben sind es:

       Sieben sind es in des Oceans tiefsten Gründen, aus dem verborgenen Schlupfwinkel.

       Sie sind nicht männlich, sind nicht weiblich,

       Sie breiten sich aus gleich Fesseln.

       Sie haben kein Weib, zeugen nicht Kinder;

       Ehrfurcht und Wohlthun kennen sie nicht.

       Gebet und Flehen erhören sie nicht.

       Ungeziefer, das dem Gebirge entsprossen,

       Feinde des Ea,

       Sind sie die Werkzeuge des Zornes der Götter.

       Die Landstraße störend, lassen sie auf dem Wege sich nieder,

       Die Feinde, die Feinde;

       Sieben sind sie! Sieben sind sie! Sieben sind sie!

       Geist des Himmels, daß sie beschworen seien!

       Geist der Erde, daß sie beschworen seien! – – –

       Sie sind der Tag der Trauer, der schädlichen Winde!

       Sie sind der verhängnißvolle Tag, der verheerende Wind, der ihm vorausgeht.

       Sie sind die Kinder der Rache, die Söhne der Rache;

      


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