Das falsche Paradies. Stefan Bouxsein

Das falsche Paradies - Stefan  Bouxsein


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Bouxsein wurde 1969 in Frankfurt/Main geboren. Studium der Verfahrenstechnik und des Wirtschaftsingenieurwesens an der FH Frankfurt. Seit 2006 verlegt er seine Bücher im eigenen Traumwelt Verlag.

      Bisher erschienen von Stefan Bouxsein:

       Krimi-Reihe mit Siebels und Till:

      Das falsche Paradies, 2006

      Die verlorene Vergangenheit, 2007

      Die böse Begierde, 2008

      Die kalte Braut, 2010

      Das tödliche Spiel, 2011

      Die vergessene Schuld, 2013

      Die tödlichen Gedanken, 2014

      Die Kronzeugin, 2015

      Projekt GALILEI, 2018

      Seelensplitterkind, 2021

      Der böse Clown (Kurzkrimi), 2014

      Außerdem:

      Kurz & Blutig (Vier Kurzkrimis), 2015

       Humor: Idioten-Reihe mit Hans Bremer:

      Der nackte Idiot, 2014

      Hotel subKult und die BDSM-Idioten, 2016

       Erotischer Roman von Suann Bonnard:

      Die schamlose Studentin, 2017

      Mein perfekter Liebhaber, 2019

      Erfahren Sie mehr über meine Bücher auf:

       www.stefan-bouxsein.de

      © 2021 by Traumwelt Verlag

      Stefan Bouxsein

      Johanna-Kirchner-Str. 20 · 60488 Frankfurt/Main

      www.traumwelt-verlag.de · [email protected]

      Alle Rechte vorbehalten.

      Umschlaggestaltung und Titelbild:

      Nuilani – Design und Kommunikation, Ralf Heller

      www.nuilani.de · [email protected]

      ISBN 978-3-939362-06-7

      5. Auflage, 2021

       Tagebuch

      

       Mein Tagebuch, 28. August 2002

       Heute ist es genau ein Jahr her. Jetzt sehe ich die Dinge, die geschehen sind, mit anderen Augen. Doch es ist zu spät. Was geschehen ist, kann ich nicht mehr rückgängig machen. Was mir bleibt, sind einige schöne und noch mehr weniger schöne Erinnerungen. An den Abend des 28. August vor einem Jahr erinnere ich mich aber nur noch schemenhaft.

       Ich fühlte mich nicht wohl, als ich mich von ihnen verabschiedete. In meinem Kopf drehte sich alles, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Auch mein Magen drehte sich. Ich hätte nicht so viel Alkohol trinken sollen. Ich trank ja auch sonst nie Alkohol, weil ich wusste, dass ich ihn nicht vertrug. Und dann diese bunten Pillen, die ich geschluckt hatte. Noch nie in meinem Leben hatte ich Pillen geschluckt. Aber sie hatten darauf bestanden. Orangensaft mit Wodka. Drei volle Gläser. Und dann gaben sie mir diese bunten Pillen. Sie sagten mir, dass ich sie schlucken solle, es wäre gut für mich. Und ich schluckte die Pillen. Natürlich schluckte ich die Pillen. Und natürlich trank ich den Wodka. Ich tat alles, was sie von mir verlangten. Sie waren doch meine Familie, endlich kümmerten sie sich wieder um mich. Ich liebte sie doch, liebte sie alle, war nur glücklich, wenn ich bei ihnen sein durfte, wenn sie mir sagten, was ich tun solle.

      

       Ich stieg in mein Auto, schlug die Tür hinter mir zu, öffnete sie wieder, kotzte vor meinen Wagen, entleerte meinen rebellierenden Magen, schlug die Tür erneut zu. Ich startete den Motor und fuhr los. Nur verschwommen sah ich die Schilder, die den Weg nach Frankfurt wiesen. Ich kam auf die Schnellstraße, dachte, ich müsste mich wieder übergeben, doch das flaue Gefühl im Magen ging vorüber. Ich sah auf den Tacho. Einhundertzehn Stundenkilometer zeigte die Nadel, aber ich musste lange hinschauen, um es zu erkennen. Ich fuhr die Rosa-Luxemburg-Straße, die Schnellstraße, die in den Norden Frankfurts führt. Die Ausfahrt zum Nordwestzentrum wollte ich abfahren. Beinahe wäre ich daran vorbeigefahren. Ich sah alles so verschwommen. Ich hätte früher vom Gas runtergehen sollen. Mein Wagen krachte mit hoher Geschwindigkeit gegen die Leitplanke, die die Abfahrt von der Schnellstraße trennte. Ich war nicht angeschnallt, prallte mit voller Wucht gegen die Windschutzscheibe.

      

       Fünf Minuten später lag ich im Rettungswagen, die Fahrt zum Nordwest-Krankenhaus dauerte nur zwei Minuten. Die Sanitäter pumpten mir noch im Fahrzeug den vergifteten Magen aus. In der Notaufnahme wurde schließlich ein Schädelbasisbruch festgestellt, drei Wirbel waren gebrochen, mein Leben hing am seidenen Faden. Die Ärzte versetzten mich in ein künstliches Koma.

      1

       Montag, 19. August 2002

      Till war bereits um 6:00 Uhr morgens wach. Es versprach ein angenehmer Tag zu werden. 25 °C und Sonnenschein waren vorhergesagt und es sah so aus, als ob die Wettervorhersage wieder einmal stimmen würde. Till schlüpfte in kurze Shorts, zog seine Laufschuhe an und machte sich auf in Richtung Rebstockpark. Diese morgendliche Routine würde bald ein Ende haben, der Park sollte einem neuen Stadtteil weichen. Die ersten Bagger standen bereits auf dem weitläufigen Gelände. Till drehte seine Runde wie so oft am frühen Morgen, drei Kilometer lief er in circa zwanzig Minuten. Während er im gemächlichen Tempo seine Strecke lief, wanderten seine Gedanken zurück zum letzten Freitag. Er hatte sich zu einer Übung auf der neuen Schießanlage im Präsidium eingefunden. Jeder Polizist sollte mindestens sechs Mal im Jahr seine Fertigkeiten mit der Schusswaffe trainieren. Es muss an dem guten Wetter gelegen haben, dass der Gaul mit ihm durchgegangen war, beim Training auf der interaktiven Schießanlage. Er fing unwillkürlich an zu lachen, als er an den Gesichtsausdruck von Schneider dachte. Schneider war einer der Ausbilder auf der Anlage. Till hatte das Reh, das plötzlich auf der Leinwand erschien, mit einem sauberen Blattschuss erlegt. Schneider hatte getobt, Tills Kommentar, dass das tollwütige Reh keinen Schaden mehr anrichten würde, hatte Schneider dann endgültig auf die Palme gebracht. Aber Till hatte noch einen draufgesetzt. Auf der nächsten Leinwand war eine Geisel aufgetaucht, eingerahmt von zwei bewaffneten Männern. Mit drei schnell hintereinander abgefeuerten Schüssen aus zehn Metern Entfernung hatte Till der Geisel drei Kugeln in die Stirn gejagt. Schneider war außer sich gewesen, jeder wusste, dass Till der beste Schütze im Präsidium war.

      Als er leicht verschwitzt wieder in seiner Wohnung in dem neuen Stadtteil City West ankam, duschte er sich kalt ab, schmierte sich schnell ein paar Brote und wollte sich dann auf den Weg ins neue Präsidium machen. Mittlerweile hatte er sich an seine neue Arbeitsstelle gewöhnt. Das neue Präsidium an der Adickesallee war erst vor wenigen Wochen fertiggestellt worden. Seit ihrem Umzug ins neue Büro gab es nur Routinefälle, alles plätscherte so vor sich hin. Till nahm seinen Nierengurt und seinen Jet-Helm und wollte gerade zur Tür hinaus, als das Telefon klingelte. »Till Krüger«, meldete er sich, obwohl ihm klar war, dass nur einer um diese Zeit bei ihm anrufen konnte.

      »Hallo Till, Steffen hier. Gut, dass du noch da bist, wir treffen uns in einer halben Stunde im Brentano-Bad. Leichenfund auf der Liegewiese.«

      »Eine Leiche im


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