Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
wollte aufbegehren, aber als er in die eisigen Augen seines Chiefs sah, senkte er den Kopf und schwieg.

      Jubal Moris wandte sein Pferd und rief über die Schulter: »Kommt!«

      Der Trupp setzte sich in Bewegung. Mißmutig ritten die Männer dahin, und als sie wieder den bewaldeten Hügel erreicht hatten, ließ Moris absitzen.

      Nachdem die Pferde angepflockt waren, setzten sich die Reiter in das hohe Gras und drehten sich aus Durhamtabak Zigaretten.

      Schweigend rauchten sie. Ihre Gedanken kreisten nur um das Thema: Wie kommen wir an die Pferde?

      Weshalb hatte der Boß dem Mestizen überhaupt Geld geboten?

      Jubal Moris schien die Gedanken seiner Leute erraten zu haben. Spöttisch ließ er seine Blicke über ihre stoppelbärtigen Gesichter fliegen.

      »Ihr Dummköpfe habt natürlich nicht begriffen, weshalb ich dem roten Halunken Geld geboten habe.«

      Pat Johnson wollte etwas sagen, aber Moris winkte ab.

      »Ein heller Kopf ist mehr wert als alles andere!« erklärte er schroff.

      »Dann hättest du Advokat werden sollen«, brummte McLean und stocherte mit einem Streichholz in seinen Zähnen herum.

      »Rechtsverdreher? By Gosh, eher würde ich meine Stiefel auffressen!« entrüstete sich Moris. Dann aber senkte sich seine Stimme zu einem dämonischen Flüstern. »Ich habe nie im Ernst daran gedacht, der Rothaut die Pferde zu bezahlen. Ich wollte nur wissen, was die Gäule wert sind. Schließlich versteht der Kerl etwas davon. Wir sind fremd hier im Land und kennen die Preise nicht.«

      »Und wo willst du die Tiere absetzen, falls sie dir zufällig nachlaufen sollten?« warf Calligan in gewagtem Spott ein.

      »Das laß nur meine Sorge sein. Ich wüßte schon Abnehmer, wenn wir nur erst die Pferde hätten.«

      »Hätten, hätten – wir haben sie eben nicht«, krächzte Johnson. »Vielleicht bequemst du dich endlich dazu, uns zu sagen, wie du dir die Sache vorstellst.«

      »Ganz einfach: Das Halbblut muß verschwinden.«

      Johnson kniff ein Auge zu und preßte zynisch durch den Mundwinkel: »Du meinst, ich soll ihn auspusten?«

      »So einfach ist die Sache. Sein Land grenzt an die Weide der O’Connor Ranch. Die Cowboys könnten die Schüsse hören. Nein, die Sache muß geräuschloser steigen.« Und wieder ging seine rauhe Stimme in ein Flüstern über.

      So abgebrüht die Burschen auch waren, bei Jubals Vorschlag kroch ihnen doch ein kalter Schauer über den Rücken.

      *

      Der Reiter, der da die Halde hinunter auf die Talsohle zuhielt, war breitschultrig, hatte ein braungebranntes Gesicht und unter seinem Hut quoll dunkles Haar hervor.

      Der Mann hatte einen langen Trail hinter sich. Er kam von Nevada herüber aus den Tusceroa Mountains im Elko County. Er hatte diese Gegend verlassen, weil er sich monatelang mit einer Bande herumschlagen mußte, die die Wildpferdjäger und Fallensteller, mit denen er das ganze Frühjahr hindurch in den Bergen verbracht hatte, immer wieder überfiel. In einem mörderischen Gunfight hatte der hochgewachsene Jäger die beiden Anführer der Bande auf der Mainstreet von Halifax geschlagen. Dann hatte er sich in den Sattel gesetzt und war nach Osten geritten.

      Es war ein großer breitschultriger Mann mit wetterbraunem, gutgeschnittenem Gesicht und blauen Augen. Den flachkronigen schwarzen Hut hatte er tief in die Stirn gezogen. Er trug ein leuchtendrotes Hemd, eine kurze offenstehende schwarze Lederweste und enge Levishosen, die unten über die hochhackigen Stiefel liefen. Sein Waffengurt war aus Büffelleder und hielt an jeder Seite einen großen Revolver.

      Der Mann saß auf einem Fuchs, der die Beine nur noch müde und staksig voreinander zu setzen vermochte. Das Tier war am Ende seiner Kraft.

      Auch der Mann war stark erschöpft.

      Seit Tagen hatte er weder ein Wild schießen noch sonst etwas Eßbares erjagen können. Es war ihm nicht oft auf seinen Ritten passiert, daß ihm der Proviant ausgegangen war. Oben in den Bergen war er vor einer Woche auf einen Trupp kriegerischer Shoshonen gestoßen, die ihm nach hartem Kampf niedergezwungen hatten und mit in ihr Lager hatten schleppen wollen. Dabei hatte er nicht nur seine Vorräte an die Roten verloren, sondern oben auch die letzten Kraftreserven seines Pferdes in der Salzwüste von Utah erschöpfen müssen.

      Bis in die vergangene Nacht hatte er die Verfolger hinter sich beobachtet. Erst in der hügeligen Einöde des Toele Countys hatte er die hartnäckigen Rot-häute abschütteln können.

      Plötzlich zügelte der Reiter sein Pferd und richtete sich auf. Lauschend hob er den Kopf, während seine scharfen Falkenaugen suchend über die wellige Prärie glitten.

      Da – jetzt gab es für ihn keinen Zweifel mehr, er hatte es deutlich gehört, die dünne Luft trug aus der Ferne das Geknatter von Gewehrschüssen zu ihm herüber.

      Der Reiter straffte seine Gestalt. In seinem Gesicht spiegelte sich Besorgnis. Einen Moment verharrte er in dieser Stellung, dann wandte er sein Pferd in die Richtung, aus der er die Schüsse gehört hatte. Mit leichtem Schenkeldruck versuchte er, das Tier zu größerer Schnelligkeit anzutreiben; aber vergebens, der Fuchs war durch die Strapazen in der Salzsee-Wüste völlig ausgepumpt. Der Ritt hatte ihn so stark mitgenommen, daß er willig nur noch im Trott vorwärtszubewegen war.

      Der Reiter, der sonst seinem Pferd nie unnötige Anstrengungen zumutete, setzte ihm jetzt die Sporen in die Weichen.

      Das Tier schnaubte auf und schoß eine Anhöhe hinan. Auf der anderen Seite fiel der Hang unvermutet steil

      ab.

      Das Tier stolperte und kam ins Rutschen. Schrill wieherte es auf, als ihm beide Vorderläufe einknicken. Über den Hals des Pferdes hinweg stürzte der Reiter den Abhang hinunter und blieb bewußtlos liegen.

      Unbarmherzig schickte die Sonne ihre sengenden Strahlen auf den Bewußtlosen nieder. Erst nach Minuten kam er wieder zur Besinnung. Er öffnete die Augen, um sie gleich darauf vor der gleißenden Helle des Sonnenlichtes wieder zu schließen.

      Ein unbändiges Durstgefühl quälte ihn. Vergebens versuchte er, mit der Zunge die trockenen Lippen zu netzen.

      Allmählich kam ihm die Erinnerung zurück. Taumelnd erhob er sich und bickte sich benommen um. Mit einer fahrigen Bewegung wischte er sich den Schweiß von der Stirn.

      Da fiel sein Blick auf seinen verbeulten Hut. Der Rücken schmerzte ihm, als er sich bückte, um ihn aufzuheben.

      Er tastete seinen Körper ab. Gebrochen hatte er anscheinend nichts. Die Schürfwunden beachtete er nicht. Er wandte sich um und kletterte die Höhe hinauf, bis er bei dem gestürzten Pferd ankam.

      Der Fuchs stöhnte tief auf. Nach kurzer Untersuchung wußte der Reiter, daß das Tier verloren war; es hatte einen Voderlauf gebrochen.

      Einen Moment verzog sich das Gesicht des Mannes. Dann nahm er einen seiner Revolver aus dem Halfter.

      Der Schuß peitschte über die Halde…

      Der Mann begann, die Sattelgurte von dem toten Tier zu lösen.

      Jetzt kam ihm wieder der brennende Durst zum Bewußtsein. Er öffnete den Verschluß der Wasserflasche und ließ sich die lauwarme Flüssigkeit durch seine Kehle rinnen.

      Während er auf das tote Pferd sah, kam ihm für einen Moment das Bild eines anderen Tieres ins Gedächtnis: Es war ein hochbeiniger Falbe von prächtigem Wuchs, dessen Fell einen seidigen Glanz hatte und in dessen Augen das dunkle Feuer glomm, das nur ein wirklich edles Pferd auszeichnete. Der Mann hatte das Tier daheimgelassen, da es für den Trail in die Berge Nevadas die Union Pacific Railroad benutzt hatte. Da jedoch die Hinfahrt dem an frische Luft und freie Natur gewöhnten Mann bereits eine Last gewesen war, hatte er für den Rückritt in Holborn den Fuchs gekauft.

      Resigniert warf sich der Mann seinen Sattel über die Schultern und machte sich


Скачать книгу