Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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wagt er sich nicht zur Wehr zu setzen«, röhrte Moris und stieß dem hilflos am Boden Liegenden die Stiefelspitze in die Rippen.

      Burton stöhnte tief auf. Trotz seiner Schmerzen gelang es ihm, sich von dem Hut zu befreien.

      »Los, Boys! Macht ihn fertig und dann hinaus mit ihm«, hetzte Sally.

      Aber Moris machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Er hatte vergessen, weshalb er den Streit vom Zaune gebrochen hatte. Jetzt fühlte er sich als Mittelpunkt und wollte den Umstehenden zeigen, welch ein Bursche er war. Mit sich überschlagender Stimme schrie er: »Los, zieh!«

      Verständnislos sah Burton, der noch immer auf den Dielen lag, zu ihm auf.

      »Feiger Hund, du sollst ziehen!« bellte Moris erneut.

      Niemand hatte während des Tumults bemerkt, daß sich die Pendeltür geöffnet hatte. Der Mann, der sich auf einen der Schwingarme stützte und auf der linken Schulter einen Sattel trug, war hochgewachsen, sonnenverbrannt und staubbedeckt. Mit finster zusammengezogenen Brauen sah er dem ungleichen Kampf zu. Als Moris den Ingenieur aufforderte, zu ziehen, trat der Fremde mit schnellen Schritten hinter Moris.

      »Womit soll der Mann denn ziehen?« Messerscharf klang seine Stimme durch den Raum.

      Schnell wie ein Wiesel wandte Moris sich um. Mit unruhigen Augen musterte er den Sattelmann. Dann machte er eine wegwerfende Handbewegung und zischte:

      »Halt dich hier raus, sonst werde ich…«

      »Sind Sie so kurzsichtig, daß Sie nicht sehen, daß der Mann keine Waffe hat?«

      »By Gosh, er hat tatsächlich keinen Colt!« rief einer der Männer, die an der Theke standen.

      »Aber ich habe deutlich gesehen, daß der Stadtfrack in die Westentasche gelangt hat«, behauptete Moris frech.

      Während dieser Zeit war es Burton gelungen, sich wieder auf die Beine zu stellen. Die zitternde Rechte hatte er auf eine Stuhllehne gestützt und blickte noch immer benommen um sich. Trotz aller Schmerzen hatte er erfaßt, daß er dem Fremden etwas zu verdanken hatte.

      Jubal Moris gab das Spiel noch nicht auf. Er baute auf seine Helfershelfer. Außerdem glaubte er, aus dem schadenfrohen Lachen der Gäste schließen zu dürfen, daß diese ebenfalls auf seiner Seite waren. Er stemmte seine Fäuste in die Hüften und blickte den Fremden herausfordernd an. Mit verzerrtem Mund zischte er:

      »Scheren Sie sich zum Teufel, Mann! Dies hier ist meine Sache. Und wenn Sie nicht hören wollen, lasse ich Sie von meinen Boys auseinandernehmen!«

      »Mit Ihren Boys meinen Sie sicherlich die beiden Schläger«, sagte der dunkelhaarige Fremde ironisch und deutete mit der Kinnspitze auf Calligan und Johnson.

      Ein Wutschrei aus drei Banditenkehlen war die Antwort.

      »Los, Boys, macht ihn fertig!« brüllte Moris, dann drehte er sich um und wollte wieder auf Burton eindringen.

      Der Fremde warf Johnson, der als erster auf ihn zustürmte, den Sattel vor die Füße. Der Bandit stolperte und fiel mit dem Gesicht auf die Dielen. Dann stürtzte der Fremde sich auf Calligan. Blitzschnell bückte er sich, stieß seinen Kopf zwischen dessen Beine, hob den Desperado mit einem Ruck hoch und schleuderte ihn krachend hinter sich gegen die Bordwand der Theke.

      Als er sich umwandte, sah er gerade, wie Moris bei dem Ingenieur einen Backhander landen wollte. Er hechtete auf den Banden-Boß zu, packte ihn am Hemdkragen, zerrte ihn herum und riß mit der Rechten einen Uppercut hoch, der Moris rückwärts torkeln ließ. Und als der Verbrecher wieder angriff, bezog er die Prügel seines Lebens. Haargenau prasselten die Hiebe auf ihn nieder. Vergebens versuchte Moris zu kontern. Aber er hatte keine Chance; er war diesem Mann einfach nicht gewachsen. Was er jetzt einstecken mußte, hätte eine Lehre für ihn sein sollen.

      Aber der Verbrecher riß in wildem Zorn seine letzten Kräfte zusammen und rannte, einen tierischen Schrei ausstoßend, mit gesenktem Kopf auf den Fremden zu, um ihn im Magen zu treffen. Der andere aber steppte leichtfüßig zur Seite, und der Bandit prallte mit dem Schädel krachend gegen die Theke. Da brach er in die Knie.

      Einen Moment sah es so aus, als ob er aufgeben wollte. Aber sein verbrecherisches Hirn hatte einen Gedanken gefaßt, der den Kampf vielleicht trotz allem noch zu seinen Gunsten ausgehen lassen konnte.

      Seine Hand zuckte zum Colt. Aber Jubal Moris hatte nicht mit der Wachsamkeit seines Gegners gerechnet, der blitzschnell seine Stiefelspitze vorschnellen ließ und die Hand des Tramps so schmerzhaft traf, daß der aufschrie und den Colt fallen ließ.

      Die Stimmung im Schankraum war umgeschlagen. Gegen einen fairen Kampf hatten die Männer nichts einzuwenden gehabt, aber als Moris seinen Colt gezogen hatte, ertönten laute Mißfallensrufe. Es hätte nicht viel gefehlt, und die Gäste wären auf die drei Verbrecher losgestürzt.

      Doch da kam plötzlich Rettung für die Moris Crew: Jim McLean, der sich bisher hinter einem breiten Holzpfeiler auf dem Vorbau verborgen gehalten hatte, schlich sich an die Pendeltür zurück und sah, daß sich der Kampf nicht so abspielte, wie seine drei Komplicen es sich vorgestellt hatten. McLean lief zu seinem Pferd und zerrte das Gewehr aus dem Scabbard. Mit dem Kolben zertrümmerte er die Lampe vor dem Eingang und hatte nun den Vorteil, im Dunkeln zu stehen. Die Pendeltür als Stütze benutzend, richtete er den Lauf ins Innere der Bar.

      Ein Schuß fauchte durch den Raum; die Kugel klatschte in einen Deckenbalken.

      »Hands up!« schnarrte der hartgesichtige Alabama-Mann.

      Außer seinen drei Genossen ahnte niemand, wer der Rufer war. Gehorsam nahmen die Gäste die Hände hoch, während sich die drei Tramps aus der Schenke schlichen. Draußen banden sie hastig ihre Pferde los. Erst als sie im Sattel saßen, und davonsprengten, verließ auch McLean seinen Posten, um ihnen zu folgen.

      In der Schenke herrschte betretenes Schweigen. Als sich das Hufgetrappel entfernte, stießen die Männer wilde Verwünschungen aus.

      Währenddessen schlich sich das Mädchen durch die Hintertür hinaus.

      Der Sattelmann trat an die Theke, wo ihm die Männer bereitwillig Platz machten.

      »Ein Bier«, forderte er.

      »Einen Whisky für den Gentleman, und zwar einen doppelten, aber auf meine Rechnung!« schaltete sich Burton ein. »Ich stehe in Ihrer Schuld, Mister…«

      Der Fremde wehrte ab: »Ich zahle mein Getränk selbst, Mister.« Dann hob er das Glas und trank in bedächtigen Schlucken.

      Die Männer nahmen ihre Unterhaltung gedämpft wieder auf, wobei sie scheue Blicke nach dem Fremden schickten.

      »Aber Sie werden mir doch den Drink nicht abschlagen?« drängte Burton.

      »Lassen Sie nur, Mister. Sie sind mir keinen Drink schuldig. Ich kann es einfach nicht leiden, wenn unfair gekämpft wird.«

      Er ließ die Münze in die offene Hand des Keepers fallen, wuchtete sich den Sattel auf die Schulter und schritt dem Ausgang zu. An der Pendeltür wandte er sich noch einmal um.

      »He, Keeper! Wo kann ich hier ein Pferd kaufen?«

      »K a u f e n wollen Sie?« fragte der Mann hinter der Theke verblüfft.

      »Yeah, schenken wird mir wohl keiner eines.«

      »No, gewiß nicht«, lachte der Keeper unsicher zurück. »Well, gehen Sie zu Milt Velton am Ende der Mainstreet, der wird Ihnen weiterhelfen.«

      »Thanks!« Der Sattelmann ging mit sporenklirrenden Schritten hinaus.

      Burton lief ihm nach. »Mister, ich wollte…«

      Der Fremde winkte ab. »Keine Zeit!« Er schritt die Straße hinunter, bis er an den Mietstall gelangte.

      Vor der Tür döste ein Mann in einem Schaukelstuhl; den Hut hatte er tief in die Stirn gezogen.

      »Wo wohnt Milt Velton?« fragte der Mann mit dem Sattel.

      Der Alte erhob sich langsam und schob den Hut


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