Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.
quetschte er durch die Zähne, wobei er den Mann mit dem Sattel eingehend musterte.
»Ein Pferd kaufen.«
»Kaufen?« belferte der Kleine los. »Ich verkaufe keine Pferde! Ich kann Ihnen allenfalls einen Gaul leihen, wenn Sie Geld haben.«
»Weshalb wollen Sie mir kein Pferd verkaufen?« forschte der Fremde mit zusammengezogenen Brauen.
»Ich stelle meine Tiere der Overland zum Wechseln zur Verfügung. Sie werden einsehen, daß ich da kein Pferd mehr verkaufen kann.«
»Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als eines zu mieten, ich kann ja schlecht zu Fuß den Weg machen«, meinte der Fremde resigniert.
»Wo soll’s denn hingehen?« fragte Velton neugierig.
»Ich suche einen Mann hier im County«, entgegnete der Fremde.
Der Kleine verengte die Augen zu einem Spalt und erkundigte sich: »Alte Rechnung zu belgeichen?«
»No, Mister, habe nur eine Frage an ihn.«
»Und wer ist der Mann? Ich kenne eine Menge Leute im County, weil ich früher lange die Overland gefahren habe.«
»Ich suche den Roten Joe.«
Über das Gesicht des Mietstallowners zog ein Grinsen. »Kenne ich, ein braver Bursche. Aber ich weiß nicht, ob Sie ihn treffen werden. Er ist oft tagelang unterwegs in den Bergen.«
»Ich weiß, ich habe eine ganze Zeit den gleichen Job gehabt«, erklärte der Fremde.
»Und nun glauben Sie, hier von dem cleveren Joe noch etwas lernen zu können, he?«
»Weshalb nicht? Zunächst brauche ich einen Gaul, damit ich zu ihm kommen kann.«
»Wenn es so ist, bekommen Sie natürlich ein Pferd, Mister.«
Der Fremde folgte dem gnomenhaften Mann in den Hof.
Im Stall herrschte Dämmerlicht. Der scharfe Geruch von Ammoniak und Leder durchzog den Raum. Hier und da hörte man eines der Pferde schnauben. Velton zog ein Tier heraus; es war ein niedriggebauter Fuchs mit einer sternförmigen Blesse.
»Den hier kann ich Ihnen geben. Mein bestes Stück…«
»No, Mister, die Mähre dürfen Sie behalten. Geben Sie mir den Grauen dort.« Der Fremde deutete auf die erste Box, in der ein starkknochiger Grauschimmel stand. Mit kundigem Blick hatte er erkannt, daß es ein schnelles und ausdauerndes Tier war.
»He! Das ist doch mein eigenes!« knurrte der Mietstallbesitzer.
»Das dachte ich mir. Aber für die kurze Zeit werden Sie es sicher entbehren können.«
Velton wand sich hin und her. Aber schließlich, als der Fremde drei Zehndollarnoten in der Hand hatte, ließ er sich herab, das Pferd auszuleihen. Er half dem Fremden sogar noch beim Satteln.
Steve Burton, der Mann von der Telegraph Union, stand vor dem Tor, als der Reiter auf die Mainstreet ritt.
»Mister, ich muß Sie unbedingt sprechen.«
»Well, schießen Sie los. Aber machen Sie es kurz. Ich habe es eilig.«
»Ich brauche einen Mann wie Sie, Mister. Seit Wochen suche ich danach. Aber die Leute sind hier scheußlich starrsinnig. Ich kann Ihnen einen guten Job bieten, Mister.«
»Einen Job haben Sie zu vergeben?« Die Stirn des Fremden krauste sich. »Für mich – oder für meinen Colt?«
»Aber hören Sie mich doch an. Man hat mich beauftragt, hier einen Draht zu verlegen. Ich kenne die Verhältnisse im Westen überhaupt nicht. Die Leute stoßen sich daran, daß ich aus dem Osten komme. Ich kann nur schlecht mit ihnen verhandeln. Sie – Sie können das besser.«
Als der Fremde abweisend den Kopf schüttelte, sagte Burton rasch: »Die Arbeit wird gut bezahlt.«
Der andere sah sinnend die Straße hinunter. Eigentlich keine schlechte Sache, dachte er. Doch dann hob er den Kopf und sah in der Ferne die Berge. Dort wollte er Wildpferde einfangen und zähmen. Schon von fern hatte
er die zackigen Gipfel der Lakeside Mountains sehnsüchtig betrachtet.
»No, Mister, daraus wird nichts. Trotzdem, vielen Dank für das Angebot.«
»Drei Meilen ostwärts bis zum Fluß, und dann scharf nach Norden!« sagte der kleine Velton, der im Tor stand.
»Thanks!« Mit leichtem Schenkeldruck trieb der Fremde den Grauschimmel an.
Einen Moment stand Burton wie festgenagelt da, dann aber rannte er hinter dem Reiter her.
»Mister, überlegen Sie es sich! Ich biete hundert Dollar im Monat…«
Der Fremde schüttelte den Kopf und ritt im Trab davon.
Der Ingenieur blickte so lange hinter ihm her, bis der Reiter in der Dunkelheit verschwand.
*
Nördlich der Stadt, oben in den Bergwäldern, hockte die Moris-Bande um ein kleines Lagerfeuer; der flackernde Schein warf tanzende Lichter auf die wilden Gesichter der Desperados.
Mißmutig starrte Jubal Moris auf seine Stiefelspitzen.
Calligan schob seine brennende Zigarette von einem Mundwinkel zum anderen, warf Johnson einen Blick zu und deutete mit dem Kopf zu Moris hinüber, wobei er sein Gesicht zu einem höhnischen Grinsen verzog.
Johnson hob vielsagend die Schultern; er wollte schon zum Sprechen ansetzen, preßte dann aber seine Lippen doch zusammen, so, als hätte er sich eines Besseren besonnen.
Nur der hartgesichtige Jim McLean aus Alabama trug selbstbewußt den Kopf hoch. War er es doch gewesen, der dafür gesorgt hatte, daß sie alle ungeschoren aus der Stadt herausgekommen waren. Er glaubte daher, sich gegen den Boß etwas herausnehmen zu dürfen.
»Verdammt noch mal, wie konnte das passieren? Es war doch alles abgesprochen?«
»Der Boß wollte eine Sondervorstellung geben«, spottete Calligan feixend.
»Maul halten!« fuhr Moris ihn gallig an.
»Man wird doch noch fragen dürfen, weshalb du mit aller Gewalt einen Feuerzauber haben wolltest?« warf Johnson ärgerlich ein.
Moris sprang auf. Mit geballten Fäusten stand er vor seinen Genossen. Sein Gesicht war wutverzerrt. Er wußte, daß er versagt hatte, doch er wollte es nicht wahrhaben. Er fühlte sein Ansehen bei den Männern schwinden. Und er wußte, daß er sich nur durch größte Härte behaupten konnte. Sein Blick fiel auf Calligan, der ihm am nächsten stand. Der Mann hatte wiederholt aufbegehrt. Alle Wut konzentrierte sich deshalb auf den Burschen mit dem zottigen, verwilderten Bart.
Fühlte Calligan die Gefahr? Jedenfalls sprang er jäh auf und ging in Abwehrstellung. »Was willst du von mir?« fauchte er.
»Dir dein loses Maul stopfen!« keifte Moris und riß einen rechten Schwinger nach vorn, der Calligans Kopf traf. Der Getroffene taumelte, stand aber gleich wieder fest auf den Beinen. Seine Linke schoß nach vorn; er versuchte die Schläge des Gegners zu blockieren. Aber vergebens. Die aufgespeicherte Wut gab dem Bandenchief ungeahnte Kräfte. Von einem knallharten Uppercut schwer angeschlagen, stürzte Calligan mit einem dumpfen Geräusch auf den Waldboden. Die beiden anderen Banditen waren aufgesprungen und hatten dem Kampf mit gemischten Gefühlen zugesehen.
Moris wandte sich den beiden zu. »Habt ihr noch was zu fragen?« schnarrte er heiser.
Die beiden schwiegen betreten und starrten auf ihre staubigen Stiefel.
Sekunden krochen zwischen den Männern auf der kleinen Lichtung dahin.
Da – Moris hatte sich eben wieder niederlassen wollen – horchten die Banditen auf. Durch die Stille der Nacht klang aus der Ferne das unverkennbare Geräusch eines trabenden Pferdes.
Gespannt lauschten die Männer dem Geräusch nach.
Dann war Moris’