Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
scharfe Abweisung trieb dem Verbrecher die Zornesröte ins Gesicht. Unbeherrscht wollte er vorwärts stürzen, hielt dann aber erschreckt inne. Der Fremde hatte plötzlich ein dolchartiges Messer in der Linken.

      Der Bandenchef fuhr zurück.

      »Gewöhnlich benutze ich das Messer zur Rasur«, versetzte der Fremde eisig.

      Der Bandit wich noch einen Schritt zurück.

      Spöttisch fuhr der Fremde fort: »Man kann auch damit werfen.«

      Keiner der Tramps konnte später sagen, wie es eigentlich passiert war. Das Messer saß plötzlich federnd in einem Baumstamm, der wenigstens zwölf Yards entfernt stand.

      Ungläubig starrten die Männer auf das Messer.

      Moris schluckte. Ein verdammt unangenehmer Gedanke kroch in ihm hoch: Teufel auch, er hatte oft davon gehört, daß Staatenreiter im Messerwerfen ausgebildet wurden, und irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, den Mann schon einmal gesehen zu haben. Jetzt zwang er sich ein Lächeln ab.

      »Sie sind ein Staatenreiter,

      stimmt’s?« Und während er das sagte, klang seine Stimme heiser.

      Staatenreiter! Dieses Wort übte auf die anderen Banditen einen unbeschreiblichen Eindruck aus. In ihren Hirnen tauchte die Vergangenheit auf. Calligan und Johnson dachten an die Überfälle, die sie gemeinsam drüben in New Mexico und in Texas ausgeführt hatten. Sie hörten wieder die Schreie der Überfallenen in ihren Ohren gellen, das Stöhnen der Verletzten und das Wimmern der Frauen. In ohnmächtiger Angst ballten sie die Fäuste über den Revolverknäufen.

      Johnsons Gesicht war schreckensbleich. Mit stieren Augen blickte er auf den Fremden. Ein Staatenreiter! Da war man also jetzt noch, nach all den Jahren, auf seine Spur gekommen! Man würde ihm todsicher die hanfene Schlinge um den Hals legen. Für das, was er getan hatte, gab es keine andere Strafe. Seine Gedanken flogen um Jahre zurück. Noch einmal zogen die damaligen Ereignisse an ihm vorbei. Ja, so war es gewesen:

      Mit drei Burschen hatte er unten bei Lamesa eine Postkutsche überfallen. Ein Hilfsheriff war zufällig in der Nähe gewesen und hatte den Überfall beobachtet. Sofort hatte der Gesetzesmann sich an die Verfolgung der Tramps gemacht. Die vier Banditen hatten ihm einen Hinterhalt gelegt. Von dort aus hatte man den Verfolger, der langsam ritt, um die Spur nicht zu verlieren, aufgelauert. Und er – Pat Johnson – hatte den tödlichen Schuß abgegeben. Ja, er, weil die anderen nicht zu schießen gewagt hatten. Dann hatten sie sich getrennt. Jonson war nach Norden geritten, um zwischen sich und den Tatort einige hundert Meilen zu bringen. Und nun war alles vergebens gewesen. Der Mann, der dort stand, war seinetwegen hier. Todsicher war es so. Es konnte gar nicht anders sein. Er war ihm bis hierher gefolgt, um ihn endlich zu stellen.

      Der Körper des Mörders war schweißnaß. Er bebte an allen Gliedern. Mit flackernden Augen besah er sich den hochgewachsenen Mann.

      Der Fremde ging rückwärts. In der vorgestreckten Linken hielt er wieder den großen Revolver.

      Kurz vor den Bäumen wandte er sich um und zeigte den Männern einen Moment seinen Rücken. Da verlor Johnson die Nerven. Seine Hand zuckte zum Colt und spannte den Hahn.

      Das scharfe Ohr des Fremden hatte das Geräusch vernommen; mit einer gedankenschnellen Drehung fuhr er herum. Der schwere Buntline Special in seiner Hand spie Feuer; orangerot stach die Mündungsflamme aus dem Dunkel.

      Die unförmige Gestalt des Banditen hatte einen Stoß bekommen. Im Schein des Lagerfeuers konnte man in Johnsons Augen grenzenlose Verwunderung erkennen. Dann knickte er hintenüber.

      Den Sheriffmörder hatte sein verdientes Schicksal ereilt.

      Die anderen standen regungslos da; kaltes Entsetzen hatte sie gepackt.

      Die Stimme des Fremden brachte sie wieder in die Wirklichkeit zurück. »Wenn noch jemand eine Kugel von hinten auf mich riskieren will, wird er neben diesem Mann da liegen.«

      Schweigen. Entgeistert stierten ihn die Verbrecher an.

      Was hätten sie wohl in diesem Augenblick gesagt, wenn sie gewußt hätten, daß der hochgewachsene Fremde der berühmte Gesetzesmann des Westens war, nämlich der Dodger Marshal Wyatt Earp.

      Der Missourier schritt jetzt, ohne sich noch einmal umzuwenden, in das Dunkel. Er zog das Messer aus dem Baumstamm und war wenige Sekunden später dem Blickfeld der Desperados entschwunden.

      Moris hatte den Mund offenstehen. Mit glasigen Augen blickte er auf den ersten von ihnen, den der Graue Trail* ausgelöscht hatte…

      *

      *) Westernausdruck für Banditentum

      Die Sichel des Mondes verblaßte mehr und mehr. Der junge Tag zog herauf. Hier auf halber Höhe des bergigen Landes herrschte noch graues Dämmerlicht. Aber als am Horizont die ersten goldenen Strahlen der aufgehenden Sonne blitzten, wichen auch die letzten Schatten der Nacht.

      Aus dem Dickicht hörte man das Schaben eines Pferdes und dann das Brechen von Zweigen. Bald danach teilte sich das dünne Astwerk, und der Missourier trat heraus; er führte den Grauschimmel am Zügel.

      Suchend ging der Blick des Marshals in die Runde. Dann legte er trockenes Astwerk aufeinander und zündete es an.

      Bald flackerte ein wärmendes Feuer auf. Während der Graue an den saftigen Blättern knabberte, kochte der Reiter auf dem eisernen Dreibein einen Kaffee.

      Als er sein Frühstück beendet hatte, löschte er das Feuer, zog sich in den Sattel und ritt weiter.

      Endlich hatte er das Plateau erreicht. Inmitten der Bergwelt sah er ein Tal, das sich schnurgerade fast bis an den Horizont erstreckte. Klein, wie aus der Spielzeugschachtel, stand in seiner Mitte ein Blockhaus, das von weiten Gattern umgeben war. Es war das Salzseetal mit der Pferde-Ranch des Roten Joe.

      Die Sonne war inzwischen höher gestiegen und schickte ihre sengende Glut auf das Plateau. Reiter und Pferd waren schweißnaß. Als der Missourier auf einen Bergbach stieß, glitt er aus dem Sattel und führte den Grauen ans Wasser.

      Die Stille der Einsamkeit war um ihn. Er sah sich nach seinem Pferd um, und plötzlich beschlich ihn ein seltsames Gefühl.

      War da nicht eben ein Geräusch gewesen?

      Mit angehaltenem Atem lauschte

      er.

      Da! Ein schwaches Stöhnen drang an sein Ohr.

      Schritt für Schritt ging Wyatt dem Geräusch nach.

      Seitlich auf der Halde lagen riesige Felsbrocken. Von dort mußte das Geräusch gekommen sein. Vorsichtig tastete er sich an den Steinen entlang. Da – wieder das tiefe Stöhnen, diesmal schon näher.

      Der Marshal begann, sich schneller vorwärts zu bewegen. Da sah er auf einmal zwischen zwei großen Steinen eine Höhlung. Vorsichtig trat er näher heran. Jetzt hörte er deutlich den rasselnden Atem eines Menschen. Er ließ sich auf die Knie nieder und kroch in die Höhlung. Trotz des schwachen Lichts, das hier herrschte, erkannte er die Umrisse eines Mannes. Wyatt schob seine Hände unter die Arme des offensichtlich Verunglückten und zog ihn behutsam ans Tageslicht.

      Hier im hellen Sonnenschein blickte er in ein fieberglühendes Gesicht, dessen breite Backenknochen auf indianische Abstammung hinwiesen. An seiner rechten Stirnseite klafft eine große Wunde.

      Der Missourier trug den Verwundeten zu seinem Rastplatz, wo er ihn ins Gras niederlegte. Er holte die Wasserflasche und setzte sie ihm an den Mund.

      Aber vergebens; das Wasser floß an den Mundwinkeln des Verletzten wieder ab. Die Zähne des Unglücklichen klapperten im Fieber, und sein Atem ging keuchend.

      Wyatt besann sich nicht lange. Er setzte den Mestizen in den Sattel und zog sich hinter ihn auf den Pferderücken. Mit der Rechten hielt er ihn fest, während die Linke den Zügel führte. Sein Ziel war das einsame Blockhaus unten im Tal. Dort würde er sicher Hilfe für den Verwundeten finden.

      Als er vor dem Haus hielt, blickte er auf


Скачать книгу