Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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die Brust.

      Anfangs hatte er noch hin und wieder den Kopf erhoben, um festzustellen, ob er dem Wald schon näher gekommen war. Aber je länger er ging, desto seltener blickte er auf. Schließlich starrte er nur noch auf den Boden, der im Schneckentempo unter seinen Stiefeln dahinkroch.

      *

      In den Häusern der kleinen Stadt Quiney brannten schon die Lichter. Die Männer lungerten auf den Vorbauten herum.

      Die Tür zum Generalstore wurde eben geöffnet. Frank Potter, der Inhaber, ließ einen Mann hinaus. Während er sich von seinem Besucher verabschiedete, sagte er: »Sie können sich auf mich verlassen, Mister Burton. Ich werde die Waren zusammenstellen. Sie können sie dann abholen lassen.«

      Der andere nickte zustimmend und trat auf die Straße, wo er sich suchend umsah. Für die kleine Kistenholzstadt am Rande der Salzwüste war er eine Spur zu elegant gekleidet. Ein St. Louis Anzug nach neuestem Schnitt, das weiße Rüschenhemd mit der weinroten Samtschleife und der hellgraue steife Californiahut – so etwas mußte hier auffallen. Steve Burton war einer der fähigsten Leute der Telegraph Western Union. Bisher hatte er im Osten gearbeitet; vor einem Vierteljahr hatte man ihn beauftragt, eine neue Telegraphenlinie hier im Westen an der Salzwüste entlang zu bauen.

      Drüben im Osten war alles leichter gewesen. Da hatte er immer genügend Arbeitskräfte gefunden. Hier tauchten unentwegt Schwierigkeiten auf, mit denen er nicht gerechnet hatte. Die Menschen und das Land waren rauher und abweisender. Überall gab es Schwierigkeiten mit den Ranchern, die nicht dulden wollten, daß auf ihrem Land Masten gesetzt werden sollten, obgleich sie nach dem Gesetz dazu verpflichtet waren, diese Arbeiten zu unterstützen, da sie dem Gemeinwohl dienten.

      Gesetz! Wer kümmert sich in diesem Land schon um das Gesetz? In jenen rauhen Tagen wurde das Gesetz von der persönlichen Stärke und dem fünf-undvierziger Revolver geschrieben.

      Mißmutig schritt Burton die Straße hinunter. Noch bevor er die Schwingarme des Star Saloons erreichte, hörte er die Musik, grölenden Lärm und lautes Lachen, das von dem schrillen Gesang einer Frauenstimme übertönt wurde. Einen Moment zögerte er noch, als er vor der Pendeltür stand, dann aber trat er ein.

      Der Raum war breit, die Theke im Hintergrund nahm fast die gesamte Länge der Rückwand ein. Links war eine kleine Bühne, auf der die ›Sängerin‹ stand, die ihr Lied beendet hatte und sich verbeugte.

      Tische und Stühle füllten den Raum, bis auf den Platz vor der Theke, wo etwa ein Dutzend Männer standen und zur Bühne blickten. Von der Tür bis zur Theke führte ein breiter Gang. Burton ging zur Theke und bestellte sich einen Whisky. Dann betrachtete er prüfend die Gäste neben sich.

      Das Gesicht des Ingenieurs verzog sich mißmutig. Was er suchte, konnte er hier nicht finden; das sah er sofort. Er brauchte einen harten Mann, der sich im Westen auskannte, einen Arbeits-trupp führen und sich Respekt verschaffen konnte.

      Die ›Sängerin‹, die inzwischen nach dem polternden, wenig echten Beifall das Podium verlassen hatte, beugte sich zu einem Mann hinunter und flüsterte: »Jube, das ist der Kerl aus dem Osten. Der Junge muß Geld haben. Er hat im Store allerlei Dinge gekauft und bezahlt, ohne zu feilschen.«

      Jubal Moris, der mit seinen Leuten an einem Tisch saß, nahm seinen Zigarrenstummel aus dem Mundwinkel und brummte: »Du weißt ja Bescheid; wir müssen ihn vor die Tür kriegen.«

      Das Mädchen tänzelte langsam und wie unabsichtlich auf die Theke zu. Neben Burton blieb sie stehen.

      »Fremd hier?« fragte sie flötend, wobei sie einen reichlich mißlungenen Augenaufschlag riskierte. »Habe Sie noch nie hier gesehen.« Ihre vom Whisky heisere Stimme sollte etwas Verführerisches ausstrahlen, aber auch das mißlang.

      Burton, der nicht die Absicht hatte, Frauenbekanntschaften zu machen, erwiderte: »Yeah, ich komme aus dem Osten.«

      Die ›Schöne‹ lächelte kokett. »Wie wäre es mit einem Drink, Steve?«

      Der Ingenieur horchte auf. Steve? Woher kannte sie seinen Vornamen? »Well, nehmen Sie einen Drink auf meine Rechnung, Miß – wenn Sie mir verraten, woher Sie meinen Namen wissen!«

      Das Mädchen biß sich auf die Unterlippe. Verdammt! ich habe einen Fehler gemacht, dachte sie. Aber schnell hatte sie sich gefaßt.

      »Heißen Sie tatsächlich Steve?« tat sie treuherzig. »Wissen Sie, es ist eine Angewohnheit von mir, alle Männer, die ich nicht kenne, Steve zu nennen.«

      Burton lächelte dünn. »Einen Doppelten für Mary!«

      »Ich heiße Sally.«

      »Für mich heißen Sie Mary. Ich finde, der Name paßt viel besser zu Ihnen. Mir geht es da wie Ihnen: Ich sage zu allen Mädchen, die ich nicht kenne, Mary.«

      »Ich will aber nicht Mary genannt werden«, wehrte das Mädchen sich, wobei es schon ärgerlich wurde.

      »Streiten wir uns nicht. Prost, Mary!«

      »Scheren Sie sich zum Teufel!« keifte Sally, die freundliche Maske fallenlassend. Da hatte ihr der Fremde selbst den Grund zum Streit, den sie ja suchte, gegeben.

      »Aber Mary! Weshalb regen Sie sich auf?« versuchte Burton sie zu beruhigen.

      »Sie nennen mich schon wieder Mary! Das ist eine Beleidigung.« Sie drehte sich halb um und rief schrill: »Hallo, Gents! Ich brauche euch. Hier ist jemand, der keine Achtung vor einer Lady hat!« Plötzlich war ihr verwüstetes Gesicht trotz des dick aufgetragenen Puders peinlich deutlich zu erkennen.

      Angeekelt wollte sich Burton abwenden. Da aber war Moris bereits aufgesprungen und kam auf ihn zu. Während Calligan und Johnson folgten, stahl sich McLean zur Tür hinaus.

      Durch das Gekeife des Mädchens waren auch die anderen Männer im Schankraum aufmerksam geworden. Neugierig sahen sie auf Burton und Sally. Und als Moris sich jetzt heran-drängte, wußten sie, daß es eine Auseinandersetzung geben würde.

      Was hatte der Stadtfrack auch hier zu suchen? dachten die meisten, und ohne daß sie Moris kannten, standen sie auf seiner Seite.

      Burton spürte jetzt auch, daß es Ärger geben würde. Zum Teufel! dachte er, auf was habe ich mich da eingelassen?

      Jetzt stand Moris vor ihm.

      »Sie haben die Frau beleidigt? Wir Männer hier im Westen achten unsere Frauen«, knurrte er drohend.

      »Und nicht mal entschuldigen will er sich!« kreischte das Tanzgirl.

      »Was will er nicht?« fauchte der Bandit. »Sofort entschuldigen Sie sich bei ihr!«

      Nun hätte der Mann aus dem Osten beigeben können, und damit wäre dem Bandit der Wind aus den Segeln genommen worden. Aber Burton war ein Dickkopf. Er fühlte sich im Recht, denn dort, wo er zu Hause war, herrschte das Recht.

      »Wofür soll ich mich entschuldigen?« gab er bissig zurück.

      Gespannt lauschten die umstehenden Männer dem Rededuell der beiden. Jeder spürte, daß die Sache keinen friedlichen Ausgang nehmen konnte. Während dieser Zeit hatten sich Calligan und Johnson so postiert, daß Burton in ihrer Mitte stand.

      Moris hatte nur darauf gewartet. »Wofür, wofür?« äffte er Burton nach und stieß seine Faust blitzschnell nach vorn. Der Mann von der Telegraph Union taumelte zurück und konnte nicht verhindern, daß er dem hinter ihm stehenden Calligan auf die Füße trat.

      »Verdammter Skunk!« brüllte Calligan und trieb Burton mit einem Faustschlag den steifen Californiahut über die Ohren.

      Johlendes Gelächter brandete im Schankraum auf.

      Vergebens versuchte Burton, sich von dem Hut zu befreien. In gemeiner Weise war Calligan einen Schritt zurückgetreten, um dem Hilflosen einen Fußtritt zu versetzen, der ihn vorwärts taumeln ließ.

      Darauf hatte Johnson nur gewartet. Ein diabolisches Grinsen trat in sein Gesicht, als er seine Faust krachend gegen die Kinnspitze des Ingenieurs hämmerte.

      Der Mann


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