Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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jetzt hatte er Zeit, sich den Mann genauer anzusehen. Und was er schon vermutet hatte, wurde ihm zur Gewißheit.

      Vor ihm lag der Rote Joe.

      Wyatt blickte sich im Raum um. Die offene Tür, die Teller mit vertrockneten Speiseresten – all dies zeugte davon, daß der Besitzer des Hauses überstürzt die Farm hatte verlassen müssen und dabei wahrscheinlich verletzt worden war, denn auf der Schwelle und auch am Tügriff waren dunkle Blutflecken.

      Der Marshal zündete ein Feuer an und machte heißes Wasser. Dann begann er vorsichtig das verkrustete Blut von der Wunde abzuwaschen. Jetzt erst konnte er sehen, wie schwer die Verwundung war. Wenn nicht ein Wunder geschah, war der Mestize verloren.

      In einem Schrankfach fand der Marshal das Verbandszeug und legte dem Verletzten einen Verband an.

      Wenn ich sofort losreite, kann der Arzt aus Quiney noch vor der Nacht hier sein, überlegte er.

      Das Wiehern seines Pferdes riß ihn aus seinen Gedanken. Er trat vor die Tür. Schon wollte er sich in den Sattel ziehen, als er in der Ferne drei Reiter sah, die direkt auf die Hütte zuhielten.

      Vorsichtshalber brachte der Missourier sein Pferd neben das Haus. Dann stellte er sich in die offene Tür.

      Die Reiter kamen heran. Es waren zwei Männer und eine Frau. Der ältere, ein hartgesichtiger Mann mit herrischen Augen, blickte den jüngeren warnend an. Der aber, ein Bursche von achtzehn Jahren, zuckte die Schultern.

      Das Mädchen sah den Marshal neugierig aus hellen Blauaugen an.

      Es war der Rancher Mac Connor mit seinen Kindern Sam und Mildred.

      Die drei rutschten aus ihren Sätteln.

      Mit schweren Schritten trat der Rancher näher. Forschend musterte er den Missourier, dann warf er den Kopf zurück und fragte: »Wo ist Joe?«

      Wyatt fühlte Schärfe und Mißtrauen, die in der Frage lagen, sehr wohl und gab ebenso schroff zurück: »Sehen Sie nach.«

      Der Rancher knurrte: »Von Höflichkeit scheinen Sie nicht viel zu halten, Mann!«

      Der Missourier hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Ich passe mich da gern anderen Menschen an.«

      Mißtrauisch flogen die grauen Augen des Ranchers über die hochgewachsene Gestalt des Marshals, dann betrat er, gefolgt von seiner Tochter, das Haus.

      Wyatt folgte den beiden.

      Der Rancher blickte erschrocken auf den schwerverletzten Mestizen. »Wie ist das passiert?« In seiner Stimme klang wieder Argwohn.

      Der Missourier erklärte, wo und wie er den Verwundeten gefunden hatte.

      Der Rancher behielt sein Mißtrauen. Er ging hinaus und wandte sich an seinen Sohn. »Du reitest nach Quiney und holst den Doc und den Sheriff. Und Sie«, sagte er brüsk zu Wyatt, »Sie bleiben hier, bis der Fall geklärt ist!«

      Das Gesicht des Missouriers wurde hart. »Was soll das heißen?«

      »Was das heißen soll, ist gleichgültig. Sie bleiben jedenfalls hier!« gab der befehlsgewohnte Viehzüchter zurück.

      In diesem Augenblick rief Mildred, wobei sie aus dem Fenster deutete: »Der ganze Korral ist leer. Nur der Schimmel steht noch da!«

      »Also Pferdediebe«, murmelte Mac Connor, und wieder streifte ein argwöhnischer Blick den Fremden.

      War es die laute Unterhaltung gewesen – jedenfalls schlug der Verwundete plötzlich die Augen auf. Benommen blickte er auf die Umstehenden. Er versuchte zu sprechen. Es gelang ihm nicht. Ermattet von der Anstrengung, schloß er die Augen wieder.

      »Er hat viel Blut verloren. Der Doc muß her«, sagte Mildred, während sie mit einem nassen Tuch den Schweiß aus dem Gesicht des Mestizen tupfte.

      Mac Connor hatte seinem Sohn einen Wink gegeben. Der brachte eine Sattelflasche.

      Nach mehreren vegeblichen Bemühungen gelang es dem Mädchen schließlich, dem Verletzten etwas Whisky einzuflößen.

      Da öffnete der Rote Joe die Augen. Sein Blick fiel auf das Mädchen, das sich über ihn beugte. In seinen Augen blitzte ein mattes Erkennen auf. Tonlos kam es über seine Lippen: »Miß Mildred?«

      Das Mädchen deutete auf den Missourier: »Mister Joe! Der Mann dort hat sie verletzt oben in einer Höhle gefunden. Wer hat Sie überfallen?«

      Einen Moment verzog sich das Gesicht des Mestizen vor Schmerzen, dann glätteten sich seine Züge, und stockend kam es von seinen Lippen: »Vier Männer… Sie wollten die Pferde wegtreiben… Ich schoß, und plötzlich wurde ich zu Boden gerissen!« Er hielt keuchend inne.

      Der Rancher drängte: »Wie sahen sie aus?«

      Joe schluckte und schloß wieder die Augen. Dann kam es abgerissen hervor:

      »Dem einen fehlt der kleine Finger…«

      »An welcher Hand?« fragte der Marshal rasch.

      Die Umstehenden blickten erwartungsvoll auf Joes Mund. Aber der Verwundete war vom Reden erschöpft und schwieg. Erst nach geraumer Zeit kam er wieder zu sich. Er mußte die Frage des Fremden noch im Ohr haben, denn er sagte:

      »An – der rechten Hand.« Forschend glitt sein Blick über den Missourier. »Sie haben – mich gefunden, Mister?«

      »Yeah. Ich war auf dem Weg zu Ihnen. Ich komme aus Nevada und hoffte, wir könnten zusammen…« Wyatt brach ab und blickte stumm in das eingefallene Gesicht des Verwundeten, das plötzlich eine unnatürliche Blässe angenommen hatte.

      In dem kleinen Raum herrschte beklemmende Stille.

      Minuten verrannen.

      Joe schlug noch einmal die Augen auf. Sein Blick suchte den Rancher. Mit größter Anstrengung hob er eine Hand und wies auf Wyatt. Kaum vernehmbar flüsterte er:

      »Er soll – Diavolo haben!«

      Das Gesicht Connors wurde dunkelrot; heiser stieß er hervor:

      »Mir solltest du das Pferd verkaufen, Joe! Aber das wolltest du nie, und jetzt willst du es einem Fremden…«

      Mildred hob beschwörend die Hand. Der Rancher verstummte, nicht ohne den Misourier mit einem scheelen Blick zu bedenken.

      Wyatt wandte sich zur Tür, aber ein scharfer Zuruf Mac Connors hielt ihn zurück. »He! Wo wollen Sie hin?«

      »Ich reite weiter.«

      Der Rancher brummte: »Er kann jetzt nicht allein bleiben, und außerdem muß der Sheriff erst kommen!«

      Connors Stimme hatte wieder den alten herrischen Ton.

      Der Marshal blieb ruhig, als er dem Rancher antwortete: »Schicken Sie doch einen Mann her, der ihn betreuen kann. Er ist ja Ihr Nachbar. Ich hole den Sheriff. Und was den Gaul angeht, den können Sie sich von mir aus…«

      In diesem Augenblick seufzte der Verwundete tief auf. Noch einmal hob er den Kopf und suchte die Gestalt des Missouriers.

      »Mister«, ächzte er, »Sie werden Diavolo mitnehmen und…«

      Wyatt versetzte gepreßt: »All right, Joe!«

      Ein weltfremdes Lächeln trat in die Züge des Mistizen. Plötzlich fiel sein Kopf zur Seite.

      Der Rote Joe war tot.

      Mac Connor schüttelte als erster die weiche Regung ab, die ihn für einen Moment befallen hatte. In seiner Stimme war Drängen, als er sagte:

      »Nun können wir nichts mehr tun, und das mit dem Sheriff werde ich regeln.«

      Aber der Marshal schüttelte den Kopf und wies auf den Toten. »Ich habe ihm etwas versprechen müssen!«

      Dabei ergriff er einen Spaten, der neben der Feuerstelle stand, und ging hinaus. Sein Gesicht war ernst und verschlossen, als er die Grube für den toten Wildpferdjäger aushob.

      Die


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