Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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war doch Unsinn, anzunehmen, daß er noch einmal heraufkommen würde. Dazu jetzt im Winter…

      Kopfschüttelnd verließ der Greis mit Oakland das Post Office.

      Bob Griffith blickte angelegentlich in den Schnee, als die beiden Männer oben auf dem Vorbau erschienen.

      »Hallo, da ist ja auch Mister Griffith!«

      Harris reichte auch ihm die Hand.

      »Vorwärts, geht hinüber. In der Küche gibt es noch was zu essen, wenn ihr die schwarze Dame freundlich begrüßt!«

      Die beiden sahen ihn fragend an.

      »Ich muß noch zum Sheriff«, log Harris.

      Statt dessen wandte er sich zurück ins Post Office, als die beiden Woodcutter außer Sicht waren, und bat sich den Brief noch einmal aus.

      Eilpost! schrieb er auf den Umschlag und zahlte die hohe Extragebühr.

      *

      Über Doge City spannte sich ein blaßblauer Winterhimmel.

      Es war nicht sehr kalt.

      Trotzdem hatte Bill Thilghman im Marshals Office ordentlich eingeheizt, als Bat Masterson, der Chief Deputy, hereinkam.

      Es war noch früh am Morgen. Der bullige Masterson rieb sich die Hände und ging auf den Schreibtisch zu.

      Devils, da lag ja wieder eine Menge Post. Er liebte den Papierkram nicht allzusehr.

      »Was Neues?« fragte er, während er auf die Hoftür zuschritt, sie öffnete und sah, wie sich Potts und Baker fertig machten zum Ritt.

      Da hörte er Tilghman hinter sich sagen: »Es ist ein Brief aus Colorado dabei für den Boß.«

      »Aha.«

      »Aus Yampa, glaube ich.«

      Masterson wandte sich um. »Aus Yampa?«

      He, da war Wyatt doch schon ein paarmal gewesen, und genau da hatte sich doch die Sache mit Chet Nugent abgespielt.

      Masterson nahm den Brief und wog ihn in der Hand.

      Als Absender stand da: Samuel Hellmer, Camp Yampa.

      Devils! Der Brief kam ja aus einem Holzfällerlager.

      Ob er am Ende etwas Wichtiges enthielt?

      Masterson wog den Brief immer noch nachdenklich in seiner Rechten.

      Dann hörte er Tilghman das aussprechen, was er bereits erwog: »Vielleicht sollte man den Doc mal fragen.«

      Masterson ließ den Brief wieder zu den anderen fallen. »Ja, tu das«, meinte er kühl und ging in den kleinen Nebenraum, in dem Neal Brown, Frank Mc­Klane und Charles Bassett, die anderen Deputies, beim Pokerspiel um einen kleinen Tisch hockten.

      Er sah dem Spiel der Männer, die Nachtwache gehabt hatten, eine Weile zu und wandte sich wieder um, als er glaubte, annehmen zu können, daß Tilghman mit dem Brief das Office verlassen hatte.

      Aber der hagere, ernstgesichtige Deputy stand noch vor dem Tisch. »Gingst du da nicht besser selbst, Bat?«

      Masterson schüttelte den Kopf. »Nein, ganz sicher nicht.«

      Die eisige Atmosphäre, die die Gestalt des Spielers Holliday umgab, schüchterte auch die Männer aus dem Office des Dodger Marshals ein.

      Der Vormittag verging.

      Gegen zwölf Uhr kam Tilghman von einem Ritt auf eine vor der Stadt gelegene Ranch zurück. »Hallo, Bat!«

      Masterson hatte ein paar Berichte erledigt und sah kaum auf, als er antwortete: »Hallo, Bill.«

      Tilghman trat an den Tisch.

      Er sah sofort, daß der Brief noch da lag.

      Masterson bemerkte den Blick. Er nahm den Brief und drückte ihn dem anderen ärgerlich in die Hand.

      »Hier, sieh mich nicht so vorwurfsvoll an, und nimm den Brief. Bring ihn zu ihm hinüber. Du kannst ihn kaum verfehlen. Er sitzt bestimmt bei Beeson in der Schenke.«

      Tilghman schüttelte den Kopf. »Da habe ich nichts zu suchen, Bat. Aber du…, du bist doch eigentlich der einzige von uns, der mit ihm reden kann.«

      »Ich?« entrüstete sich Mastterson. »Wenn ich sein blasiertes Gesicht sehe, kriege ich Schüttelfrost. Keine zehn Pferde werden mich da hinüberbringen!«

      Es bedurfte dieser zehn Pferde nicht.

      Das Gewissen des bulligen Mannes war nicht weit genug, als daß er die Sache noch länger auf sich hätte beruhen lassen können.

      Er stand schnaufend auf, setzte sich seinen grauen Stetson auf, packte den Brief und stampfte hinaus.

      Auf der frischgestrichenen Fassade des Long Branch Saloons lag die weiße Mittagssonne.

      Masterson öffnete die Glastür, die in den kalten Monaten die beiden bastgeflochtenen holzgerahmten Pendelarme ersetzte, und trat an die langgestreckte Theke, die sich gleich rechts von der Tür her weit bis in die Hälfte des großen länglichen Schankraumes erstreckte.

      Chalk Beeson lehnte am Tresen und spielte gelangweilt mit seiner Uhrkette. Er hatte eine buntbestickte Weste und ein blütenweißes Hemd an.

      Masterson grüßte kurz und sah sich um.

      An mehreren Tischen wurde gespielt.

      Der Deputy bemerkte sofort, daß der Platz, an dem Doc Holliday sonst zu sitzen pflegte, leer war.

      Der Salooner hatte den Blick aufgefangen. »Sie suchen den Doc?«

      »Yeah«, preßte Masterson rauh durch die Kehle.

      »Er war heute noch nicht hier.«

      »Was…? Ist er krank?«

      »No, aber Binch erzählte mir vorhin, daß er ihn an der Overland gesehen hätte.«

      »Aber…« Masterson nahm seinen Hut ab. »Sie wollen doch damit nicht sagen, daß er weggefahren ist?«

      Der Keeper hob die Schulter und ließ sie wieder fallen. »Keine Ahnung, Bat.«

      Masterson grüßte und ging hinaus.

      Er blieb auf den Stepwalks und ging hinunter zum Dodge House, dem großen neuen Hotel, in dem der Gambler seit einiger Zeit wohnte.

      Der kleine schlitzäugige Mann an der Rezeption machte eine tiefe Verneigung vor dem Mann mit dem Stern. »Sie suchen jemanden, Mister Masterson?«

      »Yeah, ist Doc Holliday im Haus?«

      »Der Doc?« Der Chinese überlegte angestrengt. »Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Aber warten Sie, ist er nicht heute morgen zur Overland gegangen…?«

      Devils!

      Masterson schob den Brief in die Jackentasche, verabschiedete sich und trat wieder auf die Straße.

      Da sprengten aus der Brückenstraße mehrere Cowboys heran.

      Masterson sah sofort, daß etwas mit ihnen nicht stimmte. Sie zogen ihre Gäule hin und her, und plötzlich bellten Schüsse los.

      Die Reiter waren angetrunken. Höchstwahrscheinlich hatten sie drüben bei Bell ein zu starkes Frühstück genommen.

      Schüsse in Dodge City! Das war seit langer Zeit verpönt! In der Stadt herrschte Waffenverbot. Wyatt Earp hatte es seit langem eingeführt.

      Die Reiter stoben auf die breite Frontstreet, und wieder krachten Schüsse. Scheiben zersprangen. Eine Frau schrie gellend auf.

      Das metallene Schild des Bankiers wurde durchlöchert.

      Da trat der Chief-Deputy auf die Straße. Er hatte seinen Revolver in der Hand.

      Die Cowboys waren bis auf zehn Yards herangekommen und rissen ihre Pferde hoch.

      Ein Kreole schien sie anzuführen.


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