Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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wie ein Baum.

      Da riß der Kreole den Colt hoch. Und die anderen folgten seinem Beispiel. Bat Masterson schoß sofort. Er war ein ausgezeichneter Schütze.

      Die Kugel hieb dem Kreolen den Colt aus der Faust.

      Sicher aber hätten die beiden anderen Kerle hinter dem Braunhäutigen den Deputy getroffen – wenn nicht zwei helle fauchende Schüsse von der Seite her über die Straße gefegt wären.

      Masterson brauchte die Augen nicht von den anderen Cowboys zu nehmen.

      Er kannte den Klang des Revolvers und auch den Schützen.

      Drüben in der Tür des Barber Shops stand John Henry Holliday, der Zahnarzt aus Boston. Er hatte den rauchenden Colt noch in der Rechten.

      »Von den Pferden!« befahl Masterson.

      Die drei, denen die Revolver aus den Händen geschossen worden waren, rutschten aus den Sätteln, und als die andern nicht nachkommen wollten, brüllte Masterson:

      »Vorwärts, Jungs, sonst gibt es Senge!«

      Bill Tilghman kam von hinten mit weiten Sprüngen angelaufen. Als er Holliday mit dem Revolver sah, blieb er stehen. »Schätze, Bat, du hast mich nicht mehr nötig?«

      »Doch, bring die Gäule zu Bell hinüber, und bestell ihm einen Gruß von mir, ich käme in fünf Minuten zu einem traulichen Zwiegespräch. Er weiß genau, daß er vor Abend sparsam mit dem Whisky umgehen soll!«

      Die Cowboys hatten nach den drei höllischen Schüssen plötzlich ziemlich nüchterne Gesichter.

      Masterson nahm ihnen die Waffen ab. »Vorwärts zum Jail!«

      Sie machten kehrt und stiefelten los.

      Tilghman nahm die Gäule und brachte sie weg.

      Als Masterson an dem Barbershop vorbeikam, hatte sich der große Spieler bereits abgewandt. Er hatte noch den Seifenschaum am Kinn.

      Masterson rief ihm nach. »Thanks, Doc!«

      Holliday hob leicht die Hand, ohne sich jedoch umzuwenden.

      Da rief Masterson: »Es ist ein Brief für den Marshal gekommen aus Yampa.«

      Holliday blieb stehen und wandte sich um.

      Masterson reichte ihm den Brief hin.

      Holliday sah darauf nieder. »Und…? Ich kann ihn doch nicht öffnen.«

      Masterson kratzte sich am Kinn. »Das weiß ich natürlich nicht. Kennen Sie vielleicht den Absender?«

      »Yeah…« Holliday blickte wieder auf den Brief. »Es ist ein alter Holzfäller oben aus dem White River Plateau. Er war damals in der Stadt und pokerte mit uns.«

      Masterson sah, daß die Cowboys stehengeblieben waren. »Vorwärts, ihr verdammten Kuhtreiber! Geht ins Office. Ich komme sofort nach.«

      Holliday sah den Cowboys nach. »Sie lassen sie so gehen? Da stehen doch Gewehre!«

      Masterson feixte: »Yeah – aber Neal Brown ist im Hof, wenn sie vorn die Tür öffnen, empfängt er sie.«

      Die beiden standen noch voreinander.

      Hollidays schlanke, sehnige Hand hielt immer noch den Brief. Schließlich schüttelte er den Kopf und sagte leise: »Sorry, Bat – ich kann den Brief nicht öffnen.«

      Masterson nickte und nahm das Schreiben wieder in Empfang.

      Ehe der Gambler wieder in den Barbershop trat, meinte er: »Damals, den Brief aus Texas, den haben Sie doch auch geöffnet.«

      »Der kam von einem Sheriff.«

      Holliday nickte und wandte sich ab.

      Da sagte Masterson: »Übrigens, Doc, falls Sie es vergessen haben sollten: Das Tragen von Feuerwaffen ist in der Stadt verboten.«

      Holliday warf ihm einen raschen Blick zu.

      »Yeah, ich weiß. Es war ein alter Anzug – und der Colt steckte noch in der Jacke.«

      Masterson lachte jetzt breit: »Ein Glück, daß Sie eine Menge alter Anzüge haben, die noch so gut aussehen, daß man sie täglich tragen kann.«

      Da zuckte um den Mund des Spielers ein feines Lächeln. »Ich danke Ihnen übrigens.«

      »Sie mir?«

      »Ja, für die Ehre.«

      »Ehre?« stammelte Bat.

      Holliday trat nahe an den Vorbaurand. »Es ist mir eine Ehre gewesen, daß Sie glaubten, ich könne einen Brief an Wyatt Earp öffnen.«

      Dann verschwand er endgültig im Shop.

      Masterson folgte ihm. »Waren Sie heute morgen nicht an der Overland?«

      »Ja, Sie haben wirklich scharfe Augen.«

      »Andere haben es mir erzählt.«

      Holliday zündete sich eine Zigarette an, während der kleine Barbier das Schermesser am Lederband wetzte. »Ich habe mich erkundigt, ob von Liberal nach Stratford eine Eilpost geht.«

      »Ach…?« machte der Deputy.

      Holliday rauchte schweigend.

      Da fragte Masterson: »Sie wollen nach Stratford?«

      »Yeah.«

      »Zu kalt hier?«

      »Auch!«

      Masterson dachte daran, daß Wyatt Earp höchstens fünfundzwanzig Meilen östlich von Stratford auf einer Ranch in der Nähe der Stadt Ruby war.

      Masterson legte den Brief vor den Gambler auf den Barbiertisch. »Dann tun Sie mir und dem Marshal und höchstwahrscheinlich auch dem Woodcutter einen Gefallen, und nehmen Sie den Brief mit nach Stratford, Doc. Sicher wird sich da ein Mann finden, der ihn für ein paar Bucks nach Ruby hinüberbringt.«

      »Ganz sicher«, versetzte Holliday.

      Es war nicht das erstemal, daß Doc Holliday einen Brief für den Marshal angenommen hatte. Trotzdem war ihm diesmal nicht sonderlich wohl dabei, als er das knisternde Papier in die schwarze Brieftasche schob.

      Dem Deputy war ein Stein vom Herzen gefallen, denn er war das Gefühl nicht losgeworden, daß der Brief wichtig war. Als er ins Office trat, hatte Neal ­Brown bereits gründliche Arbeit geleistet.

      Der Kreole hatte sich noch zur Wehr gesetzt und von dem derbknochigen Deputy eine so einleuchtende Ohrfeige bezogen, daß der weitere Vorgang im Gefängnistrakt ohne Zwischenfall abrollte.

      *

      Noch hatte der Brief, der aus den eisverkursteten Bergen Colorados kam, keinen sonderlich langen Aufenthalt gehabt.

      Er lag auf einer Seitenschachtel neben dem dampfenden Wasserkessel, in dem der Barbier das Rasierwasser bereitete.

      Der kleine Kanonenofen knisterte.

      Und plötzlich blickte Holliday mit weiten Augen auf den Briefumschlag.

      Er hatte sich auf seiner Rückseite an den Klebestellen gelöst.

      Ein Siegel trug er nicht.

      Da nahm der Spieler ihn an sich, fischte den Brief ein wenig heraus und las ohne daß der Bartkratzer es bemerkte, die ersten Zeilen.

      Wir befinden uns hier in einer scheußlichen Notlage, Mister Earp, und hatten den sicher unsinnigen Einfall, Sie um Hilfe zu bitten. Es gibt keinen Menschen im Umkreis von vielen hundert Meilen, der uns helfen könnte, und wie sollten ausgerechnet Sie so weit her…

      »Los, Barker, beeilen Sie sich!« fuhr der Spieler den Barbier auf einmal an.

      Der schrak zusammen. Weshalb hatte es der Doc plötzlich so eilig?

      Holliday zahlte und ging ins Hotel.

      Da las er den Brief ganz.

      Damned,


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