Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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hatte nicht ernsthaft vorgehabt, Dodge so schnell zu verlassen. Es war ihm langweilig geworden in der Stadt. In den Wintermonaten ließ der große Betrieb nach, und auch an den Spieltischen der Saloons war nicht viel los.

      Yeah, er hatte mit dem Gedanken gespielt, hinunter in das auch um diese Jahreszeit noch angenehme Klima von Texas zu fahren.

      Aber die nächste Overland-Verbindung nach Liberal hinunter hatte er erst übermorgen.

      Dreimal vierundzwanzig Stunden!

      Das war eine Zeit, die der Eile des Briefes kaum angepaßt war.

      Kurz entschlossen packte der Spieler seine Sachen zusammen – es war ohnehin nie sehr viel, was er mitnahm –, zahlte unten seine Zimmerrechnung und holte seinen Schecken aus dem Stall.

      Migo tänzelte freudig, als der Gambler ihm den Sattel auflegte.

      Wenige Minuten später verließ Doc Holliday die Stadt.

      *

      Er hatte ein wetterbraunes, kantiges Gesicht und sehr markige, eindrucksvolle Züge, der Mann, der mitten im staubigen Corral stand. Seine Augen waren von einer eigenartigen Bläue und auffallend langbewimpert.

      Hochgewachsen war seine Gestalt, mit breiten, kräftigen Schultern und schmalen Hüften.

      Er trug ein leuchtendrotes Hemd, eine schwarze Lederweste und schwarze, enge Hosen.

      Um die Hüften spannte sich ein breiter, patronengespickter Waffengurt, der an beiden Seiten zwei Lederhalfter hielt, aus denen die großen schwarzen Kolben zweier fünfundvierziger Revolver blickten.

      Mit stiller Zufriedenheit sah der grauhaarige, schmalgesichtige Rancher Timborn mit seinen Männern oben vom Corralgatter aus zu, wie der große dunkelhaarige Mann da den Mustang einfing.

      Der Lasso surrte, für einen Moment schien die Schlinge über dem Kopf des aufsteigenden Wildpferdes zu schweben, dann fiel sie und zog sich mit einem Ruck um seinen Hals.

      Der Mann rannte zu einem Gatter­pfahl und warf das Lassoende zweimal um das Holz, das Ende selbst hielt er fest.

      Wild bäumte sich der Hengst auf.

      Aber er war gefangen.

      Der Mann zog eine Schlinge von dem Pfahl ab und zerrte den Lasso enger.

      Das Pferd mußte näherkommen, wenn es nicht ersticken wollte.

      Bei den letzten fünf Yards blieb es stehen.

      Da ging der Mann langsam vorwärts. »Komm, Brother – wir wollen doch gute Freunde werden«, sagte er leise.

      Eine Minute später hatte der schwarze Hengst ein Halfter um und wurde von dem Mann mit eisenharter Hand am Zügel geführt.

      Es gab kein Aufsteigen, kein Springen, Tanzen, Wälzen, Zerren und Schlagen. All jene Dinge, die die Texas-Cowboys jetzt erwartet hatten, weil sie sie genau kannten, blieben aus.

      Sie hörten nicht, daß der große Mann unentwegt auf das Pferd einredete.

      Ganz still stand der Hengst mitten im Corral.

      Da führte ihn der Mann noch einmal im Kreis herum und gab ihn frei.

      »Bravo, Wyatt!« brüllte der Rancher los.

      Der Missourier ging langsam auf das Gatter zu. Nicht einen Blick verschwendete er mehr auf das Tier.

      Den Cowboys zog es die Nackenhaut zusammen.

      Heavens, hatte der Mann Nerven!

      Aber Wildpferde sind unberechenbar.

      So auch dieser Hengst. Er war zwar beruhigt – konnte aber den plötzlich aufsteigenden Zorn nicht niederkämpfen.

      Er schoß mit einem weiten Satz vorwärts und war bereits in bedrohlicher Nähe des Marshals, als von rechts her zwei Schüsse aufbellten und den Sand vor den Pferdehufen hoch aufsteigen ließen.

      Das Tier drehte schrill wiehernd ab.

      Die Männer auf dem Gatter hatten den Atem angehalten.

      Wyatt sah sich um, nach rechts hinüber.

      Da hielt, noch einige Yards vom Corral entfernt, ein Reiter.

      Er hatte ein blaßbraunes, schmales gutgeschnittenes Gesicht, dessen Wangen jetzt vom strapaziösen Ritt etwas eingefallen waren. Ein eisblaues Augenpaar beherrschte dieses Gesicht. Der Mann trug einen dunkelgrauen Anzug und eine schwarze Samtschleife, die das weiße Hemd am Hals zusammenhielt.

      Entgeistert musterten die Cowpuncher diese Erscheinung.

      Und dann glitten ihre Blicke zu dem Pferd.

      Heavens, das war ja ein Prachtgaul, dieser Schecke, fast so edel wie das Pferd des Marshals.

      Der Mann hatte den Revolver noch in der Hand, lud jetzt mit eisiger Ruhe die Patronen nach und schob die vernickelte elfenbeinbeschlagene Waffe ins Halfter zurück.

      Die Cowboys schluckten.

      Damned! Was war das denn für ein sonderbarer Mann? Vielleicht hätte er ohne den dunklen Schnurrbart weniger ernst ausgesehen.

      Wyatt trat an das Gatter und lehnte sich über den obersten Balken. »Hallo, Doc!«

      Der Reiter tippte an den Hutrand. »Hallo, Marshal!«

      Holliday rutschte aus dem Sattel, trat an das Gatter und reichte dem Missou­rier die Hand.

      Wyatt hatte ein stilles frohes Lachen in den Augenwinkeln.

      »Das waren zwei blendende Schüsse, Doc! Und sie kamen im richtigen Augenblick.«

      »Zufall…«, sagte Holliday leise.

      »Wie immer bei Ihnen«, setzte Wyatt hinzu. »Zum Beispiel sind Sie auch ganz sicher zufällig hierher nach Texas ins Sherman County gekommen.«

      »Rein zufällig«, versetzte der Spieler. Dann zog er eine vorgedrehte Zigarette aus der Hand und schob sie zwischen die Zähne. »Ich bin zur Abwechslung mal Postbote geworden. Zahnarzt, Spieler, Gunman, Postbote – paßt doch prächtig in die Reihe, finden Sie nicht auch?«

      »Doch, unbedingt!«

      Da reichte ihm der Gambler den Brief durch das Gatter.

      Holliday hatte die Klebestellen wieder angefeuchtet, so daß das Schreiben jetzt wieder verschlossen war.

      Wyatt riß es auf und las.

      Sein Gesicht verfinsterte sich zusehends.

      Dann sah er Holliday an. »Ziemlich wichtige Post, Postmaster.«

      Holliday kratzte sich am Kinn und sah sich um. »Ziemlich trockene Gegend. Ob’s hier nirgends einen Brandy gibt?«

      Wyatt lachte und sprang über das Gatter. »Kommen Sie, Doc!« Er führte ihn zu dem Rancher. »Mister Timborn, das ist Doc Holliday!«

      Der Rancher rutschte vom Gatter und reichte dem Spieler erfreut die Hand. »Hallo, Mister Holliday, wir haben schon so viel von Ihnen gehört und noch mehr von Ihnen gesprochen…«

      »Ich glaube, das wird ihn kaum freuen«, warf Wyatt ein.

      Holliday warf seine Zigarette in den Sand.

      Da meinte der Missourier: »Er hat einen langen Ritt hinter sich und könnte einen Drink vertragen.«

      »Aber selbstverständlich!« rief der Rancher und führte seinen neuen Gast zum Ranchhaus.

      Stumm blickten die Texas-Cowboys hinter der schlanken, hochgewachsenen Gestalt des Gamblers her.

      Das also war der berühmte Doc Holliday! Der so gefürchtete Revolverschütze und berühmte Spieler.

      *

      Gegen Abend saßen die Cowboys vor dem Ranchhaus, und einer von ihnen schlug die Gitarre.

      Ein ebenholzfarbener Riese sang ein melancholisches Lied dazu.


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