Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.
das Ding und verwahr es bis an dein Ende…«
Oakland rappelte sich ächzend hoch.
Die Kugel war glücklicherweise im spitzen Winkel auf seine Brust geschlagen und hatte in dem Metall des Sterns einen zu starken Widerstand gefunden.
Oakland kam noch immer benommen auf Jenkins zu. Der hatte seine Rechte um den Stern gekrampft.
»Gib ihn mir wieder, Ed. Er ist von meinem Vater. Er war drüben in Denver Sheriff, bis er erschossen wurde…«
Im Morgengrauen begann es wieder zu schneien.
Mit übernächtigten Gesichtern standen die Männer im Hof.
Claude Nelsons Gesicht sah fahlgelb aus.
Hellmer lehnte an der Hauswand und rauchte.
Enders und Griffith standen am halboffenen Tor.
Niemand sagte ein Wort.
Der Schneefall wurde von Minute zu Minute stärker. Und die Männer wußten, was das für sie bedeutete.
Die Vorräte waren so gut wie vernichtet. Und mit Nachschub war noch lange nicht zu rechnen.
Da trat Griffith auf den schwankend in der Hofmitte stehenden Lagerboß zu. »Lassen Sie mich nach Yampa reiten, Boß!«
Nelson sah den Burschen an, dann schüttelte er langsam den Kopf. »No, Bob, diesmal kannst du es nicht schaffen!«
Erst gegen elf Uhr vermißten sie Bob Griffith.
Sein Pferd, sein Gewehr, sein Sattel und sein Schneeumhang waren verschwunden.
Hellmer kam ins Mannschaftshaus, um es Nelson zu berichten.
Der fuhr sich schweigend mit der Hand über die Augen.
Enders und Cornwall lehnten in der Tür.
Ed Jenkins sagte leise: »Wir sehen ihn nicht wieder…«
*
Es war Abend, als Wyatt Earp und Doc Holliday Yampa erreichten.
Harris griff sich an die Kehle, als er den Dodger Marshal plötzlich vor sich in der Tür des Kontors stehen sah.
»Nein!« stammelte er, »das kann doch nicht sein!« Der Greis erhob sich und stürzte auf den Missourier zu. »Wyatt!« stotterte er, »Wyatt Earp! Hell and devils! Ich träume!«
»Hoffentlich nicht!« versetzte der Marshal.
Harris blickte über die breite Schulter des Missouriers und sah die schlanke Gestalt des Spielers im schwachbeleuchteten Korridor stehen.
»Doc Holliday!«
Er drückte auch ihm herzlich die Hände.
Wenig später standen sie in der Kammer, in der ein halbverwildert aussehender Bursche auf einem Lager lag.
»Wer ist das?« fragte Wyatt.
»Bob Griffith, einer der Leute von Camp Yampa, Wyatt. Er ist vor anderthalb Stunden halberfroren in die Stadt gekommen.«
»Und…?«
»Er ist wie betrunken.«
Holliday stand am Bett und beugte sich über den Burschen. »Wie…? Er ist betrunken, Mister Harris! Und vielleicht war das sein Glück!«
Sie fanden in den Satteltaschen des Burschen zwei leere Whiskyflaschen.
Holliday brachte es fertig, den Jungen zu ernüchtern.
Lallend berichtete Griffith, was sich im Lager ereignet hatte.
Harris wurde bleich. »Dann ist es aus. Die Männer sind verloren. Die schaffen es nicht herunter! Es schneit unentwegt! Weiß der Teufel, wie der Bursche hergekommen ist!«
Der greise Holzfäller berichtete in Kürze, was sich in der Stadt und oben auf dem White River Plateau zugetragen hatte.
Er erwähnte auch, daß er einen kleinen Treck zusammengestellt habe, der in einer Woche Proviant auf das Plateau bringen sollte.
»Allerdings sind die Männer nur dann in der Lage, hinaufzufinden, wenn der Schneefall ein paar Tage ausgesetzt hat.«
Wyatt blickte den Gambler an.
Der verstand den fragenden Blick sofort und nickte nur.
»Hören Sie, Mister Harris«, sagte der Missourier entschieden, »sorgen Sie dafür, daß die Proviantfässer und Kisten schnellstens auf drei Packpferde kommen. Wir reiten noch heute!«
Harris glaubte, nicht recht gehört zu haben. »Wyatt, ich muß Sie warnen, und ich glaube, ich muß Ihnen auch die Wahrheit sagen. Es schneit jetzt stärker als je zuvor. Sie kämen nicht einmal allein vorwärts. Nie und nimmer würden Sie weiter als bis ins Big Valley kommen. Die Schluchten sind mehrere Yards hoch mit weichem Schnee bedeckt. Und noch ist kein Ende abzusehen…«
Alle Vorstellungen des Greises nutzten nichts.
Kurz vor Mitternacht verließen die beiden Männer mit fünf Pferden die Stadt.
*
Im Camp herrschte die Stille des Schneewinters der Berge.
Die Männer waren nicht mehr zur Arbeit gegangen. Mit bleichen, verstörten Gesichtern hockten sie herum und belauerten einander ängstlich.
Bis jetzt war alles stillgeblieben.
Nelson und Hellmer hielten vorsichtig mit dem restlichen Proviant Maß.
Aber sie wußten alle, daß es nur noch für höchstens einen Tag ausreichte, was Enders und Griffith aus den Flammen geborgen hatten.
Wieder war es Nacht.
Und plötzlich bellten im Süden vor dem Plateau Schüsse auf.
Kugeln fegten über die Fenz.
»Aufmachen!« brüllte eine herrische Stimme, die nie und nimmer aus einer Indianerkehle kam. »Los, Woodcutter! Macht auf! Es ist eure letzte Chance! Wir brennen das ganze Camp nieder!«
Nelsons Gesicht erstarrte zur Maske. »Holt eure Gewehre, Boys!« preßte er heiser hervor.
Wieder klatschten mehrere Kugeln auf die Bohlen des Tores.
»Macht auf! Vorwärts!« brüllte es draußen erneut.
Hellmer knurrte: »Wir müssen hier vom Hof verschwinden, Claude! Wenn sie Sprengladungen werfen, sind wir verloren!«
»Das sind wir sowieso!« fauchte Enders eisig.
Da bellten plötzlich aus einiger Entfernung Schüsse auf.
Winchesterschüsse.
Draußen wurden erregte Stimmen laut.
Dann hämmerten Revolverschüsse aus näherer Distanz auf.
Eine Minute war es still.
Gleich darauf röhrte in die Stille ein brüllender Revolverschuß.
Draußen schrie ein Mann gellend auf.
Hellmer sprang mitten in den Hof. »Nein, Boys!« schrie er heiser. »Das – das kann doch nicht sein!«
Wieder röhrte der gleiche Revolver auf.
Hellmer stürzte zum Tor. »Öffnen, Hal!« schrie er dem Posten zu.
»Bist du verrückt!« rief Nelson entgeistert.
Hellmer warf sich herum. Mit dem ausgestreckten Arm wies er zum Tor. »He, Boß, weißt du, wer da kommt? No, das kannst du auch nicht wissen! Sicher nicht! Aber der alte Sam Hellmer weiß es. Weil er den Klang dieses Revolvers genau kennt! Weil er ihn aus tausend anderen heraushört! Da kommt Wyatt Earp!«
Hellmer sprang zum Tor, stieß Oakland mit seinen Riesenkräften wie ein Kind zur Seite und warf den Riegel zurück.
Als das Tor aufsprang, sah er rechts mehrere Reiter davonsprengen.
Der