Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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da Ihr Gedächtnis in dieser Beziehung weniger scharf ist, als in Erinnerung an vergangene Schneenächte, tue ich es gern noch einmal.«

      Horrey verlegte sich aufs Poltern. »Ich werde euch augenblicklich von den Hunden verjagen lassen! Teufel noch mal! Wie komme ich überhaupt dazu, mich auf meiner eigenen Ranch wie ein Landstreicher ausfragen zu lassen!«

      »Daß es so aussieht, ist allein Ihre Schuld, Mister Horrey!« sagte Wyatt schneidend.

      »Augenblicklich verschwindet ihr!« brüllte der Rancher.

      »Wir…«

      »Nichts! Ihr verschwindet! Jeff, laß die Hunde raus! Kid, Joe, Hanc, Dudy, los, kommt raus, ihr Schufte! Schmeißt diese Halunken vom Hof!«

      Der Respekt vor dem Boß war so groß, daß die Männer sich bis jetzt nicht auf den Hof gewagt hatten, daß sie aber lauschend bereitgestanden hatten, zeigte sich sofort.

      Aus mehreren Bauten rannten sie auf den Hof hinaus.

      Holliday setzte mit einem federnden Sprung auf den Vorbau, sah Wyatt an und zog dann mit diesem zusammen den Colt.

      Der Spieler stand jetzt hinter dem Rancher, dicht an der hölzernen Hauswand.

      Horrey erstarrte vor Schreck.

      »Das also sind Ihre Köter«, sagte der Marshal verächtlich. »Vorwärts, schicken Sie sie wieder in die Hütten zurück!«

      Erst als Hollidays Revolver vernehmlich knackte, brüllte der Rancher: »Los, geht wieder zurück!«

      Doc Hollidays Stimme kam dem Rancher wie ein Nadelstich ins Genick: »Und sagen Sie der Lady neben mir, hinter dem Vorhang, daß sie das Gewehr runternehmen soll. Es ist eine Eigenart meines Revolvers, daß er zuweilen nach hinten losgeht.«

      Horrey fuhr herum und starrte auf den Fenstervorhang, der sich hinter einer hochgeschobenen Scheibe kaum merklich bewegte.

      Im Gesicht Horreys stand plötzlich deutlich sichtbare Sorge. »Ann!« stieß er kehlig hervor. »Bist du toll! Geh sofort da vom Fenster weg! Wir haben es hier mit zwei…«

      »Reden Sie nur weiter«, sagte Holliday gallig, »wir gewöhnen uns langsam an Ihre Ausdrücke.«

      Eine Minute später erschien in der Tür ein Mädchen.

      Holliday und Wyatt machten runde Augen – und sie hatten auch allen Grund dazu.

      Ann Horrey war eine echte Schönheit.

      Ihre dunklen Augen tasteten den Spieler ab und flogen dann zu dem Marshal. »Vielleicht haben sie die Wahrheit gesagt?«

      Der Rancher verzog unwillig das Gesicht. »Die Wahrheit! Unsinn, es sind – jedenfalls sind es Leute, mit denen ich nichts zu tun habe.«

      Das Mädchen sah Wyatt forschend an. »Sie sind tatsächlich der berühmte Marshal von Dodge?«

      »Berühmt?« kläffte Horrey. »Mach ihn doch nicht eingebildeter, als er schon ist.«

      Ann Horrey stieß sich von der Tür ab, überquerte die Veranda und lehnte sich gegen das hölzerne Gitter. Sie trug eine enganliegende schwarze Hose und kurzschäftige Stiefel aus weichem Leder, die oben texanisch rot und weiß besteppt waren.

      »Wyatt Earp!« sagte sie leise und zeigte dabei ihre ebenmäßigen, prächtigen Zahnreihen. »Wer hätte das gedacht! Ich habe soviel von Ihnen gehört, Marshal!«

      Sie war ein Kind. Die beiden Reiter erkannten es sofort.

      Ann lachte silberhell und perlend. »Sie ahnen ja nicht, was Sie da riskiert haben! Und ich finde es wunderbar.«

      »Ihre Tochter scheint freundlicher zu sein als Sie«, entfuhr es Wyatt.

      Da lief der Bergrancher feuerrot an. »Sie ist nicht meine Tochter!«

      Holliday schluckte. Damned! Dieses Kind war doch nicht etwa die Frau dieses Bären?

      Ann machte dem Rätselraten ein Ende, indem sie erklärte: »Mein Bruder ist fast zweiundzwanzig Jahre älter als ich.«

      Horrey knurrte: »Geh ins Haus, Ann!«

      »Lassen Sie die Miß nur hier«, versetzte Holliday, »hier frißt sie niemand.«

      Ann betrachtete den Spieler. »Das ist also der große Doc Holliday!« Wieder lachte sie hellauf. Das ebenholzfarbene Haar fiel ihr in weichen Locken auf die Schultern, als sie den Kopf beim Lachen zurücknahm. »Wyatt Earp und Doc Holliday! Ich hätte mir nie träumen lassen, daß es diese beiden Männer überhaupt gibt und daß ich sie einmal sehen würde.«

      Horrey stampfte auf seine Schwester zu. »Du gehst sofort ins Haus, Ann!«

      »Ja, ich geh ja schon.« Sie überquerte wieder mit großen federnden, aber sehr anmutigen Schritten den Vorbau. An dem Türpfosten blieb sie stehen und sah über die Schulter zurück. »Sei nicht so grob, William! Du solltest nicht vergessen, daß du mir schon vor Jahren abends von Wyatt Earp und Doc Holliday erzählt hast, als ich krank war und nicht einschlafen konnte.«

      Verärgert stampfte der Rancher mit dem Fuß auf. »Dummes Girl! Du sollst ins Haus gehen!«

      »Bin ja schon weg!«

      Und gleich darauf erschien ihr hübscher Kopf noch einmal im Fenster. Lachend sagte sie: »Ich hätte Sie mir viel, viel älter, häßlicher und finsterer vorgestellt – alle beide!«

      Dann fiel die Gardine zu.

      Holliday lachte leise in sich hinein. »Ich wollte, der liebe William hätte etwas von dieser Grazie.«

      Horrey schnaufte grimmig: »Was fällt Ihnen ein! Sie verschwinden jetzt endgültig!«

      »Ich weiß, sonst lassen Sie Ihre Hunde wieder anrollen«, versetzte der Gamb­ler feixend.

      Wyatt blickte dem Rancher ins Gesicht. »Mister Horrey, wir müssen über die Sache mit Ihnen sprechen. Ich sagte Ihnen bereits, daß wir der Spur gefolgt sind. Durch den Schnee. Wir verstehen etwas von diesem Geschäft. Und…«

      »… die Spur führte hierher, direkt zu meiner Ranch, was?« donnerte Horrey. »Ich will Ihnen was sagen, Earp. Sie steigen jetzt auf Ihren Schinder und sehen zu, daß Sie mit Ihrem Doktor möglichst viel Land zwischen sich und die Ranch hier bringen!«

      Wyatts Gesicht wurde hart.

      Und was er dann sagte, war für den eigenmächtigen William Horrey so ungeheuerlich, daß es ihm erneut die Sprache verschlug.

      »Wir gehen, Horrey. Aber damit haben Sie nichts gewonnen. Ich werde Sie nämlich beim Districts-Richter verklagen!«

      Wyatt wandte sich ab und ging die Treppe hinunter. Holliday folgte ihm.

      Da hatte Horrey sich gefaßt. Er sprang einen Schritt vor, riß seinen breiten Mund auf und röhrte: »Verklagen? Was wollen Sie mich, Earp? Verklagen?« Und dann brach wieder die dröhnende Lache über den Ranchhof. »Verklagen will er mich! Mich, den Bergrancher William Horrey, will dieser Bursche verklagen! Mann, du bist verrückt! Total verrückt!«

      Er brüllte weiter.

      Die beiden hörten sein unartikuliertes Schreien noch, als sie den Ranchhof längst hinter sich hatten.

      Wortlos ritten die beiden Männer die zweiundzwanzig Meilen über die abfallende Straße nach Yampa hinüber.

      Am Nachmittag waren sie vor dem Haus der Harris Company.

      John Harris begrüßte sie stürmisch. Wußte er doch jetzt, als er sie kommen sah, daß sie den Proviant hinaufgebracht hatten.

      Als er allerdings erfuhr, woher sie kamen, zog er den Kopf zwischen die Schultern. »Bill Gun Horrey! Heavens! Was wollen Sie denn bei dem?«

      Wyatt berichtete weiter.

      Der alte Holzhändler schüttelte bedenklich den Kopf. »Das scheint mir denn doch mehr als riskant zu sein, was Sie da gesagt haben, Wyatt.«

      Dann gestand er


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