Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.
Kartenhai. »Ich denke nicht daran. Dieser Mann hat…«
»Das Geld auf den Tisch!« Diesmal ließ die Stimme Hollidays keine Zweifel daran offen, daß es bitter ernst war.
Zögernd tastete die Hand Yunes zur Tasche.
Hollidays Augen bewachten diese Hand scharf.
Yune nestelte die Geldscheine hervor und ließ sie auf den Tisch fallen.
»Alles!« mahnte ihn der Georgier.
»Das ist alles!«
»Ich habe gesagt: alles!«
Da holte Yune den Rest heraus, den er Holliday abgegaunert hatte.
Mit einem wütenden Blick stieß er hervor: »Das werden Sie noch bereuen, Doc! Das schwöre ich Ihnen. Sie werden hier nichts mehr zu lachen haben. Ihr schneller Revolver und auch der Marshal Earp werden Ihnen da nicht helfen können. Ich habe Freunde…«
»Hinaus!« kam es klirrend von den Lippen des Gamblers.
Im Rückwärtsgang bewegte sich der Bandit auf die Tür zu.
»Idiot!« rief der Salooner ihm zu. »Sie hätten sich denken können, daß Sie gegen ihn keine Chance mit Ihren schmierigen Ticks haben. Verschwinden Sie und lassen Sie sich in meinem Saloon nicht wieder sehen.«
Yune war an der Tür angekommen. Drohend erhob er die Fäuste. »Auch Sie werden sich wundern, Hawkins! Auch Sie werden mich kennenlernen. Ich werde Ihnen meine Freunde auf den Hals hetzen, Sie erbärmlicher, fetter Schnapspanscher!«
Ehe der Keeper noch etwas auf diese Gemeinheit erwidern konnte, war der Bandit verschwunden.
Der Zwischenfall war bald vergessen.
An Hollidays Tisch nahmen schnell einige andere Männer Platz, die das Spiel mit dem berühmten Gambler gern aufnahmen.
Es gab keine Zwischenfälle mehr.
Die Männer von Yampa waren zwar durch das Auftauchen Bill Gun Horreys vorhin eingeschüchtert gewesen, aber Doc Hollidays Eingreifen in den Streit auf der Straße hatte ihnen doch gewaltig imponiert.
Sie merkten bald, daß sein Ruf als Spieler gerechtfertigt war, daß er sauber spielte und nicht im Traum daran dachte, irgend jemanden zu betrügen.
Er hatte dergleichen nicht nötig. Sein Pokerspiel war so gekonnt, so brillant, daß die Männer es ehrlich bestaunten.
Aber der Georgier hatte von dieser Stunde an einen Feind in der Stadt: den Kartenhai Clifford Yune!
Ein Feind, der ganz bestimmt von jedermann in Yampa unterschätzt wurde.
*
Es war stockfinstere Nacht, als der Reiter die Felsschlucht erreichte, in der Bill Gun Horreys Vorwerk lag.
Der Rancher und Holzhändler hatte hier eine Art Auffanglager für seine Woodcutter angelegt, und gleichzeitig benutzten die Cowboys es in den Sommermonaten als Unterkunft.
Bis hierher hatten Wyatt Earp und Doc Holliday die Bande verfolgt.
Wyatt ritt bis auf zweihundert Yards an die Bauten heran, rutschte dann aus dem Sattel und ließ das Pferd an einer zerzausten Bergkiefer zurück.
Langsam und vorsichtig näherte er sich dem Vorwerk.
Der vorderste Bau lag in tiefstem Dunkel da und schien schatten- und bodenlos über dem Schnee zu schweben.
Wyatt nahm eine Handvoll von dem harten gefrorenen Schnee auf, formte ihn zu einem festen Ball und lauschte einen Moment in die Stille der Nacht.
Dann warf er den Schneeball dicht neben die Westseite des Blockhauses.
Es blieb still.
Wäre ein Hund in der Nähe des Camps gewesen, hätte er sich jetzt todsicher gemeldet.
Wyatt ging weiter.
Als er das Haus erreicht hatte, blieb er dicht an der Westflanke, schlich daran entlang und sah nun die anderen Bauten vor sich. Sie waren alle kleiner, flach, eingeschossig, dunkel.
Nur in einer etwas abseits stehenden Hütte brannte in drei Fenstern Licht.
Wyatt huschte, immer an den Vorderseiten der Blockhäuser entlang, auf die Hütte zu. Sie hatte ein breites, weit überstehendes Dach, das eine yarddicke Schneedecke trug.
Plötzlich wurde eine Tür geöffnet.
Ein Lichtkegel fiel auf den Vorplatz.
Eng preßte sich der Missourier an die Hauswand. Und zu seinem Schrecken sprangen zwei große Hunde bellend ins Freie.
»Was haben die beiden Köter nur?« rief eine rauhe Männerstimme.
»Keine Ahnung!« antwortete eine andere Stimme, die drüben von der Rückseite des großen Vorbaues kam.
Damned! Da stand also ein Posten!
Es war ein wahres Wunder, daß er den Eindringling nicht bemerkt hatte.
Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, schossen die beiden Hunde schnurstracks auf den Fremden zu.
Wyatt duckte sich nieder und empfing das erste Tier mit einem derart derben Faustschlag, daß der Hund betäubt zur Seite fiel und neben ihm liegenblieb.
Der andere Hund hielt inne und blieb wild kläffend stehen.
»He! Da ist doch was nicht in Ordnung!« rief der Mann, der in der Tür der erleuchteten Hütte stand. »Sieh mal nach, Greg!«
Immer noch stand der Hund wie verrückt bellend drei Yards vor dem Eindringling.
Blitzschnell wich Wyatt zurück und verschwand um die Hausecke.
Hier warf er sich sofort zurück und prallte mit dem nachsetzenden Tier zusammen.
Aber der Hund war wieselflink, er biß und bellte, als ginge es an sein Leben.
Wyatt stieß ihn mit einem Hieb von sich und hastete auf den dunklen Vorbau des gegenüberliegenen Blockhauses zu.
Der Hund?überschlug sich, raffte sich wieder hoch und blieb jaulend stehen.
Den Mann erneut anzugreifen, riskierte er nicht mehr. Zu hart hatte ihn dessen Faust getroffen.
Der Mann in der Tür stand reglos da.
Der andere aber, der an der Rückfront des großen Baues gestanden hatte, kam über den weiten Vorplatz gelaufen.
Wyatt hatte seinen Buntline Special in der Linken.
Der Hund hatte ihm rechts eine stark blutende Wunde am Handgelenk beigebracht.
»He, Kid! Komm her! Da drüben am Gerätelager muß jemand sein!«
Aber der schwerfällige Kid hatte wenig Lust, in die Dunkelheit hinauszulaufen. »Wo ist Berry?«
Berry war also der andere Hund!
Der Wächter stand noch immer neben dem kläffenden, jaulenden Tier. »Keine Ahnung!« versetzte er. »Ich glaube, ich werde in Deckung gehen! Hier ist todsicher was faul! Vorwärts, hol Bunch und die anderen! Sie sollen die Gewehre mitbringen!«
Devils, das war gefährlich! Wyatt hatte kein Gewehr bei sich. Und bis zu dem Falben hatte er von hier aus mehr als zweihundertfünfzig Yards zurückzulegen.
Hatte er eine andere Wahl, als augenblicklich zu fliehen?
Der Hund würde ihm vielleicht folgen, yeah, aber er mußte das eben riskieren.
Aber wenn der Missourier etwas auf dieser Welt verabscheute, dann war es die Flucht.
Er trat an den Vorbaurand und rief dem Posten zu: »Halten Sie den Hund fest!«
»He.« Der Wächter schrak zusammen und wich ein paar Schritte zurück.
Der Hund verharrte heiser bellend auf der Stelle.
»Wenn Sie den Hund festhalten, komme