Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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      »So«, unterbrach ihn der Rancher wieder grob, »und was wollen Sie hier?«

      »Ich sagte es schon«, erwiderte Wyatt, »ich habe mit Ihnen zu sprechen.«

      Horrey nahm das Gewehr wieder hoch und knurrte: »Und wer ist das?«

      »Mein Name ist Holliday«, versetzte der Gambler kühl.

      Die gewaltigen schwarzen Brauen des Ranchers zogen sich zu einem breiten Strich zusammen. »Holliday? Und er heißt Earp! He, wollen Sie etwa behaupten, Doc Holliday zu sein?«

      »Hoffentlich haben Sie nichts dagegen«, antwortete der Georgier gelassen.

      Horrey verschlug es die Sprache. Es dauerte fast drei Sekunden, bis er etwas sagen konnte. »Doc Holliday? Und er heißt Earp! Mann, da wollen Sie nicht mit Wyatt Earp verwandt sein…?«

      »Er ist Wyatt Earp«, erklärte der Spieler ruhig.

      Hart krachte der Gewehrkolben auf die Vorbaubohlen. Der Rancher wischte sich mit der klobigen Linken durchs Gesicht. »Wyatt Earp und Doc Holliday«, murmelte er. Dann brach plötzlich ein schallendes Lachen von seinen Lippen. »Hört, Boys, das ist kein schlechter Scherz! Ich habe ja schon allerlei Unsinn gehört, aber das war das schärfste Stück! Wyatt Earp und Doc Holliday!« Er lachte röhrend weiter.

      Wyatt ließ den Colt ins Halfter fliegen.

      Jäh brach die Lache des Ranchers ab. Er hatte die Bewegung kaum wahrnehmen können. Verblüfft starrte er auf die Linke des Missouriers.

      »He! Was war denn das? Mann, machen Sie das doch noch einmal!«

      »Wir haben mit Ihnen zu sprechen, Mister Horrey«, entgegnete Wyatt rauh.

      Dabei rutschte er aus dem Sattel.

      Holliday folgte seinem Beispiel.

      Da wandte Horrey sich zur Seite und brüllte: »Cass! He, Cass! Wo steckst du Halunke?«

      Aus dem Bunkhaus kam ein säbelbeiniger Mann von mittelgroßem Wuchs mit schmalem Vogelgesicht und stechenden Augen.

      »Cass, der Bursche da hat mir eben was vorgezaubert! Sag ihm, daß du es auch sehen willst! Es wird dich interessieren!«

      Cass Bleasdale blieb vier Yards vor Wyatt stehen. Als er jetzt den Mund zum Sprechen öffnete, konnte Wyatt sehen, daß ihm die vier Zähne vorn im Oberkiefer fehlten. Eine scharfe flammendrote Hasenscharte zog sich bis zur Nase hinauf.

      »Komm, Boy, zeig mir den Joke auch einmal!«

      Wyatt sah an ihm vorbei.

      Da flog Bleasdales Hand zu einem der beiden nach vorn stehenden Revolverkolben in seinem Kreuzgurt.

      Aber ehe er ziehen konnte, machte es seitlich neben ihm klick.

      Der Schießer wandte den Kopf und sah den anderen Ankömmling mit einem vernickelten Revolver dastehen, dessen Hahn bereits gespannt war.

      »Laß deine Späße im Bunkhaus, Cass«, versetzte Holliday klirrend, »wir haben mit deinem Boß und nicht mit dir zu reden!«

      Cass Bleasdale war plötzlich blaß geworden. Er wandte den Kopf und sah den Rancher an. »Wer ist denn das?«

      Horrey schnarrte: »Das ist Doc Holliday! Und der Mann direkt vor dir ist Wyatt Earp. Nette Überraschung, was!« Schneidend befahl er dann: »Vorwärts, verschwinde, du Hund! Und geh rüber in den Corral, um die Späße zu üben, die diese Leute anscheinend nur so aus dem Handgelenk schütteln können!«

      Bleasdale zog davon wie ein geprügelter Hund.

      Horrey sah die beiden Reiter wenig freundlich an. »Könnt ihr sonst noch was?«

      »Eine ganze Menge«, entgegnete der Missourier, »vielleicht führen wir es Ihnen bei Gelegenheit vor.«

      »Fragt sich nur, ob er viel Spaß daran haben wird«, fügte Holliday hinzu.

      Horrey verzog sein Gesicht zu einem breiten Feixen. »Ihr seid wirklich zwei ganz ausgekochte Kerle! Was wollt ihr also?«

      Wyatt ging zu ihm auf den Vorbau. Hier nestelte er den Sporn aus der Tasche und hielt ihn dem Rancher hin. »Sie haben dieses Mordinstrument nicht zufällig irgendwo verloren?«

      Horrey blickte verdutzt auf den Sporn. »Ich? Sind Sie verrückt? Soll das etwa ein neuer Scherz sein? Dann muß ich ihn mir verbitten, Mann!«

      »Ein Scherz?« Der Missourier war noch um einen halben Kopf größer als der Rancher. Er bohrte seinen Blick in die grauen Augen Horreys. »Nein, Rancher, wir haben es jedenfalls nicht als Scherz empfunden. Und die Woodcutter von Camp Yampa erst recht nicht.«

      Unwillkürlich wich der Rancher einen halben Schritt zurück. Seine Stimme klang plötzlich fremd, als er fragte: »Wer?«

      »Die Holzfäller vom Lager Yampa, oben auf dem White River Plateau!«

      Horreys Gesicht verwandelte sich augenblicklich wieder und hatte erneut den abweisenden herrischen Ausdruck. »Hören Sie, Mann, ehe ich Sie beide aus dem Hof prügeln lasse, werden Sie mir sagen, was ich mit den Holzwürmern oben im Steinschnee zu schaffen habe?«

      Wyatt versetzte ungerührt. »Das wüßten wir ja auch gern, Rancher.«

      Und dann erklärte er freimütig, weshalb er hergekommen war – und was sich oben beim Camp ereignet hatte.

      Horreys Gesicht blieb die ganze Zeit über, während der Marshal sprach, unbewegt. Dann platzte er plötzlich mit hochrotem Gesicht los: »Ihr verdammten Höllenhunde seid wohl wahnsinnig geworden! Ihr wollt doch nicht allen Ernstes behaupten, daß ich mich für das armselige Maulwurfsloch oben auf dem Plateau interessiere! Das ist ja wohl die größte Schweinerei, die mir je geboten worden ist! Wenn ihr beiden Halunken nicht innerhalb von einer Minute vom Hof verschwunden seid, lasse ich die Köter los.«

      Wyatt hatte ihn ausreden lassen. »Vielleicht sollten Sie besser Ihre Leute loslassen, damit wir dem, der den Sporn auf dem Plateau verloren hat, sein Eigentum wieder zurückbringen können!«

      Horrey schluckte. Entgeistert starrte er den Marshal an. Fast leise, aber drohend schnarrte er: »Hör zu, Junge! Ich bin ein Mann, der viel Dreck gesehen hat…«

      »Davon bin ich überzeugt!« unterbrach ihn der scharfe Holliday rasch.

      Horrey schoß ihm einen wütenden Blick zu. »Du hältst dein ungewaschenes Maul, Stadtfrack, sonst…«

      Holliday trat einen Schritt vor. Mit leicht angehobenem Kopf fragte er klirrend: »Was sonst, Mister Horrey?«

      Der Rancher nahm die Büchse wieder hoch.

      Es war ihm in seinem ganzen Leben noch nicht passiert, daß so dreist mit ihm gesprochen wurde.

      Wyatt wußte genau, was er riskierte, als er hergekommen war. Aber er wußte auch, daß er anders nie eine Chance bekommen hätte, mit dem Mann zu sprechen.

      »Lassen Sie Ihren Bleiprügel unten, Horrey, und bedienen Sie sich gefälligst anderer Ausdrücke!« fuhr der Marshal ihn an. »Ich bin hergekommen, weil ich Sie etwas zu fragen habe!«

      Horrey stieß den Kopf vor. »So? Wer sind Sie denn, he?«

      »Das habe ich Ihnen gesagt…«

      Der Rancher machte eine abwehrende Handbewegung. »Selbst wenn Sie der wären, für den Sie sich ausgeben: Hier im County haben Sie nichts zu bestimmen. Merken Sie sich das. Hier bestimme…«

      »… ich!« setzte Wyatt die abgebrochene Rede des herrschsüchtigen Mannes fort. »Ich weiß, und ich will Ihnen diesen Glauben auch nicht nehmen. Aber jetzt hören Sie mir zu! Wir haben den letzten Überfall auf Camp Yampa zufällig beobachtet. Und dann sind wir der Spur der Bande gefolgt…«

      Horrey lachte dröhnend los. »So, in dem Schnee haben Sie die Spur noch lesen können…«

      Blitzschnell unterbrach Doc Holliday: »Woher wissen Sie, daß es in jener Nacht geschneit hat?«

      Horrey


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