Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
herangaloppieren, die den anderen den Weg durch den tiefen Schnee abzuschneiden versuchten.

      Wieder brüllte drüben der dunkle Klang des großen Revolvers auf.

      »Wyatt Earp!« brüllte der Alte. »Hurra! Wyatt Earp kommt!«

      Enders rannte zum Tor.

      Cornwall folgte ihm.

      Dann kamen die anderen nach.

      »Schießt doch, ihr Idioten!« röhrte der Alte. »Aber nicht auf die beiden Reiter da drüben!«

      Wyatt Earp nahm seine Zügel hoch. »Halt, Doc!« rief er seinem Begleiter zu. »Wir haben unsere Tiere schon genug strapaziert! Laß sie reiten, die Hunde!«

      Hellmer stampfte vorwärts, stürzte, riß sich wieder hoch und lief brüllend weiter. »Wyatt! Wyatt!« Immer wieder schrie er den Namen des Marshals über das Plateau.

      Wyatt hielt auf ihn zu, und als er ihn erreicht hatte, rutschte er aus dem Sattel.

      Der alte Holzfäller fiel ihm um den Hals und konnte ein bebendes Schluchzen nicht unterdrücken.

      Holliday hielt neben ihnen.

      Jetzt war auch Enders herangekommen.

      Er hatte die Begrüßungsszene mit feuchten Augen verfolgt und riß plötzlich den Arm hoch.

      »Da hinten! Drei Reiter!« Er wollte sein Gewehr hochnehmen, aber Doc Holliday drückte ihm mit der Stiefelspitze den Gewehrlauf herunter.

      »Bloß nicht, Mister, das sind unsere Proviantgäule!«

      »Was…?«

      Das Wort Proviant hatte auch die anderen, die jetzt durch den Schnee herangestapft waren, geradezu elektrisiert. Sie hasteten vorwärts auf die drei Pferde zu, die die beiden Reiter wegen der Schießerei zurückgelassen hatten.

      Camp Yampa war vor dem Ärgsten gerettet.

      Die Stimmung im Lager war unbeschreiblich.

      Wyatt Earp und sein Begleiter waren die Helden des Tages.

      Und der alte Hellmer wußte nicht, was er vor Freude und Glück anstellen sollte.

      »Wenn ich jetzt unten in der Stadt wäre, würde ich meinen halben Lohn verjubeln! Saufen wollte ich, saufen – wie noch nie!«

      Die anderen lachten.

      Als die erste Freude abgeebbt war, berieten die Männer, was zu tun war.

      Nelson blickte den Missourier fragend an.

      Wyatt hatte eine seiner geliebten überlangen schwarzen Zigarren zwischen seinen weißen Zähnen und schob sich den Hut aus der Stirn.

      »Das ist nicht leicht zu sagen, Mister Nelson.«

      Der Lagerboß meinte: »Es sind Arapahoes, todsicher!«

      Wyatt schüttelte den Kopf. »Dessen bin ich nicht so sicher. Jedenfalls war der Mann, der hier kommandiert hat, kein Indianer!«

      »Aber die Brandpfeile, die ganze Art, wie sie angreifen!« gab Nelson zu bedenken.

      »Wenn schon«, lehnte Wyatt ab. »Man kann die Kampfesweise der Roten auch nachahmen, um einen Gegner zu täuschen. Ich habe vorm Tor im Schnee einen Sporn gefunden, und ich glaube, wenn er keinem von euch gehört, vermißt ihn jetzt einer der Halunken, die wir vertrieben haben.«

      Er zog den blinkenden großen Sternradsporn aus der Jackentasche.

      Die Männer blickten auf.

      Nein, niemand vermißte einen Sporn.

      Nach einer langen Beratung sagte der Missourier: »Ich werde morgen früh mit Doc Holliday versuchen, der Spur der Bande zu folgen.«

      *

      Etwas abseits von der kleinen Bergstadt Pyramid lag das Anwesen eines Mannes, der den Namen William Horrey trug. Er war im ganzen County und weit darüber hinaus unter dem Namen Bill Gun Horrey besser bekannt.

      Horrey war Holzhändler, hatte eine große Sommerherde und war überhaupt der reichste Mann im ganzen Gebiet.

      Ein hochgewachsener schwerer Mann mit kantigem Schädel, pulvergrauen Augen und mächtigem Schnauzbart. Wie ein König herrschte er auf seiner großen Berg-Ranch.

      Alles, was er auf dieser Welt liebte, war die siebzehnjährige Schwester, die er damals allein aus den Trümmern seines Elternhauses unten in der Stadt nach einem Bandenangriff hatte retten können.

      Ann Horrey war ein Mädchen von außergewöhnlicher Schönheit. Hochgewachsen, mit einem frischen, edelgeschnittenen Gesicht und dunklen Rehaugen. Ihr perlschwarzes langes Haar fiel ihr bis auf die Schultern.

      Nichts, aber auch gar nichts erinnerte in ihrem Äußeren und ihrem Wesen an den grobschlächtigen, hünenhaften Bruder.

      Horrey war neununddreißig. Es gab keinen Mann im weiten Umkreis, der sich mit ihm im Faustkampf oder mit der Feuerwaffe hätte messen wollen.

      Der Rancher hatte eine sonderbare Eigenschaft: Wo man ihn auch traf, immer hatte er ein Gewehr bei sich. Er handhabte die gewiß nicht leichte 73er Winchester wie einen leichten Stock. Es gab nicht wenige Männer in Colorado, die mit diesem Gewehr unliebsame Bekanntschaft hatten machen müssen, ehe sie von der Unüberwindlichkeit seines Trägers überzeugt waren.

      Vielleicht war es der Überfall auf Pyramid, der Tod seiner Eltern, der den Mann so unnachgiebig und hart gemacht hatte. Vielleicht aber auch der Reichtum.

      Wer wußte das zu sagen?

      So groß Horreys Macht auch war – es gab sicher kaum einen Menschen, der ihn wirklich mochte.

      Außer Ann, seiner Schwester.

      Sauber und geradezu mustergültig lief der Betrieb auf der großen Ranch. Sieben mächtige Bauten erhoben sich oberhalb der Stadt am Berghang und verkündeten den Wohlstand ihres Besitzers.

      Schon seit Tagen hatte es nicht mehr geschneit. Der Schneemantel war wie immer gesunken und lag als blendend-weiße, glitzernde Eisdecke auf der Erde.

      Strahlend stand die Sonne am Vormittagshimmel und warf einen gleißenden Schein auf das Land. Die zackigen, zerklüfteten Zinnen der Mountains waren rotvergoldet und leuchteten greifbar nahe über dem Tal.

      Zwei Reiter kamen auf das Ranchtor zu.

      Jab Norton öffnete mit unwilligem Gesicht das Tor und musterte erst die Pferde und dann die beiden Reiter.

      Der Falbe hielt Nortons Blick fest – dann sah er den hochbeinigen Schecken des zweiten Reiters ebenfalls nicht ohne Wohlgefallen an.

      Wyatt Earp blickte den alten Cowboy an. »Ist der Boß auf dem Hof?«

      Norton zwinkerte mit den Augen und sah in das tiefbraune Gesicht und die seltsam blauen Augen des Reiters. »Der Boß ist nicht da. Wer sind Sie überhaupt?«

      Da sah Wyatt oben auf dem Vorbau des Ranchhauses einen großen Mann mit einem Gewehr stehen.

      Er nahm den Zügel auf und führte den Falben hart an dem geifernden Cowboy vorbei auf den Vorbau zu.

      Mit kalten Augen musterte Bill Horrey die beiden Reiter.

      Als Wyatt nahe genug war, öffnete der Rancher die Lippen und schnauzte: »Was fällt euch ein? Gesindel!« Er hob das Gewehr und mußte zu seiner Bestürzung erleben, daß der Falbreiter einen großen Revolver in seiner Linken hatte.

      »Nehmen Sie die Winchester nur wieder herunter, Mister Horrey. Wir wollen keinen Gunfight mit Ihnen.«

      »So – was wollen Sie denn?« schnarrte Horrey abweisend.

      »Wir haben mit Ihnen zu sprechen.«

      »Ach – wer sind Sie denn?«

      »Mein Name ist Earp.«

      Horreys Gesicht veränderte sich schlagartig. Es hatte plötzlich einen verblüfften – argwöhnischen


Скачать книгу