Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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Er sah den Gambler neben der Tür stehen und blickte zu dem Marshal am Fenster hinüber.

      Es war still im Raum. Man hörte nur das leise Ticken der Uhr.

      Der Holzhändler trat ans Fenster. Er wollte etwas sagen. Aber als er das wie aus Stein gehauene Antlitz des Missouriers sah, schwieg er.

      Das leise Quietschen der Türangeln drang bis in den Büroraum. Dann waren kurze, leichte Schritte auf dem Korridor zu hören. Es wurde an die Tür geklopft.

      »Ja«, rief Harris leise und ungehalten.

      In der Türöffnung stand Ann Horrey. Ihr Blick haftete auf dem breiten Rücken des Marshals. »Mister Earp!«

      Wyatt wandte sich ohne Hast um.

      Das Mädchen blieb in der Tür stehen. »Mister Earp, weshalb wollen Sie ihn töten?«

      »Ich will ihn nicht töten«, kam es rauh von den Lippen des Missouriers. »Ganz sicher nicht, Miß Ann.«

      »Aber Sie haben ihn doch zum Gunfight aufgefordert.«

      »Yeah, weil es das letzte Mittel ist, diesen rücksichtslosen, brutalen Mann in seine Schranken zurückzuweisen. Er hat den Kampf gegen Camp Yumpa befohlen. Es waren seine Leute, die Jim Austin und Mat Perkins erschossen haben. Es waren von ihm angeworbene Satteltramps, die den Woodcuttern oben auf dem White River Plateau das Leben zur Hölle machten, den Vormann Nelson schwer verwundeten, das Camp mit Brandpfeilen beschossen und zwei Dutzend Holzfäller kaltblütig an den Rand des Hungertodes brachten.«

      »Das wußte ich nicht«, stammelte das Mädchen.

      Die Männer blickten betreten drein.

      Plötzlich hob Ann den Kopf. »Aber wenn Sie mit ihm kämpfen wollen, Mister Earp, dann ist es auch für Sie gefährlich. Er ist unberechenbar mit der Winchester…«

      »Ich weiß, Miß Ann«, versetzte der Marshal rauh. »Aber es muß etwas geschehen, um der Bedrohung der Menschen oben in den Bergen abzuhelfen. Ihr Bruder denkt nicht daran, diesen unsauberen Kampf aufzugeben. Im Gegenteil, wir wissen genau, daß er ständig neue Leute anwirbt, obgleich sein Bedarf an Holzarbeitern längst gedeckt ist. Er sucht Männer, die keine andere Aufgabe haben als im vergangenen Jahr die Bergwölfe Chett Nugents.«

      Das Mädchen hatte einen Blick zur Uhr geworfen. »Es ist gleich acht«, stieß sie hervor. Dann rannte sie hinaus.

      Auch im Colorado Saloon stand der große schwarze Zeiger auf dem vergilbten Zifferblatt kurz vor der römischen Zwölf.

      Der Keeper Hawkins hatte plötzlich Schweißperlen auf der Stirn stehen. Er kam langsam um die Theke herum und ging mit staksigen Schritten auf die Tür zu. Durch ein Loch in der Buntpapierbeklebung konnte er auf die Straße sehen.

      Links neben dem Saloon stand das schmalbrüstige Haus des Mayors.

      Joe Miller stand oben hinter der Gardine und schaute hinunter auf das Weiß der Straße; in der linken Hand hielt er seine Uhr.

      Es gab kein Haus in der hier ansteigenden Mainsteet von Yampa, in dem die Menschen nicht hinter den Fenstern gestanden hätten.

      Aber sicher gab es keinen Menschen, der diesen Minuten mit größerem Bangen entgegen sah als das schwarzlockige Mädchen, das neben einer alten Frau am Fenster stand und hinaus auf die ansteigende Biegung der Mainstreet starrte.

      »Vielleicht kommt er gar nicht, Kind«, meinte die alte Frau.

      »Doch – er kommt ganz bestimmt. Ich weiß es.«

      Auch im Sheriffs Office herrschte Grabesstille.

      Ike Howell hatte die Tür einen Spaltbreit geöffnet. Auch auf seiner Stirn perlte der kalte Schweiß. Seine Hände zitterten leicht, und seine Lippen bebten. Der Sheriff war keiner der Leute Bill Gun Horreys; aber er hatte hier in der Stadt seine Partei ergriffen, weil er die Macht und die Rache des Berg-Ranchers fürchtete.

      Das knackende Geräusch der Uhr ließ Howell herumfahren.

      Mißtönend schepperte das Uhrwerk acht harte Schläge in den Raum. Sie drangen dem Mann an der Tür in die Nerven.

      Und dann war auch schon draußen der Hufschlag zu hören.

      Ein einzelner Reiter sprengte die Straße hinunter. Zahllose Augen hafteten auf ihm, die Menschen erkannten ihn sofort.

      Es war Bill Gun Horrey.

      Vor Silberbergs Geräteshop sprang der Rancher aus dem Sattel, trieb das Pferd mit einem leichten Hieb des Gewehrkolbens und sprang auf den Vorbau.

      »Earp!«

      Wie ein Donnerschlag hallte der Ruf über die Mainstreet.

      Der Marshal trat aus der Tür der Harris Company.

      Doc Holliday war an den Platz getreten, auf dem der Marshal bis jetzt gestanden hatte. Wie zufällig streifte sein Blick die gegenüberliegenden Hausdächer. Dann entdeckte er einen Gewehrlauf, drüben auf dem Dach des Generalstores.

      »He, Boy, das wird nichts«, stieß er leise durch die Zähne und schob mit der Linken geräuschlos das Fenster hoch.

      Seine Rechte hatte den vernickelten Revolver umspannt.

      In dem Moment, als sich der Mann mit dem Gewehr aufrichten wollte, fauchte der Schuß des Spielers über die Straße.

      Der Heckenschütze stürzte mitsamt seinem Gewehr auf die Straße.

      Wyatt Earp und Bill Horrey waren in diesem Augenblick noch zwanzig Yards voneinander entfernt.

      Der Marshal hätte seinen Gegner mit dem Revolver auf diese Distanz nur schwer treffen können.

      Da hielt Horrey inne, riß das Gewehr hoch.

      Und in seinen Schrei: »Stirb, du Hund!« sprang plötzlich Ann auf den Vorbau.

      »Bill!«

      In ihren flehenden Ruf fiel der Schuß ihres Bruders.

      Das Mädchen warf die Arme hoch, torkelte mehrere Schritte zurück und krampfte die Hände dann in ihre weiße Bluse, die links über der Brust einen dunklen Fleck hatte.

      Wyatt, der keinen Blick auf den stürzenden Heckenschützen verwandt hatte, rannte vorwärts.

      Hinter ihm sprang der Gambler aus dem Fenster, er hatte beide Revolver in den Händen und sicherte die Straße.

      Dem Missourier gelang es im allerletzten Augenblick, das nach hinten stürzende Mädchen aufzufangen.

      Wyatt hielt die tödlich Getroffene in seinem rechten Arm; die Linke schwebte über dem schwarzen Kolben des Bunt­line-Revolvers.

      Vorn, kaum zehn Yards entfernt, stand Bill Gun Horrey.

      Wie gelähmt verharrte er auf dem Fleck. Das rauchende Gewehr noch im Anschlag. Er sah nicht die Augen des Marshals und auch nicht dessen Revolverhand. Er verwandte auch keinen Blick auf den Georgier.

      Plötzlich kam Bewegung in den massigen Körper Horreys. Er senkte das Gewehr und ging Schritt für Schritt vorwärts. Drei Yards vor seiner sterbenden Schwester hielt er inne. Mit versteinertem Gesicht sah er sie an.

      Die Unglückliche öffnete die blutleeren Lippen.

      Fast tonlos kamen die Worte hervor. »Du wirst – umkehren, Bill.«

      Dann sank der Kopf des Mädchens zur Seite, gegen die Schulter des Marshals.

      Bill Gun Horreys Gesicht krampfte sich bei diesem Anblick zusammen. Seine Rechte schleuderte das Gewehr auf die Straße, dann wandte er sich mit einem harten Ruck um und ging taumelnd wie ein Betrunkener mit gesenktem Kopf davon.

      Damit hatte der Kampf um Camp Yampa ein Ende. Die unglückliche und schuldlose Ann Horrey hatte ihn mit ihrem Leben bezahlen müssen.

      Drei Tage später fanden Horreys Wood­cutter ihren toten Boß in einem Abgrund liegen.

      Es war sicher kein Zufall, daß der Rancher, der diesen schwindelnden


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