Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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den Schädel des Tramps.

      Die Wucht des Schlages wirbelte Calligan zweimal um seine eigene Achse und ließ ihn dann in sich zusammensinken.

      Das hatte Luft gemacht. Wenn die Stimmung der Männer auch nicht sofort umschlug, so legte sich ihre drohende Haltung doch augenblicklich.

      Wyatt sah den Spieler an. »Hallo, Doc!«

      »Hallo, Marshal!«

      »Was Neues?«

      Holliday blickte auf den Toten.

      Der Missourier nahm dem Sheriff das Windlicht aus der Hand und beleuchtete das Gesicht des Kartenhais.

      »He, ist das nicht Ihr Partner gewesen?«

      »Yeah«, erwiderte der Gambler kalt, »und wenn er ein besserer Schütze gewesen wäre, könnten wir jetzt in der Hölle weiterpokern.«

      Harris kam hinzu. »Ich kenne den Toten, Mister Earp. Es war ein übler Bursche. Der Keeper drüben hat ihn mehrmals aus der Schenke gewiesen.«

      Und dann berichtete Holliday, wie sich alles zugetragen hatte.

      Und auf einmal hatte niemand mehr etwas dazu zu sagen.

      Es mußte ein sonderbarer Königsstern über der Persönlichkeit des Missouriers stehen. Wo immer er auftauchte, stand er in der Mitte der Ereignisse. Auch hier war es nicht anders.

      Selbst der Blacksmith, der vorhin so große Worte gemacht hatte, trat schweigend zurück.

      Nachdem Holliday geendet hatte, bückte sich der Marshal und nahm einen blinkenden Gegenstand von der Schneefläche der Mainstreet auf. Es war der kleine Derringer des Kartenhais.

      »Ein Derringer«, sagte er nachdenklich, »merkwürdig. Ist doch eine ziemlich seltene Waffe hier oben in den Mountains.« Dann warf er den Kopf zu Howell herum. »Nicht wahr, Sheriff?«

      »Eh – ja, natürlich – Eh…«

      In diesem Augenblick stieg Bill Cramer vom Pferd und kniete neben dem Toten nieder. »Marshal! Dieser Mann war an dem Abend, als ich mit Mister Austin in die Stadt kam, drüben in dem Saloon. Er fiel mir wegen seiner Kleidung auf. Erst stand er an der Theke, und dann ging er. Er ging vor uns hinaus.« Der Bursche erhob sich. »Ja, Marshal, ich habe damals, nachdem ich kopflos aus der Stadt geflohen war, versucht, über die letzten Minuten vor dem Mord nachzudenken. Da fiel mir dieser Mann hier ein.«

      »Unsinn«, glaubte der Sheriff bemerken zu müssen, »dich hat dein schlechtes Gewissen aus der Stadt getrieben. Versuche uns keine Märchen zu erzählen, Cramer!«

      »Ob es Märchen sind, werden wir sehr schnell wissen«, brachte der Missourier vor. »Sagten Sie mir nicht, daß Doc Long­well dem Toten die Kugel herausgenommen habe?«

      »Doch, ich habe sie sogar drüben im Office.«

      Wyatt sah dem Sheriff in die Augen. »Weshalb haben Sie sie verwahrt, Howell?«

      Der Sheriff zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, antwortete er verstört. »Doc Longwell sagte, daß es vielleicht kein Fehler wäre, wenn man die herausoperierten Geschosse, die einen Mann getötet haben, eine Weile aufbewahren würde.«

      »Well«, versetzte der Missourier, »dann bringen Sie die Kugel mal her, Howell!«

      Der Sheriff wandte sich um und ging eilig auf sein Office zu. Stumm warteten die Männer unten auf dem Vorbau der Harris Company.

      Nach zwei Minuten kam Ike Howell zurück. Er hielt dem Marshal in der geöffneten Rechten ein verformtes Stück Blei entgegen.

      Der Missourier senkte den Blick in die Augen Ike Howells. Fast leise fragte er: »Ist das die Kugel, die Doc Longwell aus der Brust des toten Lagerführers aus Camp Yampa geschnitten hat?«

      »Yeah!«

      »Wissen Sie es sicher?«

      »Ganz sicher!« beteuerte der Sheriff und fügte hinzu: »Ich könnte einen Eid darauf schwören.«

      »Nicht so hastig«, mahnte ihn der Marshal.

      »Ich will umfallen, wenn es anders ist!«

      »Dann tun Sie es.«

      Ein krachender Faustschlag warf den Sheriff auf die Straße.

      Entgeistert starrten die Männer auf den Niedergeschlagenen.

      Rasch bückte sich der Marshal und nahm Howell das Bleistück aus der zugekrampften Rechten. Er hielt die Kugel vor die Lampe.

      »Hier, Männer, dieses Stück Blei ist vom Kaliber vierundvierzig und hat den gezogenen Lauf einer Winchester passiert.«

      »Doc Longwell, der den Sheriff aufgefordert hat, die Geschosse aufzubewahren, sagte mir, daß Jim Austin durch eine Kugel Kaliber achtunddreißig ums Leben gekommen sei. Der Mayor und drei andere Männer waren dabei, stimmt’s?«

      Joe Miller nickte.

      »Well«, fuhr der Marshal jetzt in rauhem Ton fort. »Wenn dieser merkwürdige Sheriff da wieder zu sich kommt, wird er uns erzählen, daß er sich in seiner Lade vergriffen habe.«

      In diesem Moment kam Ike Howell zu sich. Er blickte sich benommen im Kreis um und schien sich auf das Vorgefallene nicht recht besinnen zu können.

      Wyatt sah ihn kalt an. »Sie wollten uns die Kugel holen, durch die Jim Austin ums Leben gekommen ist. Vorwärts, Mister Howell, die Männer warten darauf.«

      Der Sheriff erhob sich und ging schwankend auf sein Büro zu. Bedeutend schneller kam er jetzt wieder zum Vorschein. Das Geschoß, das er dem Marshal jetzt entgegenhielt, war einwandfrei vom Kaliber achtunddreißig.

      »Ich muß mich tatsächlich vorhin in der Lade vergriffen haben.«

      »So was kann vorkommen«, kam es hart von den Lippen des Marshals. »Und zuweilen bedarf es nur eines kleinen Anstoßes, um das Richtige zu finden, nicht wahr, Mister Howell?« Earp reichte die Kugel dem Mayor. »Halten Sie das Bleistück einen Augenblick, Mister Miller.« Dann sah er Holliday an. »Wo stand Yune?«

      Holliday wies auf den Vorbau hinauf. »Da drüben.«

      Wyatt nickte und leuchtete dann den Boden bis zur Straßenmitte ab. Plötzlich bückte er sich und hob etwas auf. Es war ein kleines verformtes Stück Blei.

      Wyatt reichte es dem Mayor. »Hier, Mister Miller, ebenfalls ein Bleistück aus einer achtunddreißiger Waffe, und zwar aus einem Derringer.«

      Jetzt drängten sich die Männer heran. Und plötzlich stieß Yune Walker einen Ruf der Verblüffung aus. »By gosh, Leute, die beiden Geschosse kommen aus der gleichen Waffe. Ich verstehe was davon, das wißt ihr ja. Schließlich bin ich nicht umsonst seit achtzehn Jahren Waffenschmied. Hier, beide Kugeln haben die gleichen drei kleinen, eigenartigen Risse. Keine Maschine könnte sie genauer eingravieren. Und es gibt keine Waffe, die einer anderen ganz genau gleicht. Das wißt ihr selbst.«

      Nach wenigen Minuten wußten die Männer, daß der Marshal Earp aus ­Dodge City den Mörder Jim Austins gefunden hatte.

      Betreten sahen die Bürger von Yampa zu dem jungen Holzfäller hinüber, der viele Tage lang unter einem so schweren Verdacht gestanden und von ihnen beschuldigt worden war.

      Der Missourier warf noch einen kurzen Blick auf die Leute, schleuderte dann den Derringer neben den Toten und gab Bill das Windlicht. »Hier, bring es ins Sheriffs Office. Es gehört Mister Howell. Jetzt kannst du ja aufrecht sein Büro betreten.«

      Danach wandte er sich um, nahm die beiden Pferde und führte sie in den Hof der Harris Company.

      *

      Es war am späten Nachmittag.

      Horrey saß in seinem Kontor über seinen Büchern. Aber seine Gedanken waren nicht bei seiner Arbeit. Alles, was bisher in seinem Leben passiert war, beschwerte ihn nicht so wie der Gedanke, daß seine Schwester Ann nun von seinen Taten erfahren hatte. Daß sie wissen könnte, was er wirklich angestellt hatte,


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