Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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mir leid, Miß«, gab der Koloß zurück, »aber er schlägt tatsächlich wie ein Pferd.«

      »Hm! Das interessiert mich nicht!« Das Mädchen stampfte mit dem rechten Fuß auf. »Wir bezahlen hier keine Dummköpfe und Faulenzer. An die Arbeit!«

      Da wandte sich der Riese um und brüllte die Cowboys im höchsten Diskant an: »An die Arbeit! Faules Pack! Dummköpfe und Faulenzer werden hier nicht bezahlt.«

      Die Männer zuckten zusammen und stoben dann auseinander.

      Ympy blieb stehen und wandte sich lächelnd um. »Sie sehen, Miß, die Brüder gehorchen aufs Wort. Sie sind gleich alle an der Arbeit.«

      »Nur einer noch nicht!« fuhr ihn das Mädchen an. »Sie, Mister Ympy!«

      Es dauerte einige Sekunden, bis der Vormann begriffen hatte. Er machte eine linkische Verbeugung und stampfte dann hinüber zum großen Holzlagerhaus, aus dem bereits das Kreischen mehrerer Sägen auf den Hof drang.

      Das Mädchen senkte den Kopf und stieß ihre blanke Stiefelspitze in den harten Schnee. Ohne den Missourier anzusehen, fragte sie: »Was wollen Sie von meinem Bruder?«

      »Ich muß mit ihm sprechen.«

      Da hob sie den Kopf und sah ihm in die Augen. Ihre Stimme klang verändert, ohne Schärfe, dunkel und weich, als sie sich erkundigte: »Können Sie es mir nicht sagen, Marshal?«

      »Nein«, entgegnete Wyatt brüsk.

      Sie sah ihm nachdenklich in die Augen. »Was haben Sie vor, Mister Earp?«

      Der Marshal antwortete mit einer Gegenfrage: »Hat Ihnen Ihr Bruder von unserem Zusammentreffen in Yampa erzählt?«

      »Ja, er sagte, Sie hätten ihn beleidigt.«

      »Und womit ich ihn beleidgt haben soll, hat er Ihnen das auch berichtet?«

      »Er hat es mir im einzelnen nicht erzählt.«

      Im einzelnen! Nein, ganz sicher würde der Berg-Rancher seine Schwester, die offensichtlich das einzige Wesen war, für das er irgendeine menschliche Schwäche hatte, nicht in seine Schandpläne einweihen.

      Ann blieb vor dem Marshal stehen. Es wetterleuchtete in ihren schönen Augen. »Mister Earp, Sie sehen nicht aus wie ein schlechter Mensch…«

      Da kam von links her, aus einem Stall­anbau, ein Mann mit einem Sattel. Er war mittelgroß, hatte ein hageres, von der Kälte stark gerötetes Gesicht und grüne Augen.

      »Hallo, Kirby!« rief der Missourier ihm zu.

      Der Mann blieb stehen. »Woher kennen wir uns?« fragte er verblüfft.

      »Sie kennen ihn?« forschte auch das Mädchen.

      »Yeah«, gab der Marshal zurück. »Oben vom Vorwerk. Er wollte gerade Bunch Valotta und den anderen Tramps einen Besuch abstatten. Als ich ihm zurief, daß der Sheriff mit einer Posse da sei, nahm er Reißaus.«

      »Was sagen Sie da?« kam es ungläubig von den Lippen des Mädchens.

      Der Marshal wies auf den verstört dastehenden Mann. »Sehen Sie sich Kirby an, Miß. Er ist das schlechte Gewissen in Person.«

      In diesem Augenblick sprengte ein einzelner Reiter durchs Hoftor. Es war Bill Gun Horrey auf einem Rappenhengst. Er hielt neben seiner Schwester an und musterte den Marshal aus weitoffenen, ungläubigen Augen.

      »Das kann doch nicht wahr sein! Der Polizeihund aus Kansas. Sind Sie verrückt geworden. Was fällt Ihnen ein, auf meinen Hof zu kommen?«

      Der Missourier maß den Reiter mit einem kühlen Blick. »Sie wissen doch, daß ich mit Ihnen zu sprechen habe, Horrey.«

      »Ich habe nichts mit Ihnen zu schaffen! Verschwinden Sie.« Horrey glitt aus dem Sattel, blieb vor seiner Schwester stehen und faßte sie mit seinen prankenartigen Händen an den Schultern. »Was hat er dir erzählt, Ann? Glaub ihm nichts. Kein Wort kannst du ihm glauben. Er ist ein Lügner, ein gemeiner Lügner. Richter McKeen würde es nicht gewagt haben, mir rechtzugeben, wenn dieser Mann auch nur eine Spur von dem, was er behauptet, beweisen könnte. Was hat er dir erzählt?« Wild schüttelte er den Körper des Mädchens. »Was er dir erzählt hat, will ich wissen. Vorwärts, du mußt es mir sagen, Ann.«

      Das Mädchen sah ihn verstört an. In ihren klaren Augen war plötzlich etwas wie Zweifel.

      Ann nahm die Hände ihres Bruders von ihren Schultern. »Bill, ist da etwas…?«

      »Was soll denn sein? Wenn dieser verdammte Spitzel dir irgendeinen Unsinn erzählt, hast du noch keinen Grund, besorgt zu sein oder sogar mir zu mißtrauen.«

      »Ich mißtraue dir nicht, Bill – aber du mußt mir die Wahrheit sagen!«

      Das harte Gesicht des Bergranchers verzerrte sich. »Du mißtraust mir wohl?«

      Mit gesenktem Kopf ging das Mädchen hinüber zum Haus.

      Horrey wandte den Kopf. »Verdammt, habe ich nicht gesagt, daß du verschwinden sollst, Earp?«

      Er nahm die unvermeidliche Winchester hoch.

      Wyatt hätte ganz sicher Zeit gefunden, seinen Revolver zu ziehen, aber er tat es nicht. Bill Gun Horrey spannte den Hahn.

      »Verschwinde, Bursche, oder ich schieße dich hier auf dem Hof zusammen.«

      Wyatt sah, daß sich oben an einem Fenster des Ranchhauses die Vorhänge bewegten.

      Horrey folgte seinem Blick und nahm dann das Gewehr herunter. »Ich gebe dir genau zwei Minuten Zeit, Earp, wenn du dann den Hof noch nicht verlassen hast, mache ich von meinem Heimrecht Gebrauch!«

      Wyatt sah ihn furchtlos an. »So entgehen Sie Ihrem Geschick nicht, Horrey.«

      Er wandte sich um und schwang sich auf Bill Cramers ungesatteltes Pferd. Langsam verließen die beiden Reiter den Hof.

      *

      Es war spät am Abend.

      Die Mainstreet von Yampa lag wie immer in den Wintermonaten unter einer festen Schneedecke.

      Schemenhaft und schwerelos schienen die Häuser in der Luft zu schweben. Am samtblauen Himmel flimmerten die Sterne wie Myriaden von Diamanten.

      Doc Holliday hatte seit dem frühen Nachmittag im Colorado Saloon am Spieltisch gesessen. Obgleich der Georgier es gewohnt war, nächtelang in den Saloons zu sitzen und zu spielen, fühlte er sich jetzt ziemlich erschöpft. Er hatte seiner Gesundheit in der letzten Zeit fast zu viel zugemutet. Als er die mit Buntpapier bezogene Glastür hinter sich zugezogen hatte, stieß er die verbrauchte Tabakluft aus den Lungen aus und atmete danach tief ein. Die klare, frische winterliche Bergluft tat ihm wohl.

      Er wandte sich nach rechts, blieb noch etwa dreißig Yards auf den Stepwalks und trat dann hinunter auf die Straße. Er hielt auf das Haus der Harris Company zu.

      Er mochte noch etwa sechs oder sieben Yards von der Treppe sein, als er im Dunkel des Vorbaus einen Schatten aufzucken sah.

      Und dann blitzte auch schon der Schuß hoch.

      Fauchend sprang ihn das Geschoß an.

      Vielleicht gab es in diesem Land, sah man von Wyatt Earp ab, keinen Mann mehr, der den Bruchteil dieser gefährlichen Sekunde noch ebenso zu nutzen verstanden hätte wie der Georgier.

      Es waren zwei Dinge zugleich, die er tat: Mit einer traumhaft schnellen Reflexbewegung hatte er die Rechte nach unten auf den Revolverkolben gestoßen, die Waffe gar nicht erst gezogen, sondern nach vorn gestoßen und durch den offenen Halfterboden geschossen.

      Der Schuß blitzte in das Mündungsfeuer des Gegners hinein. Und mit diesem Schuß hatte sich der Georgier zur Seite geworfen.

      Als er zum zweiten Schuß durchziehen wollte, sah er vorn auf der Treppe den dunklen Körper eines Menschen vornüber auf die Straße stürzen.

      Da sprang links von dem Gambler die Tür des Sheriffs Office auf.


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