Wyatt Earp Staffel 5 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 5 – Western - William Mark D.


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du gehörtest, wo warst du da?«

      Zur Verwunderung des Marshals kam von den Lippen des jungen Holzfällers ein helles Lachen. »Marshal, was denken Sie von mir? Ich bin zwar aus Yampa vor einem schlechten Sheriff und dem drohenden Galgen geflüchtet – nie und nimmer aber wäre ich ein Bandit geworden!«

      »Der Weg vom Gentleman zum Banditen ist in diesem Land nicht sehr weit, Junge«, meinte der Marshal nachdenklich. »Vielleicht hast du geglaubt, es tun zu müssen…«

      »Nein«, unterbrach ihn der Holzfäller. »Ich wußte gar nicht, daß Bunch und seine Leute Verbrecher waren. Ich wußte es nicht bis zu dem Augenblick, da Sie ins Camp kamen.«

      Wyatt warf ihm einen forschenden Blick zu.

      Bill nickte. »Sie können mir das glauben und werden mich auch gleich verstehen. Die Männer haben mich in nichts eingeweiht. Ich war ja noch gar nicht angenommen. Das tut nur Horrey selbst. Und da ich die Barriere, seine Ranch gewissermaßen, umgangen hatte, mußte ich warten, bis er aufs Vorwerk kommen würde. Er war noch nicht da…«

      »Und womit hat Bunch dich beschäftigt?«

      »Ich habe Holz geschlagen. Den ganzen Tag! Einmal hatte ich eine Prügelei mit Kid und einem seiner Freunde. Ich habe ihnen die Fäuste eines Harris-Mannes aus Camp Yampa gezeigt.«

      »Du hast ihnen erzählt, daß du aus Camp Yampa bist?«

      »Nein, das konnte ich ja nicht wagen, da ich die Horrey Crew doch nicht für Banditen hielt.«

      Jetzt begriff der Missourier auch, weshalb Bunch und seine Halunken einen gewissen Respekt vor dem Burschen gezeigt hatten. Ein Mann, der sich seiner Fäuste nachhaltig zu bedienen wußte, galt in den Bergen immer etwas.

      Im Morgengrauen sahen sie die Bauten der Ranch vor sich.

      Und die Fährte Kirbys führte haargenau darauf zu.

      Der Missourier schlug einen weiten Bogen und kam so von Nordwesten auf die Bergranch zu.

      Bills Gesicht wirkte trotz der roten Wangen wie eingefroren. Als sie noch etwa vierhundert Yard von dem Gehöft entfernt waren, brachte der Bursche heiser hervor: »Muß ich wirklich mit?«

      »Nein, niemand hat das gesagt. Du kannst reiten, wohin du willst. Du bist frei.«

      »Aber sagten Sie nicht, daß Howell einen Steckbrief und sogar Kopfgeld…«

      »Schon, aber Horrey wird sich nicht daran stoßen.«

      »Vielleicht will er sich das Geld verdienen«, meinte der Bursche besorgt.

      »Kaum! So kleine Summen interessieren ihn nicht.«

      Es war eine Weile still zwischen den beiden, dann meinte der Woodcutter:

      »Ich komme mit, Marshal!« sagte er entschieden.

      Wyatt sah ihn an. Und plötzlich trat in seine Augen ein helles Blinken. »Es kann da ziemlich brenzlig werden, Boy.«

      »All right, Marshal! Ich reite mit!«

      *

      Lloyd Sharron stand am Ranchtor, als die beiden Männer angeritten kamen. Der Cowboy war müde und zwinkerte den Reitern schlaftrunken entgegen.

      »He, was gibt’s?« Plötzlich erkannte er den Marshal. »By gosh! Wyatt Earp!«

      Wyatt musterte ihn kurz, dann sagte er: »Ich muß den Rancher sprechen.«

      Da kratzte sich der Weidemann hinterm Ohr und meinte: »Der Rancher ist nicht hier!«

      »Ich weiß!« entgegnete Wyatt und ritt in den Hof. Möglicherweise war der Rancher ja tatsächlich nicht da. Aber er ließ sich offensichtlich immer verleugnen.

      Oben im Ranchhaus brannte Licht.

      Auch drüben im Mannschaftshaus.

      Rechts aus einem Schuppen kam der krummbeinige Cas Bleasdale. Er trug einen Verband um die rechte Hand. Als er den Missourier erkannte, blieb er wie versteinert stehen. »Das ist doch der Gipfel. Da kommt dieser Mensch doch tatsächlich wieder her!«

      Wyatt warf ihm einen kurzen Blick zu. »Hallo, Cass!« rief er, als sei er einem alten Freund begegnet.

      Bill Cramer, der mittlerweile von dem Marshal über den ersten Besuch hier und den Zusammenstoß mit den Horrey-Leuten in Yampa informiert war, hatte ein eisiges Gefühl im Rücken, als er jetzt drüben die Bunkhaustür aufgehen und mehrere Männer herauskommen sah.

      Die Männer kamen nicht sehr dicht heran. Sie blieben in einem Abstand von zehn Yards stehen und musterten die beiden Reiter.

      Das heißt sie musterten nur einen von ihnen, den Missourier.

      Bleasdale sah die Leute und fühlte sich, ähnlich wie am vergangenen Abend der Tramp Bunch Valotta, stark.

      »Was willst du hier, Earp?« krächzte er mit zurückgeworfenem Kopf, wobei er eine imponierende Haltung einnehmen wollte und doch mehr an einen wütend schilpenden Sperling erinnerte.

      Wyatt sah über ihn hinweg und streifte mit einem raschen Blick die Front des Ranchhauses.

      Da rührte sich nichts.

      Der junge Bill Cramer hatte nur einmal in seinem Leben ein ähnliches Gefühl im Nacken gehabt, neulich, als ihn unten auf der nächtlichen Mainstreet von Yampa der Sheriff wegen Mordes festnehmen wollte.

      Heavens, diese Burschen da hatten verdammt düstere Gesichter, und plötzlich sah Bill einen kleinen, gnomenhaften Menschen vom Stall herkommen, der immer ein Auge zugekniffen hatte und die beiden Reiter musterte.

      »He, das ist doch Greeny aus dem Vorwerk!« rief der Zwerg.

      Bill zuckte unmerklich zusammen. Er wollte dem Marshal etwas zuflüstern, aber der winkte ab.

      Er hatte einen baumlangen Mann mit geradezu herkulischen Körperformen oben in der Tür des Ranchhauses entdeckt.

      Langsam kam der Mann an das Geländer der Veranda.

      Im Licht der aufgehenden Morgensonne konnte Wyatt das Gesicht des Mannes deutlich erkennen. Es war ein brutales, sehr eckiges Gesicht, mit weit vorgeschobenem Kinn und zu dicht zusammenstehenden Augen. Die Nase war kurz und breit, der Mund aufgeworfen und wulstig.

      Der Mann maß mindestens sechseinhalb Fuß, trug ein kariertes Hemd, eine braunlederne Felljacke und Hosen aus schwarzem Kalbsleder. Seine Stiefel waren blankgeputzt und hatten weiche Schäfte. Ganz sicher war der Stetson, den er auf seinem aschblonden Schädel trug, kaum ein paar Tage alt und hatte gut und gern seine dreißig Dollar gekostet.

      Der Riese hatte seine prankenartigen Hände in die Hüften gestemmt und blickte auf den Hof.

      Plötzlich brüllte er mit einer seltsam hohen Stimme: »Was ist da los, Cass?«

      Der Schießer zuckte zusammen und wandte sich um. »Sie werden es nicht glauben, Mister Ympy, aber es ist Wyatt Earp.«

      Ympy setzte seinen massigen Körper in Bewegung und kam mit sonderbar schleppenden Schritten die Verandatreppe hinunter in den Hof.

      Vier Yards vor den beiden Reitern blieb er breitbeinig stehen. Seine Augen schienen der Nasenwurzel noch näher zu kommen.

      »Du bist Earp?« fragte der Mann mit seiner Fistelstimme.

      Wyatt nickte. »Yeah, und du bist Ympy, nicht wahr?«

      Der Herkules nahm den Kopf zurück. »Bist du verrückt?«

      »Weshalb?«

      »Weil du eine verdammt schnoddrige Art zu reden an dir hast.«

      »Die habe ich mir im Umgang mit Leuten, wie du einer bist, angewöhnt«, entgegnete der Marshal mit äußerster Gelassenheit.

      Um die wulstigen Lippen des Kleiderschrankes zuckte es. Seine linke Braue verschwand unter dem Hutrand. »Du sitzt im falschen Sattel, Earp.«

      »Augenblicklich sitze ich in gar keinem Sattel, Ympy,


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