Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman. Michaela Dornberg
Geld hatten, um ihr das kaufen zu können, was gerade angesagt war.«
»Dann könnt ihr ja von Glück sagen, dass ihr die Irina habt«, sagte Bettina, und das meinte sie auch so.
»Das sind wir auch«, bestätigte Merit, »die Irina tut alles für uns, und auch ihre Familie ist supertoll, die haben uns alle sehr, sehr lieb, ganz besonders die alte Babuschka.«
»Das ist schön.«
Sie wechselten noch ein paar Worte miteinander, dann beendete Merit das Gespräch.
Mit recht zwiespältigen Gefühlen legte Bettina das Telefon auf die Station.
Für Niels und Merit lief es fantastisch, besser konnte es überhaupt nicht sein. Irina tat wirklich alles für die beiden und liebte sie wie eigene Kinder.
Aber Grit …
Die war durch eigenes Verschulden auf der Strecke geblieben, und Bettina fragte sich, was und wie da noch etwas zu kitten war.
Durch das Gespräch war sie auf jeden Fall von ihren Gedanken an Jan abgelenkt worden.
Was konnte man tun, um Grit und ihre Kinder wenigstens so weit zusammenzubringen, dass sie ein ..., na ja, vielleicht freundschaftliches Verhältnis zueinander fanden.
Aber das war Grit ja zu wenig. Sie wollte ihre Kinder wieder ganz für sich haben. Begriff sie denn nicht, dass Kinder keine Ware waren wie Ware im Supermarkt, die man beliebig zwischen den Regalen und Gängen hin- und herschieben konnte?
Sie hatte sie loswerden wollen, vorher schon vernachlässigt. Bettina erinnerte sich daran, wie sie spätabends von der Polizei angerufen worden war und man sie gebeten hatte, die Kinder abzuholen. Sie waren von daheim einfach davongelaufen, um zu ihr zu kommen. Und danach hatte Grit auf das Sorgerecht komplett verzichtet und die beiden Holger überlassen.
Und nun wollte sie sie zurück. Wie sollte das gehen? Die Kinder wuchsen behütet auf, waren glücklich, hatten neue Freunde gefunden.
Es war eine verfahrene Situation, dachte Bettina und stand seufzend auf. Sie würde das Problem nicht lösen können, und sie wollte auch nicht länger darüber nachdenken, sondern ins Bett gehen. Ein anstrengender Arbeitstag lag vor ihr, den sie früh beginnen wollte.
Einen kleinen Hund hatte Merit jetzt also, dachte sie lächelnd, während sie das Licht löschte. Endlich war ihr Wunsch in Erfüllung gegangen. Doch wenn sie an das Schicksal des Tierchens dachte, bekam sie eine Gänsehaut.
Wie grausam Menschen doch sein konnten. Ihre kleine Lady hatte man damals aus einem Brunnenschacht befreit, Goldie hatte man überfahren und einfach liegen lassen, und die arme Mabelle mit einem dünnen Drahtseil an einen Baum gebunden. Das war ja an Grausamkeit kaum zu überbieten.
Welch ein Glück, dass Irina und Merit dieses arme Tierchen gefunden hatten. Es wäre sonst qualvoll verhungert und verdurstet.
Bettina war ein friedlicher, liberaler Mensch, aber sie war sich nicht sicher, was sie tun würde, wenn einmal ein solcher Tierquäler in ihre Hände geriete.
Das wollte sie sich besser nicht ausmalen. Zu lachen hätte er nichts, und mit einem hohen Geldbetrag könnte der Nächste sich auch nicht mehr freikaufen, wie dieser Koller.
Sie ging die Treppe hinauf, und anstatt sich selbst durch solche Gedanken aufzuheizen, dachte sie lieber wieder an die kleine Merit und dachte nochmals an das, was ihre Nichte ihr glückstrahlend erzählt hatte. Sie war glücklich, dass die Kinder sie, obschon sie doch so weit weg waren, an ihrem Leben teilhaben ließen.
Sie liebten sie, Leni und die anderen Bewohner des Fahrenbach-Hofes, doch das beruhte auch auf Gegenseitigkeit.
*
Bettina hatte gerade ein Telefonat mit einem wichtigen Kunden zu ihrer Zufriedenheit beendet, als die Tür zu ihrem Büro schwungvoll aufgerissen wurde und Linde hereingestürmt kam.
Sie sah hübsch aus in ihrer engen Jeans und der blaukarierten Bluse mit dem leicht hochgestellten Kragen. Ihre Füße steckten in Sneakers, ihre Haare hatte sie lässig hinter die Ohren geschoben. Das etwas längere Haar stand ihr gut, dachte Bettina, sie sah überhaupt strahlend aus vor lauter Glück, dass man fast neidisch werden konnte.
»Hi, liebste Freundin, kann ich dich fünf Minuten von der Arbeit abhalten?«, rief Linde, kam durch den Raum geschossen, umarmte Bettina.
»Du doch immer«, antwortete Bettina, »aber sag mal, was treibt dich denn hierher? Ist was passiert? Und wo ist mein Bruder Christian? Ihr seid doch unzertrennlich und tretet nur noch im Doppelpack auf.«
Bettina war aufgestanden und mit Linde zu der gemütlichen Sitzecke im hinteren Teil des Büros gegangen, die noch ihr Vater eingerichtet hatte.
»Immer der Reihe nach«, sagte Linde und ließ sich in einen der gemütlichen Ledersessel fallen. »Also, passiert ist nichts, ich will mir nur von Leni Kekse abholen, die sie für mich gebacken hat und nach denen dein Bruder total verrückt ist, die könnte er glatt inhalieren. Und dass Christian nicht bei mir ist, hat einen ganz einfachen Grund. Er hat einen Termin mit so einem Fuzzi für irgendwelche medizinischen Geräte. Ich hab’ die Zeit genutzt, mich davonzustehlen, denn ansonsten würde ich ihn ja nicht allein lassen. Ich genieße jeden Augenblick mit Christian. Und das muss ich auch, in ein paar Tagen reist er wieder ab. Daran mag ich überhaupt nicht denken.«
»Er kommt ja wieder«, tröstete Bettina ihre Freundin, »willst du einen Kaffee oder ein Wasser oder Tee?«
»Wenn du Zeit hast, mir dabei Gesellschaft zu leisten, nehme ich gern einen Kaffee.«
»Also gut, ich hol ihn von drüben, Inge hat bestimmt welchen fertig, da muss ich meine Kaffeemaschine hier nicht anschmeißen, die steht ohnehin unbenutzt herum, seit Inge hier arbeitet.«
»Ich habe sie neulich in Steinfeld gesehen«, sagte Linde, »als ich mit Christian im Kino war.«
»Ach, sie war auch im Kino.«
»Ja, aber nicht allein, sie war mit einem Mann dort und schien ziemlich vertraut mit ihm zu sein.«
Das erklärte, warum Inge häufig abends weg war. Ob sie sich mit jemandem aus der Selbsthilfegruppe traf? Stop – das ging sie nichts an. Inge war erwachsen und hatte ihr Leben, das sie so gestalten konnte, wie sie wollte. Und wenn jemand ein neues Glück verdient hatte, dann diese Frau, die wahrlich genug mitgemacht hatte.
Bettina kommentierte es deswegen nicht, bezwang auch ihre Neugier, Linde zu fragen, wie der Mann ausgesehen hatte, sondern sagte nur: »Ich bin gleich zurück, ich hol nur den Kaffee.«
Ob es etwas Ernstes war?, dachte sie, als sie hinüber in das Büro ihrer Mitarbeiterin ging, um Kaffee für Linde und sich zu holen, der, wie vermutet, bereitstand.
Sie bemühte sich, Inge nicht zu neugierig anzusehen, als sie um den Kaffee bat. Doch die wirkte auf sie wie immer, entweder hatte sie ihre Gefühle unter Kontrolle oder es gab überhaupt keine. Ein Kinobesuch mit einem Mann war nicht unbedingt ein Indiz dafür, dass man mit ihm verbandelt war.
»Willst du auch ein paar Kekse haben?«, erkundigte Inge sich. »Leni hat wieder reichlich Nachschub gebracht.«
»O ja, das ist eine gute Idee. Linde ist verrückt nach Süßem, die kannst du damit glücklich machen.«
Lächelnd packte Inge Kekse auf einen Teller, dann drückte sie Bettina das Tablett in die Hand.
»Wenn dein Besuch weg ist, können wir dann ein paar Vorgänge durchsprechen? Ich fürchte, du musst dich in dem einen oder anderen Fall einklinken und entscheiden, ob du es noch einmal versuchen willst, oder ob ich Mahnbescheide herausschicken soll. Selbst eine dritte Mahnung hat nichts gebracht.«
»Ich komm dann zu dir rüber«, versprach Bettina, »Linde bleibt nicht lange.«
Sie verließ das Büro, ging in ihr eigenes, und sie hatte noch nicht einmal das Tablett auf den Tisch gestellt, als Linde auch schon auf den Teller langte.
»Super, das sind ja die Kekse, nach denen mein Schatz so verrückt