Sophienlust Staffel 8 – Familienroman. Diverse Autoren

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er seine dicke Schnauze und knurrte verhalten. Danach lief er zu Ingrid hin, um sie zu beschnuppern. Natürlich richteten sich alle Blicke auf die beiden.

      »Mutti!« rief Kuni entzückt. »Mathias, schau doch, Mutti ist da!«

      Die beiden Kinder stürmten zu Ingrid hin und begrüßten sie selig. Als sie erfuhren, daß sie mehrere Tage bei ihnen bleiben würde, kannte ihre Freude keine Grenzen.

      Frau Rennert, die nun das Küken entdeckte, das Kuni in ihrer Wiedersehensfreude Peter gegeben hatte, meinte, man müsse es in den Hof zurückbringen.

      »Ist dort seine Mutti?« wollte Kuni, die noch immer nicht die Hand ihrer Mutter losließ, wissen.

      »Ich nehme es an«, bekam sie zur Antwort.

      »Laß das Küken doch so lange hier, bis es zu regnen aufhört«, bat Wolfgang seine Mutter.

      »Aber ja«, entgegnete Frau Rennert und sah ihren Sohn mit mütterlichem Stolz an. Carola hatte die Halle schon verlassen, um nach ihren Zwillingen Alexandra und Andreas zu schauen, die aber fest schliefen. Das Gewitter hatte sie nicht aufgeweckt.

      Eine gute halbe Stunde später hörte es zu regnen auf, so daß die Kinder in den Hof hinausgingen und das Küken dort auf den Boden setzten. Einen Augenblick sah es sich unsicher um, doch dann lief es schnurstracks zu den anderen Küken hin, die sich um eine stolze Entenmutter scharten.

      »Auch Küken kennen ihre Geschwister und ihre Mutter ganz genau«, erläuterte Schwester Regine, als man sie mit Fragen bestürmte.

      Kuni, Mathias und Peter wurden in den nächsten Tagen noch unzertrennlicher. Ingrid gefiel der kleine blonde Junge mit den ernsten Augen sehr. Sie schenkte ihm einen Teil ihrer mütterlichen Liebe. Kuni und Mathias hatten nichts dagegen einzuwenden, denn sie wußten ja, daß Peter seine über alles geliebte Mutti verloren hatte.

      Ingrid unternahm mit den Kindern längere Spaziergänge. Manchmal schlossen sich ihnen auch Henrik und Pünktchen an. Natürlich fuhren sie auch nach Bachenau, um das Tierheim Waldi & Co. zu besichtigen. Andrea und Ingrid fanden sofort Gefallen aneinander. Während die Kinder draußen im Garten mit den vier Dackeln und der Dogge Severin herumtobten oder sich im Tierheim aufhielten, saßen die beiden jungen Frauen beisammen und unterhielten sich. Wie von selbst kam das Gespräch auch auf Ingrids unglückliche Ehe. Und wieder einmal sagte sich Andrea, daß das Schicksal es mit ihr besonders gut gemeint habe. Denn sie und ihr Mann Hans-Joachim liebten sich noch ebenso innig wie am ersten Tag ihrer Ehe.

      »Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn mein Mann zu mir zurückkommt. Obwohl ich daran zweifle, daß er das tut«, fügte Ingrid kummervoll hinzu.

      »Bestimmt liebt er Sie noch immer«, versuchte Andrea die Besucherin zu trösten. »Meistens haben derartige Seitensprünge nicht allzuviel zu bedeuten.« Doch dabei dachte sie: Ich kann so gut daherreden, denn ich weiß, daß Hans-Joachim niemals Seitensprünge machen würde. Ja, ich bin ganz sicher, daß ich dafür meine Hand ins Feuer legen könnte.

      »Das rede ich mir auch immer wieder ein. Schließlich haben wir zwei Kinder.« Ingrid lächelte tapfer. Guido wird mich bestimmt nicht verlassen sagte sie sich. Ich muß nur Geduld haben und auf ihn warten. Auch wenn mir das schwerfällt.

      An diese Hoffnung klammerte sich Ingrid wie an einen rettenden Strohhalm.

      Eines Abends, als sie ihren Kindern und auch Peter, der das Nebenzimmer bewohnte, zu dem eine Verbindungstür führte, gute Nacht sagte, bat Kuni sie, doch mit ihr und Mathias einmal nach Maibach zu fahren. »Weißt du, Mutti, der Chauffeur bringt uns nämlich hin«, berichtete sie lebhaft. »Ich habe heute mit ihm gesprochen.«

      »Kind,wie konntest du nur!« rief

      Ingrid erschrocken. »Wir dürfen

      doch die Güte der Menschen hier

      nicht so unverschämt in Anspruch nehmen.«

      Kuni verzog weinerlich ihr Gesicht. »Aber Hermann muß doch sowieso einmal in der Woche nach Maibach fahren, um Besorgungen für Tante Isi und Tante Ma zu machen. Das hat er mir selbst gesagt. Er hat auch gemeint, er fände es sehr schön, wenn er auf der Fahrt nette Gesellschaft hätte.«

      »Deshalb brauchst du doch nicht gleich zu weinen«, entgegnete Ingrid und zog ihr Töchterchen an sich. »Gut, dann fahren wir eben gemeinsam nach Maibach zurück.«

      Hermann bestätigte Kunis Worte am nächsten Tag. Da Ingrids Urlaub an diesem gleichen Tag ablief, an dem der Chauffeur seine Besorgungen in Maibach zu erledigen hatte, versprach Hermann, die Kinder wieder wohlbehalten in Sophienlust abzuliefern.

      Kuni und Mathias waren außer Rand und Band vor Freude darüber daß sie für ein paar Stunden wieder einmal daheim sein würden.

      Peter war auffallend still, als die Geschwister sich lebhaft darüber unterhielten. Kuni bemerkte zuerst den Kummer ihres neuen Freundes. »Peter, du fährst ganz einfach mit!« rief sie, entzückt von ihrem Einfall.

      „Darf ich das denn?« fragte der Junge leise. »Ich möchte nämlich so gern Muttis Grab besuchen und Blumen darauf niederlegen.«

      »Ist sie in Maibach beerdigt worden?« fragte das kleine Mädchen.

      »Ja, sie liegt dort auf dem Friedhof.«

      Kuni lief ihrer Mutter entgegen, als diese aus dem Haus trat. »Mutti! Mutti! Peter darf doch mitfahren?« Flehend richtete sich ihr Blick auf Ingrid.

      »Von mir aus sehr gern, Kuni. Doch das letzte Wort in dieser Sache spricht entweder Frau von Schoenecker oder Frau Rennert.«

      Doch niemand hatte etwas dagegen einzuwenden, daß Peter mitfuhr. Selig saß er kurz darauf mit den Laurens-Geschwistern im Fond des Wagens. Ingrid hatte vorn Platz genommen, obwohl Mathias um diesen Platz gebeten hatte. Doch sein Wunsch war nicht erfüllt worden.

      »Weißt du, mein Junge«, belehrte der Chauffeur ihn, »Frau von Schoenecker besteht darauf, daß kein Kind vorn sitzt. Sollte einmal ein Unglück geschehen, sind die Insassen hinten weniger gefährdet als vorn.«

      »Aber Sie fahren doch so gut, daß nichts geschieht«, erwiderte der kleine Junge nach einer nachdenklichen Pause.

      »Man muß aber immer mit der Dummheit der anderen rechnen«, erklärte Hermann lakonisch.

      »Er hat recht«, stimmte Ingrid ihm bei.

      Viel zu schnell verging den Kindern die Fahrt. Ingrid nahm Peter zuerst mit in ihre Wohnung, wo Kuni und Mathias ihm stolz ihre Spielsachen, die sie sehr vermißt hatten, zeigten.

      Ingrid kleidete sich schnell um und ging dann mit den drei Kindern zum Friedhof. Peter legte die Blumen, die Justus ihm geschenkt hatte, auf das Grab und kniete dann davor nieder.

      Kuni und Mathias hielten sich fest bei den Händen. Ingrid stand hinter den Kindern und dankte dem Schicksal, daß ihre beiden noch Eltern hatten.

      Peter erhob sich mit tränennassem Gesicht. Fest preßte er die Lippen aufeinander, als sie den Friedhof verließen. Draußen erst wurde er wieder gesprächiger. »Ich wohne gar nicht weit von hier«, sagte er leise. »Soll ich euch mal das Haus zeigen? Vielleicht ist Vati daheim.«

      »Also gut, gehen wir hin.« Ingrid wollte alles tun, um dem Jungen über seine Trauer hinwegzuhelfen.

      Das Haus der Heidenreichs befand sich in dem Villenviertel von Maibach. Es lag mitten in einem gepflegten Garten. Aber es machte einen unbewohnten Eindruck.

      »Unsere Haushälterin Hetty ist nämlich verreist«, erläuterte Peter. »Sie ist in den Schwarzwald gefahren, weil sie krank ist. Vati glaubt, sie kommt nicht mehr wieder. Darum mußte ich ja auch ins Kinderheim. Und Vati wohnt meist im Krankenhaus, weil er dort näher bei seinen Patienten ist. Nur manchmal kommt er nach Hause.« Peter drückte auf den Klingelknopf und lauschte. »Es ist niemand da«, stellte er leise fest. »Vielleicht ist die Gartentür offen.« Doch vergeblich drehte er an dem Knauf. »Schade«, sagte er enttäuscht. »Vielleicht kann ich Vati im Krankenhaus besuchen?« Bittend sah er Ingrid an.

      »O ja, Mutti,


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