Die amerikanischen Präsidenten. Barbara Friehs
er 1805 mit großer Mehrheit wiedergewählt. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass ihm im Wahlkampf von der Gegenseite vorgeworfen wurde, dass der Kauf von Louisiana nicht verfassungsmäßig gewesen wäre und er mit einer schwarzen Sklavin namens Sally Hemings zusammenlebe und mehrere Kinder habe. Thomas Jefferson selbst trat letzterer Behauptung nie entgegen und heute gilt aufgrund von DNA-Analysen als ziemlich sicher, dass dies den Tatsachen entsprach.
1807 unterzeichnete Thomas Jefferson ein Gesetz, das fast ein Jahr lang die Einfuhr weiterer Sklaven untersagte. Die Bedeutung der Sklaverei im Süden nahm jedoch zu, da diese besonders im neuen Territorium Louisiana massiv nachgefragt wurden. Die Folge davon war eine rege Schmuggeltätigkeit. Insgesamt war Thomas Jeffersons zweite Amtszeit um einiges schwieriger als die erste. Widerstand kam auch aus den eigenen Reihen, wo man sich teilweise gegen seinen Plan aussprach, den Spaniern Teile von Florida abzukaufen. Außerdem verschärften sich die Napoleonischen Kriege, was negative Auswirkungen auf den amerikanischen Handel und das Wirtschaftswachstum des Landes hatte. Aaron Burr, Thomas Jeffersons Vizepräsident der ersten Amtsperiode, musste sich nach einem tödlichen Duell mit Alexander Hamilton aufgrund einer Mordanklage in zwei Bundesstaaten aus der Politik zurückziehen und plante vermutlich eine Verschwörung im Westen des Landes, wo er einen eigenen Staat errichten wollte. Vom Vorwurf des Landesverrats wurde er zwar freigesprochen, dennoch war der Vorfall Spiegelbild der immer stärker werdenden inneren Zerrissenheit der Demokratisch-Republikanischen Partei.
Thomas Jefferson stellte seine Politik ganz ins Zeichen der Nichteinmischung in europäische Kriege. Ungeklärt blieb aber der Konflikt zwischen England und dessen Kriegsgegner Frankreich hinsichtlich der maritimen Rechte der USA, die neutral bleiben wollten. 1807 wurde daher der »Embargo Act« verabschiedet, der die Ausfuhr amerikanischer Waren nach Europa unterbinden sollte. Amerikanische Schiffe durften keine fremden Häfen mehr anlaufen und umkehrt auch keine ausländischen Schiffe nach Amerika kommen. Thomas Jeffersons Absicht war es, auf diese Weise England und Frankreich zu zwingen, die amerikanische Neutralität zu respektieren. Dieses Ziel konnte nicht erreicht werden, wohl aber begünstigte eine derartige Politik den Ausbruch des britisch-amerikanischen Krieges von 1812. Außerdem verloren viele Seeleute ihre Arbeit, der Handel kam fast völlig zum Erliegen, die Wirtschaft stagnierte und Thomas Jefferson selbst sah sich gezwungen, noch vor Ende seiner Amtszeit dieses kontraproduktive Gesetz wieder aufzuheben.
Für eine dritte Amtszeit wollte Thomas Jefferson nicht mehr kandidieren, sondern entschied sich zu einem endgültigen Rückzug auf sein Landgut Monticello. Dort widmete er sich dem weiteren Ausbau seiner Villa. Er blieb zwar mit einstigen Freunden und engen Vertrauten in brieflichem Kontakt, nahm aber nicht mehr am politischen Leben teil. 1819 gründete er die Universität von Virginia in Charlottesville, deren Mittelpunkt keine Kirche bildete, wie an anderen Universitäten üblich, sondern eine Bibliothek.
Seine letzten Lebensjahre waren gekennzeichnet von großen finanziellen Schwierigkeiten, nicht zuletzt aufgrund der großzügigen Investitionen in den Ausbau von Monticello und der Übernahme einer Bürgschaft für einen Freund. Er musste große Teile seines Landgutes, aber auch die gesamte Bibliothek mit über sechstausend Büchern verkaufen.
Am 4. Juli 1826, genau am 50. Jahrestag der Verkündigung der Unabhängigkeitserklärung, starb Thomas Jefferson – am gleichen Tag wie sein Amtsvorgänger im Präsidentenamt und politischer Gegner John Adams. Er prägte seine Zeit, ebenso wie die Nachwelt mit einer Reihe von beeindruckenden staatstheoretischen Schriften und gilt bis heute neben George Washington und Abraham Lincoln als einer der wichtigsten Präsidenten der Vereinigten Staaten, dessen Überzeugungen geleitet waren von den humanistischen Bestrebungen der Aufklärung.
JAMES MADISON
* 16. März 1751 in Port Conway, Virginia
† 28. Juni 1836 in Montpelier, Virginia
4. Präsident der USA (1809–1817) – Demokrat-Republikaner (auch Republikaner)
»In Republiken besteht die große Gefahr, dass die Mehrheit die Rechte der Minderheit nicht ausreichend respektieren könnte.«
(JAMES MADISON IN EINER REDE AM KONVENT IN VIRGINIA 1829)
James Madison war gemeinsam mit Thomas Jefferson, zu dem er eine lebenslange enge Freundschaft pflegte, und Alexander Hamilton einer der Vordenker der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Ihm wird die Rolle des Schöpfers der Verfassung von 1787 zugesprochen, da große Teile davon unter der Verantwortung dieses bedeutenden politischen Pioniers entstanden waren.
James Madison stammte ebenso wie George Washington und Thomas Jefferson aus Virginia, wo er am 16. März 1751 als ältestes von zwölf Kindern geboren wurde. Sein Vater war ein vermögender Plantagenbesitzer, der auch als Friedensrichter fungierte und in der Kirche sehr aktiv war. Seine Mutter kam ebenfalls aus einer wohlhabenden Familie. James Madison verbrachte seine Kindheit auf dem väterlichen Landgut, das er später auch erben sollte. Er hatte das Glück einer hervorragende Schulbildung erhalten zu haben und begann seine universitäre Ausbildung am College of William and Mary in Williamsburg. Anschließend studierte er am College of New Jersey, der heutigen Princeton University, alte Sprachen, Philosophie und Geschichte. Diese Studien ergänzte er später noch um weitere Disziplinen.
Ab 1774 engagierte sich James Madison im Namen des revolutionären Virginias und setzte sich für Bürgerrechte und Religionsfreiheit ein. In seinem ersten politischen Amt als Delegierter in Virginia ersetzte er im Text der Verfassung dieses Staates den Begriff der »Religionstoleranz« durch jenen der »religiösen Freiheit«. Wenig später wurde er Mitglied des Gouverneursrates und war von 1780 bis 1783 mit erst neunundzwanzig Jahren der jüngste Delegierte am Kontinentalkongress. Angesichts der Schuldenkrise der neuen Regierung und der hohen Inflationsbelastung befürwortete er eine Gesetzesänderung, die es dem Kongress gestattete, neue Steuern zu erheben.
James Madison war bis 1787 als Delegierter für Virginia tätig und setzte sich für ein stärkeres Miteinander aller Einzelstaaten in wirtschaftlichen Fragen ein. Seine große Stunde schlug beim Verfassungskonvent in Philadelphia, dessen Gelingen zu einem Großteil seiner Genialität zuzuschreiben war und ihm den Ehrennamen »Father of the Constitution« einbrachte. Die am Konvent ins Leben gerufene neue Verfassung stand im Geiste von Montesquieu und Locke und zeichnete sich durch eine ausgewogene Gewaltentrennung, liberale Kontrollmechanismen und später die Sicherung der Grund- und Freiheitsrechte aus. Obwohl es anfangs große Widerstände in der Bevölkerung gab, wurde die Verfassung dank des Einflusses von James Madison in Virginia letztendlich doch ratifiziert.
Unter dem Pseudonym »Publius« verteidigte er gemeinsam mit Alexander Hamilton und John Jay in den »Federalist Papers« diese neue Verfassung, auch wenn er im Gegensatz zu den anderen beiden kein Föderalist war, sondern gemeinsam mit Thomas Jefferson wenig später die Partei der Demokraten-Republikaner gründete. Gewisse Grundsätze und Ideen verbanden ihn zwar mit Alexander Hamilton und John Jay, allerdings lehnte er vor allen Dingen deren Finanzpolitik ab. Als Abgeordneter des Repräsentantenhauses war James Madison zwischen 1789 und 1797 auch federführend bei der Verabschiedung der »Bill of Rights«, jener ersten zehn Zusatzartikel zur Verfassung, in denen die demokratischen Grundrechte verankert wurden.
Nach einer Enttäuschung mit einer jungen Frau heiratete er 1794 mit bereits dreiundvierzig Jahren die sechsundzwanzigjährige Witwe Dolley Payne. Aus der Ehe gingen keine Kinder hervor, wohl hatte seine Frau aber einen Sohn aus erster Ehe und wurde zu einer sehr beliebten First Lady.
In den Jahren von 1801 bis 1809 war James Madison unter Präsident Thomas Jefferson als Außenminister tätig und verhielt sich bei den Napoleonischen Kriegen bewusst neutral. Er unterstützte sowohl den Ankauf Louisianas, als auch Thomas Jeffersons Embargopolitik. 1808 wurde er selbst zum neuen Präsidenten der USA gewählt, wohl auch, weil die Popularität seines Förderers Thomas Jefferson trotz der katastrophalen Auswirkungen des von ihm verursachten Handelsembargos, das die Ausfuhr amerikanischer Waren nach Europa unterband und die Wirtschaft der USA massiv beeinträchtigte, noch immer sehr groß war. Anders als Thomas Jefferson begann James Madison langsam von der Überzeugung einer Höherwertigkeit der Landwirtschaft