Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 1. Walter-Jörg Langbein

Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 1 - Walter-Jörg Langbein


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lag. Der Bauer und der Knecht schritten schnell voran, während die Bäuerin und die Magd, der ihr fünfjähriges Knäblein gefolgt war, zwischen den hohen Getreidehalmen langsam vorankamen.«

      Vergeblich forderte ihn die Mutter zur Eile auf. Der Bub blieb immer wieder stehen und pflückte Blumen Er fiel immer weiter zurück - und war plötzlich verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Verzweifelt wurde er gesucht, doch vergeblich. »Jahre gingen ins Land. Im Dorf hat man oft von dem verschwundenen Knaben gesprochen. Nach genau zehn Jahren aber, als die Magd denselben Feldrain entlangging wie damals, als sie das Kind verloren, trat ihr an der Stelle, an der die meisten Kornblumen wuchsen, ein Jüngling entgegen. Es war ihr verschollener Bub. Auf die Frage der erschrocken und doch überglücklichen Mutter, wie das alles zugegangen sei, erzählte ihr der Junge von seinem seltsamen Erlebnis.« Das Kind hatte zehn Jahre im Jenseits verbracht, das nach der alten fränkischen Überlieferung räumlich sehr nah gewesen sein muss. Der Jüngling erzählte:

      »Als ich mit meinem Kornblumenstrauß zu dir laufen wollte, stand ich plötzlich vor einem großen Felsentor. Unter diesem war ein Mann, der mir freundlich zunickte. Ich sollte es gut bei ihm haben, ich sollte weder Hunger noch Durst leiden, sollte alle Tage sechs Kreuzer bekommen und alle Jahre ein paar Schuhe. Nur eines musste ich ihm versprechen, dass ich das Felsentor öffnen sollte, sobald von der Kirche ein Leichenzug zum Friedhof geläutet wurde. Auch durfte ich mit den Vorbeigehenden nicht reden, noch ihnen nachsehen, wohin sie gingen.«

      Der Knabe willigte ein und übernahm die ihm zugeteilte Aufgabe. Bald wird deutlich, dass es sich bei dem steinernen Tor von Wallersberg um den Eingang ins Jenseits handelte. Lassen wir den Erzähler wieder zu Wort kommen: »So bin ich geblieben und es ging mir gut. Da sind viele Bekannte von Wallersberg und Amstein an mir vorübergegangen. Zuletzt gar der Herr Pfarrer. Da wollte ich doch schauen, wohin er gehen wollte und ich schaute ihm nach. Da sah ich eine große Stube, in der saßen alle die Bekannten, die ihm vorausgegangen waren und viele Leute, die ich nicht kannte.«

      Damit hatte der Knabe dem Verbot zuwidergehandelt und gesehen, wohin die Toten gingen. Er durfte nicht länger bleiben und musste durch das Tor in die Welt der Lebenden zurückkehren. Dazu der grenzwissenschaftliche Bestsellerautor Jacques Bergier zum Verfasser:

      »Seit Jahrtausenden fürchtet sich der Mensch vor dem Tod. Wir kennen schon aus der griechischen Antike Sagen wie die von Orpheus, der in die Unterwelt vordrang, um seine verstorbene Geliebte Eurydike zurück in die Welt der Lebenden zu holen. Ein lebender Mensch dringt in das Reich der Toten ein. Das Gegenstück dazu sind dann ohne Zweifel Albträume von den Zombies! Sie handeln von monströsen Kreaturen der Nacht, die aus der Welt der Finsternis in die des Lichts eindringen! Jetzt sind es die Toten, die die Lebenden besuchen.«

      Fußnoten:

      (1) Klitzke, Axel: »Pyramiden: Wissensträger aus Stein«, Govinda Verlag, Jestetten Januar 2006

      (2) Gadow, Gerhard: »Erinnerungen an die Wirklichkeit/ Sonderdruck der SAN-Nachrichten von Gerhard Gadow/ Ein Kommentar zum Däniken Bestseller«, Berlin 1979

      (3) »Meister-Druck«, Lichtenfels 1996

      »Die Pfarrei St. Johann ist die alte Pfarrei Adelhausen-Wiehre. Die Entstehung dieser beiden Gemeinden geht in jene Zeiten zurück, da unsere Gegend von dem weit verbreiteten Volke der Kelten besiedelt war. Das beweist schon der Name der ältesten Kirche St. Einbetta. Jedenfalls wurden Adelhausen und die Wiehre schon in Urkunden vom Kloster St. Gallen vor über tausend Jahren erwähnt, also in einer Zeit, da an die Stadt Freiburg noch nicht zu denken war.« So (1) steht’s im Büchlein »Kirche und Pfarrei St. Johann Baptist zu Freiburg i. Br.«, zusammengetragen von Prälat Dr. Ernst Föhr, Pfarrer an St. Johann.

      In Adelhausen strömten die Gläubigen in die »zu Ehren der Heiligen Perpetua eingeweihte Pfarrkirche«, wie Hochwürden Föhr zu vermelden weiß. Weiter lesen wir (2): »Diese wird in den alten Urkunden die Kilch zu St. Einbetten genannt.« (3) Unschwer ist im Namen »St. Einbetten« eine der drei Heiligen Bethen zu erkennen, die ihrerseits heidnische Göttinnen in christlichem Gewand waren. Lesen wir nach bei Prälat Dr. Ernst Föhr (4):

      »Die Kirche der zwei Gemeinden (Adelhausen und Wiehre) stammt aus der Zeit, als Missionare die Bewohner, meist Kelten, zum christlichen Glauben bekehrten. Zur Zeit der Stadtgründung im Jahre 1120 stand in der Wiehre ein Gotteshaus. Mittelpunkt des Dorfes Adelhausen war die Sankt-Einbeten-Kirche; sie war zugleich die Kultstätte beider Gemeinden. St. Einbet ist eine der Jungfrauen aus der legendären Schar der Begleiterinnen der Heiligen Ursula. Der Name Sankt-Einbeten-Kirche spricht für das hohe Alter der Kultstätte.«

      Auf meinen Reisen durch Zentral und Südamerika erfuhr ich immer wieder, dass christliche Kirchen just dort errichtet wurden, wo einst »heidnische Kultstätten« Pilger anlockten. Klaus-Rüdiger Mai (5): »Der Inbegriff des Christentums, die Theologie der Jungfrau Maria, ist im Grunde nicht christlichen Ursprungs, sondern eine Camouflage wesentlich älterer Kulte, nämlich der Kulte der Magna Mater, der Inanna, der Astarte, der Demeter, der Kybele oder Ceres, der großen … irdischen und unterirdischen Mutter- und Fruchtbarkeitsgottheiten der heidnischen Welt.«

      Ein Beispiel: Heute Pilgern Jahr für Jahr Millionen in einen Vorort von Mexico-City, um der »Maria von Guadalupe« zu huldigen. Die christliche Gottesmutter hatte eine heidnische Vorgängerin: Göttin Tonantzin der Azteken. Tonantzin trug den Beinamen »Unsere Heilige Mutter«. Aus Tonantzin wurde Maria. Das ist keine Spekulation, sondern Fakt! Denn Maria von Guadalupe wird auch heute noch in der Nahuatl-Sprache »Tonantzin« genannt. Professor Sandstrom weist darauf hin, dass viele Nachkommen der Azteken Maria von Guadalupe für die zurückkehrende Tonantzin gehalten haben.

Die_moderne_Kathedrale_von_Guadalupe

      Die moderne Kathedrale von Guadalupe

      Kurz zum göttlichen Stammbaum: Tonatiuh war ein Sonnengott der Azteken, seine Mutter war Tonantzin. Ihr wurden keine blutigen Tieropfer, sondern Blumen und Früchte dargeboten. Zurück zu Maria, der christlichen Gottesmutter. Die christlichen Maria aber wurde als »Schlangenzertreterin« gepriesen. Aus der einst positiv bewerteten Schlange wurde das böse Reptil der Sünde. Interessant ist, dass in Mexiko die Gottesmutter als »Schlangenzertreterin« tituliert wird, während doch im Christentum Jesus als der Sohn Gottes beschrieben wird, der der Schlange (dem Teufel) den Kopf zermalmt.

      Im »Museo Nacional de Antropologia«, Mexico City, stand ich vor einer steinernen Statue der »Göttermutter« Teteo Innan. Sie wurde in vorchristlichen Zeiten just dort verehrt, wo heute zur Maria von Guadalupe gebetet wird. Franziskanermönches Bernardino de Sahagún brachte Mitte des 16. Jahrhunderts einen Bericht über den Kult um Tonantzin zu Papier, der dokumentiert, was der Maria von Guadalupe vorausging (6):

      »Einer von diesen (Kultplätzen) war ein kleiner Hügel, den sie (die Indios) Tepeyac und die Spanier Tepequilla nannten, und der heute ›Nuestra Señora de Guadalupe‹ heißt. An diesem Platz gab es einen Tempel, der der Mutter aller Götter geweiht war, die sie Tonantzin nannten, was ‚Unsere Mutter‘ bedeutet. Dort brachten sie viele Opfergaben zu Ehren der Göttin dar; sie kamen zu ihr aus weit entfernten Gegenden – aus mehr als 20 Meilen im Umkreis. Es kamen Männer, Frauen und Kinder zu diesem Fest.« Und aus der »Mutter aller Götter« wurde die christliche Mutter des göttlichen Sohnes, die Mutter Jesu.

      Den Anhängerinnen der Muttergottheit fiel es dann besonders leicht, von Teteo Innan zu Maria zu wechseln. Allerdings wurde mir in Mexico City von zwei Priestern schmunzelnd versichert, dass so manche »Heidin« im Herzen nach wie vor Teteo Innan verehrt und »Maria« lediglich als christlichen Namen der uralten Aztekengöttin ansieht. Marias Sohn Jesus ist dann das christliche Pendant zum Sohn der Teteo Innan, zu Quetzalcoatl. Als ich den beiden Priestern von meinem Theologiestudium erzählte, wurden sie noch gesprächiger. So erfuhr ich, dass der aztekische Sohn der Göttin Quetzalcoatl gern als bärtiger Mann dargestellt wurde.

Maria_von_Guadalupe

      Maria von Guadalupe


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