Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 1. Walter-Jörg Langbein

Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 1 - Walter-Jörg Langbein


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Annahme, dass es Göttinnen waren, die hier einst verehrt und angebetet wurden. Aus ihnen wurden Einebth, Wilbeth und Worbeth, die »drei Heiligen Jungfrauen«, auch »die drei Heiligen Bethen« genannt.

Ambeth_Borbeth_und_Willebede_von_Worms

      Ambeth, Borbeth und Willebede von Worms

      Der kleine Kirchführer »Freiburg im Breisgau/ St. Cyriak und Perpetua« vermeldet (2): »Besonders in Pestzeiten pilgerten die verängstigten Menschen scharenweise zu den Heiligtümern der als christliche Nothelferin angerufenen Einbeth. Ihr Kult entwickelte sich in Straßburg und drang seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in den südwestdeutschen Sprachraum vor. Nach der Legende, auf die auch vorchristliche Mythen eingewirkt hatten, sei die (nie heiliggesprochene) Einbeth mit ihren Kultgenossinnen im Gefolge der Heiligen Ursula nach Straßburg gekommen.«

      Ich halte diese Beschreibung für richtig, wenngleich meiner Meinung nach es nicht vorchristliche Mythen waren, die auf eine christliche Legende einwirkten. Vielmehr war es eine alte heidnische Legende, die christlich eingefärbt wurde.

      Die Geschichte von Freiburg und Umgebung ist verwirrend. Die Region war über Jahrhunderte heftig umkämpft. Es folgte Krieg auf Krieg, die Herrschaftsverhältnisse änderten sich immer wieder. Was mich aber mehr interessiert als die Militärpolitik der vielen Jahrhunderte, dass ist der Wandel in Sachen Religion vom Heidentum zum Christentum. Wie so oft konnte älterer, heidnischer Glauben nicht ausgemerzt werden. So versuchte man durch Verschleppung von »Heiligen« aus heidnischen in christliche Zeiten möglichst vielen Gläubigen den Wechsel zum Christentum zu erleichtern.

      An Stelle der heutigen Kirche »St. Cyriak und Perpetua« stand früher die Kirche St. Einbeth, die ihrerseits ein heidnisches Heiligtum ablöste. Wie viele heidnische Kultplätze man es in vorchristlichen Zeiten in deutschen Gefilden gegeben haben? Wir wissen es nicht. Jahrhunderte der Christianisierung ließen sie in Vergessenheit geraten, nur die »drei Bethen« erinnern noch an sie.

Ambeth

      Ambeth

Borbeth

      Borbeth

      An der Stelle der heutigen Kirche »St. Cyriak und Perpetua« stand im 13. Jahrhundert ein der »St. Einbeth« gewidmetes Gotteshaus. In Zeilarn, Gemarkung Schildthurn, Niederbayern, ragt der höchste Dorfkirchturm Bayerns 78 Meter hoch in den Himmel. Benannt wurde das Gotteshaus nach dem Heiligen Ägidius. Nebenpatrone sind bis auf den heutigen Tag die drei Heiligen Jungfrauen Einbeth, Wilbeth und Warbeth. Nach Max Heuwieser verehrte man hier einst die heidnischen Nornen, die den Frauen bei Geburten zur Seite standen. Max Heuwieser (1878-1944), Geistlicher und Hochschulprofessor, gilt nach wie vor als kenntnisreicher Heimat- und Geschichtsforscher.

      Nach wie vor verehrt werden die drei Bethen auch in der »Kirche St. Tertulin« in Schlehdorf am Kochelsee. Und das wohl seit Mitte des 14. Jahrhunderts. Ihre Namen wurden als Wolbeth, Walbeth und Vilbeth überliefert. Aus dem 18. Jahrhundert (?) stammen ihre Statuetten, die den »Frauenaltar« zieren. Mag sein, dass nur der Altar so relativ jung ist, die drei Heiligenfiguren aber älter sind. Eine der Drei hält – wie ihre steinernen Pendants in Worms – ein Buch. Alle drei sind als Heilige dargestellt: jede verfügt über einen Strahlenkranz. Heilige Frauen, die als Attribut ein Buch tragen sind nach alter Symbolik Wissende, die mit uralten Mysterien vertraut sind, also altehrwürdige Eingeweihte.

Willebede

      Willebede

      Auch in Leutstetten wird fündig, wer nach den Heiligen drei Madeln sucht. Leutstetten war einst eine eigenständige Gemeinde in Oberbayern. Anno 1978 aber kam’s zur Gebietsreform in Bayern, Leutstetten wurde der Stadt Starnberg eingemeindet. Drei Kronen in Weiß auf blauem Grund zieren das Wappen von Leutstetten – eine Erinnerung an die drei Heiligen Bethen? Selbständig war auch einst das Dörfchen Einbettl bei Leutstetten. In der Kapelle von Einbettl genoss ein Gemälde in der Bevölkerung religiöse Verehrung. Es zeigte – wen wundert’s? – die drei Heiligen Bethen. Der Name des Dorfes Einbettl geht offensichtlich auf eine der drei Bethen, natürlich auf Einbeth, zurück.

      Im altehrwürdigen Dom zu Worms fotografierte ich die drei Heiligen Bethen, in Stein formvollendet verewigt. Vorläufer dieser christlichen weiblichen Triade waren keltische Muttergöttinnen, die als Triaden verehrt wurden. Bis 1968 konnte man die drei Bethen noch im römisch-katholischen Heiligenkalender finden. Am 16. September wurden sie am »Bethentag« gefeiert. Noch heute soll in Meransen, Südtirol, eine Prozession zu Ehren der drei Bethen abgehalten werden. Und man findet sie nach wie vor – freilich versteckt – in uns vertrauten Märchen. In Schneewittchen wird auf die Drei angespielt: »Hätt‘ ich nur ein Kind, so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie Ebenholz.« Weiß, rot und schwarz sind die drei Farben der drei Bethen.

      Es lohnt sich, den Dom zu Worms zu besichtigen und den drei Bethen einen Besuch abzustatten. Es lohnt sich aber auch, überall nach den drei Bethen zu suchen, in Kirchen und Kapellen, in altem Brauchtum und langsam in Vergessenheit geratenden lokalen Überlieferungen, in Märchen und in Sagen.

      Ein Hinweis möge zum eigenständigen Recherchieren anregen: Im Umfeld von Murnau kennt man seit alters her die »drei adeligen Jungfrauen«, die im Volksglauben da und dort im deutschsprachigen Raum den Ehrentitel »die drei Ewigen« tragen. Gerade dieser Name kann sehr wohl auf den weit in der Vergangenheit liegenden Ursprung der heidnischen »Bethen« verstanden werden.

      Wer, nein was sind die heiligen drei Bethen? Es sind Exgöttinnen, die in Heilige verwandelt wurden, nachdem viele Christen den Glauben an die drei Himmlischen nicht aufgeben wollten!

      Literaturempfehlungen zum Themenkomplex »Freiburger Münster«

      Adam, Ernst: »Das Freiburger Münster«, Reihe »Große Bauten Europas«, 3. Auflage, Stuttgart 1981

      Adam, Ernst: »Der Turm des Freiburger Münsters«, Artikel erschienen in »Schau ins Land/ Zeitschrift des Breisgau Geschichtsvereins«, Ausgabe 73, 1955, Seite 65

      »Freiburger Münsterbauverein« (Hrsg.): »Baustelle Gotik/ Das Freiburger Münster«, 2., durchgesehene Auflage, Petersberg 2014

      »Freiburger Münsterverein« (Hrsg.): Das Freiburger Münster, Regensburg, 2. erweiterte Auflage, 2011

      Hart, Wolf: »Die Skulpturen des Freiburger Münsters«, Freiburg 1975

      Herre, Chr. Louis: »Okkulte Symbolik des XIII. Jahrhunderts/ Der wissenschaftlich-philosophische und religiöse Ideengehalt der Bauhüttensymbolik des XIII. Jahrhunderts«, Freiburg i. Br., 2. Auflage 1922

      Nußbaum, Norbert: »Deutsche Kirchenbaukunst der Gotik/ Entwicklung und Bauformen«, 2. Auflage, Darmstadt 1994

      Spath, Emil: »Das Tor zum Leben/ Die Hauptportalhalle des Freiburger Münsters«, Lindenberg 2004

      Fußnoten:

      (1) Die Zahlenangaben zu den am 27. November 1944 abgeworfenen Bomben variieren erheblich. So werden, je nach Quelle, zwischen 14 000 und 150 000 Bomben vermeldet.

      (2) Brommer, Hermann: »Freiburg i. Br. – Katholische Pfarrkirche St. Cyriak und Perpetua«, Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich 1980

      Gibt es im Dom von Limburg die Darstellung eines UFOs? Teil 1

      Dan (eigentlich Daniel) Brown (*22.06.1964 in Exeter, New Hampshire) hat »Professor Robert Langdon« weltberühmt gemacht. Der fiktive »Professor an der Harvard Universität« ist der Held in fünf Romanen aus der Feder von Dan Brown. »Professor Langdon« triumphierte besonders in »Sakrileg«. Mit dem Spürsinn eines Sherlock Holmes entschlüsselte er geheime Botschaften, die zum Beispiel in sakralen Kunstwerken versteckt wurden, zum Beispiel von Leonardo


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