Die Babenberger sind an allem Schuld. Hubert Hinterschweiger

Die Babenberger sind an allem Schuld - Hubert  Hinterschweiger


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Ende der Geschichte des Markgrafen Adalbert des Siegreichen war zwar unrühmlich, aber sein Leiden der Zeit entsprechend häufig. Gicht ist so alt wie die Menschheit, die Ursachen dafür sind vielfältig, und Markgraf Adalbert, der weit über sechzig Jahre alt wurde, litt auch unter dieser Geißel. In dem Bewusstsein, das Land gut verwaltet zu haben, schied er von dieser Welt.

      MARKGRAF ERNST DER TAPFERE

      (1055–1075)

      Im Leben der Babenberger war das gute Verhältnis zu den jeweiligen Kaisern ein wichtiger Faktor, bestimmte es doch die friedliche Koexistenz der Markgrafschaft mit dem Reich. Die erste Frau »des Tapferen«, der seinem Vater nachfolgte und von 1055 bis 1075 regierte, ist im Nebel des Vergessens untergetaucht. War sie tatsächlich so unwichtig, verstarb sie so früh? Über die zweite Ehe ist etwas mehr bekannt. Es war Adelheid, Tochter des Markgrafen Dedis II. von Meißen, die auch für die Nachkommenschaft sorgte.

      Nach der Belehnung des Markgrafen Ernst mit der österreichischen Mark starb ein Jahr darauf Kaiser Heinrich III. Die verwitwete Kaiserin Agnes von Poitou war sich des Wertes ihres sechsjährigen, bereits zum König gekrönten Sohnes Heinrich IV. bewusst und führte die Regierungsgeschäfte in eigener Sache weiter. In der Zwischenzeit entwickelte sich um dieses Mündel ein reger Machtkampf, in dem Anno II. Erzbischof von Köln den Sieg davontrug, da er den Knaben einfach entführen ließ, was wiederum Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen äußerst verärgerte. Ohne viel Zaudern veranlasste er seinerseits eine Entführung und nahm den heranwachsenden Jüngling unter seine Fittiche. Kann man aus diesen wenigen Zeilen die verworrenen Jugendjahre des zukünftigen Kaisers herauslesen, wird vielleicht sein unbeugsames Verhalten und seine Verbitterung und Unversöhnlichkeit gegenüber der Kirche verständlich.

       Vorbereitung einer Hochzeit

      Nach einiger Zeit kam die Witwe Agnes in die Mark, um mit Herzog Ernst, der bereits in Gars am Kamp residierte, freundschaftliche Gespräche über die Zukunft ihrer Tochter Judith zu führen.

      Die Reise war beschwerlich, die Donau wurde bei Tulln überquert, wie die Urkunden wissen lassen, und nachdem der Markgraf so wie seine Vorgänger nie besondere Ambitionen auf eine königliche, geschweige denn kaiserliche Stellung zeigte, seine Ritterlichkeit aber nicht nur äußeres Erscheinungsbild war, hatte auch die kaiserliche Witwe Vertrauen zu Markgraf Ernst. Nach ausgiebigen Beratungen mit dem Markgrafen zog Agnes mit kleinem Gefolge in Richtung Marchfeld, um mit dem Ungarnkönig Andreas Hochzeitsabsichten zu besprechen. Ein Ehebündnis ist meistens Ausdruck friedlichen Zusammenlebens, und das war gerade mit den Ungarn allen ein wichtiges Anliegen. Mit einem Wort, man kam zu dem Schluss, eheliche Bande zwischen der Kaisertochter Judith und dem Königssohn Salomo zu knüpfen. Wie gesagt, Hochzeiten bekräftigten immer nur Interessen, aber wenn das Interesse auch noch reizvoll war, konnte nicht mehr sehr viel schief laufen. Den ungarischen Königssohn von all den Vorteilen zu überzeugen, vor allem von den aufkommenden Freuden, war wichtig, und nichts war überzeugender als ein Medaillon, das der König ehrerbietig annahm und mit Schmunzeln in seine Rocktasche gleiten ließ. Ein Verlobungstermin wurde bestimmt und jeder war froher Hoffnung, seinen Teil für kommende friedliche Zeiten beigetragen zu haben.

      Schon längere Zeit verbreiteten sich düstere, unerfreuliche Gerüchte um den ungarischen König. Besonders befremdend, ja besorgniserregend empfand man das Fernbleiben des Königs zum verabredeten Verlobungstermin. Um dem Gerede auf den Grund zu gehen, machte sich Markgraf Ernst 1060 in Begleitung hochgestellter Herren auf die Reise nach Ungarn, um die Lage zu sondieren.

      Versetzt man sich Jahrhunderte zurück, so wird man auch verstehen, dass Nachrichten einen langen Weg hatten, um ans Ohr anderer zu gelangen. So auch diesmal, denn schon Jahre vorher hatte sich Bela, der Bruder Andreas’, unter Bedachtnahme der Verschwiegenheit erhoben, um an die Macht zu kommen. Und gerade als Markgraf Ernst nach dem Rechten sehen wollte, floh König Andreas samt Ehefrau und Sohn Salomo in Richtung Österreich, da für ihn die Flucht die einzige Möglichkeit war, sein Leben zu retten. Das wollte Bela wirklich nicht, denn was gehen interfamiliäre Geschichten Fremde an? Also Zusammenrotten des Heeres und auf geht es zur Verfolgung. Andreas wurde eingeholt, gar nicht mehr weit vom anreisenden Herzog, gefangen genommen und gefoltert. Sicherlich wurde mit der Folter übertrieben oder es war böse Absicht, jedenfalls hauchte Andreas sein Leben aus.

      Leider war der Herzog zu spät gekommen und hatte nun große Eile, den heranstürmenden Ungarn zu entkommen, die natürlich den flüchtenden Sohn Salomo samt Mutter für sich in Anspruch nehmen wollten. So wie Andreas den Eingang ins Jenseits fand, musste auch Markgraf Ernst trachten, im Diesseits mit seinen Schützlingen, Mutter und Sohn, die »Tore« seines Landes zu erreichen. Die Geschichte, wie immer unendlich, geht weiter, Bela wurde gestürzt, getötet und Salomo auf den Thron gehoben, und so weiter, und so weiter. Salomo heiratete wie vereinbart Judith und man kann nur hoffen, dass sie ihr Glück fanden.

      In diesen wirren Zeiten vereinigt Ernst ohne viel Federlesens die »Böhmische Mark« und die »Neumark« mit seinem bestehenden Herrschaftsgebiet, der Mark an der Donau, und damit erhält die Markgrafschaft ihre bis heute gültigen Nord- und Ostgrenzen.

      Gemessen an den Königreichen Böhmen und Ungarn, den Herzogtümern Bayern und Kärnten nimmt sich das kleine Land Österreich noch immer zwergenhaft aus. Wenn man den Geschichtsatlas ansieht, kann man nur verwundert sein, welch unglaubliche Leistung die Babenberger und anschließend die Habsburger vollbracht haben.

      Politische Vorsicht war eine Tugend der Babenberger, Verhandlungen, Gespräche waren bevorzugte Mittel, weniger das Schwert. Aber im Kampf gegen sächsische Fürsten und Bischöfe musste der Babenberger Waffenhilfe leisten. Treu ergeben zog der »tapfere« Babenberger Ernst mit Kaiser Heinrich IV. gegen die Aufständischen, wo in der Entscheidungsschlacht bei Homburg die rebellierenden Fürsten und Bauern vernichtend geschlagen wurden. Der Markgraf konnte diesen Sieg leider nicht gebührlich auskosten. Ein abgetrenntes Bein und eine schwere Kopfverletzung ließen den Kampfgefährten am nächsten Tag ins Jenseits gleiten. Er war tatsächlich tapfer gewesen.

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