Butler Parker 154 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 154 – Kriminalroman - Günter Dönges


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schlägt man nicht«, sagte er leise, eindringlich und giftig. »Oder höchstens nur einmal.«

      Die Lady wich zurück und streckte abwehrend den rechten Arm aus. Der junge Mann tappte prompt in die Falle, griff nach ihrem Handgelenk und zerrte Agatha Simpson zu sich heran.

      In diesem Augenblick ließ die ältere Dame ihren perlenbestickten Pompadour gekonnt kreisen und vorschnellen. Der perlenbestickte Handbeutel, wie er von den Damen um die Jahrhundertwende gern getragen wurde, hatte es im wahrsten Sinn des Worts in sich. Im Pompadour befand sich Myladys sogenannter »Glücksbringer«. Es handelte sich dabei um ein echtes Pferdehufeisen, das sie aus Gründen der Humanität ein wenig mit dünnem Schaumgummi umwickelt hatte.

      Der Jüngling dachte, er sei von einem auskeilenden Pferd getreten worden. Er legte sich noch mal waagerecht auf die Zimmerluft und krachte erneut auf den Fußboden. Diesmal blieb er liegen und rührte sich nicht mehr.

      Lady Simpson, die ihren »Glücksbringer« genau zu dosieren wußte, kümmerte sich nicht weiter um den jungen Mann. Aus Erfahrung war ihr bekannt, daß die Schwellung auf der linken Wange des Getroffenen nach einigen Tagen wieder abklang.

      Sie schaute sich in dem kleinen Apartment um und wunderte sich, daß so gut wie kein Mobiliar vorhanden war. Es gab da ein Feldbett, dann zwei dieser Faltsessel und ein modernes Tonbandgerät, an das der Riesenlautsprecher angeschlossen worden war.

      In der Küche stapelten sich auf einem Wandtisch volle und leere Konservendosen. Der junge Mann schien eine Vorliebe für Fertiggerichte aller Art zu haben. Lady Agatha kam zu dem Schluß, daß der Bewohner dieser kleinen Wohnung bestimmt nicht die Absicht hatte, hier für längere Zeit zu bleiben.

      Sie zuckte unwillkürlich zusammen, als plötzlich wieder Musik dröhnte, die ebenfalls trommelfellschädigend war. Sie ging ärgerlich und energisch zurück in den Wohnraum, doch der junge Mann lag noch immer auf dem Boden.

      Nein, diese donnernden Baßgeräusche, die wie dumpfe Paukenschläge wirkten, kamen aus einer anderen Wohnung. Agatha Simpsons Pompadour geriet bereits wieder in Schwingungen, als sie das Apartment verließ und auf die neue Geräuschquelle zuhielt.

      Sie brauchte nicht weit zu gehen.

      Am Ende des Korridors blieb sie vor einer geschlossenen Wohnungstür stehen und läutete. Erst nach einigen Sekunden ging ihr auf, daß man das Läuten unmöglich hören konnte. Sie bewegte den Drehknauf der Tür und nickte zufrieden, als das Schloß sich öffnen ließ. Die ältere Dame marschierte in die Wohnung und glaubte im ersten Moment an eine Halluzination.

      In einer sonst fast leeren Wohnung saß ein junger Mann in einer Art Regiesessel und bediente eine moderne Tonbandmaschine. Eine Leitung schlängelte sich von diesem Gerät hinüber zu einer Lautsprecherkombination, die wenigstens einen Meter hoch war. Der junge Mann trug ebenfalls Gehörschützer modernster Bauart.

      Er trug sie nicht mehr lange.

      Agatha Simpson hatte keine Schwierigkeiten, ungehört an den Musikfreund heranzukommen, der ihr den Rücken zuwandte. Sie tippte ihm auf die Schulter, worauf der Liebhaber der lauten Töne sich überrascht umdrehte.

      Nach einer Ohrfeige legte er sich auf den kahlen Boden und war eindeutig benommen. Die Lady nahm die Lautsprecherbox und warf sie gegen die Wand, was dem Innenleben des Geräts nicht sonderlich bekam. Mit leichtem Kreischen, das dann in ein Wimmern überging, endete die Übertragung.

      Der junge Mann wollte aufstehen und sich wahrscheinlich auf die ältere Dame stürzen. Es blieb allerdings beim Versuch wie sich zeigte. Er stand kaum auf den schlotternden Beinen, als die Knie nachgaben. Der junge Mann legte sich erneut nieder.

      »Zimmerlautstärke«, sagte Agatha Simpson grollend. »Melden Sie Ihrem Wigmore, daß er mit diesen Tricks nicht weit kommt, dafür werde ich ab sofort sorgen.«

      *

      Der Stämmige holte zu einem Haken aus und war überzeugt, daß er diesen blasierten Anwalt treffen und ausknocken würde. Er legte sein ganzes Körpergewicht in den Haken und ... traf nur die Luft. Er war schnell wieder auf den Beinen und baute sich erneut auf.

      »Bei wem haben Sie das Boxen eigentlich gelernt?« erkundigte sich Mike Rander ironisch. Er glich gerade jetzt einem Schauspieler namens Roger Moore, der sich als Darsteller des James Bond einen Namen gemacht hatte. Desinteressierter hätte dieser Filmstar auch nicht wirken können.

      »Du Lackaffe!« Der Stämmige fintierte, täuschte und wollte dann seinen Schlag landen. Und noch mal legte er in ihn alles, was er hatte. Seine Faust zischte vor und ... landete auf der Sperrholzplatte eines Hockers, den Mike Rander gehoben und dem Angreifer entgegengestreckt hatte.

      Die Sperrholzplatte splitterte, gab nach und ließ die bereits zerschundene Hand passieren. Dann stöhnte der Schläger, setzte sich und starrte verbiestert auf seine Faust.

      Der zweite junge Mann hatte sich geschickt an Mike Rander herangearbeitet, der ihm den Rücken zugewandt hatte. Dieser junge Mann wollte sich nicht auf seine Fäuste verlassen, sondern auf ein Messer, das er in der linken Hand hielt.

      Die Frauen im Wohnzimmer stöhnten vor Entsetzen. Sie waren nicht fähig, dem eleganten Anwalt eine Warnung zuzurufen. Es war bereits beschlossene Sache, daß der Mann zustechen und sein Ziel auch finden würde.

      Doch dann kam alles ganz anders.

      Kathy Porter, das scheue Reh, verwandelte sich ohne erkennbaren Übergang in eine geschmeidige Pantherkatze, doch das bekam der Angreifer gar nicht mit. Kathy hechtete vor und schlug mit der rechten Handkante kurz zu.

      Zuerst landete das Messer auf dem Boden, dann dessen Besitzer. Er verdrehte die Augen, schnappte nach Luft und begab sich auf dem Eilweg in das Land der Träume.

      Die Frauen hatten sich weit hinten im Wohnraum zusammengedrängt und konzentrierten sich wieder auf die Ratten, die verunsichert waren. Sie zwängten sich ihrerseits in eine Ecke und wußten nicht so recht, wie sie sich verhalten sollten. Dann aber huschten sie zur geöffneten Tür und verschwanden nach draußen.

      »Sie werden ihren Weg schon finden«, beruhigte Mike Rander die Frauen. »Ich schlage vor, Sie gehen in Ihre Wohnungen. Ich möchte mich gern noch mit diesen beiden Burschen unterhalten, wenn ich darf, Mrs. Brook?«

      Sie war die Mieterin der Wohnung und nickte nach kurzem Zögern.

      »Ich werde Sie in Ihre Wohnungen bringen«, warf Kathy Porter ein und nickte den verängstigten Frauen zu.

      »Muß ich hier bleiben?« fragte Mrs. Brook und sah Mike Rander an.

      »Durchaus nicht, Madam«, erwiderte er lächelnd, »ich glaube, ich werde allein zurechtkommen.«

      Als er allein in der Wohnung war, lehnte Mike Rander sich gegen den Kamin und sah den stöhnenden Faustkämpfer an, der sich nicht getraute, seine Hand aus dem Hockersitz zu zerren.

      »Wigmore, nicht wahr?« fragte der Anwalt knapp.

      »Wer ist Wigmore?« fragte der Faustkämpfer mit gequetschter Stimme.

      »Also nicht Wigmore, wer sonst, lieber Mann?«

      »Wer was!?« Der Mann verdrehte die Augen, als er seine Hand vorsichtig bewegte.

      »Wer hat Sie losgeschickt? Noch können Sie frei reden, mein Junge, Ihr Partner schläft.«

      »Für das hier sehen wir uns wieder«, drohte der Mann, was allerdings ohne rechten Nachdruck geschah.

      »Soll ich Ihnen helfen?« Rander ging langsam auf ihn zu. »Man muß die Hand ruckartig aus dem Sperrholz ziehen.«

      »Sind Sie wahnsinnig?« Der Mann fuhr zurück.

      »Ich bin für Klarheit«, stellte Mike Rander fest. »Noch mal und zum letzten Mal: Wer hat Sie mit den Ratten geschickt?«

      Der verunglückte Faustkämpfer mußte wohl gemerkt haben, daß der Anwalt nicht scherzte. Er senkte die Augen, schaute dann zu seinem Partner hinüber und nannte einen Namen.

      »Etwas deutlicher«,


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