Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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wechsele gleich das Kopfkissen, aber erst gebe ich Ihnen zu trinken.«

      Wieder schob sie ihren Arm unter seinen Nacken. Sie hielt ihm die Schnabeltasse an die Lippen, und er trank in kleinen Zügen.

      »Wie ein Baby«, murmelte er, wieder zurücksinkend. »Da haben Sie sich was Schönes eingehandelt.«

      Klar denken konnte er jetzt jedenfalls. Seine Stimme klang auch nicht mehr so schwach wie am Nachmittag. Und sie stellte sich schon ganz geschickt an, als sie ihm das Kopfkissen wechselte.

      Sie rieb auch noch leicht sein feuchtes Haar, das ihm nun wirr um den Kopf stand, aber er sah dadurch nicht so streng aus.

      »Besser?«, fragte sie kurz, als er aufatmete.

      Er nickte, griff nach ihrer Hand und drückte sie an seine Lippen.

      »Ich bringe Sie nun auch noch um Ihre Nachtruhe«, sagte er entschuldigend.

      »Das ist nicht das erste Mal«, erwiderte Veronica. Er hörte den Doppelsinn aus ihren Worten heraus.

      »Es ist sinnlos, Roni«, flüsterte er, als ahne er ihre Gedanken. »Wir müssen zwei verschiedene Wege gehen. Ich habe so lange darüber nachgedacht. Ich bin stundenlang herumgelaufen, und da hat es geregnet. Ich habe es gar nicht gemerkt, und dabei muss ich mich erkältet haben.«

      »Sie sollen sich nicht so anstrengen«, meinte Veronica leise. »Sie hätten lieber nicht nachdenken sollen, dann wären Sie jetzt nicht krank.«

      Damit konnte man Gefühle nicht wegreden. Gefühle, die ihn ebenso wie sie bewegten, und das empfand sie ganz deutlich.

      Seine Wange lag auf ihrer Hand, und sie spürte das Klopfen seines Blutes unter ihren Fingern.

      »Ich darf dir nicht sagen, was ich fühle, Roni«, murmelte er, »ich darf es nicht.« Es klang so gequält, dass es ihr ins Herz schnitt.

      Sie beugte sich zu ihm hinab.

      »Du brauchst es nicht zu sagen, Arndt«, bemerkte sie weich. »Mir kann niemand verbieten, was ich fühle. Und wer könnte uns verbieten, Freunde zu sein?«

      Zärtlich streiften ihre Lippen seine Stirn. Er sollte wissen, dass sie für ihn da sein wollte und dass sie bereit war, seine Sorgen zu teilen.

      Sie hatte ihren Schatten übersprungen. Sie wusste jetzt, dass sie ihn liebte.

      »Du weißt nicht, was …« Schnell legte sie ihren Finger auf seinen Mund.

      »Ich will jetzt gar nichts wissen. Ich will nur, dass du gesund wirst, Arndt, und dass du dich nicht quälst.«

      Er war auch zu schwach, um länger zu sprechen. Veronica hielt seine Hand, bis er wieder eingeschlafen war. Dann legte auch sie sich nieder.

      Was immer auch geschehen ist und geschehen mag, ich liebe ihn und werde ihn immer lieben, dachte sie.

      *

      Das Fieber sank, aber nun kam die Schwäche noch stärker zum Durchbruch.

      Dr. Riedel sagte, dass er wohl Tage nichts gegessen haben müsse, auch vorher schon nicht.

      Die Kinder hatten einmal kurz zu ihm ans Bett gedurft, aber er hatte nur ein gequältes Lächeln zustande gebracht. Es war ihm wohl auch sehr nahegegangen, dass Jill weinte.

      Nun gingen die Kinder ohne Widerspruch mit Rosmarie Rückert, denn es war ihnen unheimlich, ihren Papi so verändert zu sehen.

      Rosmarie hätte sie gern mit anderen Kindern zusammengebracht, aber das getraute sie sich noch nicht.

      Ganz beiläufig begann sie von ihrer Familie zu erzählen und auch von Bambi, die ja auch zu dieser gehörte.

      »Sie hat schon gefragt, ob ihr sie nicht mal besuchen wollt«, sagte sie.

      »Ich schon«, erklärte Martina sofort.

      »Ich nicht«, widersprach Steffi. »Sie fragt mich bloß wieder, warum ich noch nicht zur Schule gehe.«

      »Sie fragt dich nicht«, entgegnete Rosmarie. »Es ist doch auch gar nicht schlimm. In Erlenried sind mehr Kinder, die schon sieben Jahre sind und erst dieses Jahr zur Schule kommen. Das ist doch gar nichts Besonderes.«

      »Bestimmt nicht?«, vergewisserte sich Steffi.

      »Aber nein! Es gibt so viele Gründe, warum man erst ein Jahr später eingeschult wird.«

      »Was für Gründe?«, fragte Steffi.

      »Zum Beispiel, dass man krank war oder die Eltern sind gerade erst umgezogen.«

      »Wir sind auch erst umgezogen«, warf Martina eifrig ein, die alles viel unkomplizierter ansah. »Daran ist doch Bambi nicht schuld. Und krank war Steffi auch.«

      »Darüber mag ich aber auch nicht reden«, äußerte Steffi aggressiv.

      »Wir reden überhaupt nicht über die Schule«, erklärte Rosmarie. »Ihr könntet schaukeln oder im Sand spielen.«

      »Pielen!« Jill nickte eifrig.

      So fuhren sie denn zum Sonnenwinkel. Es gab Kakao und Kuchen, und Inge Auerbach in ihrer mütterlichen Art ließ keine Fremdheit aufkommen.

      Jill war selig, dass sie Jonny wieder sah, und sie folgte ihm auf Schritt und Tritt, bis beide müde wurden, Jill auf Inge Auerbachs Schoß landete und Jonny sich zu ihren Füßen ausstreckte.

      Steffi, die zuerst noch still und verschlossen war, taute auf, als Bambi die Schule auch nach einer Stunde noch mit keinem Wort erwähnte. Bambi fehlte es niemals an Gesprächsstoff, und ihr liebstes Thema war die Entstehung von Erlenried.

      »Wir können ja mal ein bisschen rumlaufen«, schlug sie vor. »Wir können auch meine Schwester Ricky und ihren kleinen Henrik besuchen. Ich bin nämlich schon Tante«, erzählte sie stolz.

      »Wie ist man Tante?«, fragte Martina.

      »Wenn der Bruder oder die Schwester ein Baby hat«, erwiderte Bambi. »Dazu muss man aber große Geschwister haben, die schon verheiratet sind.«

      »Ich heirate mal nie«, erklärte Steffi kategorisch.

      »Warum denn nicht? Verheiratet sein ist schön«, meinte Bambi. »Da macht man erst eine richtige Hochzeit und der Pfarrer predigt. Habt ihr schon mal eine mitgemacht?«

      Steffi und Martina verneinten.

      »Und noch nie Blumen gestreut?«, fragte Bambi staunend. »Das müsst ihr aber mal, dann seht ihr, wie schön es ist. Und so ganz kleine Babys sind mächtig niedlich.

      »Jill war auch mal ein ganz kleines Baby«, bemerkte Steffi sinnend, aber dann überschattete sich ihr Gesichtchen wieder.

      Mit Steffi musste man ganz besonders vorsichtig sein. Das hatte Bambi schon heraus. Über manche Dinge wollte sie eben nicht reden, und dafür musste sie bestimmte Gründe haben. Also ließ man das lieber.

      Steffi zeigte sich dankbar dafür und wurde nun zugänglicher. Und als sie zu Ricky gingen, trafen sie Dr. Riedel.

      »Gefällt es euch bei uns im Sonnenwinkel?«, fragte er freundlich.

      »Ja, es ist schön, und mit Bambi kann man gut reden«, erwiderte Martina.

      »Warst du bei Papi, Onkel Doktor?«

      »Ja, es geht ihm schon besser.«

      »Hat Roni dann wieder Zeit für uns?«, erkundigte sich Steffi.

      »Ich denke doch, aber sie muss sich jetzt auch mal richtig ausschlafen. Das versteht ihr doch?«

      Das verstanden sie, und sie wollten auch dafür sorgen.

      »Ihr habt eure Roni wohl mächtig lieb?«, fragte Bambi.

      »Ja«, versicherten beide wie aus einem Munde.

      »Behaltet ihr sie?«

      Ziemlich fassungslos sah Steffi sie an.

      »Wie


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