Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman - Michaela Dornberg


Скачать книгу
und ich noch ganz anders daran zu knapsen gehabt, dass wir unser Baby verloren haben.«

      »Ich glaub, das dauert auch noch, Toni, über so was kommt man nicht so leicht weg.«

      »Man wird es nie vergessen«, entgegnete er. »Aber darüber müssen wir jetzt nicht mehr reden, ich werde mich mit den Amis in Verbindung setzen, und auf deinem Schreibtisch liegt auch noch eine ganze Menge Arbeit.«

      Bettina lachte.

      »Dann will ich mich auch ganz schnell mal daran machen.« Sie wandte sich ab, um in ihr eigenes Büro zu gehen, drehte sich an der Tür aber noch einmal kurz um.

      »Weißt du, Toni, auch wenn ich die Rezeptur für unser Kräutergold für kein Geld der Welt verkaufen würde …, es macht mich doch ganz schön stolz, dass ein amerikanischer Marktbeherrscher es haben will.«

      »Ist doch auch was ganz Besonderes, unser Kräutergold, Bettina«, sagte Toni.

      »Stimmt«, entgegnete sie, ehe sie hinauswirbelte.

      Kaum in ihrem Büro angekommen, klingelte auch schon das Telefon.

      Es war Hubert Brodersen …

      Sie hatte, seit Doris sich von ihm getrennt hatte, noch nicht mit ihm telefoniert, und ihr Herz begann deswegen ganz schön zu klopfen. Brodersen war ein alter Geschäftsfreund ihres Vaters gewesen, er hatte ihr, nachdem Frieder sie herausgeschmissen hatte und auch mit Brodersen nicht mehr arbeiten wollte, seine Produkte anvertraut und dafür gesorgt, dass sie weitere Lieferanten von Spirituosen bekam, die über sie vertreiben wollten.

      Selbst das mit Finnmore eleven hatte er angekurbelt, eben ihrem Kräutergold, das beste Pferd im Stall.

      Wie sollte sie sich jetzt verhalten?

      Doris war es gewesen, die sich von ihm getrennt hatte, sie selbst hatte überhaupt nichts damit zu tun. Aber Doris war zu Jörg zurückgekehrt, ihrem Bruder …

      Was hatte sie da bloß für verrückte Gedanken!

      Hubert Brodersen war ein feiner Mensch, der würde sie doch nicht wegen so was in Acht und Bann tun. Das hatte er auch bei Frieder nicht getan, ganz im Gegenteil.

      »Guten Morgen, Herr Brodersen«, sagte sie betont munter.

      »Guten Morgen, Bettina«, seine Stimme klang wie immer.

      Sie machten ein wenig Konversation, wie sie es immer taten, dann kam er zum eigentlichen Grund seines Anrufes.

      »Ich bin ja sehr erfolgsverwöhnt, weil Sie die Umsätze immer weiter gesteigert haben, ganz gegen den Trend in der Branche, aber im Augenblick stagnieren sie. Was können wir tun, um sie wieder in einen Aufwärtstrend zu bringen? Besser gesagt, was kann ich tun. Dass Sie in Ihren Bemühungen nicht nachlassen, das weiß ich ja.«

      Gott sei Dank, er verhielt sich vollkommen normal, dachte Bettina erleichtert.

      »Es ist Sommer, da verkaufen sich Ihre Produkte nie so gut, ich bin überzeugt davon, dass es ab September wieder aufwärts gehen wird, zumal da Werbeaktionen meiner Großkunden anfangen. Also, wenn Sie mich fragen …, es würde nichts bringen, jetzt Preisreduzierungen vorzunehmen oder Sonderaktionen zu starten, die würden verpuffen. Wenn kein Bedarf da ist, da kann man einen geschliffenen Brilli dazuliefern, das würde nicht den gewünschten Erfolg bringen.«

      »Wenn Sie meinen …«

      »Ja, Herr Brodersen … Ich mache Ihnen einen Vorschlag, in der nächsten Zeit bekomme ich bereits einige Zahlen verschiedener Kunden herein, die große Mengen kaufen. Wenn Ihre Produkte da nicht entsprechend berücksichtigt sind, können wir mit Rabatten locken, aber vorher nicht. Wir haben doch alle nichts zu verschenken, und die Zahlen sind nicht schlechter als sonst zu dieser Jahreszeit.«

      »Das ist richtig …, und, Bettina, ich bin ja auch nicht unzufrieden, von manchen Kollegen höre ich Horrormeldungen«, er lachte, »am Hungertuch nagen muss ich noch nicht, und mehr als ein Schnitzel kann ich auch nicht essen.«

      »Ach, Herr Brodersen, ich glaube, Sie können sich unbesorgt sogar ein Filetsteak gönnen«, ging Bettina auf seinen launigen Ton ein.

      Seine nächste Frage allerdings zeigte Bettina, dass das vorher Gesagte nur ein Vorwand gewesen war, in Wahrheit war er an etwas ganz anderem interessiert.

      »Wie geht es denn Doris?«, erkundigte er sich leichthin. »Haben Sie von ihr schon was gehört?«

      »Oh, wir telefonieren häufig miteinander. Es geht ihr gut«, sagte Bettina. »Bislang habe ich nichts Gegenteiliges gehört.«

      »Werden Sie wohl auch nicht, Doris scheint ja mit ihrem Ex-Mann wieder so rundherum glücklich zu sein.« Bitterkeit klang aus seiner Stimme, und er tat ihr so unendlich leid. Verlassen zu werden tat immer weh.

      »Herr Brodersen, das, was da passiert ist, tut mir so unendlich leid für Sie«, versuchte sie ihre Anteilnahme zu zeigen, wenngleich sie nicht wusste, ob das in so einer Situation das Richtige war.

      »Ach, Bettina, nett, dass Sie mich trösten wollen. Aber das müssen Sie nicht. Ich habe mich selbst in die Situation gebracht. Alt und jung passt nicht zusammen, vielleicht ist es mein Glück, das es vorher aus war. Doris hätte sich mit mir auf Dauer gewiss gelangweilt … Aber so einem alten Esel wie mir hat es halt gutgetan eine so junge, attraktive Frau an der Seite zu haben. Doris ist eine tolle Frau.«

      »Das ist sie wirklich, und sie ist auch liebenswert und in keiner Weise berechnend. Sie war mit Ihnen zusammen, weil sie Sie als Mensch mochte, weil Sie als Mann für sie interessant waren. Ihr Geld hat nicht den Ausschlag gegeben, Doris macht sich nicht viel aus Geld.«

      »Nein, aus Berechnung war sie nicht mit mir zusammen, dessen bin ich mir auch sicher«, bestätigte er. »Aber Liebe war es wohl auch nicht, vielleicht hat sie Sicherheit gesucht, wer kann das schon sagen.«

      »Ich glaub, ihre Gefühle für Jörg waren stärker. Sie hat wohl nie aufgehört ihn zu lieben, und umgekehrt war es auch so. Vor ihrem ers­ten Aufenthalt in Frankreich waren sie glücklich miteinander.«

      »Aber Doris fand da doch alles so gruselig«, bemerkte er.

      »Ja, aber jetzt ist alles anders. Jörg ist vernünftiger geworden, der Flugzeugabsturz mit ihm und einer anderen Passagierin als einzig Überlebende, hat seine Sichtweise auf das Leben verändert. Und Doris, sie kann sich schon auf Französisch gut verständigen. Sie hat doch schon in Deutschland einige Sprachkurse gemacht, und jetzt lernt sie dort weiter. Wissen Sie, Herr Brodersen, es wird in verkitschten Liedern gesungen, dass die Liebe eine große Macht ist, das trifft auch in der Realität zu. Ich bin doch das beste Beispiel dafür. Ich war mit Jan van Dahlen verlobt, wollte ihn heiraten, und dann ist Thomas Sibelius, meine große Liebe, wieder in mein Leben getreten. Und ich habe mich von Jan getrennt und musste ihm sehr weh tun. In solchen Konstellationen sind hinterher zwei glücklich, und einer bleibt auf der Strecke … Mir tat Jan unendlich leid, ich habe mich schlecht gefühlt, aber dennoch konnte ich nicht anders. Und auch Doris hat Sie nicht einfach weggelegt wie ein schmutziges Handtuch. Es hat ihr auch etwas ausgemacht, Sie unglücklich zu machen.«

      »Es ist wirklich ganz reizend von Ihnen, mich trösten zu wollen, Bettina. Und natürlich gibt es Fälle wie den Ihren, gewiss lassen sich noch viele Beispiele finden. Ich habe etwas begriffen. Man soll nicht versuchen, nach den Trauben zu greifen, die viel zu hoch hängen. Und man soll sich an den Ausspruch halten – gleich und gleich gesellt sich gern, da hat man eine gesunde Basis und ist einigermaßen vor unliebsamen Überraschungen sicher. Mit Doris, das war prickelnd, das war schön. Es hat mir das Gefühl gegeben wieder jung zu sein. Doch wenn man das denkt, macht man sich etwas vor. Man wird nicht wirklich jung, und dann mit dem Temperament, der Energie eines jungen Partners mitzuhalten, kann ganz schön anstrengend sein. Und es gibt da noch etwas bei einer solchen Konstellation: Man stellt sehr rasch fest, dass man keine gemeinsame Vergangenheit hat, man kann nicht über gesehene Filme reden, nicht über gehörte Musik, über nichts, was man gemacht hat, als man jung war … Jede Generation hat halt ihre Zeit … Aber dennoch, ich möchte keinen mit Doris verbrachten Augenblick missen, die Zeit mit ihr gehörte zur schönsten meines Lebens.


Скачать книгу