Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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abbringen?«

      »Ach, Bettina, Eltern kommen doch erst zum Schluss dahinter, meist, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Sie haben alles daran gesetzt, Melanie clean zu bekommen, sie war auch zweimal im Entzug, aber dann hat sie sich wieder mit diesem Junkie zusammengetan, und es ging von vorne los. Es war ganz schrecklich, sie haben sie nach Hause geholt, sie ist wieder abgehauen, zurück zu diesem Typen, dem sie ganz offensichtlich hörig war. Und die Mannebachs mussten zusehen, die Polizei einzuschalten hätte nichts gebracht, das Mädchen war volljährig. Zum Schluss hat sie sich vor ihren Eltern versteckt, die wussten nicht mal etwas über den Aufenthaltsort ihrer Tochter, selbst ein Detektiv konnte sie nicht finden. Sie haben erst wieder von Melanie gehört, als die Polizei vor der Tür stand und ihnen den Tod ihrer Tochter mitteilte. Sie ist einsam in einem Abrisshaus auf einer verdreckten Matratze im wahrsten Sinne des Wortes verreckt.«

      »Wie grauenvoll …, ein Mädchen aus gutem Hause, das alle Möglichkeiten hatte … Welche Verschwendung eines vielversprechenden Lebens.«

      »Ja, die Eltern leiden ganz entsetzlich, Rudi Mannebach kann sich durch viel Arbeit betäuben, aber seine Frau …, die hängt in der riesengroßen leeren Villa herum, stopft sich mit Pillen voll, abends welche zum Schlafen, morgens welche zum Wachwerden, und zwischendurch welche, um den Schmerz zu betäuben.«

      »Aber da gehört sie doch nicht zu uns auf den Hof, da wäre sie besser in einer Klinik aufgehoben.«

      Linde winkte ab.

      »Zum einen würde sie das nicht tun, und, mal ganz ehrlich, in einer Klinik ist sie doch nicht mehr als eine Nummer … Bei dir auf dem Hof ist es nicht nur wunderschön, dort sind auch liebe Menschen. Ich denke, unsere warmherzige Leni wird auf jeden Fall ein Auge auf sie haben, und Leni versteht es doch so gut, mit Menschen umzugehen. Und auch die anderen sind liebenswert. Ihr müsst Ursula Mannebach ja nicht als einen Gast betrachten, obwohl sie ein solcher ist. Als ich Rudi Mannebach vom Fahrenbach-Hof erzählte, musste ich an Isabella Wood denken, die große Schauspielerin. Die war nach dem Verkehrsunfalltod ihrer großen Liebe doch auch vollkommen aus dem Tritt, und sie hat sich bei euch wunderbar erholt und wieder zu sich gefunden. Rudi Mannebach ist von meinem Vorschlag ganz begeistert, und er möchte mit seiner Frau mal zu euch kommen, damit sie sich alles ansieht … Weißt du, er liebt sie sehr. Das ist eine wirklich gut funktionierende Ehe, die erst jetzt, durch Melanies Tod, aus den Fugen geraten ist.«

      »Sie kann gern kommen, und wir tun, was wir können, Linde, aber wir sind keine Zauberkünstler und können keine Wunder vollbringen. Diese Frau ist schwer traumatisiert, sie sollte lieber professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.«

      »Das lehnt sie ab«, sagte Linde, »aber sieh mal, Toni hat auch so was mit seiner damaligen Verlobten Laura hinter sich, die sich nach dem Unfall umgebracht hat, oder Inge Koch, deren Mann sich vor den Zug geworfen hat. Melanie war doch im Grunde genommen auch eine Selbstmörderin, nur sie hat Selbstmord auf Raten gemacht … Wenn Ursula Mannebach mit Inge und Toni mal spricht, wenn sie von deren Schicksal erfährt, geht sie ja vielleicht wenigstens in diese Selbsthilfegruppe. Toni hat es ja hinter sich, weil er in Babette ein neues Glück gefunden hat. Aber von Inge weiß ich, dass sie noch regelmäßig zu den Treffen geht, dann kann sie ja vielleicht Ursula Mannebach mal mitnehmen. Ich würde ihr so gern helfen, allein schon ihm zuliebe, weil er ein so netter Mensch ist, der seine Frau über alles liebt.«

      Linde griff nach ihrem Kakaobecher, trank etwas, fuhr sich genießerisch mit der Zunge über die Lippen, wie eine Katze, die am süßen Rahm geschleckt hatte.

      »Weißt du, eine solche Liebe ist so großartig … Ich mein, ein Mann, der für seine Frau alles hergeben würde, nur damit sie wieder glücklich wird. Warum habe ich nicht das Glück, an so jemanden zu geraten? Ich mein, nach meinem Martin, der auch der absolute Traum war. Ich gerate nur an Typen, die mich betrügen.«

      »Linde.«

      »Ist doch wahr …, van Gogh zum Beispiel hat sich für eine Frau ein Ohr abschneiden lassen.«

      Bettina lachte.

      »Ich weiß, dass ihm ein Ohr fehlte, dass er es für eine Frau geopfert hat, weiß ich nicht. Aber vielleicht hat er es nicht, wie du glaubst, aus lauter Liebe getan, sondern weil er ihr Geplappere nicht mehr hören konnte.«

      »Bettina, du bist unmöglich, und das sagt ausgerechnet eine Frau, die auf Wolke sieben schwebt.«

      »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, auch wenn ich meinen Tom über alles liebe, habe ich dadurch noch lange nicht meinen Verstand verloren. Also, um noch mal auf die Mannebachs zurückzukommen, deren Schicksal wirklich ganz bedauerlich ist. Wenn die Frau zu uns auf den Hof kommen will, werden wir alles tun, ihr den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, und das kann ich nicht nur für mich, sondern auch für die anderen Hofbewohner sagen. Das kannst du Herrn Mannebach ausrichten. Aber, sag mal ehrlich, Linde, wieso ist das Mädchen so abgerutscht? Sie kam aus einem behüteten Elternhaus, wurde geliebt, hatte alle Möglichkeiten, alles, aber auch alles, stand ihr offen, und dann rutscht sie in den Abgrund … Wie schrecklich für die Eltern, die sich jetzt wahrscheinlich andauernd fragen, was sie wohl falsch gemacht haben.«

      »Sie haben nichts falsch gemacht«, entgegnete Linde, »es war die Vorbestimmung von Melanie, davon bin ich fest überzeugt. Wir alle haben unseren vorbezeichneten Weg, und den sollten wir auch gehen, unbeirrbar, ohne auf Seitenstraßen auszuweichen, das bringt nichts.«

      Bettina wusste, worauf Linde hinauswollte.

      »Und das mit Christian war für dich eine Seitenstraße?«, wollte sie wissen.

      »Ganz offensichtlich war es so. Aber komm, ich will nicht länger darüber reden, dadurch mache ich mir das Leben nur unnötig schwer und wühle alles immer wieder auf. Da gibt es doch so einen ollen Schlager – glücklich ist, wer ver­gisst, was doch nicht zu ändern ist.«

      »Man kann immer etwas verändern«, bemerkte Bettina.

      »Man kann es aber auch lassen. Ich hatte in Martin meinen absoluten Traummann, mit dem ich die schönste Zeit meines Lebens verbracht habe. An ihn kommt ohnehin keiner heran. Es ist wirklich besser, ich lasse die Finger von den Kerlen. Ich habe meine geliebten Kinder, den Gasthof, fantastische Freunde. Ich komme allein ganz hervorragend zurecht, weißt du, ich muss den Platz neben mir auf meinem Sofa nicht wieder neu besetzen.«

      »So ein Quatsch, du bist jetzt verbittert. Es wird irgendwann wieder jemanden in deinem Leben geben, du bist eine tolle Frau. Und Linde, es ist auf jeden Fall schöner, jemanden auf dem Sofa neben sich zu haben als allein zu sein. Es ist wunderbar, zu lieben und geliebt zu werden.«

      »Das weiß ich auch, aber man kann kein Glück erzwingen, und auf lauwarme Gefühle lasse ich mich nicht ein. Das tun ja Frauen, sich irgendeinen Seppel zu nehmen, nur um nicht allein zu sein. Einen solchen Gedanken finde ich gruselig.«

      Bettina musste nicht antworten, denn in diesem Augenblick trat Markus an den Stammtisch.

      »Ich glaube es nicht, wann immer ich hier hereinkomme, gluckt ihr zwei zusammen. Was habt ihr euch eigentlich immer zu erzählen?«

      Er begrüßte Linde und Bettina und setzte sich hin.

      »Frauen haben sich immer was zu sagen«, bemerkte Linde. »Man könnte sich jetzt ja auch fragen, warum du tagsüber hier andauernd hereinschneist.«

      »Nicht, um euch zu kontrollieren«, lachte er, um dann ernst fortzufahren. »Ich war drüben im Haus, jetzt, da wir die kleine Bettina haben, wird Yvonne keine Praxis aufmachen, wenigstens vorerst nicht. Ich muss mir Gedanken darüber machen, was mit dem Haus geschehen soll, es kann schließlich nicht verrotten.«

      »Aber du wirst es doch nicht wieder verkaufen, oder?«, erkundigte Linde sich alarmiert.

      Markus schüttelte den Kopf.

      »Nein, natürlich nicht. Ich habe es gekauft, damit sich hier nicht irgend so ein Immobilienfutzi austobt und unser Fahrenbach durcheinanderbringt. Nö, keine Sorge, das Haus gebe ich nicht wieder her.«

      Er blickte Bettina an.

      »Und du? Bist du schon aufgeregt?«,


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