Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman - Günter Dönges


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war er machtlos. Wollten ihn die Gangster hier in dieser Grabkammer wirklich so lange trockenlegen, bis er redete?

      Mochte er Befürchtungen hegen oder nicht, er ließ sie sich natürlich nicht anmerken. Gefühlsregungen zu zeigen, entsprach nicht seiner Lebensauffassung. Er setzte sich auf die Kante der Pritsche und nutzte die Gelegenheit, scharf nachzudenken …!

      *

      Irgendwo in Chicago stand ein etwa 50jähriger Mann am Telefon und unterhielt sich angeregt mit seinem unsichtbaren Gesprächspartner. Er blätterte dabei in einem Kunstkatalog herum und machte sich einige Notizen.

      »Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen«, unterbrach er. »Die Polizei wird niemals eine Spur finden …!«

      »Dennoch, ich werde mich für einige Zeit zurückziehen«, bekam er zu hören. »Seit einigen Tagen befaßt sich ein gewisser Josuah Parker mit dem Fall.«

      »Ich weiß …!«

      »Wie, Sie wissen darüber Bescheid? Dann wundert es mich, daß Sie so ruhig sind. Parker gilt in Fachkreisen als erstklassiger Kriminalist.«

      »Er war ein erstklassiger Kriminalist.« Der Mann am Telefon lächelte und schlug den Katalog zu.

      »Wie soll ich das verstehen?« Die Gegenseite zeigte Interesse.

      »Parker dürfte sich als Kriminalist nicht mehr betätigen können.«

      »Soll das heißen …?« Der Mann unterbrach sich und schluckte laut.

      »Josuah Parker dürfte um diese Zeit bereits im Michigan-See treiben«, erklärte der Mann. »Ich gab den Auftrag, ihn in Dauerpension zu schicken.«

      »Er war doch erst vor ganz kurzer Zeit noch bei mir …!«

      »Davon weiß ich nichts …! Hat er Ihrer Ansicht nach Verdacht geschöpft?«

      »Ich glaube nicht. Er war allerdings auch bei einigen meiner Kollegen.«

      »Dann bedaure ich es nicht, ihn aus dem Weg geräumt zu haben. Sie brauchen sich also wirklich keine Sorgen zu machen. Auf meine Mitarbeiter kann ich mich verlassen.«

      »Alles schön und gut, mein Bester, dennoch werde ich eine Pause einlegen. Sie brauchen vorerst nicht tätig zu werden.«

      »Aber wir könnten doch einige ungemein interessante Objekte …! Nun am Telefon will ich darüber besser nicht reden. Ich würde Sie gern aufsuchen.«

      »Einverstanden, wann kann ich Sie erwarten?«

      »Noch in dieser Nacht?«

      »Gut, kommen Sie gegen 23 Uhr vorbei. Ich werde Sie erwarten. Sagen Sie, diese Sache mit Parker, ist sie auch tatsächlich klargegangen?«

      »Dafür verbürge ich mich. Parker kann uns nie wieder gefährlich werden.«

      Der Mann legte den Hörer auf und zündete sich eine Zigarette an. Es paßte ihm nicht, daß sein Aufkäufer der Bilder eine längere Pause einlegen wollte. Er nahm sich vor, ihm nachher gut zuzureden. Immerhin war durch den Mord an Butler Parker die Gefahr ausgeschaltet worden.

      Das Telefon schrillte.

      Der Mann meldete sich und hörte Hardels Stimme. Trocken und lakonisch berichtete der Gangsterboß, Parker sei aus dem Weg geräumt worden.

      »Ist vor einer knappen Stunde über die Bühne gegangen«, meldete er. »Klappte reibungslos. In seiner Tasche fand ich allerdings wichtige Papiere.«

      »Papiere? Welcher Art, Hardels?«

      »Er scheint sich Notizen über den Fall gemacht zu haben. Ich bin da auf interessante Namen gestoßen.«

      »Ich will diese Papiere sofort sehen, Hardels.«

      »Und wie soll das gehen?«

      »Sie können ausnahmsweise zu mir kommen, Hardels. Aber allein, wenn ich bitten darf.«

      »Gut, ich werde in spätestens einer halben Stunde aufkreuzen. Wie sieht’s denn mit weiteren Einsätzen aus?«

      »Wir machen weiter«, behauptete der etwas füllig wirkende Mann mit den grauen Augen. »Nachdem Parker ausmanövriert worden ist, bestehen keine Bedenken mehr …!«

      Hardels legte auf. Der Fünfzigjährige drückte seine Zigarette aus und sah auf seine Armbanduhr. Es war kurz vor 22 Uhr. Um allen Eventualitäten gerecht zu werden, öffnete er seine Schreibtischlade und holte einen kleinen, kurzläufigen Revolver hervor. Er prüfte die Waffe sorgfältig und steckte sie dann in die Rocktasche. Obwohl er schon seit geraumer Zeit mit Hardels zusammenarbeitete, traute er dem Gangsterboß nicht über den Weg …!

      *

      Josuah Parker blieb in dem engen Kellerverschlag nicht untätig. Obwohl es dunkel war, untersuchte er erst mal die Tür. Trotz der beiden vorgelegten Querbalken suchte er nach einem Weg, seine Handlungsfreiheit wiederzuerlangen.

      Wie gesagt, das Schloß bot ihm keine Schwierigkeiten. Er zog seine mit einer Perle verzierte Krawattennadel heraus und bog sie geschickt zurecht. Sie verwandelte sich innerhalb weniger Sekunden in eine Art Dietrich.

      Nein, das Schloß war wirklich nur eine harmlose Angelegenheit. Schon nach wenigen Minuten spielte es nicht mehr mit und unterlag Parkers Geschicklichkeit.

      Die Tür ließ sich jetzt um fast einen ganzen Zentimeter aufdrücken. Dann wirkten sich aber die beiden Querbalken aus, die die Tür im Rahmen festhielten.

      Der Butler war mit diesem ersten Teilerfolg zufrieden. Um ihn genauer studieren, zu können, hakte er seinen Füllfederhalter aus und schraubte die Kappe ab. Durch Verschieben der Haltespange flammte ein scharf gebündelter Lichtschein auf.

      Der Butler konnte nun die beiden Querbalken erkennen. Sie waren unterschenkeldick und schienen in einfachen, offenen Haken zu liegen. Um sich zu vergewissern, stocherte er mit dem Regenschirm durch die schmale Lücke zwischen Tür und Rahmen. Als der Spalt sich als zu eng erwies, drückte er auf einen verborgen angebrachten Knopf. Augenblicklich schnappte der lange, messerscharfe und federnde Stockdegen hervor.

      Nun war alles leicht.

      Mit der elastischen, aber starken Degenklinge kam er gut durch den schmalen Türspalt. Schon nach wenigen. Sekunden erfaßte sie die Unterseite des oberen Querbalkens. Ein kurzes Anheben, und schon rutschte der erste Querbalken aus seiner Läge,

      Josuah Parker gönnte sich keine Pause, zumal da er nicht wußte, wann die Gangster zurückkehrten. Er konnte sich allerdings vorstellen, daß Stan Hardels darauf brannte, sich mit ihm zu unterhalten.

      Die Degenklinge hob auch den unteren Querbalken an. Er fiel aus dem Haken und landete polternd auf dem Kellerboden. Da die Öffnung zum Verlassen des Verschlags noch nicht groß genug war, half der Butler mit seinem Körpergewicht nach. Er stemmte sich gegen den Boden und zwang die Tür weiter auf. Als er hinausschlüpfen konnte, ließ er die kleine Taschenlampe noch mal aufflammen.

      Die beiden Querbalken, die nur einseitig heruntergefallen waren, hatten sich in die Wand gedrückt, die Haken verbogen und die Türangeln beschädigt.

      Josuah Parker war ein korrekter Mensch. Er bemühte sich, die Spuren seiner Arbeit zu beseitigen. Er bog die Haken wieder zurecht und schloß die Tür. Selbst das Schloß sperrte er wieder zu. Dann legte er die beiden Querbalken vor und begann seine Forschungsreise in den Kellerräumen.

      Nach einigem Sachen fand er die schmale Tür zur Garage. Sie war leer. Er ging zurück in den Keller, fand eine Treppe und stieg langsam nach oben. Er blieb vor einer zugesperrten Tür stehen. Die bewußte Krawattennadel mußte noch mal in Aktion treten.

      Der Butler betrat vorsichtig einen schmalen Korridor, auf den einige Türen mündeten. Im Haus war es vollkommen ruhig. Es roch nach verbranntem Essen. Er folgte diesem Geruch und landete in einer gut eingerichteten Küche, in der Vandalen gehaust zu haben schienen. Auf dem Elektroherd stapelten sich benutzte Töpfe. Die schmale Küchenbar, die den Raum teilte, war überladen mit schmutzigem Geschirr. Auf dem Steinfußboden lagen breitgetretene Zigarettenkippen. Der


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