Leni Behrendt 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt 6 – Liebesroman - Leni Behrendt


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– brrr. Nur heiß wie die Hölle muß er sein, dazu durch Milch hellbraun gefärbt.«

      »Werde mich bemühen, es meinem anspruchsvollen Gast recht zu machen«, scherzte er, trat dann an den Schrank und entnahm ihm eine Konfitürenschachtel.

      »Probieren Sie den Inhalt. Vielleicht ist der so süß wie die Liebe.«

      »Kenne ich nicht«, traf ihn ein gefährlicher Blick – und wieder nahm er ihn ungerührt hin, was Almut nicht begreifen konnte. Nanu, bisher hatte sie doch alle Männer, mit denen sie zu flirten beabsichtigte, mit dem Blick gefangen. Sollte dieser stattliche Marbod tatsächlich der erste sein, der immun dagegen war?

      Halb ärgerte sie das, halb flößte es ihr Bewunderung ein. Ihre Augen folgten seiner hohen Gestalt, die sich mit ungezwungener Vornehmheit bewegte. Als er die Kaffeebohnen aus der Hand in die Mühle rinnen ließ, funkelte der schmale goldene Reif auf.

      Und schon kreiste die Frage wieder in ihrem Hirn: Wo befand sich die Frau dieses ungewöhnlichen Mannes –?

      In jedem andern Haus hätte sie einfach danach gefragt, doch auf der Wettersburg war eine solche Frage einfach unmöglich. An wen sollte sie die überhaupt stellen? An die Gräfin, an deren Gatten, etwa an den Ehemann selbst oder gar an Stephan?

      Blieb höchstens noch Hinrichs. Aber auch der machte nicht den Eindruck, als ob er mit einem Fremden über die Verhältnisse der gräflichen Familie sprechen würde – und mit den andern Bewohnern des Gutes kam sie nicht zusammen. Vielleicht brachte ihr einmal der Zufall des Rätsels Lösung. Mit dieser Zuversicht beendete sie ihre Grübeleien und wandte ihre Aufmerksamkeit der Konfitürenschachtel zu. Doch kaum, daß sie den Deckel abgehoben hatte, prustete sie los vor Lachen, so daß Marbod, der gerade die Kaffeemühle drehte, verwundert innehielt.

      »Was erheitert Sie denn so plötzlich, gnädiges Fräulein?«

      »Wenn Sie einen Blick hier hineintun wollten –«

      Damit hielt sie ihm die Schachtel entgegen, und nun war es sein verblüfftes Gesicht, worüber sie sich amüsieren mußte. »Nehmen Sie etwa an, daß ich ein Fakir bin?« fragte sie mit Recht, denn die Schachtel war gefüllt mit – Nägeln.

      »Dann allerdings«, klang nun auch sein frohes Lachen auf. »Das kommt davon, wenn man Dinge in einen Behälter tut, in den sie nicht gehören. Das heißt, ich bin unschuldig daran. Muß wohl der Waldhüter gewesen sein, der diese Bude in Ordnung hält. In der Annahme, daß sich Konfitüren in der Schachtel befinden, habe ich nicht für Nachschub gesorgt und kann Sie darum nicht für Ihre Enttäuschung entschädigen.«

      »Essen Sie denn so gerne Süßigkeiten, daß Sie selbst hier welche haben müssen, Herr Graf?«

      »Die süßen Schachteln sind nicht für mich bestimmt, sondern für die Damen, die sich hier einfinden.«

      »Empfangen Sie denn öfter welche hier?« fragte sie verwundert – und da war wieder das Lächeln um seinen Mund, das sie nicht leiden konnte.

      »Warum nicht. Jagdhütten sind ja nicht allein dazu da, um von da aus bequem auf vierbeiniges Wild zu pirschen.«

      »Sie sind doch aber verheiratet –«, entfuhr es ihr unbedacht, worüber sie sich sofort ärgerte. Denn jetzt zuckte das ironische Lächeln nicht nur um seinen Mund, sondern auch in seinen Augen.

      »Das sagt noch gar nichts, meine Gnädigste. Wir Männer sind eben allzumal Sünder. Und da das Wasser nun kocht, wollen wir zusehen, daß wir zu unserm Kaffee kommen.«

      Als er gebrüht war, deckte er eine buntgewürfelte Decke über die Tischplatte, stellte Tassen darauf, Büchsenmilch und eine Blechdose mit Keksen.

      »So, nun kann das Schmausen beginnen. Ich möchte Ihnen jedoch raten, den Mantel abzulegen. Sonst frieren Sie, wenn Sie wieder in die Kälte hinauskommen.«

      Also legte Almut ab. Dann trank sie mit Behagen den heißen Kaffee, den er einschenkte. Knabberte Kekse und ließ ihre Augen dabei durch den Raum schweifen.

      Außer dem Sofa, Tisch, Korbstühlen, Bank und Herd, gab es nur noch zwei Schränke in der geräumigen Stube. Der eine barg Kleidungsstücke und Gewehre aller Art, der andere unverderbliche Nahrungsmittel nebst dem nötigsten Geschirr.

      In der einen Ecke lag ein Bärenfell, auf dem jetzt Nimrod sein Schläfchen hielt. Geweihe an den Wänden, buntgewürfelte Vorhänge an den Fenstern trugen noch zur Behaglichkeit der Jägerstube bei.

      »Recht romantisch hier –«, sagte sie versonnen.

      »Und einsam –«, warf er trocken ein.

      »Stellen Sie sich vor, wenn Sie hier leben müßten.«

      »Ich würde mich schrecklich graulen.«

      »Allein gewiß – doch zu zweit – mit einem geliebten Mann.«

      Wie seine sonst so herrische Stimme raunte! Wie gebannt schaute sie in die zwingenden Männeraugen.

      Da überkam Almut ein Gefühl, das sie noch nicht kannte. Heiß strömte es ihr zum Herzen, herb und süß zugleich.

      Aber noch hatte sie die Kraft, sich dagegen zu wehren. Unmutig über sich selbst, warf sie die Locken zurück und zwang sich zu einem spöttischen Lachen.

      »So viel Liebe kann es ja gar nicht geben, um sich geduldig in dieser Wildnis einsperren zu lassen.

      Überhaupt Liebe – na, reden wir nicht davon. Sehen wir lieber zu, daß wir uns auf den Weg machen. Sonst kommen wir doch noch zum Mittagsmahl zu spät.«

      Sie trank in einem Zug die Tasse leer, stand auf und versank vor dem Mann, der sich gleichfalls erhoben hatte, in einem feierlichen Knicks.

      »Untertänigsten Dank, Euer Gnaden, für die Bewirtung, die da macht: Kaffee, Keks und – Nägel.«

      »So ein übermütiger Racker –!« fuhr er ihr neckend in die Locken, was ihm einen Klaps auf die vorwitzige Hand eintrug. Ein Blick traf ihn, lockend und ablehnend zugleich, während die Zähne hinter den jungroten Lippen nur so blitzten.

      »Bitte nicht zu intim, mein Herr. Wir haben noch längst keinen Scheffel Salz miteinander verzehrt, um so vertraut zu sein«, sagte sie und schlüpfte in den Mantel, ehe er ihr dabei behilflich sein konnte. »So, nun können wir gehen –«

      »Augenblick, ich muß erst das Feuer löschen.«

      Während er ihr dabei den Rücken drehte, spülte sie rasch die Tassen ab, stellte sie in den Schrank, ebenso die Milch, gab dem Hund, der sich erhoben hatte und sich nun zutraulich an ihre Knie schmiegte, die Kekse und stellte dann auch die leere Dose mit spitzbübischem Lächeln an ihren Platz. Als Marbod sich umwandte, sah er erstaunt auf den leeren Tisch.

      »Wo sind denn die Tassen geblieben?«

      »Habe mir erlaubt, sie abzuspülen. Nun befinden sie sich an ihrem Platz, Milchdose gleichfalls – und die Kekse in Nimrods Magen.«

      »Können Sie denn hexen?«

      »Manchmal schon. Komm, mein Hundchen, jetzt machen wir beide einen Wettlauf –«

      »Nimrod muß an die Leine.«

      »Schade. Darf er denn nie frei herumlaufen, der arme Hund?«

      »Sie brauchen ihn nicht zu bedauern, gnädiges Fräulein, der bekommt seine Freiheit schon. Nicht wahr, mein Alter?«

      Geduldig ließ das Tier sich an die Leine nehmen. Dann traten sie ins Freie, Marbod schloß die Hütte ab, und einträchtig wanderte man davon.

      Wohl fünf Minuten lang ging es kreuz und quer durch das Gehölz, Almut wieder brav in die Fußstapfen des vor ihr Schreitenden. Dann war die breite Waldchaussee erreicht. Hier war der Schnee so festgefahren, daß man gut ausschreiten konnte.

      Und hier bekam Nimrod, den der Graf angeleint hatte, auch seine Freiheit, die er weidlich ausnutzte, indem er wie angeschossen davonpreschte, zurückkam, seinen Herrn freudig anblaffte und das fröhliche Spiel ständig wiederholte.

      Einige


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