Leni Behrendt 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt 6 – Liebesroman - Leni Behrendt


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Folgen. Beruhigen Sie sich, im Schloß wird niemand etwas von Ihrem kühnen Angriff erfahren. Ich pflege mich nämlich lästiger Verehrer allein zu erwehren, und Sie sind gewiß nicht der erste, den ich ›handgreiflich‹ in die Schranken zurückgewiesen habe –.

      So – und nun wollen wir Frieden schließen«, reichte sie ihm mit betörendem Lächeln die Hand. Stürmisch drückte er seine Lippen auf die zarte Rechte und lachte dann jungenhaft froh.

      »So eine charmante junge Dame wie Sie ist mir wahrhaftig noch nicht begegnet –«

      »Wohl Ihnen«, unterbrach sie ihn trocken. »Und nun gehen Sie zum Schlitten zurück. Das Pferd beginnt bereits unruhig zu werden.«

      »Wollen Sie denn wirklich nicht mit mir kommen, gnädiges Fräulein?«

      »Nein, Strafe muß sein.«

      »Aber wir haben doch Frieden geschlossen –«

      »Eben deshalb. Ich möchte den Frieden nämlich nicht gefährden.«

      Hold lächelnd nickte sie ihm zu und ließ ihn stehen, so daß ihm nichts weiter übrigblieb, als mißmutig zum Schlitten zurückzueilen. Er gehörte zu den Männern, denen der Sieg bei der Weiblichkeit sehr leicht zufiel. Daher konnte er es nicht fassen, daß es ein Mädchen geben könnte, das ihn abblitzen ließ. Noch dazu in einer so aufreizenden Art, bei der man tatsächlich nicht wußte, woran man war.

      Darüber hätte er sich den Kopf nicht zu zerbrechen brauchen, wie Almut sich den ihren über den schneidigen jungen Mann auch nicht zerbrach. Er war ihr weder lieb noch unlieb, sondern gleichgültig, wie alle Männer, die sie bisher kennengelernt hatte. Daß ihre Schönheit die Herzen leicht entflammte, das wußte sie, und machte sich ein Vergnügen daraus, durch charmante Koketterie die Mannsleut so ein wenig am Bändel zu führen. Das Herz würde ihnen darüber nicht brechen – und sie hatte ihren Spaß.

      Das Wandern durch den Schnee war nicht ganz mühelos, doch Almut fand es herrlich. Tiefatmend zog sie die Winterluft ein, dabei mit frohen Augen um sich schauend.

      Die Äste der hohen Tannen beugten sich unter der Schneelast tief herunter. Wie riesige weiße Wächter standen sie rechts und links des Weges unbeweglich, da an diesem windstillen Morgen kaum ein Hauch sich regte. Dazu diese erhabene, friedliche Stille ringsum – alles das war dem Stadtkind so völlig neu, daß es ganz langsam dahinschritt, um sich an der Winterherrlichkeit so lange wie möglich berauschen zu können.

      Doch plötzlich schrak sie zusammen und blieb wie angewurzelt stehen. Denn wie aus der Erde gewachsen sah sie einen Mann vor sich, der einen Hund kurz an der Leine hielt. Doch gleich erkannte sie ihn und lachte fröhlich auf.

      »Toi, toi, toi – Herr Graf, haben Sie mich erschreckt! Wo kommen Sie denn so plötzlich her? Sind Sie etwa unter der Tarnkappe hervorgekrochen?«

      »Wohl mir, wenn ich das könnte«, gab er ebenfalls lachend zurück. »Dann würde ich wohlgetarnt durch die Welt ziehen und die Schicksale der Menschen belauschen.«

      »Und würden nie mehr Ihres Lebens froh werden«, schnitt sie eine Grimasse. »Man kriegt schon genug, wenn man ungetarnt hinter die Kulissen schaut, wo sich die Menschen doch immerhin noch Zwang auferlegen müssen. Da trete ich doch lieber recht fest auf, damit sie hören, wenn ich nahe.«

      »Da haben Sie recht«, entgegnete er lächelnd. »Also bleiben wir lieber sichtbar, wenn wir hinter die Kulissen schauen wollen.

      Doch nun möchte ich gern wissen, warum Sie durch den Schnee stapfen, wo Sie im Schlitten viel rascher vorwärts kommen können?«

      »Ich liebe die Abwechslung, daher wähle ich heute den zwar beschwerlicheren, doch vergnüglicheren Weg.«

      »Nur deshalb?«

      »Ja, nur deshalb –«, warf sie den Kopf in den Nacken. Ihr Blick tastete sich zu seinem Gesicht hoch, in dessen Mundwinkeln wieder das niederträchtige Lächeln hockte.

      Und plötzlich schoß ihr etwas durch den Sinn, das sie sogleich in Worte faßte: »Haben Sie etwa die nette Auseinandersetzung, die ich mit Herrn Hinrichs hatte, belauscht, Herr Graf?«

      »Wenn Sie es so nennen, dann – allerdings, gnädiges Fräulein. Es war interessant für mich, zu beobachten, wie herzlos Sie mit Ihren Verehrern umspringen.«

      »Immer, wie jeder es verdient«, warf sie erneut den Kopf in den Nacken. »Auf einen groben Klotz gehört allemal ein grober Keil.«

      »Der arme Junge. Ich glaube, es ist ihm zum ersten Mal passiert, daß er so abgeblitzt wurde. Denn er hat ein fabelhaftes Glück bei den Frauen, zumal er neben seiner Persönlichkeit noch der Erbe eines stattlichen Gutes ist.«

      »Danke, das interessiert mich nicht«, blitzte sie ihn ab. »Wofür halten Sie mich denn eigentlich, Herr Graf?«

      »Für ein bezauberndes Menschenkind von verwirrender Süße – aber –«

      »Dieses Aber schenke ich Ihnen«, unterbrach sie ihn böse, mußte dann aber gleich lachen, als sie seine Augen sah, die den Mutwillen widerspiegelten, mit dem er sie herausgefordert hatte.

      »Gnädiges Fräulein, ich bin zerknirscht –«

      »So sehen Sie gerade aus. Na, lassen wir es – die Männer sind eben alle gleich.«

      Sein warmes Lachen nahm auch den letzten Rest von Unwillen.

      »Gräßlich, gnädiges Fräulein, wenn man mit einundzwanzig Jahren schon so schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hat.«

      Während sie an seiner Seite dahinschritt, ging ihr Blick immer wieder verstohlen an seiner Seite hoch. Was war es nur, das ihr diesen Mann so ungewöhnlich erscheinen ließ? Vielleicht das Geheimnis, das ihn umgab und woran sie herumrätselte?

      Wo war seine Frau –?

      Darüber mußte sie fast unausgesetzt nachgrübeln. Denn nie wurde von der Dame gesprochen, wenn sie und Adele im Kreise ihrer Gastgeber saßen. Weilte sie nicht mehr unter den Lebenden – oder war der Graf von ihr geschieden? Dann würde er wohl kaum den Ehering tragen –.

      »So sehr in Gedanken?« riß die dunkle Stimme sie so plötzlich aus ihrem Grübeln, daß sie zusammenschrak und wie bei einem Unrecht ertappt heiß errötete. Nur gut, daß er keine Gedanken lesen konnte, dann hätte das von ihr gefürchtete Lächeln wohl wieder seinen Mund umzuckt –.

      »Ich habe ein wenig geträumt«, lachte sie ihn an. »Oder darf ich das nicht, weil Sie mich so mißbilligend ansehen?«

      »Mißbilligend gewiß nicht, nur – ungläubig. Denn ich will es tatsächlich nicht glauben, daß ein so modernes Menschenkind wie Sie träumen kann. Das paßt gewiß nicht zu Ihnen.«

      »Sondern?«

      »Lachender Frohsinn, unbekümmertes In-den-Tag-hinein-Leben, und daher sorglos mitnehmend, was das Leben bietet. Habe ich recht?«

      Es blitzte in ihren Augen auf, halb spöttisch, halb belustigt.

      »Und wie Sie recht haben, Herr Graf! Ich bin tatsächlich nicht dafür, Herz und Gemüt mit unnützem Ballast zu beschweren. Ich halte mich daran, daß Träume Schäume sind – im Schlafen wie im Wachen.«

      »Bravo –«, lobte er. »Sie sind, wie man so sagt: Ein Mädchen, das in die Welt paßt. Wohl Ihnen!«

      »Na sehen Sie –«, traf ihn ein koketter Blick. »Jetzt weiß ich wenigstens, was ich bin.

      Und nun seien Sie mal nett und erzählen Sie mir, warum Sie so allein in dem winterschlafenden Wald herumstrolchen. Zu tun gibt es darin doch nichts für Sie.«

      »Für einen Jäger gibt es im Wald immer etwas zu tun, nicht wahr, mein Getreuer?« streichelte er den Kopf des Jagdhundes, der leise winselte. »Wir sind jetzt zum Beispiel auf dem Weg zu dem Futterplatz!«

      »Futterplatz?« wiederholte sie, und er lächelte.

      »Verzeihung, ich vergaß, daß Sie als Stadtkind nicht im Bilde sein können. Wir Weidmänner sind


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