Wyatt Earp Staffel 3 – Western. William Mark D.
nickte. Dann ging er zur Tür.
»Wollen Sie schon weiter?«
»Ich muß.«
»Soll ich irgend etwas unternehmen wegen des Mannes, dem Sie folgen?«
»Nein, unternehmen Sie nichts. Der Bursche kann doch nicht sehr weit sein. Ich bleibe ihm auf den Fersen.«
»Sie wissen, daß ich eigentlich etwas unternehmen müßte, Mister Earp. Aber erstens ist es Ihr Mann, und zweitens könnten hundert Steckbriefe und eine ganze Schar von Sternträgern ihm nicht gefährlicher werden als der Mann, den er jetzt am Genick sitzen hat.«
Wyatt verabschiedete sich und ging hinaus.
Als er sich in den Sattel gezogen hatte, flog oben die Tür des Office auf, und der kleine Sheriff stürmte auf dem Vorbau.
»Wyatt!« Der Kleine rannte auf die Straße und hielt auf ihn zu. »Mir ist noch was eingefallen. Ich weiß allerdings nicht, ob es Ihnen weiterhilft. Der Mann trug nur einen Revolver; und den hatte er tief auf dem linken Oberschenkel hängen. Vielleicht nützt Ihnen das ja nicht viel, aber...«
»Und ob mir das etwas nutzt, Sheriff! Vielen Dank!«
Wyatt gab seinem Pferd die Sporen.
Er hatte noch gar nicht die Absicht, die Stadt zu verlassen. Aber er wollte beim Sheriff-Office keinen großen Wirbel starten. Es reichte ja gerade, daß er sich auf der Straße den Männern so hart hatte entgegenstellen müssen. Er vermied es sonst, wenn es irgend ging, seinen Namen zu nennen. Es hatte oft große Vorteile gebracht, wenn man nicht wußte, wer er war. Aber hier war es so gewesen, daß nur schnelles Handeln etwas retten konnte. Und da fiel der Name schwer für ihn ins Gewicht. Es gab seit Anfang der siebziger Jahre keinen Mann mehr in diesem Land, der seinen Namen nicht gekannt hätte.
Wyatt ritt die Straße ein Stück hinunter und beobachtete scharf die Fronten der Häuser.
Da, auf dem Giebel eines Hauses prangte ein Schild: Boardinghouse.
Wyatt stieg vom Pferd und ging auf das Haus zu.
Knarrend gab die Tür seinem Griff nach.
In der kleine Halle herrschte trübes, dämmriges Licht, das von einer alten Petroleumlampe herrührte, die auf dem Zwischenabsatz eines Treppengeländers stand.
Wyatt ging auf eine Tür zu, unter der Licht hervorschimmerte.
Er klopfte.
Eine Frau öffnete ihm.
»Hallo, Madam, gibt es bei Ihnen noch ein freies Zimmer?«
Die Frau war alt und sah verhärmt aus. Sie musterte den späten Gast eingehend und nickte dann. »Ja, wir haben noch ein Zimmer. Aber es liegt draußen am Ende der Ställe.«
Wyatt schüttelte den Kopf. »No thanks. Ich brauche ein gutes Zimmer. Ich fühle mich nicht recht wohl.«
»Tut mir leid.«
»Schade. Ich hatte mich mit einem Freund hier verabredet.«
»Bei uns?«
»Nicht direkt. Aber in der Stadt. Ich hatte gehofft, Keystone noch vor Abend zu erreichen, aber leider ist mir das durch mein schleches Befinden nicht gelungen. Aber vielleicht ist er bei Ihnen abgestiegen. Er kam heute hier an, mit zwei Pferden...«
»Oh, Mister Sherman?«
»Ja, Mister Sherman«, sagte Wyatt.
»Ja.« Das Gesicht der Frau wurde sofort um einen Schein freundlicher. »Natürlich, der ist heute hier angekommen. Er wohnt auf Zimmer drei oben, gleich neben der Treppe.«
»Und er hat seine beiden Pferde bei Ihnen noch unterstellen können?«
»Natürlich. Wir haben ja Platz genug, Mister.«
»Das freut mich. Ich werde mein Pferd gleich in den Hof bringen.«
»Tun Sie das Mister. Dann tragen Sie sich hier ein, und mein Mann wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen.«
Wyatt nickte und ging hinaus.
Heavens, das war ja rascher gegangen, als er angenommen hatte.
Sherman also nannte er sich. Der Bursche mußte ziemlich gute Nerven haben, sonst hätte er sich nicht so sorglos gleich hier in der ersten Stadt niedergelassen.
Wyatt führte den Falben um das Haus in den Hof.
Die Stalltür stand halb offen.
Eine kleine Laterne warf ein diffuses Licht durch ein winziges, stark verschmutztes Fensterchen in den Hof.
Wyatt trat an die Tür. »Hallo!«
»Ja?«
Ein alter Mann, der einen zerfransten Hut und zerschlissene Kleider trug, schlurfte aus dem Hintergrund des Stalles heran.
Wyatt erklärte ihm, daß er im Boardinghouse ein Zimmer genommen habe.
»All right, Mister. Geben Sie Ihren Gaul nur her. Der alte Tom wird ihn schon versorgen.«
»Ich sattele ihn noch ab.«
»Das kann ich ja tun.«
»Vielen Dank, aber das mache ich lieber selber. Das Pferd ist etwas unruhig.«
»Oh, ich kenne mich mit den Biestern aus. Habe erst heute so einen nervösen Gaul hiergehabt. Ein fürchterliches Luder, schlug aus wie der Satan. War aber ein schönes Tier, alles was recht ist. Bin sonst kein Freund von Füchsen, aber das war ein prächtiges Pferd.«
Wyatt blickte über die Kruppen der Tiere.
Dann schritt er den Stallgang durch.
Es waren fünf Tiere da. Ein Schimmel, drei Braune und ein Rappe.
Wyatt war schnell wieder an der Tür. »Wo ist der Fuchs?«
»Ach, der ist Gott sei Dank weg! Das war ein Luder, kann ich Ihnen sagen. Noch in der Tür hat er ausgeschlagen, weil er mir einen Abschiedskuß mitgeben wollte.«
»Der Mann hatte noch einen Braunen bei sich, nicht wahr?«
»Ja«, versetzte der Alte verblüfft. »Kennen Sie ihn?«
»Ja. Seit wann ist er weg?«
»Noch nicht lange. Er kommt wieder.«
»Hat er das gesagt?«
»Ja, das hat er.«
»Wo ist der Braune?
»Den hat er auch mitgenommen.«
Wyatt lief an dem Alten vorbei ins Haus.
Es war so, wie er angenommen hatte: Sherman war verschwunden. Er hatte auch aus seinem Zimmer alles mitgenommen, was er bei sich hatte.
Die Frau wollte genau gesehen haben, daß er eine Winchester bei sich hatte, die er in die Ecke gelehnt habe, in die Ecke neben dem Fenster. Und seinen Hut hatte er auf den Stuhl neben der Tür gelegt.
Die Frau brachte die Lampe dicht an das Bett heran.
»Sehen Sie, da hat er gelegen. Mit den Stiefeln auf meiner guten Decke. Da unten ist alles dreckig.«
Sherman war geflohen.
Was hatte ihn veranlaßt, so überstürzt zu flüchten, nachdem er das Zimmer doch für die Nacht hatte behalten wollen?
Wiederkommen? Nein, der würde nicht wiederkommen. Ganz sicher nicht. Man schleift nicht doppeltes Sattel- und Zaumzeug treppauf und trappab, um dann wiederzukommen.
Es mußte irgend etwas eingetreten sein, das ihn veranlaßt hatte, sofort zu fliehen.
Aber was?
Wyatt unterhielt sich noch einen Augenblick mit der Frau und dem Stallknecht. Er sprach so mit ihnen, als handele es sich bei Sherman tatsächlich um einen Freund, mit dem er sich in der Stadt habe treffen wollen.
Die beiden konnten