Wyatt Earp Staffel 3 – Western. William Mark D.
war mit der Zügelleine an den Sattelknauf des Fuchses gekoppelt.
»Hejjah!«
Der Reiter hieb den Revolverkolben auf den Schädel des Braunen und stieß seinem Fuchs die Sporen brutal in die Weichen.
Die beiden Tiere schossen vor Schmerz aufwiehernd mit einem wilden Satz vorwärts.
Der Mörder floh durch die Nacht davon.
*
Jim Hogart war ein wenig eingenickt. Das passierte ihm öfter, wenn er mit dem Wagen unterwegs war. Das einschläfernde Rollen der Räder auf dem glatten Wegstück senkte dem alten Rancher immer den grauen Kopf auf die Brust.
Neben ihm saß ein junges schwarzhaariges Mädchen und blickte auf die glänzenden Geschirre, die auf den Pferderücken hin und her tanzten.
Die beiden Füchse trommelten den staubigen Boden nur so mit ihren Hufen.
Die Straße war fast eben und der Highlander – einer von neuester Bauart – gut abgefedert.
Jim Hogart war eingeschlafen.
Dita sah auf die Pferderücken.
Plötzlich sah sie drüben, etwa fünfundzwanzig Yards vom Weg, ein Pferd stehen.
Einen schwarzbeinigen prachtvollen Falben.
Das Tier war aufgesattelt.
Vor ihm lag ein Mensch im Gras.
»Papa!«
Dita stieß den Vater an.
Hogart wachte sofort auf.
»Papa! Ein Pferd, und vor ihm liegt ein Mann am Boden!«
Der Rancher stemmte sich mit kräftigen Beinen gegen das Fußbrett und zog die Zügel an.
Die Füchse kamen schnell zum Stehen.
Hogart nahm sie herum und führte sie von der Straße auf die holprige Weide.
Dann sprang er zusammen mit dem Mädchen vom Wagen.
Das Falbpferd wieherte mit hochgeworfenem Kopf auf, als die beiden herankamen.«
»Nimm das Tier zur Seite!« gebot der Rancher seiner Tochter.
Das Mädchen gehorchte.
Hogart kniete neben dem Mann nieder, beugte sich über ihn und blickte aufmerksam in sein Gesicht.
Dita hielt die Zügel des Falben
und blickte ängstlich zu dem Vater hinüber.
»Ist er tot?«
»Ja.«
Der dünne Blutfaden, der sich aus dem linken Mundwinkel des Reglosen gezogen hatte, war eingetrocknet. Sein Gesicht war starr.
Hogart erhob sich und blickte auf den Mann nieder.
»Er ist erschossen worden.«
Das Mädchen schluckte.
»Da!« Hogart deutete auf die schwarze Jacke des Mannes am Boden, »sie ist links über der Brust von der Kugel aufgerissen worden. Er ist ermordet worden.«
Plötzlich ließ das Mädchen die Zügelleine schießen und stieß einen halberstickten Schrei aus.
»Papa!«
Hogart warf den Kopf herum.
»Er hat sich bewegt!«
Dem Rancher lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Gebannt starrte er in das Gesicht des vermeintlichen Toten.
»Da! Wieder! Er hat die Augenlider bewegt!«
Das Mädchen hatte aus einem ihr selbst unbegreiflichen Gefühl heraus alle Angst verloren, kam schnell heran, kniete neben dem Mann nieder und beugte sich über ihn.
»Er lebt noch!«
Hogart rannte zum Wagen hin und zerrte eine Brandyflasche aus einem Lederbeutel. »Heb seinen Kopf an, vielleicht können wir ihm einen Schluck Brandy einflößen.«
Dita nahm den Kopf des Mannes auf ihren Schoß, und der Vater versuchte ihm etwas von der scharfen Flüssigkeit einzugeben.
Der Brandy rann zwischen die Lippen des Mannes.
Gebannt blickten die beiden in das starre Antlitz.
Da – die Lider öffneten sich um einen Spalt.
Dann standen die Augen weit offen. In ihrem tiefen Blau spiegelte sich der Morgenhimmel.
Hogart nahm den Kopf des Fremden in beide Hände und schüttelte ihn sanft. »Mister!«
»Nicht so, Papa!« bat das Mädchen. Es richtete den Mann weiter auf.
Hogart öffnete ihm die Jacke und tastete unter dem Hemd die Brust ab.
»He!«
Dita sah den Vater fragend an.
Der Rancher riß die Jacke weiter auf, schob das Hemd zur Seite – und sah nur einen blauroten Flecken auf der Haut.
»Heavens! Was ist denn das?«
Mit fliegenden Händen tastete er die Jacke ab, griff in die Innentasche und nestelte zu seiner Verblüffung einen verbeulten Metallstern aus der Tasche.
»Marshal – Dodge City«, las er stockend.
»Er ist ein Marshal!« rief Dita.
»Marshal von Dodge?« meinte der Rancher überlegend. »Dann müßte er ja...« Hogart hatte den Stern umgedreht. »Wyatt Earp! Da steht es! Himmel, er ist Wyatt Earp!«
Das Mädchen blickte auf den Stern. »Glaubst du, daß hier die Kugel aufgeschlagen hat?«
»Ja, aber...«
Hogart griff wieder in die Tasche und brachte zwischen durchschlagenen Papier eine kleine, zwei Hand breite Metallplatte zum Vorschein.
Das also war des Rätsels Lösung. Der Marshal hatte eine Metallplatte in der Tasche gehabt, und davor hatte noch der Stern gelegen. Die beiden nicht ganz fest aneinanderliegenden Metallstücke hatten die Kugel abgewiesen. Sie mußte scharf im spitzen Winkel herangekommen sein, und der Stoß hatte den Reiter betäubt und aus dem Sattel geschleudert. Vielleicht war er scharf geritten, so hart abgeworfen worden, daß er sich am Kopf verletzt hatte.
Der Rancher untersuchte den Kopf des Marshals und entdeckte außer einigen kleinen Schrammen und Schürfwunden nichts.
Dennoch kam der Mann nicht zu sich.
»Er muß in einer tiefen Ohnmacht liegen. Wahrscheinlich hat er einen gefährlichen Sturz hinter sich.«
Dita nickte. Nach einer Weile meinte sie: »Wir müssen ihn mitnehmen.«
»Selbstverständlich.«
Mit Hilfe des Mädchens hob der Rancher den schweren Mann auf und schleppte ihn zum Wagen.
Dita blieb hinten auf dem Wagen bei dem Besinnungslosen. Der Rancher fuhr los.
Nach einer Stunde tauchten hinter einer Hügelkette tief in einer Mulde die Gebäude einer Ranch auf.
Hogart lenkte den Wagen durch das Tor über den breiten Hofplatz zum Vorbau des Wohnhauses.
Ein alter Cowboy in Wildlederkleidung humpelte heran und wollte die Pferde ausschirren.
»Hilf uns, den Mann vom Wagen heben, Jeff«, sagte der Rancher.
Der Alte kam heran, warf einen Blick in das Gesicht des Besinnungslosen, als er einen Ausruf des Erstaunens ausstieß! »All devils! Das ist ja Wyatt Earp!«
»Du kennst ihn?«
»Yeah! Ich habe ihn vor Jahren in Wichita gesehen. Er hatte damals den großen Gang mit Mannen Clements. Nie werde ich dieses Gesicht vergessen. Das ist Wyatt Earp, so wahr ich Jeff Corner bin!«
Die drei brachten den Ohnmächtigen