MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 2). Robert Mccammon

MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 2) - Robert Mccammon


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ein Fehler war, herzukommen. Menschen mit Kopfkrankheit kann man nicht helfen.«

      »Aha. Die Kopfkrankheit ist das also?«

      »Ja, und tut nicht so aufgeblasen. Ich hatte einen Onkel mütterlicherseits, der die Kopfkrankheit bekam. Mit fünfzig hat er nur noch herumgesessen und kleine Holzpferde geschnitzt. Er hat mir von den Zwergen erzählt, die er bei sich im Garten gesehen hat. Und er war früher in der Armee Rittmeister gewesen! Wisst Ihr, in gewisser Hinsicht erinnert Ihr mich an ihn.«

      »In welcher Hinsicht?«

      »Er hat auch immer Schach gespielt. Allein. Er hat die Figuren aufgestellt und beide Seiten gespielt und die ganze Zeit dabei mit sich selbst geredet.«

      »Man stelle sich das vor«, sagte Matthew und sah zu Greathouse hinüber.

      »Also gut. Nehmen wir an, Ihr reitet nach Philadelphia und trefft Euch mit diesem Primm-Bastard. Es gibt kein Gesetz, das ihn dazu verpflichtet, Euch zu sagen, wer diese Frau ist. Ich schätze, er wird Euch wegen Geisteskrankheit rauswerfen. Und was macht Ihr dann? Hm?« Als Matthew nicht antwortete, sprach Greathouse weiter. »Werdet Ihr die Straßen ablaufen und Euch die Leute vorknöpfen? Sie fragen, ob sie eine kleine weißhaarige alte Dame kennen, die in einem Tollhaus sitzt und sich einbildet, dass sie Queen Mary ist und auf eine Botschaft von King William wartet? Ich sehe schon, dass die Quäker einen neuen Gast in ihrem Hospital bekommen werden. Nebenbei bemerkt ist Philadelphia auch eine größere Stadt als New York. Wenn Ihr Euch mit allen Einwohnern treffen wollt, wird Euch ein grauer Bart bis zu den Füßen gewachsen sein, wenn ich Euch das nächste Mal sehe.«

      »Was? Ihr werdet nicht mitkommen und mir helfen, alle Einwohner Philadelphias zu befragen?«

      »Ich meine es ernst! Ich habe gestern Abend gesagt, dass dies Eure Aufgabe ist. Wenn Mrs. Herrald davon hört – dass ich Euch diesen Fall habe annehmen lassen –, kann es gut sein, dass ich die nächsten sechs Monate mit einem stumpfen Messer Bleistifte anspitzen muss. Von daher – nein, ich werde nicht für einen aussichtslosen Fall nach Philadelphia reiten.«

      »Mir scheint, dass Ihr ihnen das Geld aber bereitwillig abgenommen habt«, sagte Matthew und durchbohrte Greathouse mit einem kalten Blick. »Und wollt Ihr mir nach all Euren Predigten über die Wichtigkeit, einen harten Körper, Verstand und Geist zu haben sagen, dass Ihr vor einer Herausforderung schwächelt

      »Eine Herausforderung ist eine Sache. Aber das hier ist ein Ding der Unmöglichkeit. Und passt auf, wen Ihr des Schwächelns bezichtigt, mein Junge, denn ich könnte Euch mit meinem kleinen Finger vom Pferd stoßen.«

      Bevor Matthew sich beherrschen konnte, trieb er Dante vor Greathouses Pferd. Matthews Wangen brannten, sein Herz schlug hart und er hatte die Nase gestrichen voll von Greathouses Benehmen. Greathouses Pferd schnaubte und ging rückwärts, während Dante keinen Schritt zur Seite wich. Kochend vor Wut saß Matthew im Sattel.

      »Was zum Teufel ist mit Euch los?«, brüllte Greathouse. »Ihr hättet mein Pferd zum …«

      »Schweigt«, sagte Matthew.

       »Was?«

      »Ich habe gesagt, dass Ihr schweigen sollt.«

      »Na, na.« Greathouse grinste grimmig. »Nun ist der Junge durchgedreht.«

      »Ich bin nicht durchgedreht, sondern soweit, Euch jetzt zu sagen, was ich von Euch halte.«

      »Ach ja? Na, das wird aber interessant. Soll ich absteigen und Euch um den Baum da hinten wickeln?«

      Matthew spürte, wie ihn der Mut verließ. Er musste weitermachen und sprechen, bevor ihn seine Vernunft daran hinderte. »Ihr bleibt da jetzt im Sattel sitzen und hört zu. Wenn Ihr mich um einen Baum wickeln wollt, wenn ich fertig bin, dann von mir aus. Ich bezweifle nicht, dass Ihr das tun könnt, und ebenso wenig, dass Ihr mich mit Eurem kleinen Finger vom Pferd stoßen könnt, wie Ihr so wunderbar gesagt habt, aber ich werde mich von Euch verdammt noch mal nicht länger wie einen Idioten behandeln lassen.«

      Greathouse verengte die Augen. »Was steckt Euch denn im Arsch verquer?«

      »Mrs. Herrald hat mich aus einem bestimmten Grund ausgesucht. Einem sehr guten Grund. Ich bin recht intelligent und habe Dinge erlebt und getan, die sie sehr interessant findet. Nein, ich bin mehr als recht intelligent. Ich bin äußerst gescheit, Mr. Greathouse, vermutlich gescheiter als Ihr, und Ihr wisst das. Stimmt, ich kann nicht so gut kämpfen wie Ihr und bin völlig nutzlos mit dem Degen, und ich habe in den letzten Monaten auch keine Attentate verhindert. Aber ich habe eine Frau vor dem Scheiterhaufen gerettet und ich habe einen Mörder und einen Plan entblößt, der eine ganze Stadt zerstören sollte. Ich denke, das ist etwas, das zählt. Meint Ihr nicht?«

      »Ich denke, es …«

      »Ich bin noch nicht fertig«, redete Matthew weiter und Greathouse verstummte. »Ich habe weder Eure Erfahrung, noch Eure Körperstärke – und werde sie vielleicht auch nie haben –, aber etwas will ich von Euch haben, das Ihr anscheinend nicht zu geben bereit seid: Euren Respekt. Nicht dafür, dass ich so werde, wie Ihr mich haben wollt, sondern dass ich so bin, wie ich bin. Mrs. Herrald scheint meinem Urteilsvermögen zu vertrauen. Warum solltet Ihr das also nicht auch, wenn ich Euch sage, dass ich herausfinden kann, wer diese Frau im Hospital ist. Und nicht nur das – ich denke, es ist unerlässlich, das herauszufinden, denn ich glaube, dass sie etwas über Mr. Devericks Tod und vielleicht sogar den Maskenschnitzer weiß.«

      »Findet Ihr das nicht etwas weit hergeholt?«

      »Das kann ich erst sagen, wenn ich es weiter verfolgt habe.«

      »Dann verfolgt es, nur zu!« Greathouse schwenkte den Arm mit solcher Gewalt, dass Matthew überzeugt war, die Bewegung hätte ihn die halbe Strecke zurück nach New York katapultiert, wenn Greathouse ihn getroffen hätte. »Was zum Teufel geht es mich an, wenn Ihr auf einer Jagd ins Blaue Mrs. Herralds Dukaten verplempert?«

      »Es sind nicht ihre Dukaten«, erinnerte Matthew ihn. »Die Ärzte zahlen für die Spesen.«

      Greathouse kniff die Augen zusammen und sah zur Sonne hoch, vielleicht, um sich das Bild eines Idioten aus den Augen zu brennen. Dann lenkte er seine Aufmerksamkeit wieder auf Matthew. »Also gut. Und nun bin ich dran«, sagte er barsch. »Ja, Mrs. Herrald vertraut Euch. Mehr als ich übrigens, aber das ist wohl offensichtlich. Bei dieser Arbeit geht es nicht nur darum, Köpfchen zu haben. Ich habe mehrere sehr gescheite Gentlemen gekannt, die blindlings in eine Gasse gelaufen sind und dachten, dass am Ende eine Tür offensteht. Jetzt liegen sie begraben und nur die Würmer begeistern sich noch für die Größe ihres Hirns. Auf Erfahrung kommt es bei dieser Arbeit auch an, ja, aber auch auf etwas, das Ihr nicht habt, nämlich Instinkt. Mein Instinkt sagt mir, dass Ihr daran scheitern werdet, herauszufinden, wer diese Frau war – ist –, und dass Ihr bei dem Versuch mehr Schaden anrichten als Gutes tun werdet. Was den Respekt angeht, Sir Corbett, den bekommt Ihr von mir nur auf eine einzige Art: indem Ihr ihn Euch verdient. Heute sitzt Ihr auf einem hohen Ross und fühlt Euch da oben ganz berauscht, aber ich kann Euch sagen, dass der Boden sehr hart und unnachgiebig ist, wenn Ihr fallt.«

      »Dann werde ich wohl fallen müssen, um das herauszufinden, nicht wahr?«

      »Ja, aber fallt wenigstens bei etwas, das Aussicht auf Erfolg hat.«

      Matthew nickte. Er weigerte sich, Greathouses schlecht gelauntem Blick auszuweichen. »Ich finde, wir sollten uns darauf einigen, dass wir unterschiedlicher Meinung sind, Sir. Denn im Gegensatz zu Eurem Instinkt sagt mir meiner, dass die Königin sowohl mit Pennford Deverick, als auch mit dem Maskenschnitzer auf irgendeine Weise verbunden ist. Und ich habe vor, herauszufinden, was es damit auf sich hat.«

      »Und ich denke, dass Ihre Königliche Hoheit eine Verrückte ist, die von ihrer Familie abgeschoben wurde, damit sie ihnen beim Frühstück nicht auf den Speck sabbert.«

      »Da steckt mehr dahinter, glaube ich«, sagte Matthew. »Viel mehr. Dass die Schreinerinitialen von den Möbeln geschmirgelt oder herausgemeißelt worden sind, sagt mir, dass sie dorthin gebracht wurde, um unsichtbar zu sein. Für mich klingt es eher so, als


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