Griechische Mythologie. Ludwig Preller
gleichfalls im Pioclem. Mus. aufgestellte, andere in Florenz und sonst in verschiedenen Museen befindliche, ferner Münzen von Arkadien und Elis, endlich solche Reliefs oder Gemälde, welche den thronenden Zeus darstellen. Vgl. die Nachweisungen b. O. Müller Handb. d. Arch. § 115 und 350, D. A. K. 1, 20, 103; 2, 1 u. 2, meinen Aufs. in der Hall. A. Encycl. v. Pheidias S. 186–193, E. Curtius Olympia, Berl. 1852, H. Brunn Gesch. der griech. Künstler 1, 168 ff.
292 Paus. 5, 21–24. Man nannte sie schlechtweg Ζᾶνες.
293 Cic. Verr. 4, 57, 128. 129. Es muß etwas Imperatorisches in der Haltung oder in der Bewegung der Hand gelegen haben, etwa so wie Persius S. 4, 7 sich ausdrückt: fert animus calidae fecisse silentia turbae maiestate manus. Ovid. M. 1, 205 postquam voce manuque murmura compressit.
294 Pausan. 8, 47, 2 beschreibt solche Bildwerke in Tegea. Aehnliche das Zeuskind und den Kuretentanz darstellende Reliefs und Terracotten befinden sich in den römischen Sammlungen, s. oben S. 103, [Anmerkung 234]. Zur Kunstmythologie des Zeus überhaupt Böttiger Kunstm. Bd. 2, O. Müller a. a. O. § 349–351, D. A. K. 2 t. 1–3, Braun K. M. t. 1–15.
295 Zu Aegion in Achaia Zeus und Herakles als Knaben von dem alten Meister Ageladas, Paus. 7, 24, 2. Aehnliche Bilder in Olympia Paus. 5, 22, 1; 24, 1. Auf etruskischen Spiegeln Zeus unbärtig, mit Blitz Scepter und Eichenkranz, auch mit einem Halsschmuck, zwischen Apoll und Hermes, bei Gerhard t. 74. 75. Auf Münzen von Syrakus der lorbeerbekränzte unbärtige Kopf des Ζ. Ἑλλάνιος. Auf einem Petersburger Carneol mit der Inschrift Νεισου der unbärtige Zeus mit Blitz Aegis und Adler.
296 Besonders berühmt ist die Darstellung der Gigantomachie auf dem Cameo zu Neapel mit dem Namen Athenion und der Ζ. αἰγίοχος auf der Bibl. S. Marco zu Venedig.
297 Paus. 10, 5, 1; 7, 20, 2.
298 Drei Bilder, namentlich Ζ. ὕψιστος und Ζ. χϑόνιος in Korinth, Paus. 2, 2, 8. Die drei Kroniden bei Zoëga Bassir. t. 1, Welcker A. Denkm. 2, 85 ff., t. 4, 7.
299 Die wichtigsten jetzt erhaltenen Darstellungen der Art sind die auf der Capitolinischen und der Albanischen Ara, auf dem Capitolinischen und Korinthischen Puteal und die auf der Schale des Sosias.
2. Hera.
Die Königin des Himmels, auf dessen Glanz auch der Name Ἥρα nach der wahrscheinlichsten Erklärung deutet300, und als solche die älteste unter den Töchtern des Kronos und eheliche Gemahlin des Zeus nach altgriechischer Vorstellung d. h. im Sinne der Monogamie und des Anspruchs auf höchste weibliche Ehre und Würde. Auch theilt sie die meisten Rechte und Eigenschaften mit Zeus; nur daß ihre besondre Bedeutung die ist daß sie die weibliche Seite des Himmels darstellt, also die Luft, die Atmosphäre, das zugleich weiblich fruchtbare, aber auch am meisten wandelbare Element der himmlischen Elementarkraft. Daher sie im ehelichen Bunde mit Zeus als lieblich, segensreich, die Erde befruchtend, unter den Menschen die Ehe stiftend und behütend gedacht wird, im ehelichen Zerwürfniß mit Zeus aber als finster, furchtbar, hadersüchtig und verderblich. Wenigstens lassen sich aus diesen Vorstellungen die meisten Bilder der altgriechischen Culte der Hera und der entsprechenden Dichtungen ableiten.
Argos galt in solchem Grade für die Wiege alles Heradienstes und die Argivische Hera für die heiligste von allen (Ilias 4, 8. 51), daß wir die pelasgische Bevölkerung dieser Gegend und der peloponnesischen Halbinsel überhaupt für ihre ältesten Verehrer halten dürfen, zumal da in Dodona nicht Hera, sondern Dione als Gemahlin des höchsten Gottes verehrt wurde. Die Ilias nennt Argos, Mykenae und Sparta ihre liebsten Städte (4, 51), von denen das letztere, damals eine Hauptstadt der Achaeer, in dorischer Zeit der Hera nicht in gleicher Verehrung anhängig geblieben war301, Argos aber und Mykenae durch die Heiligkeit und das weit verbreitete Ansehn des zwischen beiden Städten gelegenen Tempels, viele Feste, altherkömmliche Gebräuche und die bedeutungsvollen Sagen von der Io und dem Herakles sich als dieser Gottheit vorzugsweise ergeben bewährten302. So wurde Hera auch in der Nachbarschaft von Argos viel verehrt, ferner in Arkadien, besonders in Stymphalos und Mantinea303, desgleichen in Elis und in Olympia, wo das Heraeon auch für sehr alt und heilig galt. Ein wichtiger Dienst ist ferner der von Korinth, wo Hera als Burgherrscherin (Ἥρα ἀκραία) wie oft auf Höhen verehrt wurde und wegen der Beziehungen der Medea zu dieser Göttin für die Mythologie von besonderem Interesse ist304. In den korinthischen Colonien, namentlich auf Korkyra, lassen sich die Spuren dieses Dienstes weiter verfolgen, während andererseits auf dem ursprünglichen Schauplatze der Argonautensage, im minyeischen Iolkos, die pelasgische Hera als Schutzgöttin Iasons genannt wurde305. Ferner war Boeotien mit dem nahen Euboea reich an Tempeln und Festen dieser Göttin und besonders der Kithaeron ein altertümlicher Mittelpunkt derselben, wohin die anliegenden Ortschaften, Thespiae Plataeae u. a. ihre Processionen zu richten pflegten und manche alte Sage z. B. die vom Oedipus in bedeutsamen Zügen zurückweist. Unter den Inseln begegnen wir wieder einem der ältesten Mittelpunkte des Heradienstes auf Samos, welches seinen Cultus der Hera am Flusse Imbrasos von dem argivischen ableitete und durch den Glanz seiner Feste und Processionen wie durch die Größe und Pracht des unter Polykrates erbauten Tempels vor allen übrigen Stätten berühmt war306. So wird auch der Heradienst auf Kreta von der argivischen des Peloponnes abgeleitet werden dürfen, obwohl die Gegend von Knosos ein Mittelpunkt desselben war307 ; desgleichen in Italien der auf dem Vorgebirge Lakinion in der Gegend von Kroton, welcher vermuthlich achaeischen Ursprungs war und von sämmtlichen Griechen Italiens sehr heilig gehalten wurde308.
Die Sage wußte zwar auch von der Jugend der Hera zu erzählen, wie sie nach der Ilias (14, 202. 203) von Okeanos und der Tethys aufgezogen wurde, nach dem alten Delischen Hymnensänger Olen von den Horen (Paus. 2, 13, 3), während die örtlichen Sagen von Argos, von Stymphalos, von Samos von ihrer Geburt in diesen Gegenden und von ihrer Pflege bald durch die Nymphen des Ortes bald durch alte Heroen berichteten. Der eigentliche Kern aller Sagen von der Hera, desgleichen der meisten Feste und festlichen Legenden bleibt aber immer ihr eheliches Verhältniß zum Zeus, als dessen jungfräuliche Braut (παρϑενία), dann als seine neuvermählte Gattin (κουριδίη ἄλοχος), endlich als seine zu ewigem Bunde vereinte Ehefrau (τελεία) sie in vielen sinnreichen und empfindungsvollen Gebräuchen und Mythen verherrlicht wurde. Der Cultus feierte diese Vermählung im Frühlinge, als eine heilige Hochzeit und liebende Vereinigung der beiden großen Himmelsmächte, von denen alle Fruchtbarkeit der Erde abhängt. Von kosmogonischen Dichtungen gehört dahin die Sage daß Zeus und Hera sich schon unter Kronos geliebt und heimlichen Umgang gepflogen hätten, denn diese Ehe ist eben so alt und wesentlich als die des Uranos und der Gaea oder des Kronos und der Rhea und nur im mythologischen Sinne später als diese309