Siegen ist Kopfsache. Matt Fitzgerald

Siegen ist Kopfsache - Matt  Fitzgerald


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ihr einen selbstbewussteren allgemeinen Bewältigungsstil.

      Es wird nie eine Fünf-Schritte-Strategie geben, die mentale Fitness in dem Maße zu einem vorhersagbaren Ergebnis macht, wie eine bessere körperliche Leistungsfähigkeit ein vorhersagbares Ergebnis sinnvollen Trainings ist. Mentale Fitness muss man sich im chaotischen Kontext eines Athletenlebens verdienen. Das einzige, was ein Athlet kontrollieren kann, ist, wie er mit dem umgeht, was das Leben ihm gegeben hat. So oder so muss ein Athlet, der seine mentale Fitness verbessern möchte, irgendwie die Erfahrungen nutzen, die das Potenzial haben, ihn durch Grenzen brechen zu lassen.

      Alle Athleten sehen sich Herausforderungen gegenüber, die Möglichkeiten bieten, die mentale Fitness auf spezifische Art und Weise zu verbessern. In den folgenden Kapiteln werden wir uns Beispiele von Athleten anschauen, die ihre mentale Fitness verbessert haben, indem sie Probleme überwunden haben – wie beispielsweise in Rennen nicht die bestmögliche Leistung abrufen oder überhaupt nicht abliefern zu können, sich schwer zu verletzen, immer wieder an einem wichtigen Ziel zu scheitern und sich einer körperlich überlegenen Konkurrenz gegenüber zu sehen. Ob ein Athlet es schafft, solche Herausforderungen zu meistern, hängt von seiner grundlegenden Einstellung gegenüber dem Sport ab. Athleten, die bewusst vorhaben, ihre Erfahrungen zu nutzen, um ihre mentale Fitness zu entwickeln, neigen dazu, schneller bessere Bewältigungsstrategien zu erwerben, als Athleten, für die es kein explizites Ziel ist, besser über glühende Kohlen gehen zu können. Ich führe noch einmal das Beispiel von Alissa McKaig an, die ihren Durchbruch durch einen bewussten Entschluss dazu und dem Hinarbeiten darauf schaffte, mental fitter zu werden.

      Die Kraft eines Vorsatzes im Ausdauersport ist gut dokumentiert. Eine Studie von Jacob Havenar von der Universität von San Francisco, die 2006 beim Jahrestreffen des American College of Sports Medicine vorgestellt wurde, zeigte zum Beispiel: Die Wahrscheinlichkeit, dass Marathon-Neulinge aus einem Gruppen-Trainingsprogramm aussteigen, variierte mit der jeweiligen Zielsetzung. Diejenigen, deren Hauptmotivation das Erreichen des persönlichen Ziels war, die ihr Selbstwertgefühl steigern oder einen Lebenssinn finden wollten, stiegen seltener aus, als diejenigen, deren Hauptmotivation darin bestand, Gewicht zu verlieren oder soziales Ansehen zu erlangen. Sämtliche Läufer sahen sich derselben Herausforderung gegenüber – ob sie sie bestanden, hing größtenteils von der Intention ab, mit der sie diese Herausforderung angingen.

      Das übergreifende Vorhaben, das allen Ausdauersportlern gemein ist, ist die Leistung zu verbessern. Aber die eigene mentale Fitness zu maximieren, ist für das Erlangen dieses Ziels entscheidend. Deshalb sollte man sich das Vorhaben, seine mentale Fitness zu verbessern, so bewusst machen wie das, schneller zu werden.

      Wenn Sie glauben, dass Sie sich als Ausdauersportler nur dann verbessern können, wenn Sie Ihre Einstellung zur wahrgenommenen Anstrengung verändern, werden Sie auch erfolgreicher dabei sein, dies umzusetzen. Wenn Sie den Gedanken verinnerlichen, dass Sie Ihr eigener Sportpsychologe sein sollten und dass es Ihr Hauptziel in dieser Funktion ist, Ihre gesamte Geisteskraft darauf zu verwenden, die Anstrengung, die Sie als Athlet ertragen können, zu erhöhen und mehr herausholen zu können, wenn Sie Ihr Bestes geben, werden Sie Ihre mentale Fitness schneller verbessern. Wenn Sie es als Tatsache hinnehmen, dass die einzigen Grenzen, an die Sie in Ihrem Sport jemals stoßen werden, mentale sind, werden Sie besser darin werden, über glühende Kohlen zu laufen und Ihrem unerreichbaren körperlichen Limit ein wenig näher kommen, als Sie es sonst getan hätten. Kurz: Wenn Sie die neue Psychologie des Ausdauersports annehmen, wird sich Ihre Leistung stärker verbessern, als wenn Sie es nicht tun.

      Auch wenn es niemals ein Fünf-Schritte-Programm geben wird, mit dem man mentale Fitness aufbauen kann, gibt es immerhin einen sinnvollen ersten Schritt. Und vielleicht haben Sie den gerade getan.

      Kapitel 2 Wappnen Sie sich

      KAPITEL 2

      Wappnen Sie sich

      AM 20. NOVEMBER 2009 saß der Mitherausgeber von competitor.com, Sean McKeon, an seinem Schreibtisch inmitten eines Labyrinths aus Bürozellen, die sich in einem Bürogebäude in San Diego verteilten, öffnete ein Word-Dokument und begann eine Vorschau auf die NCAA Cross Country Championships zu schreiben, die drei Tage später stattfinden sollten. Er hatte keine Schwierigkeiten damit, die Gewinnerin für das Frauenrennen auszuwählen.

      »Warum geben wir Jenny Barringer nicht einfach den Pokal, ersparen den anderen die Peinlichkeit und lassen die Frauen um die restlichen Plätze laufen?«, schrieb er. »Okay, das könnte ein bisschen übertrieben sein«, ergänzte McKeon, »aber meiner Meinung nach lautet die Frage nicht, ob die Studentin aus Colorado gewinnen wird, sondern wie viel Vorsprung sie haben wird.«

      McKeons Vertrauen in Jenny war nicht verkehrt. Sie war bereits die am meisten ausgezeichnete weibliche College-Läuferin der Geschichte. Sie war dank eines vollen Athletik-Stipendiums an die Universität von Colorado gekommen, nachdem sie acht High-School-Staatsmeisterschaften gewonnen hatte und in ihrer Heimat Florida auf vier Distanzen einen Staatsrekord aufgestellt. In ihrem ersten Jahr hatte Jenny einen Titel im 3.000-Meter-Hürdenlauf bei den NCAA-Meisterschaften gewonnen. Im Jahr darauf, als sie bereits gegen Profis antrat, gewann sie das gleiche Rennen bei den U.S. National Championships und qualifizierte sich für die Weltmeisterschaft in Osaka. Nach ihrer Saison als Nachwuchsläuferin bekam sie einen Platz im amerikanischen Olympia-Team und wurde beim Hürdenlauf bei den Sommerspielen in Peking 2008 Neunte.

      Selbst wenn Jenny nur diese Erfolge vor den NCAA Cross Country Championships vorzuweisen gehabt hätte, wäre sie als unschlagbare Favoritin ins Rennen gegangen. Aber das war erst der Anfang. Nachdem sie die Sommer-Crosslauf-Saison ausgelassen hatte, kehrte Jenny im Winter ins Wettkampfgeschehen zurück, setzte neue NCAA-Rekorde über 3.000 Meter und 5.000 Meter in der Halle. Im Frühjahr brach sie weitere drei Rekorde über 1.500 Meter, 3.000 Meter Hürden und über 5.000 Meter. Im Juni wurde Jenny zum zweiten Mal Landesmeisterin im Hürdenlauf in der Elite-Kategorie. Sie nahm diesen Schwung mit durch den Sommer, in dem sie bei der Weltmeisterschaft in Berlin einen amerikanischen Rekord von 9:12,50 Minuten im Hürdenlauf aufstellte, wo sie Fünfte wurde.

      Jenny hatte zwar die vorherige Sommer-Crosslauf-Saison ausgelassen, sie war aber trotzdem berechtigt, nach Boulder zurückzukehren und im Herbst 2009 für die Lady Buffalos anzutreten. Sie entschied sich, ihren Worten nach aus Loyalität, für diese Option, obwohl sie mit Eintritt ins Profitum das große Geld erwartet hätte.

      »Ich kann der Universität niemals zurückzahlen, was sie mir gegeben hat, die Ressourcen und das Geschenk dieser vier Jahre hier«, sagte Jenny, als sie ihre Entscheidung verkündete. »Wenn ich mich überhaupt irgendwie revanchieren kann, dann damit, dass ich mein Versprechen halte [meine Startberechtigung wahrzunehmen]. Ich bleibe auf jeden Fall.«

      Darüber hinaus hatte sie aber noch eine Rechnung offen. Als Jenny mit 18 Jahren an die Universität von Colorado kam, hatte sie Trainer Mark Wetmore gesagt, ihr oberstes Ziel für ihre akademische Karriere sei, den NCAA-Titel im Crosslauf zu gewinnen. Doch auch fünf Jahre später war dieses Ziel noch nicht erreicht, trotz allem, was sie sonst geschafft hatte. Sie war 2007 schon einmal nah dran gewesen, als sie Zweite hinter Sally Kipyego aus Kenia geworden war, die inzwischen ihren Abschluss gemacht hatte. Jenny machte es nichts aus, ihre Profi-Karriere noch für ein paar Monate hinauszuzögern, um ihre Mission zu erfüllen.

      Sie eröffnete ihre letzte akademische Wettkampfsaison am 3. Oktober beim Rocky Mountain Shootout, einer großen Veranstaltung, die auf der Hausstrecke der Buffaloes ausgetragen wurde. Jenny gewann das Rennen über 5,8 Kilometer mit 58 Sekunden Vorsprung und pulverisierte auch gleich noch einen neun Jahre alten Streckenrekord. Jennys nächstes Rennen war ein Vorlauf zu den nationalen Meisterschaften. Dort traf Jenny auf Susan Kuijken von der Florida State, die als Jennys größte Konkurrentin um den NCAA-Titel galt. Jenny schlug sie um 30 Sekunden.

      Zwei Wochen später reiste Jenny mit ihren Mannschaftskollegen zur Big 12 Championship nach Columbia, Missouri. Es spielte ein fast schon entschuldigendes Lächeln um ihre Lippen, als sie die 96 besiegten Läuferinnen, die hinter ihr herhechelten, um 46 Sekunden abhängte. Danach räumte Trainer Mark Wetmore das ein, was für Linda Sprouse, die stellvertretende Leiterin der Sportinformationsabteilung


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