G.F. Barner Staffel 5 – Western. G.F. Barner
stöhnte Lorenzo. Er hatte sich aufgesetzt und bekam es mit der Angst um Powell zu tun. »Boß, mach das nicht. Der haut alles entzwei. Mein Hals ist gebrochen, mein Genick verrenkt. Boß, er haut schlimmer, als wenn dich zwei Pferde zur gleichen Zeit treten.«
»Der Bastard weiß es endlich«, grollte Randlin. »Und du gleich auch, großer Powell. Ich werde dir die Rippen und die Arme brechen. Und dann etwas auf dir herumtanzen, verstehst du?«
Er entwickelte eine unheimliche Schnelligkeit, um seinen Gurt abzuschnallen. Dann warf er ihn achtlos zur Seite und spreizte die Beine.
Als Powell nicht gleich auf ihn losging, riß er mit einem Ruck das Hemd auf, so daß die Knöpfe absprangen. Er zeigte seine bis zum Halsansatz schwarzbehaarte Brust und brüllte: »Hier, komm her, hau mal drauf. Einen Schlag hast du, damit dir gleich das Handgelenk bricht, großer Powell. Komm doch her, worauf wartest du denn noch?«
Er stand wie ein gewaltiger Affe breitbeinig und leicht schaukelnd vor Powell.
Vom Rand des Canyon sah Jane Morgan entsetzt auf die Brust dieses riesigen Burschen. Sie glaubte, einen Urmenschen vor sich zu sehen, dem nur noch die Keule fehlte.
Dieses Ungeheuer schlägt Rick tot, dachte Jane voller Grausen, er schlägt ihn tot.
Powell ließ die sehnigen Arme hängen. Er blickte Randlin träge an und schüttelte bedächtig den Kopf.
»Komm du doch, du haariger, bärtiger Affe«, sagte er kühl. »Ich schlage, wann ich will, Mister.«
»Du sollst herkommen!« brüllte Randlin, und alle erkannten, daß ihn eine tierhafte Begierde erfüllen mußte, einem Mann alle Knochen zu brechen. Er schien eine Art wollüstiger Kampfesfreude in sich zu spüren. »Wie lange wollen wir denn noch stehen und reden, he, großer Powell?«
»Bis es dir zu langweilig wird«, antwortete Rick trocken. »Steh dir nur deine Plattfüße in die Erde, ich habe Zeit.«
»Aber ich nicht, du feiges Stinktier!« schrie Randlin. »Ich komme und breche dich in der Mitte durch.«
Er stürzte urplötzlich wie ein gewaltiger Grislybär vorwärts. Trotz seines Gewichts war er ungeheuer schnell. Seine dicken langen Arme hoben sich, um Powell zu umklammern. Dann war er unmittelbar vor Powell, die Arme wollten sich zu einer Zange schließen, aber im gleichen Moment duckte Powell ab. Er knickte bis tief in die Hocke ein.
Powell wußte genau, was dieser Goliath tun wollte. Nach ihm greifen konnte Randlin nun nicht mehr, dazu war er zu schnell angestürmt. Aber er konnte noch treten.
Und genau das geschah.
Randlins rechtes, gewaltiges Bein schoß wie der Fuß eines Elefanten in die Höhe. Im gleichen Moment drehte Powell nach rechts ab. Seine Arme schossen in die Höhe. Er packte blitzschnell den Stiefel Randlins, hielt ihn fest und schnellte nach oben.
Randlin stieß einen fürchterlichen Schrei aus, als sein Bein in die Höhe gewuchtet wurde. Dann stürzte er auch schon hintenüber.
Sie glaubten, ein Zittern des Bodens zu spüren, als Randlin auf den Rücken schlug.
Powell fegte zur Seite. Er ließ den Mann liegen und blieb mit hängenden Armen stehen.
»Du Hund!« gurgelte Randlin voller Wut. »Ich stehe auf, ich zerquetsche dich!«
Powell wartete gelassen, bis Randlin auf den Beinen war. Aber jetzt sprang er auf Randlin zu.
Sie glaubten zu sehen, daß Randlin seinen rechten Arm nur mühsam bewegen konnte. Dennoch schlossen sich, als Randlin Powells Sprung mit der Brust abfing, seine Arme wie Klauen um Powells Rücken. Nur etwas entging Randlin. Powell hatte die Arme hochgerissen, als er gegen Randlins Brust prallte.
In derselben Sekunde, als Randlin hohnlachend seinen fürchterlichen Zangengriff verstärkte, schnellten Powells Arme auseinander. Dann schossen seine Fäuste von den Seiten gegen den dicken, kurzen Hals und die Kinnwinkel Randlins.
Rick schlug vier-, fünfmal blitzartig zu, und Lorenzo sah, wie sich Randlins Gesicht blaurot verfärbte. Im nächsten Moment lockerte sich Randlins Zangengriff. Powell glitt aus dem Griff. Nach einem Sprung zurück feuerte Powell erst die linke und dann die rechte Faust ab.
Randlin nahm beide Hiebe unter die Rippen. Seine Augen schienen nun aus den Höhlen zu quellen. Er hob die Arme, taumelte nach vorn und mitten in einen Haken Powells hinein.
Lorenzo hielt den Atem an. Er sah deutlich, daß sein Boß den ganzen Körper herumschwang und alle Kraft in den nächsten Hieb legte. Die Faust Powells traf mit ungeheurer Gewalt Randlins Kinnwinkel.
Der riesenhafte Mann stand einen Augenblick wie gelähmt vor Powell, der mit einem Satz zurückschnellte und Randlin kaltäugig ansah. Dann machte Randlin einen Schritt nach vorn, neigte sich plötzlich und fiel auf die Brust.
Während Lorenzo noch ungläubig auf den wie einen Riesenbaumstamm am Boden liegenden Randlin starrte, war irgendeine Bewegung neben ihm, die er nur schemenhaft im Augenwinkel wahrnahm. Jäh fiel Lorenzo ein, daß Snake-Jim dort lag, und er wirbelte blitzschnell herum. Sein Fuß schoß hoch, keine Sekunde zu früh.
Jim hatte tatsächlich den Revolver schon halb aus dem Halfter von Randlins Gurt gezerrt. Lorenzos Tritt schleuderte nicht nur Snake-Jims Hand nach oben, sondern auch den Revolver weg.
»Zur Hölle!« schrie Lorenzo wütend. »Du Hundeseele, du hinterhältige, dir werde ich!«
Er bückte sich, riß Snake-Jim in die Höhe und schmetterte ihm zweimal die Faust gegen den Kopf. Snake-Jim kippte wieder um. Er lallte nur noch.
Danach erst holte Lorenzo tief Luft, stierte wieder zu Randlin, ging los und stieß ihn mit dem Fuß an. Er konnte nicht glauben, daß Randlin zertrümmert worden war.
»Er bewegt sich nicht«, sagte Lorenzo verblüfft. »Du hast ihn geschlagen, Boß, er bewegt sich tatsächlich nicht mehr. Boß, ist deine Faust noch heil?«
»Sie schmerzt ein wenig«, erwiderte Powell. »Tonio, meinen Gurt.«
»Hier, Boß. Dios, da liegt er, der haarige Affe«, stieß Tonio hervor. »Er war ein Schwert, Boß, und du ein Florett, sí? Du warst zu schnell für diesen Affen.«
Auf dem Schluchtrand nahm Jane Morgan die Hände von den Augen. Sie blickte ungläubig nach unten.
»Er steht«, flüsterte sie dann. »Und dieser Riese liegt am Boden.«
Powell schnallte den Gurt um, aber er hatte kaum Gefühl in den Fingern. Ihm war, als wären sie alte gebrochen. Er zwang sich, das Zittern seiner Arme zu verbergen, indem er die Daumen hinter den Gurt schob und die Finger langsam und mühselig um das Leder schloß. So blieb er stehen und wartete.
Es dauerte fast zwei Minuten, ehe sich Randlin zu regen begann. Und es vergingen fast fünf, ehe er endlich saß. Dann hob Randlin den Kopf. Er starrte unterwürfig und doch so tückisch wie ein wildes Tier, das seinen Meister gefunden hatte, Powell an.
»Nimm deine Burschen mit und verschwinde!« knirschte Powell. »Das war deine erste Lektion, Randlin. Die zweite kannst du auch bekommen, aber danach lebst du nicht mehr. Das nächste Mal, du hinterlistiger Halunke, schieße ich dich über den Haufen. Steh auf und hau ab. Und laß dich nie mehr in unserer Nähe sehen!«
Randlin erhob sich. Er taumelte wie ein Betrunkener, als er auf seinen Wallach zustolperte. Nur mühsam gelang es ihm, sich in den Sattel zu ziehen. Sein Pferd humpelte mit ihm davon, während Mathew Connors mit eingezogenem Kopf an Powell vorbeischlich, weil sein Pferd ein Stück den Canyon herauf gerannt war.
»Tu mir nichts, Powell«, sagte er ängstlich.
Dann rannte er davon, als wäre der Teufel hinter ihm her.
Snake-Jim wankte zu seinem Hut. Er stülpte ihn sich auf seine fetten, nun nach allen Seiten stehenden Haare und stieg auf sein Pferd. Zusammengekrümmt, Powell und dessen Männern einen stechendtückischen Blick zuwerfend, ritt er wie ein böser Geist seinem Boß nach.
»Das