G.F. Barner Staffel 5 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 5 – Western - G.F. Barner


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rannte los und sah das törichte, verständnislose Gesicht Mathew Connors. Der Narr begriff nichts von dem, was geschah.

      Aber Jake Randlin erkannte es. Er hörte nun den Hufschlag vorbeitrommeln.

      Powell hatte die Falle geahnt.

      Das war alles, was Randlin begriff. Im nächsten Augenblick sah er Powell zwischen den Felsen drüben im Osten heraufjagen. Randlin brüllte vor Wut, riß mit einem Fluch das Gewehr hoch und zielte blitzschnell.

      Der Hund, dachte Randlin, da kommt er. Er hat uns umgangen, um uns von hinten zu packen. Wir konnten ihm nicht mehr entwischen. Das hat der Strolch gewußt.

      Hund, da hast du es.

      Über den Lauf des Gewehres hinweg sah er Powell das Pferd antreiben, dahinter der Ersatzgaul. Powell preschte genau auf ihn zu. Aber im gleichen Moment, als Randlin feuerte, trieb er sein Pferd mit einem Hackenschlag scharf nach rechts.

      Die Kugel jaulte an Powell vorbei.

      Einen Wutschrei ausstoßend, sah Randlin das Geschoß an die Felsen prallen, um die Powell seine Pferde in Deckung riß, Staub stieg in einer kleinen Wolke empor.

      »Jake, komm! Die anderen schneiden uns den Weg ab! Sie jagen nach links aus dem Tal!«

      Es war kein Brüllen, das aus Snake-Jims Mund drang. Es war ein Heulen, wie es jemand in höchster Angst ausstieß. Das Halbblut sprang voll panischer Furcht in den Sattel seines Pferdes. Seine kurzen, gellenden Schreie jagten es an, ehe Randlin, die Furcht im Nacken, sein Pferd erreichen konnte.

      Wiehernd stieg der schwere Wallach unter Randlins Sprung. Dann raste das Pferd los. Der Ersatzgaul bäumte sich auf, sprang trompetend, von der Longe mitgerissen, dem Wallach nach.

      Keine zehn Sekunden später sah sich Randlin um. Sein Pferd preschte nun in voller Karriere über die Hochfläche im Westen des langen Tales zwischen Felsbrocken und karg belaubten Büschen hindurch.

      Vor Randlin schrie Snake-Jim. Die Hand des Schlangenfängers fuhr plötzlich mit dem Gewehr hoch. Die Waffe schwang nach rechts. Randlin starrte in die Richtung, in die Snake-Jim feuerte. Rechts, kaum zweihundertfünfzig Yards entfernt, stieg ein Pferd. Es schoß bockend aus den großen, runden Buckelfelsen dort drüben. Vergeblich bemühte sich der Reiter, das Tier zu zügeln. Plötzlich neigte sich der Braune und stürzte vornüber.

      »Gut – gut!« brüllte Randlin. »Schieß sie ab, Jim, schieß sie ab!«

      Verfluchte Hunde, dachte Randlin, zur Hölle mit ihnen. Sie verlegen uns den Weg. Sie treiben uns wieder nach Osten zurück und Powell in die Arme. Randlin warf den Kolben seines Gewehres an die Schulter. Keine zwei Sekunden darauf tauchte der nächste Reiter hinter jenen Felsen auf und feuerte auf Snake-Jim. Das Brüllen der Schüsse rollte zwischen den runden Buckelfelsen. Jake Randlin feuerte zweimal auf den Reiter. Es war irgendeiner der mexikanischen Treiber, die für Powell ritten.

      Vorbei, dachte Randlin bissig, aber ich erwische dich noch, Bursche. Gleich brenne ich dir eins aufs Fell!

      Er zielte, als ein Heulen links an seiner Schulter vorbeizog. Ehe er abdrücken konnte, prallte eine Kugel dicht vor seinem Gaul gegen einen Stein. Entsetzt riß Randlin das Gewehr nach links herum. Sie schossen auch im Osten, kamen herangefegt und lagen geduckt auf den Pferden.

      Powells Gewehr blitzte auf. Die Kugel pfiff keine Handbreit über Randlins Kopf hinweg. Da schoß er, brüllend vor Wut und Haß, auf das Pferd Powells. Es war ein großes Ziel, gut zu treffen.

      Dennoch verfehlte er es mit dem ersten Schuß. Als er durchlud und wieder zielen wollte, hörte er den gellenden Schrei vor sich.

      Es mochten fünfzehn Sekunden vergangen sein, seitdem Snake-Jim auf den Reiter im Westen geschossen hatte. Der Schrei kam von Snake-Jim, und Randlins Kopf flog herum. In diesem Moment sah er das Halbblut die Arme ausbreiten. Es sah aus, als wollte Snake-Jim irgend etwas umfassen. Sonne fiel nun über die Bergkette im Osten und ließ Snake-Jims Gewehr blinken. Es flog an der Flanke des Pferdes herab.

      Dann neigte sich das Halbblut langsam nach rechts.

      Einen Moment hing Snake-Jim mit dem Kopf nach unten, ehe er fiel. Das Pferd raste weiter, während Snake-Jim über den Boden rollte.

      Jake Randlin erreichte den Halbindianer binnen Sekunden. Er sah noch, wie Snake-Jim auf die Knie kam, beide Hände auf den Leib preßte und dann wieder seitlich umfiel. Dann war Randlin vorbei.

      »Halt an!« kam der scharfe Ruf von Osten.

      Powell, dachte Randlin, warte, gleich bist du dran. Dir jage ich eine Kugel in den Schädel!

      »Halt!«

      Sie schrien nun auch von rechts, aber Randlin lachte nur verbissen, als er herumfuhr und die Waffe anschlug. Die Hufe seiner Pferde trommelten über nacktes Gestein. Er verstand nicht mehr, was sie schrien.

      Randlin wollte nur schießen! Töten!

      Der Wallach wieherte, stieg plötzlich, obwohl sie nicht auf ihn feuerten. Randlin riß erschrocken den Kopf herum. Im gleichen Moment sah er den dunklen, breiten Spalt unter dem Pferd, Jake Randlin schrie erst, als er den drei Schritte breiten Felsriß erkannte, über den sein Wallach flog. Sein Schrei ging im Knallen der aufsetzenden Hufe unter. Neben Randlin fegte das Ersatzpferd in die Höhe. Es sprang nun auch, hatte die Gefahr erkannt und wollte wie der Wallach über den Felsriß.

      Ein Spalt, dachte Randlin. Sein Wallach überschlug sich. Im Sturz erkannte Randlin noch, daß der Falbe, sein Ersatzpferd, jäh neben ihm mit dem Kopf auftauchte. Dann rammte ihn der massige Schädel des Falben. Der Anprall schleuderte Randlin nach rechts. Felsboden schoß auf ihn zu. Er wollte noch die Arme nach vorn reißen, doch es gelang ihm nicht mehr.

      Etwas traf seinen Rücken und warf sich auf ihn. Es war, als falle ein ganzer Berg auf Jake Randlin.

      Das war das letzte, was er spürte, ehe der gewaltige Schlag alles auslöschte.

      So fanden sie ihn keine Minute später. Er lag unter seinem Wallach. Sein Kopf war zur Seite gesunken, als ob er schliefe.

      Er schlief auch – ohne freilich jemals wieder aufzuwachen.

      »Lorenzo!« keuchte Powell. »Lorenzo, was ist mit Snake-Jim?«

      Lorenzo Montera antwortete nicht gleich. Er war abgestiegen und stand nun neben dem Schlangenfresser – so hatte er ihn immer genannt. Der bullige Zureiter ging langsam in die Knie, bis er Snake-Jim in das verzerrte Gesicht blicken konnte.

      Er sagte immer noch nichts, der Mischling Lorenzo Montera. Sein Blick wanderte zu Snake-Jims Händen, die sich in das Hemd kurz über dem Waffengurt gekrallt hatten. Lorenzo redete erst, als sein Boß neben ihm stand.

      Powell begann beim Klang von Lorenzos Stimme zu frieren, weil er heraushörte, was Lorenzo Montera nun empfand.

      »Es wird länger dauern«, sagte Lorenzo flach. »Viel länger als bei Ira, Boß. Da liegt er, der Schlangenwerfer, und er hat eine Kugel im Leib, an der er sterben wird. Sterben wie Ira Devlin, nur länger, Boß, viel länger.«

      Es gab nichts mehr, was irgend jemand noch für Snake-Jim hätte tun können.

      Rick Powell wandte sich ab. Er fror immer stärker, als er aufsaß und anritt. Irgendwann hielt er neben Mathew Connors, der am Boden hinter jenen Felsen saß, bei denen Powell in die Falle reiten sollte.

      Mathew Connors hatte seine Waffen säuberlich drei Schritte vor sich hingelegt. Seine Hände hielt er über den Kopf. Sein Gesicht war kreidebleich.

      »Ich habe nicht geschossen, Mr. Powell«, sagte Mathew Connors zitternd. »Ich schieße nie auf Menschen. Er hat mich geschlagen, immer nur geschlagen wie einen Hund. Ist er tot?«

      »Ja«, antwortete Powell düster. »Er ist tot, Mathew. Begrabe ihn, hörst du? Dann reite, wohin du willst, Mathew Connors.«

      Dann ritt er weiter und hielt irgendwo an, die Hände auf das Sattelhorn gestemmt und den Blick nach Nord­osten gerichtet. Powell dachte an seine Herde, an die Arbeit, die noch zu tun war,


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