G.F. Barner Staffel 5 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 5 – Western - G.F. Barner


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sein. Danach konnten sie losziehen. Er würde pünktlich sein und den Vertrag erfüllen.

      *

      Anson Quailes schlief jeden Mittag. Irgendwann hatte er sich das angewöhnt. Es überkam ihn jedesmal nach dem Essen, das er sich in seinen dicken Bauch stopfte. Dann wurde er müde, legte sich auf sein knarrendes Sofa und faltete die Hände über dem dicken Leib. Es dauerte nie lange, bis er eingeschlafen war und träumte.

      Er träumte auch an diesem Tag, der so gewesen war wie andere, ohne große Geschäfte, ohne Ärger.

      Es war kein guter Traum, den Anson Quailes hatte. Anson lag am Boden, einen Mann neben sich und das Gewehr am Hals. Neben ihm stand jemand, dessen Gesicht er nicht sehen konnte, weil die Sonne ihn blendete. Er sah nur das Gewehr, auf dessen Lauf die Sonne schien.

      »Hab ich dich?« fragte der Mann neben Quailes kalt, und sein Gewehrlauf preßte sich immer stärker gegen seinen dicken Hals. »Ich sollte dich umbringen, du fetter Strolch!«

      Aus, dachte Anson Quailes entsetzt, der bringt mich um. Er weiß von Brians Geschäften.

      »Cole«, japste er, wollte lächeln wie es so seine Art war, aber er brachte nur eine verzerrte Fratze fertig. »Cole, hör doch, ich hatte nichts damit zu tun, ich hatte wirklich…«

      Danach stockte seine Stimme. Der Revolverlauf fuhr blitzschnell hoch und preßte sich genau in sein linkes Nasenloch. Es war eine große Nase mit großen Nasenlöchern.

      »Du hattest nichts damit zu schaffen? Sag das noch mal, Anson!«

      Das Würgen fuhr in Quailes’ Hals. Sein Magen krampfte sich zusammen.

      »Cole«, stöhnte Quailes. »Cole, er brachte immer Pferde zu mir, er machte kleine Geschäfte. Wirklich, Cole, ich nahm sie ihm immer ab.«

      »Und dann sagtest du ihm, daß Morgan an Powell liefern wollte, was?« zischte Cole Young. »Du hast ihn hingeschickt, du Hundesohn.«

      »Cole!« kreischte Quailes schon vor Furcht. Nichts von dem stimmte, was sie ihm über Coles schwere Verwundung erzählt hatten. Cole war gesund, seine Rechte so schnell und tödlich wie immer.

      »Dazu war Brian nicht schlau genug«, knirschte Cole Young. »Er war ein grüner Junge. Und du Hund hast ihn in den Tod geschickt. Du mußtest das wissen, du Strolch.«

      »No – no«, stammelte Quailes mit flackernden Augen und zitternden Lippen. »Cole, er wollte viel im Wasser reiten, im Feather River. Da gab es keine Spur.«

      »Für wen nicht?« fragte Cole Young. »Vielleicht nicht für andere Männer, aber für Powell.«

      Der Haß sprühte aus seinen Augen, doch es war kein dumpfer und hinnehmender Haß, es war kalte Wut, die immer noch vom Verstand kontrolliert wurde.

      Cole Young war nicht der Mann, der nicht zugab, daß Powell mehr konnte als andere. Young schätzte die tödliche Gefährlichkeit Powells richtig ein. Das war der Unterschied zu anderen Männern, auch zu Quailes.

      »Du Idiot!« fauchte Young. »Das hättest du dir alles selbst ausrechnen müssen, begreifst du? Ich hatte dich vor Powell gewarnt. Ich hatte dir oft genug gesagt, daß Powell jede Fährte findet. Du hast meinen Bruder in den Tod geschickt.«

      »Cole, ich habe oft genug gestohlene Pferde und Rinder verkauft.«

      »Hast du!« giftete Cole Young. »Das hast du wirklich. Du weißt, wo man zweihundertfünfzig Pferde verkaufen kann. Wenn einer das weiß, dann du, Anson. Verstehst du, zweihundertfünfzig Pferde mußt du verkaufen.«

      Quailes war es, als hätte ihm jemand einen Revolverlauf über den Kopf geschlagen. Sein Atem stockte. Seine Gedanken überschlugen sich.

      »Zweihundertfünfzig Pferde«, ächzte er. »Was hast du vor? Allmächtiger!«

      »Allmächtiger!« höhnte Young. Er zog blitzschnell den Revolver zurück und funkelte Quailes an. »Mehr kannst du nicht sagen, was? Jetzt machen wir ein Geschäft – das größte deines Lebens, Fettkloß. Wir haben noch Zeit, wenn auch nicht mehr viel. He, Brad, komm rein!«

      Quailes setzte sich mit einem Ruck auf. Nun konnte er durch das Fenster in den Hof blicken. Quailes’ Augen weiteten sich immer mehr, während er zu Grinner blickte. Grinner lehnte, die Hände flach ausgestreckt und das Gesicht bleich vor Furcht, am Wagen draußen. Link Stevenson stand wie erstarrt am Schlafhaus neben dem Stall. Quailes sah die Pferde und hörte nun Schritte.

      Als ein Mann hereinkam, glaubte Quailes an einen Spuk. Der Mann war mittelgroß, stämmig und hatte ein Lächeln auf dem nun glattrasierten Gesicht.

      »Black Harns!« stöhnte Quailes. »Wo ist dein Bart? Black, was willst du hier?«

      In diesem Moment wußte er, was niemand in diesem Land geahnt hatte. Sie hatten sich alle immer gefragt, woher Cole Young eigentlich dauernd Geld bekam. Quailes erkannte die Wahrheit.

      Es war vier Jahre her, zu Beginn von Harris’ Banditenzeit gewesen. Damals hatte Harris erst Pferde und Rinder gestohlen, später dann Kutschen überfallen.

      »Am hellen Tag«, ächzte Quailes. »Brad, seid ihr verrückt geworden? Wenn euch jemand gesehen hat? Um Gottes willen, ihr habt doch erst vor sechs Wochen die Bank von Winnemucca überfallen. Wenn sie euch erkannt haben?«

      »Ohne Bart?« Harris lachte breit. »Mann, ich könnte mich in Reno mitten auf die Straße setzen, und keiner würde mich erkennen. Ihm ist schlecht, Cole, schätze ich.«

      »Du warst dabei«, sagte Quailes. »Cole, du warst immer dabei, wenn Brad einen Überfall machte. Daher das Geld.«

      Sie lachten leise und grimmig. Der Spott leuchtete aus ihren Augen.

      »Du großer Geist«, rief Quailes. »Ihr wollt Powell die Pferde abnehmen. Und ich soll sie verkaufen.«

      »Yeah, du!« sagte Harris eiskalt. »Anson, du wirst uns auch helfen, sie zu stehlen, weil du etwas einhandelst, wenn es Powell nicht mehr gibt. Ist er nicht da – und er wird tot sein, wenn wir mit ihm fertig sind – bist du der größte Händler in diesem Land. Du selber hältst dich heraus. Dich wird niemand bei dem Überfall sehen. Deine dicke Figur würde dich gleich verraten. Wir brauchen nur Grinner und Link. Mit den beiden sind wir zehn harte Burschen. Unser Plan ist fertig. Powell hatte etwas Ärger unterwegs. Randlin kam ihm vor die Stiefel bei der Jagd. Jetzt stört ihn niemand mehr. Sie reiten die letzten Pferde zu. Wir haben noch eine Woche Zeit.«

      »Woher wißt ihr das?«

      Harris spuckte auf den Boden. Er grinste.

      »Woher schon?« erwiderte er wegwerfend. »Den Plan hatten wir schon, als hier noch keiner wußte, daß Powell Pferde für die Bahn besorgen sollte. Wir erfuhren es viel früher als du, Quailes. Well, und dann rechneten wir uns etwas aus. Nur eine Kleinigkeit, Mister: Powell brauchte Männer zum Fang. Der Narr hat keine Ahnung, daß sein Freund Santiago jemanden anwarb, der für uns arbeitet. Wir wußten immer alles über Powell.«

      Quailes schluckte einen Kloß hinunter, der ihm plötzlich in der Kehle saß.

      »Jake Randlin?« fragte er kurzatmig. »Was für Ärger machte er Powell?«

      »Eine ganze Menge«, erwiderte Cole Young bissig. »Er versuchte, Powell die Wildpferdherde abzujagen. Jetzt ist er tot wie Snake-Jim, der Narr. Das ist vier Tage her, Anson. Also, Mister, machst du jetzt mit oder nicht?«

      Quailes schloß die Augen. Er kannte drei Pferdehändler in Oregon, die jeder für sich achtzig Pferde abnehmen würden, wenn er sie zu einem vernünftigen Preis verkaufte. Sie würden keine Fragen stellen.

      Powell! dachte Quailes. Und der Haß, den er auf Powell hatte, packte ihn erneut. Powell ist fertig, wenn er die Herde verliert.

      Harris hatte noch jeden geschafft. Der knallte Powell ab. Dann kaufen die Leute nur noch bei mir.

      Der größte Händler in dieser Gegend: Ich, Anson Quailes.

      Cole warf Harris einen Blick zu. Er grinste knapp.

      »Ein


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