G.F. Barner Staffel 5 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 5 – Western - G.F. Barner


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Die Herde wurde jeden Abend in eine der tieferen Schluchten getrieben, die sie dann mit einem Sperrzaun verschlossen. Das Mondlicht lag über der Schlucht. Es beschien eine müde Herde und ein Camp, in dem nun Ruhe einzog.

      Langsam zog Walkey sein Pferd herum. Er hörte den klappernden Hufschlag von Caskers Pferd drüben. Der zweite Postenreiter erschien jenseits der Schlucht und ritt nach Norden auf das Camp zu. Seine halbe Runde endete hinter den drei nebeneinanderstehenden Wagen. Kam Casker zu den Wagen und den dort gesattelt stehenden Reitpferden, zu denen noch einige ungesattelte kamen, machte er kehrt.

      Während Casker dann kehrtmachte, erreichte Walkey das steile Ende des Bacharmes über der Herde. Auf diese Weise ritt immer einer der Posten in unmittelbarer Nähe der Herde. Er konnte beim leisesten Anzeichen von Unruhe in der Schlucht das Camp warnen. Die Männer brauchten dann nur auf die Pferde zu springen und am Sperrzaun sichern.

      Eine Überraschung wie damals, als Ira Devlin gestorben war, konnte nicht mehr vorkommen.

      Walkey ritt zurück, blickte nun jedoch unausgesetzt nach rechts in die Büsche. Er war noch keine 30 Yards weit gekommen, als er die Bewegung in dem Busch ausmachte.

      »Sssst!«

      »Ich habe dich schon gesehen«, zischelte Walkey. Er sah sich nach Casker um, aber der ritt gerade am Camp vorbei und wurde vom Feuerschein beleuchtet. »Alles in Ordnung? Verdammt, ich konnte euch nicht mehr warnen, der alte Morgan blieb mit dem Wagen liegen. Ich hoffte, ihr würdet es sehen.«

      Der Mann neben dem Busch richtete sich kurz auf. Nun erst sah Walkey, daß es Brad Harris selbst war.

      »Charlie kam und sagte Bescheid«, antwortete Harris kalt. »Keine Sorge, der Oldtimer und das Girl sitzen fest. Hör zu, Ross, du mußt bei der übernächsten Tour, wenn der Bursche hier oben ist, an den Wagen vorbei zu den Reitpferden kommen. Schaffst du das, oder fällt es auf?«

      »Kein Stück«, gab Ross Walkey leise zurück. Er hielt und stopfte seine Pfeife. Falls Casker ihn sah, hatte er eine gute Erklärung. »Soll ich sie losmachen? Die sind immer mal unruhig. Fragt einer, sage ich, sie hätten sich bewegt.«

      »Nicht gleich losmachen, schneid das Seil an, aber nur an einer Seite. Dann reitest du die nächste Runde. Kommst du danach zurück, machst du das Seil an der anderen Seite los.«

      Walkey nickte. Er wußte, was er zu tun hatte. Das Seil mußte reißen, und packte er es am anderen Ende, konnte er binnen Sekunden mit allen Reitpferden aus dem Bereich des Feuers und der Wagen jagen.

      »Gut«, flüsterte er. »Und Casker?«

      Er schluckte plötzlich. Obwohl er ein Bandit war, hatte er sich in diesen vier Wochen so an die Männer gewöhnt, daß er zum erstenmal das verfluchte Gefühl hatte, ein Verräter zu sein. Es war etwas anderes, wenn er sich in einer Stadt aufhielt und nur eine Bank beobachtete, während er angeblich Arbeit suchte.

      Hier hatte er mitarbeiten müssen. Er kannte jeden Mann. Er hatte mit ihnen gegessen, mit ihnen gelacht, ihren Tabak geraucht. Es waren Dinge, an die Ross Walkey vorher nicht gedacht hatte.

      »Dem besorgen wir es schon«, sagte Harris kaltblütig. »Mach dir um den keine Gedanken, Ross.«

      »In Ordnung«, zischelte Walkey. Er sah nur noch das Wippen der Zweige. Dann war Harris verschwunden, und Walkey ritt weiter.

      Verfluchter Dreck, dachte Walkey und preßte die Lippen zusammen. Als ich neulich von diesem verdammten Wildhengst flog, hob mich Casker auf und gab mir zu trinken. Die bringen ihn um, wenn ich unten bei den Pferden bin. Dann ist er am Ende der Seitenschlucht neben den Büschen. Der sieht sie nicht mal, er hört sie auch nicht. Sicher macht es wieder Chris mit seinem verfluchten Messer. Chris trifft auch in der schwärzesten Nacht einen Mann auf zehn Schritte.

      Über Ross Walkeys Rücken rieselte es kalt.

      Sie lagen still und ließen ihn vorbeireiten. Casker war nun auf dem Rückweg vom Campfeuer zum Ende der Schlucht. Er hörte nur das Prusten rechts unten im Tal. Von dem leisen Knirschen, mit dem sich hinter ihm der hagere, sehnige Bandit erhob, vernahm er nichts. Der Bandit wog sein Messer noch einmal kurz in der Faust. Dann hob er den Arm und schleuderte das Messer.

      Casker spürte nur einen Schlag.

      Vor ihm raste plötzlich eine grell leuchtende Flammenwand in die Höhe. Schmerz fraß sich durch seinen Rücken.

      Casker öffnete die Lippen. Er wollte schreien, aber es war nur ein lallender Ton, der über seine Lippen drang.

      Aus der Feuerwand vor ihm kam nun der Schatten eines Mannes. Dann fiel die Feuerwand in sich zusammen, und nur noch der Schatten war da, ein Mann, in dessen Gesicht Casker einen Moment blickte. Danach verschwamm das Gesicht in wogenden Schleiern.

      Boyd Casker fiel vom Pferd in die Arme des Banditen. Während der eine Bandit ihn wegzerrte, sprang der andere in den Sattel von Caskers Pferd.

      »Erledigt«, sagte jemand in den Büschen. »Die Pferde her, schnell! Und dann runter!«

      Vier Männer stürzten davon. Sie verschwanden in der Dunkelheit zwischen den Büschen. Nur Harris und zwei andere Männer blieben zurück. Sie duckten sich, als sie am Rand der Schlucht in Richtung des Feuers liefen. Hart am steilen Abhang des Tales tauchte vor ihnen ein Mann auf.

      Es war Cole Young: Er hatte sein Gewehr bereits in der Faust.

      Youngs Gesicht war so kalt wie immer. Er deutete stumm auf die beiden am Boden liegenden, um zwei Büsche geschlungenen Seile.

      »Werft sie über die Wand«, zischte Harris den beiden Männern zu. »Schnell, verdammt – Ross Walkey ist schon auf dem Weg zu den Wagen. Er reitet langsam, aber er kann sich keine Ewigkeit bei den Pferden aufhalten. Macht schnell. Schneidet den Draht durch.«

      Sie schleuderten die Seile über die Kante und verschwanden in der Tiefe. Auf die Wand fiel kein Mondlicht. Der tiefe Schatten nahm die beiden Männer auf. Steine rollten leise. Pferde schnaubten, wichen ihnen aus, als sie unten waren und gebückt zum Sperrzaun rannten.

      Der eine Bandit starrte zum kaum weit entfernten Feuer. Dann glitt er an den ersten Draht heran. Seine Zange fuhr hoch, während der andere den Draht packte. Es gab nur einen knappen Ruck, als der straff gespannte Draht jäh zurückschnellte.

      »Schnell, den nächsten«, wisperte der Bandit. Er ließ den Draht behutsam los, legte einen Stein auf das abgekniffene Stück. »Mach schon. Ross ist vor den Wagen.«

      Sie mußten es schaffen, ehe Ross vor dem Halteseil hielt. Irgendwo weit hinten kam leise das Geräusch von herabfallenden Steinen durch das Prusten der Pferde in ihrer Nähe. Sie wußten, daß vier Partner in diesem Augenblick ihre Pferde über die steile Geröllhalde am Ende des Creekeinschnittes herabführten.

      Wieder kam das Klicken – der nächste Draht war durchgekniffen. Binnen zwanzig Sekunden kappten sie auch den dritten Draht. Nun brauchte nur ein Pferd gegen den Draht zu laufen, dann mußte er aus den Ösen rutschen, hochschwirren und den Pferden den Weg zum Camp freigeben.

      Als sie zurückrannten und die Seile packten, um die Wand emporzusteigen, starrte Harris von der Höhe herab auf das Feuer und die Wagen. Harris sah die Männer unter sich. Einige saßen noch um das Feuer.

      »Powell«, flüsterte Harris. »Cole, wo ist Powell?«

      »Rechts«, antwortete Cole Young leise. »Am Küchenwagen beim alten Honkey Smith. Sie stehen im Schatten, siehst du sie?«

      »Verflucht«, knirschte Harris. »Wenn er dort stehenbleibt, Mann. Kein gutes Ziel, was? Erwischst du ihn ganz sicher?«

      Cole Young nahm langsam das Gewehr hoch. Er zielte bedächtig. Der Gewehrlauf schwenkte über das Wagenende. Dann stand er genau auf der Mitte des dunklen Schattens.

      »Ich habe ihn«, gab Cole kalt zurück. »Was macht Ross jetzt? Sag mir, wo er ist. Ich kann Powell nicht aus den Augen lassen. Wenn wir den nicht erwischen, verlieren wir das Spiel, Brad, darauf kannst du wetten. Was macht Ross?«

      »Er hat noch zehn Yards bis zu den Pferden«, zischelte Harris. »Gleich


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