G.F. Barner Staffel 5 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 5 – Western - G.F. Barner


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»Noch eine Laterne, schnell, Santiago!«

      Es dauerte keine Minute, dann hatte er genug gesehen. Das wenige Gras unter einem Busch neben der Rinne hatte umgebogene, geknickte Halme.

      »Schlangen«, knirschte Powell. »Hier lag ein Mann. Blake konnte ihn nicht sehen. Der Kerl kroch in der Rinne nach vorn. Und dann warf er die Schlangen nach unten. Snake-Jim, Lorenzo!«

      »Boß?«

      Snake-Jim, dachte Lorenzo, dieses Rattengesicht. Er hat Ira umgebracht, Snake-Jim.

      »Vier Mann reiten. Er hat keine Stunde Vorsprung. Wir werden ihn einholen, den Hundesohn, ihn und Randlin!«

      Lorenzo wirbelte herum und rannte zurück.

      Randlin, dachte der Zureiter, Randlin und Snake-Jim. Dafür bezahlen sie mit ihrem Leben.

      *

      Mathews Connors hing fast mit dem Kopf auf dem Hals seines Pferdes. Er war todmüde, seine Augen brannten wie Feuer. Die Lippe schmerzte, die durch Randlins Hieb aufgeschlagen worden war. Sie war doppelt so dick wie vorher.

      »Matt, du Narr – he, schläfst du?«

      »Was?« ächzte Connors, fuhr zusammen und setzte sich wieder gerade. »Was ist, Boß?«

      Im Grau des Morgens sah er, daß Snake-Jim schon sechzig Yards vor ihm ritt. Randlin hatte gehalten, hob drohend die riesige Faust.

      »Was los ist?« schrie Randlin wütend. »Du merkst wohl nicht mehr, daß du immer langsamer wirst und zurückfällst? Soll ich dir ins Kreuz schlagen, damit du munter wirst? Wir müssen weiter!«

      »Ja, ja, weiter«, leierte Connors. »Ich bin so müde, Boß.«

      In der nächsten Sekunde knallte die Faust in seine Seite. Er schrie vor Schmerz und Schreck, wurde jäh wieder munter.

      »Das mach ich jetzt jedesmal, du Tölpel!« fluchte Randlin. »Du hältst mit, Mensch, sonst erlebst du was. In zwei Stunden sind wir in der Smoke Creek Desert. Dort verweht der Wind alle Spuren. Los, komm jetzt!«

      Randlin hob den schweren Stiefel und stieß ihn Connors Pferd in die Flanke. Das Tier schnaubte erschrocken, lief dann schneller und rückte zu Snake-Jim auf.

      »Bist du jetzt munter, Schlafmütze?« erkundigte sich Snake-Jim höhnisch. »Die sechs Stunden wirst du wohl noch durchhalten, was? Wenn wir durch die Wüste sind, kann uns eine ganze Armee suchen. Verlieren sie unsere Spur, haben sie auch keine Beweise. Drei Reiter, mehr können sie nicht behaupten, klar?«

      Randlin sah sich nun immer öfter um. Es wurde zunehmend heller über den Bergen. Im Osten zeigte sich der erste rote Streifen am Horizont.

      »Der kommt nicht«, brummte Snake-Jim, als Randlin nach hinten starrte. »Ich bin zu schnell geritten, Jake. Selbst wenn sie nur drei Stunden zu tun hatten, um wenigstens ein paar der Gäule wieder einzufangen, was hätte er sehen können? Yeah, vielleicht sind sie uns nachgekommen, aber im Schritt, höchstens im Trab und mit Laternen. Ich sage dir, wir haben vier bis sechs Stunden Vorsprung.«

      »Und wenn nicht?« giftete Randlin voller Unruhe. »Der Hund hat einen Pakt mit dem Teufel, sage ich dir. Powell findet alle Spuren.«

      »Dafür reiten wir ja wie die Narren zur Wüste«, antwortete das Halbblut achselzuckend. »Die Spuren verwehen, die sieht auch Powell nicht mehr.«

      »Mensch, wenn die Gäule nun nicht durch den Zaun gegangen sind, was dann?« stieß Randlin hervor. »Ich weiß nicht, verdammt, ich weiß nicht. Ich habe dauernd das Gefühl, daß mir einer im Nacken sitzt.«

      »Es kommt keiner!« knurrte Snake-Jim. »Na los, sieh dich doch um ob, einer hinter uns reitet.«

      Er sah zurück und fluchte wild. Randlins Unruhe steckte auf die Dauer an. Zuerst hatte Randlin sich rächen wollen. Nun bekam er es mit der Angst zu tun. Solange es dunkel gewesen war, hatte sich Randlin sicher gefühlt. Mit dem aufkommenden Tageslicht aber schien Randlin jeden Moment mit dem Auftauchen von Verfolgern zu rechnen. Irgend etwas hatte Randlin verändert. Der Riese, der sich sonst vor nichts und niemand gefürchtet hatte, kannte plötzlich Angst.

      »Na, ist da was?« höhnte Snake-Jim. »Du wolltest es doch so haben – oder? Hölle und Pest hast du Powell an den Hals gewünscht, umbringen wolltest du ihn. In Wirklichkeit hast du Angst, weil er dich verdroschen hat. Los, sieh dich um, dann kannst du sehen, daß…«

      Im nächsten Moment schwieg Snake-Jim. Randlin sah sich wirklich um, sperrte aber plötzlich die Augen weit auf und verfärbte sich.

      »Da«, rief Randlin verstört. »Und was ist das? Staub, hinter uns ist Staub.«

      Seine Hand fuhr hoch. Sie deutete nach rechts zur Flanke des Bergrückens, an dem sie vor kaum einer Viertelstunde vorbeigejagt waren.

      Snake-Jims Blick flog hinüber. Und dann sah er die kleine dünne Staubwolke. Das Gesicht des Halbblutes nahm eine schmutziggraue Farbe an.

      »Los!« schrie er eine Sekunde später schrill vor Furcht. »Schnell, vorwärts! Da kommen sie. Das sind mehrere Männer! Das ist nicht möglich – unmöglich, Jake. Sie können es nicht sein.«

      »Du verfluchter Bastard!« brüllte Randlin in wilder Wut. »Wer soll das sonst sein? Sie holen uns ein. Du verfluchter Kerl, du willst keine deutliche Spur hinterlassen haben? Wir kommen nicht in die Wüste, das schaffen wir nie. Den bring ich um, weil ich nicht weglaufen werde. Der schießt uns über den Haufen, aber ehe der Kerl das tun kann, lege ich ihn auf die Nase! Los, weiter – voller Galopp!

      Sie trieben ihre Pferde an und preschten durch ein langes Tal mit flachen Hängen, ehe das Gelände wieder steiler wurde.

      Auf den Felsen oben sahen sie sich um. Nun war es so hell, daß sie jene Punkte in ihrem Rücken deutlicher erkennen konnten. Es waren mindestens ein halbes Dutzend Punkte – und sie waren schon größer.

      Randlin jagte um die Felsen, dann aber riß er sein Pferd auf die Hacken.

      »Halt!« keuchte er finster. »Hier warten wir. Runter von den Gäulen. Sollen sie kommen, wir knallen sie zusammen. Der Hund hat die besseren Pferde, weit kämen wir nicht mehr. Kämpfen wir es hier aus.«

      Er griff Connors Pferd am Zaumzeug und riß es herum. Fluchend stieß er Connors aus dem Sattel und warf ihm das Gewehr zu.

      »Du wirst auch schießen!« schrie er ihn an. »Wir lassen sie ganz nahe herankommen, dann erst tauchen wir auf und schießen. Sie dürfen keine Chance haben.«

      Snake-Jim preßte die Lippen zusammen. Er wußte, es war ihre einzige Chance, davonzukommen. Der erste Mann, der aus dem Sattel kippte, mußte Powell sein.

      Plötzlich hatte Randlin wieder jenes Gefühl der Leere im Kopf, die Ahnung, daß er verlieren würde.

      Es war wie damals, als Powell zu schnell und zu schlau für ihn gewesen war. Einen Augenblick fehlte ihm die Luft, er wollte reden, aber er konnte nicht, denn nun sah er sie.

      Sie kamen durch das Tal auf die Felsen zu, doch sie ritten langsam. Drei Reiter, sechs Pferde, die weit auseinandergezogen ritten. Sonne hauchte sie mit den ersten Strahlen an. Ihre Schatten waren lang und schienen nach Randlin zu greifen.

      Randlin keuchte.

      Er lag zwischen zwei Felsblöcken und wußte, daß sie ihn nicht sehen konnten. Noch waren sie zu weit entfernt, ihre Gesichter waren nicht auszumachen.

      Powell, dachte Randlin, welcher ist Powell? Verdammt, warum reiten sie so langsam, warum kommen sie nicht im vollen Galopp hier herauf?

      »Jim«, rief er gepreßt. »Jim, was haben sie vor? Verflucht noch mal, warum zögern sie denn? Siehst du Powell, Jim?«

      Das Halbblut lag hinter einem Stein und fror. Jim hob den Kopf und fuhr mit einem heiseren Schrei herum. Hufschlag erklang jäh im Osten.

      Darum also, dachte Snake-Jim und flog in einem Satz nach rechts, ritten sie so langsam.

      Wir haben uns täuschen lassen.

      »Jake,


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