Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman - Karin Bucha


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»Ist Ihnen der Schreck auf die Sprache geschlagen?«

      Sie legt den Kopf hochmütig in den Nacken.

      »Glauben Sie ja nicht, daß Sie mich noch einmal aus der Ruhe bringen können. Ich will mich ganz einfach nicht mit Ihnen unterhalten, kapiert?«

      Er lacht hellauf.

      »Einverstanden! Schweigen wir!«

      Der Kellner bringt dem Mann mit dem dunkelglänzenden Haar und den hellen Augen Kaffee, und Maritta gibt ihre Bestellung auf.

      Als ihr der Orangensaft serviert wird, geschieht es mit zuviel Schwung, und ein Teil davon ergießt sich auf Marittas Kleid. Der Kellner ist entsetzt und ergeht sich in gestammelten Entschuldigungen.

      »Franzl«, hört Maritta den Unbekannten lachend sagen, »du bist ein Esel. Seit wann verliert du beim Anblick einer schönen Frau den Kopf?«

      Maritta wendet von dem angerichteten Schaden auf ihrem Kleid die Augen ihm zu.

      »In diesem Falle war es der Orangensaft«, bemerkt sie trocken. Und dem Kellner zugewandt: »Nun machen Sie nicht so viel Aufhebens.

      »Sie sind sehr gütig, gnädige Frau«, stammelt Franzl und braust mit hochrotem Kopf davon.

      »Sie haben Humor, Gnädigste«, spricht der Fremde.

      »Sie merken aber auch alles«, erwidert sie schnippisch.

      »Könnten Sie nicht einmal einen anderen Ton anschlagen?«

      »Wenn Ihnen mein Ton nicht paßt, brauchen Sie sich nur nicht mit mir zu unterhalten.«

      »Ich möchte mich aber mit Ihnen unterhalten«, beharrt er.

      »Sie wollen mich wohl vertreiben?«

      »Um Gottes willen, aber nicht gleich bis ins Wasser.«

      Er macht dabei ein so komisches Gesicht, daß sie gegen ihren Willen lachen muß. Er lacht mit.

      »Wenn Sie lachen, sind Sie hinreißend«, stellt er ruhig fest.

      »Danke«, spöttelt sie. »Ich höre gern Komplimente. Vielleicht fällt Ihnen noch etwas anderes ein, als nur von mir zu sprechen.«

      »Ich finde Sie nun einmal interessant.«

      »Sind Sie etwa ein dichtender Maler?« Tapfer hält sie dem Blick seiner hellen Augen stand. »Sie haben sich noch nicht einmal vorgestellt.«

      »Stimmt, das vergaß ich«, sagt er, keineswegs beeindruckt. »Lassen wir es, wie es ist. So finde ich es reizvoller. Wenn es Sie aber durchaus interessiert. Ich bin arbeitslos.«

      Sie mißt ihn mit einem langen Blick.

      »Sie könnten auch ein – Schwindler sein.«

      Er lacht laut heraus.

      »Sie sind amüsant, meine Gnädigste.«

      Inzwischen hat Franzl für Maritta ein neues Glas Orangensaft gebracht, den sie aus dem Strohhalm trinkt.

      Er betrachtet interessiert das anmutige Spiel ihrer Hände.

      »Schön«, bemerkt er aus seinem Gedanken heraus.

      »Was! Als Schwindler zu gelten?«

      »Hat auch seinen Reiz. In diesem Falle meinte ich Ihre Hände.«

      Sie spürt, wie sie errötet, und dar-über steigt die Wut in ihr hoch.

      »Damit haben Sie mich endgültig vertrieben. Ober, zahlen!« ruft sie dem vorbeiflitzenden Franzl zu, der auf dem Absatz kehrtmacht und zu ihr kommt.

      Sie erhebt sich, nickt kurz und geht, sich auf hohen, schlanken Beinen wiegend, durch die Tischreihen dem Ausgang zu.

      Er blinzelt abermals hinter ihr her, keineswegs enttäuscht. Sein Auge blitzt auf, als er ein Päckchen bemerkt, das sie vergessen hat mitzunehmen. Schon will er hinter ihr herlaufen, als er sich anders besinnt.

      Er wird die Gelegenheit wahrnehmen und sie im »Haus Stefanie« aufsuchen.

      Maritta bemerkt ihren Verlust erst, als sie im Hause angekommen ist. Es enthält eine besonders hübsche Puderdose, die sie Stefanie Hollweg schenken wollte.

      Sie eilt ans Telefon und läßt den Kellner Franzl ans Telefon bitten.

      Als er sich meldet, ruft sie ihm zu: »Hello, Franzl, hier ist die Dame mit dem Orangensaft. Ich muß ein Päckchen auf dem Tisch liegengelassen haben. Ist es gefunden worden?«

      »Gewiß, gnädige Frau«, hört sie Franz antworten. »Der Herr Professor hat es an sich genommen. Er wollte es Ihnen bringen.«

      »Wer? – Was?«

      Maritta spürt, wie ihr der Atem stockt.

      »Der Herr Professor Keller hat das Paket«, wiederholt Franzl. »Sie brauchen sich nicht zu beunruhigen, gnädige Frau. Er bringt es Ihnen bestimmt.«

      »Ja, natürlich, danke schön.«

      Wie benommen legt sie den Hörer in die Gabel zurück, dann sinkt sie auf den Stuhl neben dem Apparat.

      Professor Keller, der berühmte Maler? Von dem alle Welt spricht? Dessen Bilder sie so oft bewundert hat?

      Sie bricht plötzlich in unbändiges Lachen aus.

      Das ist wohl der größte Witz, den sie je erlebt hat.

      *

      Am Abend ist Maritta von einer ansteckenden Heiterkeit. Nichts hat sie von ihrem Erlebnis verlauten lassen. Aber in ihr ist eine Spannung – und auch eine boshafte Freude. Sie wird ihn, falls er kommt, entlarven.

      Titanus und Stefanie geben sich bei diesem Abendessen große Mühe, nach außen hin heiter und gelassen zu erscheinen.

      Nachdem Milchen den Tisch abgeräumt hat, knipst Stefanie die roten, gelben und rosa Lämpchen in der Veranda an, die Wärme und Behaglichkeit verbreiten. Sie stellt eine Erfrischung und Kleingebäck zurecht, und dann verschwindet sie im anschlie-ßenden Salon, wo der dunkelglänzende Flügel steht.

      Titanus ahnt, was kommt. Er verfolgt die grazile Gestalt, und als er die ersten Töne vernimmt, die unter Stefanies Händen erklingen, lehnt er sich tief in seinen Sessel zurück, die Augen mit der Hand beschattet.

      Selbst Maritta ist in den seltenen Zauber dieser Abendstunde eingesponnen, ein verträumtes Lächeln um den Mund.

      Selten hat Stefanie vor Publikum gespielt, aber noch seltener vor zwei so aufmerksamen, hingerissenen Menschen, wie der Arzt und Maritta es sind.

      Der Flügel singt und klingt unter ihren Händen. Stefanie spielt, was ihr in den Sinn kommt. Sie versteht wunderbar zu improvisieren. Ihr Spiel endet mit dem »Liebestraum« von Franz Liszt.

      Lange bleibt es still, nachdem sie geendet hat. Maritta fängt sich zuerst. Impulsiv eilt sie zu Stefanie und nimmt sie in die Arme.

      »Wundervoll war das. Ich habe nicht gewußt, daß Sie eine so große Künstlerin sind«, sprudelt sie heraus.

      Beschämt löst Stefanie sich von ihr. Aber ihre Augen leuchten dankbar.

      »Ich bin keine Künstlerin. Es freut mich, wenn Ihnen mein Spiel gefallen hat.«

      Scheu blickt sie Dr. Titanus entgegen, der langsam auf sie zukommt, ihre Hand ergreift und sie an die Lippen führt.

      »Ich danke Ihnen, Stefanie«, sagt er mit Wärme, und er merkt nicht, daß er sie beim Vornamen genannt hat.

      *

      Am nächsten Morgen, der sich ebenso strahlend schön an die vergangenen Tage reiht, lehnt Maritta es ab, ein Bad im See zu nehmen. Diesmal hat Stefanie sich freigemacht. Milchen hat sie förmlich aus dem Haus getrieben, immer wieder beteuernd, daß sie wirklich keine Hilfe nötig hätte. So geht sie an Titanus Seite dem Badesteg zu.

      Maritta hat es sich auf der Terrasse bequem gemacht, Zeitschriften liegen um sie her verstreut. Aus allen hat


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