Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman - Karin Bucha


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stürmt zu Milchen und rennt diese beinahe um. Atemlos berichtet sie von ihrem Telefongespräch, überhaupt von allem, was sie erreicht hat, und Milchen muß sich rasch hinsetzen.

      »Also – dann kann es losgehen«, gibt sie endlich trocken von sich. »Aber im Haus darf mir das Mu-

      sterkind Justus nichts reinreden,

      sonst garantiere ich für nichts«, droht sie.

      »Paß auf, Milchen, wie ich mir das gedacht habe. Das Terrassenzimmer wird Speisesaal, der anschließende Salon zum Frühstückszimmer und die Bibliothek zum Aufenthaltsraum bei schlechtem Wetter. Immer wird bestimmt nicht die Sonne scheinen. Die erste Etage verwandeln wir in Schlafzimmer. Das Balkonzimmer bleibt für die Prominenz, falls welche ankommt. Es wird das ›Fürstenzimmer‹. In die anderen Räume lassen wir Waschbecken einbauen. Aus den beiden hinteren Räumen werden Badezimmer. Das habe ich alles mit Doktor Rösler durchgesprochen.«

      »Nun brauchen bloß noch die Handwerker anzumarschieren, dann kann der Trubel beginnen«, bemerkt Milchen in ihrer trockenen Art.

      Obwohl sie dem bald eintreffenden Justus gegenüber eine abwartende Haltung annimmt, läßt sie es sich nicht nehmen, die beiden Zimmer in dem kleinen efeuumsponnenen Haus wohnlich herzurichten.

      Und dann zieht Justus mit seinen Habseligkeiten ein, seinen fünf Pfeifen und einem klugen, fröhlichen kleinen Foxterrier, der seinen Herrn auf Schritt und Tritt begleitet und mit seinem lustigen Gebell Leben auf das Grundstück bringt.

      Bald hängt er auch an Stefanie mit außergewöhnlicher Liebe, und Justus lächelt dazu. Er hat sein Herz auch an das schöne, jetzt so ernst gewordene Mädel verloren.

      Man sieht ihm auf den ersten Blick an, daß er mit der Natur verbunden ist. Trotz seiner sechsundsechzig Jahre hält er sich straff. Sein Gesicht ist von Luft und Sonne gegerbt, und um die Augen, die klug und freundlich in die Welt schauen, liegt ein Kranz von Lachfalten. Aber ein großer Freund vieler Worte ist er nicht. Das hat Stefanie schon vorher gewußt. Sie verstehen sich auch so, und alles, was er ihr vorschlägt, findet ihren Beifall.

      *

      Es ist am fünfzehnten Juli, als Stefanie, in Shorts und weißem Pulli, der die Bräune ihrer Haut noch unterstreicht, dem alten Berthold die Post abnimmt.

      Jubelnd wirbelt sie etwas später zu Milchen in die Küche, einen Brief durch die Luft schwenkend.

      »Der erste Feriengast, Milchen, hurra!« schreit sie außer sich. »Und noch dazu für einen längeren Aufenthalt. Milchen, ach, ich bin ganz verrückt vor Freude. Also hat unsere Reklame eingeschlagen.«

      »Wie heißt er denn, der Gast?« erkundigt sich Milchen erfreut und blickt mit ihren kurzsichtigen Augen über Stefanies Schultern.

      »Titanus heißt er, Philipp Titanus«, antwortet Stefanie, und ihre Hand fährt zärtlich über den neutralen Briefbogen. »Der erste Feriengast, stell dir vor, Milchen.«

      Dann legt sie den Finger überlegend an die Nase.

      »Welches Zimmer geben wir ihm denn? Das ›Fürstenzimmer‹ ist doch zweibettig. Ob er wohl sehr anspruchsvoll ist? Was meinst du zu dem Zimmer mit dem Ausblick auf den See?«

      »Da er der erste ist, kann er sich ja das Zimmer aussuchen«, schlägt Milchen vor, wird aber von Stefanie rasch unterbrochen.

      »Das geht nicht, Milchen«, erklärt sie wichtig.

      »Dann merkt er gleich, daß wir noch keine Gäste haben.«

      Milchen hat sich ihrer Arbeit wieder zugewandt.

      »Das merkt er sowieso, wenn er erst hier ist«, meint sie kurz, und Stefanie muß lachen.

      »Stimmt!« Eifrig bricht sie den anderen Brief auf und stößt einen kleinen Jauchzer aus. »Noch eine Anfrage, Milchen.«

      »Eine Frau. Maritta Leubner heißt sie. Sie bittet um postwendende Antwort. Ich muß sofort schreiben.«

      Und weg ist Stefanie. Sie hetzt hinauf in die Mansarde, wo sie sich häuslich eingerichtet hat, und schreibt an die Frau. Der Mann will sofort kommen. Am sechzehnten Juli will er eintreffen. Stefanies Augen suchen den Kalender. Das ist ja schon morgen!

      Schnell schreibt sie die Antwort an die Dame, dann eilt sie wieder hinab in die Küche zu Milchen.

      »Dieser Philipp Titanus trifft schon morgen ein, Milchen«, sagt sie von der Tür her. »Ich radle schnell ins Dorf und bringe die Zusage zur Post.«

      *

      Am nächsten Tag, der mit Sonnenschein und klarblauem Himmel seine angenehmste Seite zeigt, rollt ein roter Zweisitzer die Auffahrt zum »Haus Stefanie« hinauf, mit viel Gehupe, so daß er die Bewohner des Hauses im Nu auf die Beine bringt.

      Stefanie hat den Wagen zuerst erblickt, und nach einem Blick in den Spiegel, der eine tadellose Erscheinung zurückwirft, geht sie, den ersten Gast zu begrüßen.

      Mit schwungvollem Bogen hält Dr. Titanus vor der Treppe, und als er den Wagen verlassen hat, steht er Auge in Auge Stefanie Hollweg gegenüber.

      Er ist nicht weniger erregt, hat er doch auf der langen Fahrt Zeit gehabt, über die Tochter seines Chefs nachzudenken. Er ist von ihrem lieblichen Anblick zunächst verstummt. Er starrt sie nur aus seinen warmen braunen Augen verblüfft an und muß sich innerlich geradezu einen Ruck geben, um nicht allzusehr aufzufallen.

      »Titanus, Doktor Titanus«, stellt er sich vor. »Sie sind von meiner Ankunft unterrichtet?«

      Seine Stimme kommt ihm selbst fremd vor. Er hat sich ganz und gar in die leuchtend blauen Augen verloren, die ihn groß und erwartungsvoll ansehen. Das ist eine kleine Schönheit – sagt er sich und kommt zwei Schritte näher.

      Stefanie reicht ihrem ersten Gast die Hand.

      »Ich bin Stefanie Hollweg«, hört er eine dunkle, melodische Stimme sagen, die ihn noch mehr in Verwirrung stürzt. »Herzlich willkommen.«

      Er verneigt sich steif, was ihn abermals ärgert. Dummheit, sich von einem Paar blauer Augen so verwirren zu lassen.

      »Ihr Gepäck wird gleich in Ihr Zimmer gebracht«, spricht die schöne, klangvolle Stimme wieder. »Darf ich Ihnen Ihr Zimmer zeigen?«

      Titanus dreht sich um und läßt sein Auge über die schöne Landschaft gleiten.

      »Wunderbar wohnen Sie hier«, sagt er fast andächtig. Schon die Fahrt hierher hat ihn begeistert.

      Leise tritt Stefanie neben ihn. Sie errötet, als habe er ihr dieses Kompliment persönlich gemacht.

      »Ja, sehr schön. Ich liebe jedes Stückchen Erde hier. Ich könnte mir nicht vorstellen, das einmal aufgeben zu müssen.«

      Ein schneller Seitenblick streift sie. Er glaubt, wahre Herzensangst daraus zu hören. Gleichmütig erwidert er:

      »Wer sollte Sie denn von hier vertreiben?«

      Stefanie streicht eine dicke Locke aus der Stirn und seufzt. Dann erinnert sie sich ihrer Pflicht als Wirtin.

      »Darf ich bitten, mir zu folgen? Der Hausdiener wird Ihr Gepäck nachbringen.«

      Wie aufs Stichwort biegt Justus um die Ecke, macht eine kleine Verbeugung vor dem großen Mann und untersucht wortlos den Wagen nach dem Gepäck.

      »Wir haben keine ausgebauten Garagen«, erklärt Stefanie mit Besorgnis Titanus, während sie neben ihm die Treppe ins erste Stockwerk steigt. »Genügt Ihnen eine provisorische Unterkunft für den Wagen? Justus hat sie gebaut.«

      »Zur Not nehme ich ihn auch mit ins Bett«, sagt er, und Stefanie muß herzlich lachen.

      »Dazu dürfte er doch wohl etwas zu groß sein«, gibt sie, von seiner Fröhlichkeit angesteckt, zurück.

      Mit Schwung öffnet sie die Tür zu dem für ihn bestimmten Zimmer, und er läßt seine Augen bewundernd umherwandern.

      »Schön, wunderschön«,


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