Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman - Karin Bucha


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sagen, Liebes.« In seiner Stimme liegt alle Zärtlichkeit, alle Liebe, die er für sie empfindet. »Auch ich habe nachgedacht. Ich kehre zu deinem Vater zurück. Aber ich warte auf dich, Stefanie. Du wirst mich rufen. Ich weiß es, und wo ich auch bin, wenn dein Ruf mich erreicht, dann komme ich und hole dich. Vielleicht gibt es auch eine andere Lösung, Liebes. Vorläufig wollen wir es so machen, nicht wahr?«

      Sie nickt, dabei laufen ihr die Tränen über die Wangen. Zärtlich küßt er sie fort.

      »Ich gebe zu, es war ein Schlag für dich, durch diesen Brief hinter mein Geheimnis gekommen zu sein. Ich wollte schön früher sprechen. Ich habe die rechte Zeit verpaßt. Glaubst du mir, daß ich dich wirklich und wahrhaftig liebe?«

      Wieder nickt sie, weil ihr der Hals wie zugeschnürt ist.

      »Du zitterst, Kleines. Komm, ich bringe dich in dein Zimmer.«

      Er nimmst sie auf seine starken

      Arme, und sie schlingt die Arme

      um seinen Hals und läßt sich willig

      davontragen. Bis auf ihr Bett trägt er sie.

      Die glückselige Freude ist aus seinen Zügen gewichen. Dafür hat tiefer Ernst Platz ergriffen.

      »Laß mir Zeit, Phil, bitte«, flüstert sie erstickt. »Du wirst mir schreiben. Laß mich alles in Ruhe überlegen.«

      »Leb wohl, Stefanie!«

      Eine letzte Umarmung, ein langer, inniger Kuß. Eiligst verläßt Philipp den Raum. Sie lauscht seinen sich immer mehr entfernenden Schritten. Dabei ist ihr, als würde eine eiskalte Faust ihr Herz zusammenpressen.

      Sie hat sich die Tür zu ihrem Glück selbst zugeschlagen – nichts anderes kann sie denken.

      *

      Außer Milchen, mit der er das Geschäftliche geregelt hat, und Justus, der seine Koffer zum Wagen schleppt, bekommt Doktor Titanus niemanden mehr zu sehen.

      Nach vielen Stunden, er weiß selbst nicht, wie lange er am Steuer gesessen hat, passiert er die Einfahrt zu dem Hollweg’schen Sanatorium. Unverzüglich sucht er den Professor auf.

      Er ist allein in seinem Zimmer. Erschrocken springt er auf, als so urplötzlich Titanus vor ihm steht.

      »Titanus, Menschenskind«, ruft er entsetzt über das jammervolle Aussehen des Arztes aus. »Woher kommen Sie? Was ist geschehen? Haben Sie etwa –«

      Erschöpft sinkt Titanus in den tiefen Sessel, den der Professor ihm zuschiebt.

      »Setzen Sie sich, Titanus, sonst fallen Sie mir vor die Füße.«

      Philipp hat wohl die letzte Frage verstanden.

      »Nein«, stößt er mit heiserer Stimme hervor. »Ich habe niemanden bei mir. Hofften Sie auf Ihre Tochter?«

      Hollwegs Augen umschatten sich.

      »Allerdings«, sagt er leise. »Das habe ich zu hoffen gewagt.«

      »Lassen Sie mich erzählen.«

      Und er beginnt, sich alles von Seele zu reden, nichts verschweigt er dem aufhorchenden Hollweg. Es ist eine lange Rede, und Hollweg wird dabei immer mutloser.

      »Das habe ich nicht gewollt, lieber Philipp.« Er schüttelt verzweifelt den Kopf. »Nein, das ganz gewiß nicht.«

      Hollweg vermag nicht mehr ruhig sitzen zu bleiben. Es treibt ihn umher. Schließlich bleibt er vor dem jungen Freund stehen.

      »Nun sind Sie durch mich auch noch unglücklich geworden«, klagt er sich an.

      Titanus lächelt wehmütig zu dem Professor auf.

      »Ich habe die Liebe kennengelernt. Ich werde wiedergeliebt. Ob es einmal auch die Erfüllung für mich gibt, steht in den Sternen geschrieben.« Er richtet den Blick zu Boden und spricht wie zu sich selbst weiter. »Vielleicht ist Stefanie ein unerreichbarer Stern für mich?«

      Hollweg schnürt es das Herz zusammen. Er hat Philipp wirklich liebgewonnen. Er möchte ihm helfen, und er wird ihm auch helfen.

      Entschlossen richtet er sich auf.

      »Gut, daß Sie wieder da sind, Philipp. Sie werden eine gewisse Zeit meine Arbeiten hier übernehmen. Ich fahre selbst nach Deutschland zu meiner Tochter.«

      »Versprechen Sie sich davon wirklich einen Erfolg?« wagt Titanus zu zweifeln.

      »Schließlich ist sie meine Tochter. Anhören wird sie mich unter allen Umständen müssen.«

      Titanus ist nicht ganz überzeugt davon.

      »Ich würde eine Zeit vergehen lassen«, schlägt er vor. »Lassen Sie die Zeit reifen. Vergessen Sie nicht, Stefanie ist auch Ihre Tochter und unbändig stolz.«

      Der Schimmer eines Lächelns steht um Hollwegs Mund.

      *

      Pünktlich, wie vereinbart, trifft Professor Keller ein. Als Fußgänger kommt er durch das Tor spaziert, nur einen Handkoffer bei sich.

      Er wird von Milchen empfangen und in sein Zimmer geleitet. Justus hat den Auftrag bekommen, sich seines nachkommenden Gepäcks anzunehmen.

      Er erfrischt sich und steht bald wieder auf der Terrasse des Hauses. Heimlich lugt er nach den anderen Bewohnern aus. Aber es zeigt sich niemand.

      Stefanie liegt krank und matt in ihrem Bett, und Maritta ist bei ihr. Zu diesem stillen, unglücklichen Geschöpf, dessen fieberheiße Hand sie schützend umschließt, fühlt sie sich mehr hingezogen als zu der vor Schönheit Strahlenden. Mit reiner Beglückung bemerkt sie an sich selbst, daß ihr Herz in Wärme für Stefanie schlägt, und dazu gesellt sich nun das Mitleid.

      Ein wenig hebt Stefanie die tränenschweren Lider, erblickt Maritta und lächelt schattenhaft.

      »Maritta – Sie?« flüstert sie und drückt leicht deren Hand. »Wie schön, daß Sie mir Ihre Zeit opfern.«

      »Wie geht es Ihnen, Stefanie?«

      Liebevoll neigt Maritta sich zu der Kranken hinab und streicht sanft über die feuchte Stirn.

      »Danke!«

      Stefanie schließt die Augen und verhält sich ganz still. Woher kommt diese große Leere? Woher die bleischwere Mattigkeit? Ach ja, Phil ist fort, und er hat ihr Herz mitgenommen.

      Phil! – Phil!

      »Versuchen Sie zu vergessen, Stefanie«, spricht Maritta verständnisvoll an ihrem Ohr. »Sie sind viel zu jung, um an Ihrem Leid zu zerbrechen.«

      »Vergessen?« wiederholt Stefanie, ohne die Augen zu öffnen. »Wenn ich das könnte.«

      »Sie können es, Stefanie – Sie müssen nur wollen«, sagt Maritta eindringlich.

      Die umschatteten Augen öffnen sich. Ungläubiges Staunen liegt darin. Ist diese mitfühlende Frau, die so wundervoll zu trösten versteht, noch die Maritta, die sich kokett lachend über alles hinwegzusetzen schien, was irgendwie in die Tiefe dringen wollte?

      »Haben Sie es auch kennengelernt – das Leid?« fragt Stefanie stockend.

      »Ja, Kleines, es hat mich tüchtig gepackt gehabt«, gibt Maritta mit nachdenklichem Sinnen zu. »Es hat weh getan, und es hat lange gedauert, bis ich zu dem wurde, was ich heute bin. Eine Frau, die nichts mehr tragisch nimmt, die an Liebe und Treue nicht mehr glaubt. Sie werden es auch können.«

      »O nein«, kommt es im kläglichen Ton aus den Kissen. »Ich glaube, ich kann das nicht.«

      »Versuchen Sie es, Stefanie. Bejahen Sie das Leben, aber zerbrechen Sie nicht daran.« Ihre Stimme hat einen fast beschwörenden Klang. »Sie sind viel zu wertvoll.«

      Stefanie lächelt mit Wehmut. »Und Sie sind lieb, Maritta. Ich habe außer Mutti noch nie eine Freundin gehabt.«

      Maritta versteht. Sie drückt die schmale, heiße Hand.

      »Wollen


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