Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha
habe? Nein!«
»Warten wir ab. Es wird Sie auch noch erwischen.« Und daß er dazu lacht, bringt sie direkt in Harnisch.
»Heiraten Sie doch erst mal. Sie haben es bei Ihrem Kind dringend nötig«, haut sie zurück.
Er macht einen zerknirschten Eindruck. »Ich glaube, es Ihnen schon einmal erklärt zu haben. Wer nimmt schon einen Mann mit einem Kind, und noch dazu, wo ich langsam ins gesetzte Aller komme?«
Annemarie lacht hellauf. »Eitel sind Sie gar nicht. Sie fischen nach Komplimenten.«
Er bleibt ernsthaft. »Nehmen Sie mich doch! Sie könnten Ihren Beruf weiter ausüben, und wir nehmen uns eine mütterliche Frau ins Haus…«
Annemarie starrt ihn an, als habe sie nicht recht gehört.
»Sie wollen mich wohl aufziehen?« fragt sie, unsicher geworden.
»Es ist mein voller Ernst.« Er erhebt sich. »Kommen Sie, Annemarie, lassen Sie uns tanzen.«
Etwas wie Angst steigt in ihr auf, aber sie folgt ihm. Zugleich beginnt er abermals:
»Wenn es Ihnen nicht bei mir gefällt, lassen wir uns eben wieder scheiden.« In seinen Augen funkelt es belustigt auf.
»So sehen Sie aus, mein Lieber. Wenn ich mich schon ins warme Nest setze, dann kann mich kein Mensch mehr daraus vertreiben. Nicht einmal der beste Scheidungsanwalt, Herr Doktor Hartmann!«
Er zieht sie fest an sich.
»Soll das heißen, daß du meine Frau werden willst?«
»Hast du mir denn schon gesagt, daß du mich liebst?«
»Ach, das wußtest du noch nicht?« tut er scheinheilig.
»Doch – jetzt weiß ich es«, sagt sie leise.
»Schade«, seufzt er. »Nicht einmal einen Kuß kann ich dir geben. Nimmst du mich nun eigentlich meinetwegen – oder wegen Susanne?«
Sie funkelt ihn an. »Natürlich nur wegen Susanne. Das arme Kind tut mir leid. Und dich nehme ich als Anhäng-sel mit in Kauf.«
»Also doch ein Biest«, stellt er schmunzelnd fest und drückt sie einmal heftig an sich. »Das wirst du mir büßen, mein Liebes. Du kannst die mir angetane Schmach nur mit tausend Küssen wiedergutmachen.«
»Ob dann noch etwas von mir übrigbleiben wird?« Sie seufzt abgrundtief auf. »Niemals hätte ich gedacht, daß man mich einmal so überrumpeln könnte. Nun ja – dafür bist du auch Rechtsanwalt und mit allen Wassern gewaschen.«
»Du bist die Welt für mich«, singt er leise vor sich hin. In seiner Stimme ist Triumph. »Ist das nun eine Liebeserklärung – oder nicht?«
»Jetzt fängst du auch schon mit diesem Lied an. Marina singt es täglich mindestens einmal. Ich glaube, es ist nur für verliebte Menschen geschaffen worden.«
»Gib es zu, daß es doch sehr schön ist?«
»Mein Gott, du wirst doch nicht gewalttätig werden«, entfährt es ihr erschrocken.
»Doch, das werde ich«, droht er. »Vor allen Leuten küsse ich dich.«
»Laß uns lieber an den Tisch zurückgehen. Ich bin bereits jetzt auf alles gefaßt.«
Sie lächelt zu ihm auf, löst sich aus seinem Arm und steuert auf den Tisch zu.
»Wir haben uns soeben verlobt«, sagt sie und beugt sich über Marina, um ihr einen Kuß auf die Wange zu drücken. »Ich bin sehr glücklich«, flüstert sie dabei.
»Das ist doch die Höhe«, markiert Hartmann den wütenden Mann. »Ich hätte diesen Kuß nötig – und Marina erhält ihn.«
»Später – später, mein Lieber«, winkt Annemarie ab. Sie sieht sehr glücklich aus.
Das junge Paar wird mit Glückwünschen überschüttet. Hartmann läßt Sekt servieren, und bald gerät der kleine Kreis in übermütige Stimmung, der selbst Marina nicht zu widerstehen vermag.
Sie gönnt Annemarie das Glück von ganzem Herzen. Sie wundert sich nur, wie Doktor Hartmann das fertiggebracht hat. Annemarie ist nicht so leicht zu erobern. Also die große Liebe!
Als sie sich später vor der Bar trennen, hängt sich Dr. Hartmann bei Annemarie ein.
»Du wirst doch nicht so herzlos sein und mich hier verabschieden wollen? Laß uns bei dir noch einen Mokka trinken. Marina nehmen wir als Anstandswauwau mit.«
»Das sowieso, mein Lieber. Marina wohnt bei mir«, erklärt Annemarie ihm bockig.
»Du wirst sie doch nicht etwa in unsere junge Ehe mitbringen wollen?«
Sie gibt ihm einen Klaps auf die Wange.
»Natürlich, warum nicht? Sozusagen als Heiratsgut.«
Da merkt er, daß sie ihn hänselt.
In der Wohnung, während Marina in der Küche den Mokka zubereitet, nimmt er Annemarie in die Arme und küßt sich an ihren weichen Lippen satt.
*
Von da an gehen sie häufiger als sonst aus, und immer ist Günther Gellert in ihrer Begleitung. Im Geschäft wahrt er nach wie vor Distanz, und dafür ist Marina ihm dankbar.
Manchmal, wenn sie in irgendeiner Bar zum Tanz einkehren, verschmelzen die beiden Männer für Marina zu einem einzigen. Sie sieht in Günther oft seinen Vater, und das macht sie ihm gegenüber zutraulicher.
Nie vergißt er, Marina eine kleine Aufmerksamkeit mitzubringen. Ein paar schöne Blumen, einen Kasten Pralinen. Nie haben diese Aufmerksamkeiten etwas Protzenhaftes an sich.
Sie hat längst erkannt, daß er gern schenkt, und so nimmt sie es von ihm an.
Die Wochen vergehen. Der erste Schnee ist gefallen, und an einem der nächsten Tage macht Günther den Vorschlag, man wolle zu viert in die Berge fahren, und zwar in die Hütte, die seinem Vater gehört.
Mit Feuereifer gehen die beiden Mädchen an die Vorbereitungen für das Wochenende.
»Freust du dich, Marina?« erkundigt Annemarie sich, und diese nickt.
»Sehr sogar.«
Aber dann wäre die Fahrt für Marina fast ins Wasser gefallen.
Doktor Hartmann wird abgerufen, und Annemarie muß ihn begleiten. Er hat einfach nicht locker gelassen.
»Warum willst du nicht allein mit Günther fahren? Er ist doch durch und durch anständig.«
»Meinst du?« zweifelt Marina. Sie hat sich unbändig auf den Ausflug in die Berge gefreut.
»Was gibt es da überhaupt noch zu zweifeln? Du bist doch kein Kind mehr. Irgendeine Hausgehilfin wird wohl da sein«, setzt sie noch ab-schließend hinzu. Und das gibt den Ausschlag.
Günther ist zuerst ein wenig betroffen, als er von Marina erfährt, daß Doktor Hartmann und seine Braut bereits weggefahren sind.
»Nun wird wohl nichts aus unserer Skitour?«
»Aber natürlich, Günther. Wir fahren eben allein«, sagt sie tapfer.
»Im Dorf haben wir eine Frau, die das Haus in Ordnung hält. Die nehmen wir unterwegs mit. Einverstanden?«
Alles wird verpackt und im Kofferraum untergebracht. Marina sieht allerliebst in ihrem Skikostüm aus.
In allerbester Laune brechen sie auf. Nach einer Rast unterwegs fahren sie bis in das einsam gelegene Dorf durch.
Hier hält Günther vor einem kleinen, verschneiten Haus. Ein kräftig gebauter Mann, der sich bücken muß, als er über die Schwelle des Hauses tritt, kommt man freundlich lächelnd heran.
»Tag, Sepp. Lange nicht gesehen. Wir wollen hinauf in die Hütte. Ist alles in Ordnung?« Und als dieser nickt und den jungen Herrn anstrahlt, erkundigt Günther sich schnell: »Wie ist es,